Train to Busan / Busan-haeng
Südkorea, 2016. 118‘
Regie: Yeon Sang-ho
Vermutlich komme ich mit diesem Review ein paar Jahre zu spät (der Film lief 2016 auf dem Fantasy Film Fest, und es gab wohl auch einen deutsch synchronisierten Kinostart), aber ich habe ihn gestern erst im Finnischen TV gesehen, und war wirklich angenehm überrascht.
Überrascht, weil ich eigentlich Filme, in denen die Zombies sich so schnell bewegen können, nicht mehr gruselig finde, weil Koreanische und Japanische Filme oft (bewusst) kein in-sich-logisches Drehbuch haben bzw. völlig chaotische Plots. Train to Busan ist sowas wie Snowpiercer mit Zombies, und krankt wie viele Zombie-Actionfilme an einigen Logiklöchern und reim-dich-oder-ich-schlag-dich Situationen, aber ich habe da schon wesentlich Schlimmeres gesehen, und war gern bereit, darüber wegzusehen. Anders als viele andere Genrefilme gibt es hier nämlich runde Charaktere, von denen fast alle eine interessante, radikale Entwicklung durchmachen (und diese sind nachvollziehbar, realistisch und ‚in-character‘), und die an sich schon relativ komplex angelegt sind. Es gibt zwar Helden und Antagonisten, aber die ‚Guten‘ haben auch unangenehme und die ‚Bösen‘ positive Eigenschaften. Die Entscheidungen, die die Protas treffen, sind logisch und folgerichtig.
Train hat eine gute Mischung aus practical effects und CGI, und wenn den Zombies mal Zeit gelassen wird, ihre Opfer zu stalken, anstatt sofort auf sie zu springen (Rekord für die kürzeste Infektionszeit!) , ist der Film durchaus gruselig, und das sage ich bei Untoten nicht so schnell. Die Schauspieler sind wirklich ordentlich, und mir gefiel vor allem auch Kamera und Schnitt. Nach 30 min. war ich sicher, der Plot hätte keine Möglichkeit einer spannenden Entwicklung mehr, und dann fängt die Geschichte aber tatsächlich erst an, und findet immer wieder Twists, die ihn spannend machen.
Einige Szenen sind wirklich spektakulär, v.a. die Entgleisung eines brennenden Zuges, das (berühmte) Zombie-Reh, und einige klaustrophobische Szenen, die eigenartigerweise oft in freiem Gelände außerhalb des Zuges spielten. Es war eine gute Idee, den Zug auch mal anzuhalten, und nicht alles in den Abteilen stattfinden zu lassen. Das Ende ist auch sehr gut gemacht, mit einem spannenden Dreh und Kopfnicken gen Night of the Living Dead.
Vor Train to Busan hat der Regisseur den Animationsfilm Seoul Station gedreht, mit gleichem Thema und, von den Bildern her zu urteilen, gleichen/ähnlichen Figuren. In diesem Sommer wurde die Fortsetzung Peninsula / Bando gedreht, die vier Jahre nach der Zombieapokalypse auf eben einer Insel spielen wird.
Seoul Station