Stephen King - Glas

  • Glas. Glas war für mich DIE Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau, die King jemals so gut zu Papier gebracht hat. Freundschaften konnte er immer schon mit dem nötigen Pathos, aber Liebe nur in kleinen Dosen.


    Gut, aber erst einmal löst er den Cliffhanger. Das Ka-tet bezwingt, Blaine, den wahnsinnigen Mono im Rätselraten und es ist vor allem Eddie, der es durch seinen typischen aufmüpfigen Charakter gelingt, indem er Blaine aus der Reserve lockt. Auf einem Highway einer dystopischen Welt (erinnert an ein Nachfolge-Setting aus „Das letzte Gefecht“ und das ist es auch) stoßen sie auf eine fürchterlich angsteinflößende Stelle, ein Ort wo das Raum-Zeit-Kontinuum aus den Fugen geraten ist und ehe sie weiterziehen, auf dem Weg zu einem Schloss, muss Roland seinem Ka-tet eine Geschichte aus seiner Vergangenheit erzählen.


    Und hier lernen wir Rolands erstes Abenteuer als frischgebackener Revolvermann in Mejis kennen. Offensichtlich ist, dass sein Vater ihn und seine Gefährten aus der Schusslinie haben will, aber die Geschichte in Mejis entwickelt sich als wesentlich maßgeblicher im großen Schicksalsrad, um den „Guten Mann“ zu stoppen, der die ganze Mittwelt bedroht, als angenommen. Hier lernt er seine große Liebe kennen, Susan und mehrere Widersacher, wie die „Sargträger“ und vor allem die Hexe Rhea, die den Auftrag hat, eine Glaskugel zu bewachen mit der man böse Taten sehen kann. Ein rasantes und blutiges Abenteuer, weniger horrorlastig, aber mit einer großen Portion Fantasy und Western. Großartig, wirklich großartig zu lesen.


    Nachdem Roland seine Geschichte erzählt hat, wird es auch um seine Mission und um seinen Charakter viel klarer. Auch seinem Ka-tet. Anschließend stürmen sie das Schloss, wo es mit Randall Flagg und dem überlebenden Anführer aus dem Band zuvor zu einem Gefecht kommt. Und danach? Danach geht es weiter zum dunklen Turm. Das ist es, was sie machen müssen. Alle.


    Dieser Band bekommt von mir 10 von 10 Pferden.

  • Ich war/bin von "Glas" auch schwer beeindruckt. Die Veröffentlichung des Romans war damals der Anlass, mir die Turmsaga überhaupt vorzunehmen. Und ja, nach Kings Nachwort über die Liebesgeschichte, habe ich in einem schwülen Sommer ebenfalls einen Liebesroman verfasst. War eigentlich gar nicht beabsichtigt. Aber so kann's gehen. [Ber]

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    Meine aktuellen Roman-Veröffentlichungen:

    Düsterer Urban-Fantasy-Thriller: "Die Verschwörung der Schatten"

    Spannender Justiz-Krimi: "Mutterliebe" (unter dem Pseudonym Kim Selvig)

    Chaotische Ermittler-Krimis: „Mord mit Seeblick“ - „Mord mit Ostseebrise“

    Polizisten-Krimis: „Auf den Hund gekommen“ - „Mord im Hintergrund“

    Weitere Infos unter www.soeren-prescher.de


    • Offizieller Beitrag

    Meine Meinung (von 2013 allerdings):


    Ich kann das gar nicht beschreiben. Noch nach 200 Seiten hatte ich ganz leise Zweifel, ob der Teil wirklich noch besser werden sollte, als der vorangegangene, wie mir von so vielen Seiten immer wieder zugerufen wurde. Und was soll ich sagen. Er wurde.


    King sagt selbst zu diesem Teil (im Nachwort), dass er fast gescheitert wäre. Angefangen hatte er die Geschichte 1970, war entsprechend jung. 1996 sollte es erst weitergehen. Da, so dachte er, war er längst aus dem Alter raus, in dem er über junge, bedingungslose, lichterloh brennende Liebe schreiben könnte. Er war bereits Ehemann (okay, ich gebe zu, ich musste laut lachen). Es sollte vor allem echt rüberkommen, es sollte zu Roland passen. Das habe ich mir ziemlich schwierig vorgestellt, schon als ich mir den kurzen Teaser zum fünften Teil durchlas. Roland? Der harte Revolvermann, der jüngste seiner Art? Liebe, die ihn für immer verändert. Man kann sich da ganz schön verrennen, glaub ich und plötzlich hat man in der Sonne glitzernde Sargjäger mit drin und dann tauchen Werwölfe auf und – ach lassen wir das.


    Einen großen Teil nimmt also Rolands Lebensgeschichte ein, oder ich sage mal besser: der Anfang von Allem. Wir wissen ja schon, wie Roland formal zum Revolvermann wurde, wie er aber durch die Ereignisse eines Sommer auf eine lebenslange Reise geschickt wird, erfahren wir in diesem Teil. Auch hier geht es immer auch wieder um Rolands aktuelles Ka-Tet, aber vorrangig müsst ihr euch auf eine 1a-Western-Action-Geschichte einlassen, die ohne Eddie, Susannah, Jake und Oy auskommt – dafür lernt ihr seine damaligen Weggefährten und alte, aber auch fortwährende Widersacher kennen. King spinnt hier wieder sehr fein seinen Plot und baut die Spannung wirklich wahnsinnig langsam und fast unerträglich auf. Ich glaube, ich habe mir mindestens fünfmal gewünscht, die Runde Kastell würde nun endlich eröffnet, weil die Szenerie vor meinem geistigen Auge so dermaßen zum Zerreißen gespannt war. Das Wetter, der Himmel, knisterte vor Elektrizität.

    Man kann nicht zuviel erzählen, ohne zu spoilern und ich weiß ja inzwischen, dass einige meiner Leser auf jeden Fall bald mit der Reihe anfangen wollen. Ich werde einen Teufel tun, was zu verraten.


    Fazit: “Glas” ist für mich der bisher stärkste Teil, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich so ist. Ich habe das bisher nach jedem Teil gesagt und langsam schwant mir, dass sie einfach alle so genial und vor allem unterschiedlich sind, dass es keine Rolle spielt. Wer Roland und sein Ka-Tet ins Herz geschlossen hat, muss eh weiterlesen. Ansonsten werden hier auch die Herzen aller Western-Fans gestillt.

    “A reader lives a thousand lives before he dies.” said Jojen. “The man who never reads lives only one.” - A Song of Ice and Fire (George R. R. Martin)