Ahmed Saadawi - Frankenstein in Bagdad

  • Auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für die Lesechallenge bin ich auf diesen Roman hier gestoßen, der gleich für zwei Kategorien passen würde: Zum einen ist er (auf Deutsch) 2019 erschienen, und er ist im Original Arabisch, was ja doch etwas ausgefallener ist.


    Beim Verlag Assoziation A heißt es zu dem Buch:



    Ist schon jemand anders hier das Buch über den Weg gelaufen?

  • Oh, es ist jetzt auch auf deutsch erschienen? Danke für die Information. Ich freue mich schon lange darauf, nachdem ein Kollege mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Ich werde es mir besorgen, auch wenn sich etwas in mir gegen dieses Cover wehrt.

  • Inzwischen habe ich mir das Buch gekauft und es gelesen. Es ist ganz anders, als ich aufgrund der Buchbeschreibung erwartet hatte, und das liegt jetzt nicht unbedingt daran, dass es von einem irakischen Autor geschrieben wurde. Es ist kein Genre-Werk, sondern tatsächlich "schöngeistige" Literatur, und das ist aus meiner Sicht aus zweierlei Hinsicht schade. Zum einen ist die Prämisse für ein deftiges Gemetzel vielversprechend. Aus den einzelnen Teilen der Opfer von Bombenattentaten wird ein Geschöpf zusammengesetzt, das dann zum Leben erwacht und für die einzelnen Teile Rache übt. Da das Geschöpf immer wieder neue Ersatzteile benötigt, ist dies ein Feldzug ohne Ende, und auch ein Krieg, der sich irgendwann gegen das Geschöpf selbst richten muss. Das ist ein Konzept, dass man - na gut, zumindest ich - gern tatsächlich umgesetzt lesen würde.


    Und zum anderen: Kann man sich dem Gräuel des Krieges überhaupt mit "schöngeistigen" Mitteln nähern? Vielleicht, in diesem Buch hier zumindest wirken viele Dinge einfach für mich zu harmlos. Möglicherweise ist es aber auch genau das, was den arabischen Erzähler auszeichnet: Für mich ist die Beiläufigkeit, mit der Bombenattentate, umherstreifende Milizen, Folter und Feuergefechte neben dem ganz normalen Alltag behandelt werden, eine Undenkbarkeit; für einen Iraker ist das Normalität.


    Und so folgen wir u.a. einer alten Christin, einem Trödler und Märchenerzähler, einem Jounalisten und einem raffgierigen Makler durch den ganz normalen Irrsinn des besetzten Bagdads, in dem der Soundso auf seinem endlosen Rachefeldzug umherstreift. Die alltägliche, unfassbare Gewalt in den Straßen nimmt in ihm Gestalt an, und darum ist auch er nicht greifbar. Warum genau wurde er erschaffen, für was genau und an wem soll Rache geübt werden? Und: Kann man dieses Monster überhaupt jemals wieder loswerden?

  • ... ein Geschöpf zusammengesetzt, das dann zum Leben erwacht und für die einzelnen Teile Rache übt. Da das Geschöpf immer wieder neue Ersatzteile benötigt, ist dies ein Feldzug ohne Ende, und auch ein Krieg, der sich irgendwann gegen das Geschöpf selbst richten muss. Das ist ein Konzept, dass man - na gut, zumindest ich - gern tatsächlich umgesetzt lesen würde.

    Dann denk halt mal über das Konzept nach. Es gibt zumindest noch jemanden, der das gerne lesen würde, vor allem wenn das Setting ein völlig anderes wäre. Wahrscheinlich würde ich es sogar verlegen ...

  • Dann denk halt mal über das Konzept nach. Es gibt zumindest noch jemanden, der das gerne lesen würde, vor allem wenn das Setting ein völlig anderes wäre. Wahrscheinlich würde ich es sogar verlegen ...

    Das Setting müsste ja schon ein Ähnliches sein wie Bagdad oder der Nahe Osten. Da kann ich nur Clint Eastwood zitieren: "Ein Mann muss seine Grenzen kennen."


    Ansonsten warte ich darauf, dass sich das Buch vom Anbeginn so gut verkauft, dass du unbedingt eine Fortsetzung willst ...