Night Visions – Helsinki Horror Film Festival
Ich weiß, von euch wird sich keiner dafür ins Flugzeug schwingen. Aber vielleicht gibt es ja im Programm Filme, von denen ihr noch nicht gehört habt.
Die Jungs haben schon eine relativ ungewöhnliche Auswahl – eine wilde Mischung aus Ami-Trash und Arthouse Kino – und sind angenehm kompromisslos: Night Visions war eines der ganz wenigen Europäischen Festivals, die damals A Serbian Film ungeschnitten gezeigt haben. Es existiert seit 1997, findet zwei Mal jährlich statt, und ist das größte seiner Art in den Nordischen Ländern.
NV hatte in den letzten Jahren für meinen Geschmack zu viele Actionfilme und dreckige Roadmovies, kehrt aber mit „Maximum Halloween 3019“ zu einer interessanten Vielfalt zurück.
Ich hab drei Filme auf dem Plan, und zufällig erinnern mich alle auf verschiedene Art an Filme der 80er Jahre:
Tschechien/Slowakei/Ukraine, 2019. 35mm Schwarzweiß, 169‘, Interslavisch mUT
Regie, Drehbuch, Produktion: Václav Marhoul. Nach dem gleichnamigen Roman von Jerzy Kosiński (Polen/USA, 1965).
Mit: Petr Kotlár, Stellan Skarsgård, Udo Kier, Harvey Keitel, Julien Sands
Ein jüdischer Junge wird von seinen Eltern in Richtung Osten geschickt. Seine Tante, die ihn begleitet, stirbt plötzlich, und so wird die Flucht zu einer Irrfahrt, auf der er ausgebeutet, missbraucht, versklavt und gefoltert wird. Angeblich haben Zuschauer bei Vorführungen massenhaft den Saal verlassen.
Ich hätte nicht die Ankündigung bei NV gebraucht, dass der Film an Elem Klimovs brillanten Komm und sieh (aka Geh und sieh), sowie Andrei Tarkowskis Iwans Kindheit erinnert. (Der Hauptdarsteller aus Klimovs Film, Aleksey Kravchenko, hat in Painted BIrd einen Kurzauftritt. ) Komm und sieh gehört seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsfilmen, weil er grandios gespielt und absolut gnadenlos die Grausamkeiten der Faschisten aufzeigt, ohne selbst ins Ideologische oder Sentimentale abzurutschen. Ein Film, der den Nervenzusammenbruch des Jungen am Ende in einer Art chaotisch-surrealistischem sensory overload zeigt. Ich kann mir grad nicht vorstellen, dass Painted Bird den Film toppen kann, aber visuell/artistisch sieht er nach einem Juwel aus, und genau so, wie ich mir Antikriegsfilme vorstelle. Das könnte glatt der erste gute Film werden, in dem Udo Kier mitspielt.
Blood Machines
Frankreich, 2019. 54‘
Regie & Drehbuch: Seth Ickerman
Symbolistisch-psychedelischer SciFi-Horror, der mich stilistisch an den Animationsfilm Heavy Metal, an Immortal, sowie die Modephotos, Musikvideos und den Spielfilm Visions of Suffering von Andrey Iskanov erinnert (ich bin sicher, Blood Machines hat weder mit dem einen noch dem anderen zu tun). Der Score ist angelehnt an John Carpenter – und auch, wenn ich dessen Filme nicht mag, hab ich aber die Soundtracks damals rauf & runter gehört. Klingt jedenfalls nach einem Augenschmaus, vom Plot lasse ich mich mal überraschen.
Bliss
USA, 2019. 80‘
Regie, Drehbuch, Produktion: Joe Begos
Klingt nach einem wilden Ritt, und bringt endlich Sex & Gore zurück ins Vampirgenre. NV vergleicht den Film mit Abel Ferraras Werken und dem 80er Jahre Grindhouse, was mir beides gut gefällt. Außerdem ist die Hauptdarstellerin echt hübsch, was soll da schiefgehen?
HarryW hat dem Film hier eine Ankündigung gewidmet.
Trailer (und Link zu OnDemand Film)
Interessant sind noch zwei biografische Dokus, Deodato Holocaust (Brasilien, 2019) und Fulci for Fake (UK/ Italien, 2019) – sagt das jemandem von euch was? Zumindest Fulcis Filme finde ich sehr unterhaltsam, aber for Fake sieht – im negativen Sinne – ziemlich schräg und seltsam lahm aus.