• Der Film ist gerade bei Amazon Prime enthalten, gestern habe ich ihn mir angeschaut. Ich fand den stark. Er baut nach und nach eine herrlich unangenehm-gruselige Atmosphäre auf und schafft Spannung fast ohne Jumpscare-Effekte, dafür mit einer Vielzahl erstaunlich ruhiger Bilder und dann wieder abgrundtief bösen Wendungen.


    Ich werde sicher nicht die erste in dieser Runde sein, die den Film gesehen hat, oder? Wie ist denn sonst so die Meinung zu "Hereditary"?


    P.S. Toni Colette glänzt in ihrer Rolle als trauernde, besorgte und zutiefst verzweifelte Mutter. Erstklassig.

  • Danke für den Hinweis! Kommt auf meine Liste. Ich wollte den Film ursprünglich im Kino schauen, aber er wurde bei mir irgendwie nur 1x gezeigt...

    • Offizieller Beitrag

    Gestern Abend habe ich mir den Film angetan. Hätte ich auf mein Bauchgefühl gehört, hätte ich nach 10 Minuten ausgeschaltet. Rückblickend wäre das besser gewesen. Mit 2 Stunden und 8 Minuten ist der Film m. E. 2 Stunden und 4 Minuten zu lang. Ich habe mich selten so sehr über einen Abspann gefreut. Der war dann auch mein persönliches Highlight. ^^


    Das Hauptproblem waren für mich neben dem anscheinend nicht wirklich durchdachten Drehbuch, die Darsteller. Es gab wirklich keinen einzigen der ganzen Besetzung, der halbwegs sympathisch auf mich wirkte und keinen Brechreiz auslöste. Sowohl optisch als auch von der Rolle her. Ich empfand es als schmerzhaft, dem zuzuschauen. Filme mit Toni Colette werde ich nunmehr gänzlich meiden. Ich fand die vorher schon unsympathisch. Hier ging sie eindeutig über meine persönliche Schmerzgrenze.


    Insgesamt kann ich die Lobpreisungen echt nicht verstehen. Vollkommen überbewertet.

  • Ich finde Hereditary herausragend. Die kunstvolle Inszenierung mit dem sublimen Sounddesign, der bedrohlichen Bildsprache und dem latent über allem schwelenden Grauen, das sich erst langsam aufbaut. Dazu das abgründige Porträt einer zerrütteten Familie. Da brauche ich persönlich keine sympathischen Figuren und erfreue mich an der originellen Inszenierung abseits des üblichen Genre-Einheitsbreis. Auch wenn sich über das Ende streiten lässt. Für mich einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre

  • "Hereditary" fand ich damals ja etwas überhypt. Der erste Teil (Das gnadenlose Auseinanderbrechen einer Familie) ist durchaus beeindruckend, wenn der Film aber ab der Hälfte in Richtung Horror kippt, spult er größtenteils leider nur noch die üblichen Klischees ab. Spätestens beim Gläserrücken und dem Abhalten einer Seance hatte er mich verloren. Auch wenn ich verstehe warum diese Szenen enthalten sind...


    Seit ein paar Tagen ist aber Ari Asters Zweitwerk, der zutiefst halluzinatorische Folk-Horror namens "Midsommar" als Stream, Dvd und Blu Ray erhältlich und den sollte man sich mMn unbedingt ansehen, sofern man ihn denn im Kino verpasst hat. "Midsommar" gehört nämlich (neben dem absolut brillanten "Suspira"-Remake von Luca Guadagnino) ohne Zweifel zu den besten Horrorfilmen der letzten Jahre!

    Im Kern geht es auch hier wieder um ein grausames Familiendrama, dysfunktionale Beziehungen, unterdrückte Wut und recht spezielle Formen der Trauerbewältigung (in Verbindung mit einer Emanzipationsgeschichte der etwas anderen Art) - Aber alles woran Ari Aster bei "Hereditary" noch gescheitert ist, bringt er hier zur Vollendung.

    Frei von Fehlern ist "Midsommar" dabei sicher nicht: Der Film erinnert bei der Darstellung des Kults stark an "Wicker Man" und erzählt in dieser Beziehung nichts Neues. Ein paar Kills gingen mir zu sehr in Richtung Backwood Slasher (Stichwort: Maske). Und gelegentlich muss man auch schon etwas Suspension of disbelief aufbringen, da es nicht immer nachvollziehbar ist, warum die Gruppe den ganzen Wahnsinn mit solch einer stoischen Gelassenheit hinnimmt und so lange im Dorf bleibt... Wobei man den letzten Punkt durchaus auch als Kommentar zur aktuellen PC-Kultur verstehen könnte.

    Das alles ist aber sowieso schon schnell völlig egal, da dieser hypnotische Film den Zuschauer (mit seinen endlosen Tänzen, Gesängen und Riten) völlig in Trance versetzt und generell wie ein einziger alptraumhafter Pilz-Trip wirkt, bei dem irgendwann selbst der Bildschirm zu wabern und zu pulsieren scheint.

    Zumal das Ganze auch noch in einem wahrhaft kathartischen (und wortwörtlich orgastischen) Finale mündet.

    Dazu kommen noch eine beeindruckende Hauptdarstellerin (Florence Pugh), eine fantastische Kameraarbeit (Pawel Pogorzelski) und ein großartiger Score von Bobby Krlic (aka the Haxan Cloak).

    Man muss auch Aster's Mut loben, nach dem doch eher mainstream-tauglichen "Hereditary" so einen sperrigen und speziellen Film nachzuschicken, der sicher einigen Zuschauern vor den Kopf stoßen wird. Aber Köpfe werden in "Midsommar" sowieso so einige zerstört. Auch damit sollte man klarkommen können...

    Fazit: Clever, verstörend, berauschend - Ein absolutes Meisterwerk!

    Ich bin immer noch high...