Interview mit Helene Voss – äh – Vincent Fischer – äh – dieser selbsternannten Schlagertante des Horrors. Oder so ähnlich...

    • Offizieller Beitrag

    Zu Beginn des neuen Jahres, habe ich diese abgehalfterte Ex-Schlagertusse Grand-Dame des Horror-Schlagers auf die Casting-Couch eingeladen, um ihr über zukünftige Projekte auf den Zahn zu fühlen. Sie wirkte im Chat alleine immer so gelangweilt, dass ich dachte, etwas Beschäftigung würde ihr gut tun.



    Guten Tag Frau / Herr Fischer-Voss. Hand auf´s Herz: Haben Sie nur mit dem Schreiben angefangen, weil die ständigen Akrobatik-Nummern für die große TV-Gala aufgrund der doch sichtlichen Gewichtszunahme für Ihre Partner zu anstrengend wurden?


    Ich studiere alle Übungen mehrmals ein und meine Ansprüche an mich und mein Team sind dabei sehr hoch. Manchmal vielleicht zu hoch und so sollte es anfänglich nur ein Ausgleich sein, unauffällig und nur in der Fiktion all die ungebliebten Arschkrampen und Nichtskönner quälen und töten zu können. Gewichtstsunami … Pff … müssen die halt mehr Krafttraining machen! Ich bitte Sie!


    Kennen Sie den Film „Dumbo – der fliegende Elefant“? Die letzten Auftritte waren doch deutlich an die Trapetz-Szenen angelehnt, oder?

    Nein. Für so etwas habe ich keine Zeit.


    Wie groß war die Umstellung von Liedtexten, welche ja Dritte für Sie geschrieben haben, zum Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen?


    Nun offenbare ich ein Geheimnis. Bevor ich erfolgreich mit meiner Musik und meiner Performance wurde, war ich Sänger und Texter einer Terror-Jazz oder wahlweise Fleisch-Punk-Band namens Treiber. Im norddeutschen Raum haben wir für mindestens zwei Kisten Bier gespielt und waren damit einigermaßen unterwegs. Großartige Titel wie Fleischklumpen 2, Außer euch weiß niemand davon und Kannibalismus im Uterus sind in dieser Phase entstanden, nur mit unserer Einordnung hatten wir nicht so den Erfolg. Also haben wir eine Fake-Band namens Pimmelbraten gegründet und eine Demo-CD namens Blutstuhl (wie der gleichnamige Song) in einem Tag zusammengestellt und an verschiedene Läden geschickt und das war der norddeutsche Durchbruch. Allein das Cover war Kunst. Eine rohe Bratwurst zwischen einem aufgeschnittenen Ei auf einem senfgelben Teller. Leider haben wir uns als Band aufgelöst. Kinder, Karriere und so. Und da bin ich irgendwie in ein Loch gefallen und habe wieder angefangen Geschichten zu schreiben. Erst Cyberpunk, weil ich begeisterter Shadowrun-Spieler war und dann ging es u.a. durch das ehemalige Horror-Forum mehr und mehr in Richtung Horror.


    Ein Thema zieht sich ja deutlich durch sowohl Ihre Songs als auch durch Ihre Romane. Häufig geht es darum, atemlos durch die Nacht zu laufen. Ist das eine Metapher, die Ihr Leben stark beeinflusst hat? Können Sie da Hintergründe zu benennen?


    Wahrscheinlich waren das die Fluchterfahrungen meines ersten Bandlebens. Immer weg vor randalierenden Gästen, der Polizei. Das typische Terrorjazzer-Leben halt.


    Welche Musik hören Sie beim Schreiben?


    Überwiegend so was wie alles von Cryo Chamber und Javier Navarette sowie das Betz Bachmann Syndrom.


    Der Attraktivität geschuldet, würde ich gerne vom Sie zum Du wechseln. Wäre das genehm?


    Ja, aber nicht immer nur in den Ausschnitt starren.


    Da ich den Fragenkatalog eh im Vorfeld erstellt habe und die Antwort zur vorhergehenden entsprechend nicht vorliegen habe, ignoriere ich das Ergebnis und Duze jetzt einfach ungefragt.


    Mach das.


    An welchen Projekten arbeitest Du zur Zeit? Welche Veröffentlichungen sind für 2020 geplant?


    Aktuell arbeite ich an einem Roman mit zwei Zeitsträngen. Aber mehr mag ich dazu noch nicht verraten. Dann arbeite ich auf einer völlig anderen Baustelle zur Musikgeschichte und augenblicklich sind da Tonträger dran. Ich hoffe natürlich, dass der Roman es noch 2020 schafft, das Licht der Welt zu erblicken. Dazu tummeln sich ein knappes geschriebenes Dutzend Kurzgeschichten in der Veröffentlichungspipeline und alle gefallen mir außerordentlich gut.


    Ist ein neuer Horror-Roman, welcher in der Schlagerbranche spielt, eine Option für die Zukunft?


    Horror geht überall, warum nicht auch in der Schlagerbranche? Aber .. nein, keine Option für die Zukunft, es sei denn es würde fürstlich entlohnt werden.


    Stimmt es, das Du eigentlich als neuer Kapitän des Traumschiffs eingeplant warst, aber der Smutje vehement den Kopf geschüttelt hatte und es deshalb nicht zu dem Job gekommen ist?


    Ja, Köche sind die mächtigsten Menschen an Bord eines Schiffes. Ich bin immer noch ärgerlich darüber, dass ich die Rolle nicht bekommen habe. Ich hätte wesentlich besser mit einem Fernrohr den Sichtschutz anstarren können.


    Du gehst ja in Deinen Geschichten und auch bei Facebook deutlich gegen Verschwörungstheorien und gewisse politische Richtungen vor. Spontan fällt mir aus dem letzten Roman „Infiziert“ die Szene ein, als eine AfD-Politikerin „schmilzt“. Wie viel Gegenwind bekommt man da als Autor zu spüren? Schlägt sich das auf die Verkaufszahlen wieder? Gibt es Drohungen via Mail etc.?


    Bisher hält es sich noch. Die meisten „Drohungen“ kommen wenn, dann über facebook. Ich nehme das aber nicht weiter ernst. Und ob es sich auf die Verkaufszahlen niederschlagen würde oder nicht, das wäre mir egal. Ich habe da eher das Gefühl, ich tue da noch viel zu wenig.


    Hast Du nicht manchmal das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen?


    Nein. Windmühlen sind dazu im Vergleich die höhere intelligente Lebensform, schätze ich.


    Jetzt mal zum Eingemachten: Wie können wir Dich zu einem Gesangsrevival in unserer Kneipe überreden? Natürlich nur im engen Glitzerfummel.


    Hartalk und Koks müssten reichen.


    Die letzte Frage, die ich noch unbedingt stellen möchte, bevor ich Dir das Wort zum Abschluss gebe: Warum?


    Um die aufgerissenen Wunden einer verletzten Seele zu lindern. BÄM, Alter, das sagst du jetzt nix zu, oder?


    Und jetzt bitte Deine Schlussrede. Bevor hier noch jemand meckert, ich würde Dich vom arbeiten abhalten.


    2020 – dazu tanz ich!


    Vielen Dank!

  • Erinnere ich mich recht? Ein Abend in der Leipziger Soupbar, reichlich Cocktails und andere feine Drinks, eine Schar heiterer Autoren und Autorinnen, mittendrin ein junger Mann namens Constantin und der gute Vincent, und irgendwann fiel der Name Helene Fischer und blieb kleben. Wenn mich nicht alles täuscht, war ich bei der Geburt dieses denkwürdigsten aller Spitznamen für einen Autoren der dunklen Phantastik live dabei... [Nerdine]%X^^