Atkinson: Die Herrin der Wolfsmenschen (Grusel-Krimi)

  • Robert F. Atkinson: Die Herrin der Wolfsmenschen

    Reihe Bob Fischers Silber Grusel-Krimi #99, erschienen am 9.9.1975. Titelbild: Sebastià Boada


    Eigentlich wollte ich einen durchgeknallten Alternative-History Heftroman um eine Rebellion gegen einen schwarzen, faschistischen Deutschen Kaiser in einer südafrikanischen Höhlenwelt lesen – zumal es den Band als kostenlosen pdf-Download gab. Das fing zwar sehr witzig an, wird dann aber derart klamaukig und chaotisch, dass ich nach ein paar Seiten aufgab.


    Jetzt habe ich mich in einem Anfall von Nostalgie daran erinnert, als Kind einige Dämonenkiller-Bände sehr genossen zu haben, und investiere doch ein paar Euros in etwas Ähnliches. Das hier habe ich gestern bestellt, weil es ein tolles Titelbild hat und mich das Thema interessiert. Offenbar (las ich gerade hier) geht es aber nicht um Werwölfe, sondern weibliche Katzenwesen und eine Sonnengöttin in Südamerika. Auch gut. ^^


    Grusel Krimi Die Herrin der Wolfsmenschen.jpg

  • Ich weiß gar nicht ob ich von Bob Fisher schon mal was gelesen habe.

    Die ganze Reihe ist mir völlig neu, das wird also interessant. Ich bin auf der Suche nach einem Dämonenkiller-Band (ich meine, es war ein Buch) darüber gestolpert - den Band habe ich leider nicht gefunden, dort ging es um einen Minotaurus, wenn ich mich recht erinnere.


    Als ich damals in der Lage war, ein echtes Buch zu lesen, hatte ich dann diese Hefte nicht mehr gekauft; u.a. auch, weil meist (oder immer?) die Geisterjäger gewinnen, und das hat mich schon als Kind gestört. Die fand ich einfach nicht so sympathisch.

  • Der Silber-Grusel-Krimi ist die Mutt er des Horror-Heftromans. Die erste Reihe überhaupt

    Oha, da hab ich ja durch Zufall gleich das richtige bestellt. Jetzt haben wir aber erstmal unbefristeten Streik der Briefzusteller ... ;(
    Larry Brent sagt mir ganz ehrlich gesagt gar nichts *pfeif*. Zu der Zeit damals hatte ich noch zwei andere Themenreihen angelesen (einmal Perry Rhodan und das andere war vermutlich John Sinclair), aber in dem Alter hab ich die storylines nicht kapiert. Vielleicht weil das Serien waren, und die Dämonenkiller hatten ja in sich abgeschlossene Geschichten.


    Gibt es eigentlich eine Heftreihe, in dem die "Monster" das Normale sind bzw. gewinnen, oder sind alle Protagonisten grundsätzlich Jäger? Ich meine, in DK sei das manchmal ausgeglichen gewesen, aber ich mag mich irren.

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es eigentlich eine Heftreihe, in dem die "Monster" das Normale sind bzw. gewinnen, oder sind alle Protagonisten grundsätzlich Jäger? Ich meine, in DK sei das manchmal ausgeglichen gewesen, aber ich mag mich irren.

    Spontan fällt mir da VAMPIRA ein. Die Protagonistin ist ein Halbvampir und schlürft gerne mal ein gutes Tröpfchen.

  • Hallo Royston Vasey - Oh, lieben Dank! Da hatte ich Online auch schon ein paar hübsche (und ein paar weniger hübsche :D) Cover von gesehen. Das scheint mir eine Art Textversion der Vampirella-Comix zu sein, zumindest vom Konzept her.


    Ich bin leidenschaftlicher Fan der Vampirella Classics, seitdem ich als Kind eine deutsche Ausgabe mitten auf der Straße (!) gefunden hatte. Das Heft (#12, 1974) habe ich heute noch. :love: Die Reihe wollte ich eigentlich hier auch mal vorstellen ... jedenfalls klingt Vampira ausgesprochen nach meinem Geschmack, da werde ich mir mal was besorgen.

  • So, ich hab’s jetzt endlich durch – hat gar nicht wehgetan, aber ein echtes literarisches Vergnügen war es auch nicht.


    Vorab, ein echt grandioser Einstieg:

    „Etwas Animalisches lag in den Augen der zwölf bildhübschen Exotinnen, die an einem warmen Augusttag die Boeing 707 der Colombo Airlines verließen und mit katzengleichen Bewegungen die Gangway herunterschritten.“

    ^^[Ber]


    Plus:

    Original 70er-Jahre-Flair, unverstelltes Erzählen (s.o.), ein hübsches Setting und als tolles Thema „ursprüngliche Landesmythen/-halbgötter erwachen zum Leben und versuchen, ihre Heimat vor ausbeuterischer Invasion zu retten“. Zwei sehr starke, unabhängige Frauen im Zentrum der Geschichte + ein Held (wenn etwas an dem Text sexistisch ist, ist es gegen Männer gerichtet, die hier reihenweise beim Anblick einer schönen Frau alle Logik und Kontrolle fahren lassen und sich den Bewunderten unterwerfen). Der Plot ist straightforward vorangetrieben, und Geheimnisse werden nicht großartig aufgebaut, was einen leichten Konsum bietet. Am Ende kommt ein versöhnlicher, kontemplativer Moment rein, wenn die Gegenparteien feststellen, dass eine Zusammenarbeit bzw. Kommunikation dem Angriff/Morden vorzuziehen gewesen wäre und zu einem für alle verträglichen Ausgang/Kompromiss geführt hätte. Insofern ist das Stück seiner Zeit weit voraus. Die „Bestien/Göttinnen“ werden nicht durch brutale Gewalt bezwungen, sondern begehen quasi resigniert esoterischen Suizid.


    Minus:

    Dass nicht versucht wird, die Identität der Täter(innen) im Dunklen zu lassen, nimmt ganz enorm die Spannung – schon auf den ersten Seiten wird klar gesagt, dass die eingangs beschriebenen Frauen mystische Wesen / Monster sind, und wer die Opfer (z.B Bauarbeiter im Regenwald) da auf dem Gewissen hat. Insgesamt ist die story im Erzählton wie in Bezug auf ihre Protagonisten ziemlich brav, und dann gewinnen – für meine Sicht, aber auch den Zeitgeist der 2000er – die Falschen. Die Gefahr für die Menschen ist am Ende gebannt und business as usual. Die Sprache ist extrem simpel und ist nicht wirklich schön zu lesen (obwohl mich das nicht grundsätzlich stört, empfand ich das auch als Adjektiv-Overkill). Ein Touch zu humoresk für meinen Geschmack.


    Fazit:

    Nicht so arg gut geeignet, um mich für die Sparte Heftroman zu begeistern. War aber als Blick zurück in die 70er und als exotische Story mit vielen tatsächlich amüsanten Momenten ganz nett für Zwischendurch. Es reizt mich immer noch genug, mal Royston Vasey s Vorschlag zu folgen und mir Vampira anzuschauen, und mir ein, zwei Dämonenkiller-Bücher (erneut) anzuschaffen.

    Nach wie vor bin ich sehr glücklich, das Heft (in 1 a Kondition!) gekauft zu haben, weil das Cover ein echtes Schmuckstück und eine Augenweide ist. Das DIN A 5 Format gefällt mirsehr gut, auch wenn das dünne Papier das Lesen - bzw. Halten - umständlich macht, will man nicht das Cover knicken.


    In Punkten:

    5 von 10 mit einem Toleranzplus für a) das Genre Heftroman und b) die Entstehungszeit.