Nightrain : Nachtschatten

  • Der letzte oder auch nicht letzte Band von Nighttrain heißt Nachtschatten und hat eine Geschichte von E.M. Angerhuber (Pratts Manifestionen), eine Geschichte von Michael Perkampus sowie drei Übersetzungen von Matt Cardin, Jon R. Padgett und D.P. Watt + zwei Artikel:

    https://nighttrain.whitetrain.…nighttrain-nachtschatten/


    118 Seiten und meine erste Wahl für die Leschallenge. Das Titelbild von Jörg Vogeltanz ist schon mal ein schöner Hingucker. Und Glück hatte ich auch, habe das letzte Exemplar auf dem Bucon erwischt.

  • Die erste Geschichte ist von Eddie M. Angerhuber - Pratts Manifestationen, ursprünglich erschienen in Uwe Voehls Das dunkle Archiv 10 (2000) Zu dem Magazin (oder Heftchen) fand ich nur was im Fandom Observer133:

    https://www.sf-fan.de/fo/fo133.pdf


    Zitat:

    DAS DUNKLE ARCHIV 10

    Din A 4, 4 Seiten, Auflage: ??, 20+

    für 12, Uwe Vöhl, Woldemarstr. 6,

    32105 Bad Salzuflen

    Die zehnte Ausgabe des Info- und Rezensionsfanzines zur Horrorszene bietet aufgrund des Jubiläums ein Special in der Gestalt einer wie immer lesbaren Kurzgeschichte von Eddie Angerhuber, versehen mit einer sehr schönen Illustration von Malte S. Sembten. Daneben gibt es einige kleinere News und eine Rezension, dann sind die vier Seiten auch schon wieder gefüllt.

    Wahrscheinlich für eine Jubiläumsausgabe angemessen, so hätte ich mir doch einen größeren Newsanteil gewünscht... als ob es nichts zu berichten gäbe, mir würde da doch noch das eine oder andere einfallen...


    Die Geschichte wirkt ein wenig von Fletchers Visionen beeinflusst:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fletcher%E2%80%99s_Visionen


    Letztendlich geht es um das dünne Netz der Realität, die Macht der Worte und der Zeit, die in sich gefangen ist. Sehr stimmungsvoll, hat mir schon mal als Auftakt gut gefallen.

  • Von D.P.Watt ist das wohl die erste Veröffentlichung auf deutsch. Archontes Ascendant ist eine fast schon lyrische Geschichte über ein trostloses Leben, über Geschichten, die Hoffnung bringen und der Transformation zum Racheengel, Der Gleiches mit Gleichem vergillt. Das Ende und die Konsequenz muss man mögen, aber eine sehr interessante literarische Stimme. Ich hoffe es bleibt nicht bei der letzten Übersetzung.

  • Die Schwärme unmöglicher Vögel von Michael Perkampus, der eine Vorliebe für lange Sätze hat, ist eher eine Drogenfantasie als eine Geschichte. Ein Toter erwacht zum Leben und durch ihn kommuniziert das Ensemble von Nys mit den Bewohnern einer Welt, die ähnlich und doch vollkommen anders als unsere ist.

    Eine sehr stimmungsvolle Geschichte, surreal und an die russischen Phantasten erinnernd. Hat mir gut gefallen.

  • Die Schwärme unmöglicher Vögel von Michael Perkampus, der eine Vorliebe für lange Sätze hat, ist eher eine Drogenfantasie als eine Geschichte. Ein Toter erwacht zum Leben und durch ihn kommuniziert das Ensemble von Nys mit den Bewohnern einer Welt, die ähnlich und doch vollkommen anders als unsere ist.

    Eine sehr stimmungsvolle Geschichte, surreal und an die russischen Phantasten erinnernd. Hat mir gut gefallen.

    Hallo Michael,

    oh, wow, das klingt aber rundum nach etwas, das mir ausgesprochen gut gefallen könnte. Das werde ich mir mal besorgen. Ich hoffe mal, die story ist nicht nur ein paar Seiten lang.

    Und Glück hatte ich auch, habe das letzte Exemplar auf dem Bucon erwischt.

    Mann, hast du mich erschreckt. Ich dachte gerade, das letzte allgemein, nicht das letzte auf der Messe! =O

  • Die Geschichte hat zwanzig Seiten.

    Und das Buch ist zum Glück nicht limitiert. Hat insgesamt aber nur 118 Seiten.

    Cool, danke! Ist ja nicht so teuer, und wenn das sehr gute 20 Seiten sind, hat sich das allein schon gelohnt.

    Mit Ligottis Conspiracy ... hab ich auch gerade angefangen (irgendwie das Pferd von hinten aufzäumend: VHEM -> Smolin/Unger -> True Detective -> Cabrera: A Critique of Affirmative Morality). Das passt gerade gut.

  • Mammut ,


    oh, super, danke! Läuft jetzt fünf Minuten und gefällt mir ganz enorm gut. ("... so wurden Betttücher herangezogen und in kleine, aktengroße Teile zerschnitten, um Dokumente anfertigen zu können." fck")


    Mit vielem New Weird hab ich meine Probleme, aber an sich finde ich jede Nighttrain / Whitetrain- Publikation sehr interessant. :*

  • Das Beste kommt zum Schluss. Von den Geschichten ist Das Infursorium von John R. Padgett nicht nur die längste sondern auch die herausragendste. Ich kenne den Autor von Facebook und er hat damals Werbung für seine Sammlung gemacht mit dem wirklich einprägenden Titelbild:

    https://jonpadgett.net/?page_id=50


    Zitat aus der Buchbeschreibung:

    With themes reminiscent of Shirley Jackson, Thomas Ligotti, and Bruno Schulz, but with a strikingly unique vision, Jon Padgett's The Secret of Ventriloquism heralds the arrival of a significant new literary talent.

    Siehe hier:

    https://amzn.to/32c5o7t


    Scheinbar, zumindest deutet das der Titel der Sammlung nach der Lektüre dieser Geschichte an, sind es zusammenhängende Stories und ich hoffe, es werden noch welche übersetzt.

    Die Geschichte selbst, Hauptperson ist eine etwas schräge Polizistin, handelt von einer Fabrik und ihren "Nebenwirkungen", von einem Flugzeugabsturz in unmittelbarer Nähe, einem Kult und den Fabriktagen, die die Luft zum Atmen erschweren. Das alles ist dermaßen intensiv und unheimlich, ja wirklich unheimlich, das ist ganz stark.

    Eine echt überragende Geschichte. Ich bin noch ganz gefangen von der Atmosphäre.

  • Zwei Artikel sind im Buch. Daniel Watt referiert über die unmögliche Literatur des Thomas Ligotti.

    Tobias Reckermann kleidet seinen Artikel Seltsame Sache mit einer Mantelgeschichte, ansonsten referiert er über Eddie M. Angerhuber, indem er Uwe Voehl, Jörg Kleudgen und Boris Koch und Matt Cardin über die deutsche Horrorszene rund um die Autorin zurückblicken lässt, wobei oft eher die damalige Szene als die Autorin selbst im Mittelpunkt des Rückblicks ist.


    Insgesamt hat mir Nachtschatten gut gefallen. Die Lektüre hat sich gelohnt.

  • Ich bin da ganz bei dir. Auch für mich war Padgetts "Das Infursorium" der mit Abstand beste Beitrag der Anthologie. Und Next Weird war sicher der gelungenste Band, generell kann man aber die ganze Reihe uneingeschränkt empfehlen. White Train/Nighttrain ist schon eine Lichtgestalt im Kleinverlagssegment und wird mir definitiv fehlen.