Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten

    • Offizieller Beitrag


    Deutschland hat eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt, ganz Europa ist bis weit nach Nordafrika hinein abgeriegelt. Jenseits der Sahara entstehen riesige Lager, in denen Millionen von Flüchtlingen warten, warten, warten. So lange, dass man in derselben Zeit eigentlich auch zu Fuß gehen könnte, wäre das nicht der sichere Tod.


    Als die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch das größte dieser Lager besucht, erkennt der junge Lionel die einmalige Gelegenheit: Mit 150.000 Flüchtlingen nutzt er die Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums und bricht zum Marsch nach Europa auf. Die Schöne und die Flüchtlinge werden zum Quotenhit. Und während sich der Sender über Live-Berichterstattung mit Zuschauerrekorden und Werbemillionen freut, reagiert die deutsche Politik mit hilflosem Wegsehen, Kleinreden und Aussitzen. Doch je näher der Zug rückt, desto mehr ist Innenminister Joseph Leubl gefordert. Und desto dringlicher stellen sich ihm und den Deutschen zwei Fragen: Was kann man tun? Und in was für einem Land wollen wir eigentlich leben?


    Quelle: https://www.luebbe.de/eichborn…ame=Eichborn%2FStartseite



    Okay, so richtig passt der Roman nicht zu unserem Forum. Es handelt sich um eine bitterböse Satire. Dennoch ist es irgenwie auch eine Dystopie und damit biege ich mir jetzt die Begründung für ein eigenes Thema zum Roman zurecht. M. E. handelt es sich um den wichtigsten Roman der innerhalb der letzten 10 Jahre geschrieben wurde. Dieser Roman legt die Finger tief in die Wunden zum Thema Flüchtlingspolitik der EU und ebenso in den teils zweifelhaften Umgang der Medien mit diversen Themen. Vermes geht in diesem Buch immer einen Schritt weiter, als man glauben mag. Vermes tut wirklich weh. Er mutet dem Leser sehr viel zu und zeigt, in welche Scheiße uns Pegida, AfD und sonstige "Patrioten" reiten können. Und wie hilflos und teils unbedarft die Medien und restlichen Politiker damit umgehen. Wie sich die Menschen vor den Karren spannen lassen... Der Roman ist realistischer und beängstigender als jeglicher Horror-Roman, welchen ich in den letzten Jahren gelesen habe.


    Zu Beginn habe ich mich auf die falsche Fährte locken lassen. Das Buch fängt recht süffig an und ich musste wirklich häufig ziemlich laut lachen. Doch das Lachen bleibt einem beim Fortschreiten der Story immer mehr im Halse stecken. Das Ende ist absolut unvorhersehbar und hat mich sprachlos gemacht.


    Vermes wird sich mit dem Roman definitv viele Feinde gemacht haben. Ich würde wirklich gerne wissen, was für Drohungen er per Mail etc. dafür erhalten haben wird. Dank des Internetzeitalters ist der braune Mob ja ziemlich schnell mit Drohungen und Beschimpfungen dabei.


    Mir hat der Roman die Augen weiter geöffnet. Die aktuelle Flüchtlingspolitik ist fragwürdig. Sich abzuschotten und die Probleme auf andere Abschieben ist abartig. AfD und Co. gehören gemieden. Aber wir leben ja in einem Lummerland und solange es Menschen gibt die behaupten, die ganzen Flüchtlinge in ihren Schlauchbooten seien einfach nur auf eine lustige Bootstour aus, läuft einiges schief. Obergrenzen und Zäune können keine Lösungen sein, solange Menschen verrecken.


    Pflichtlektüre: 1++++++++++++++++++++++++++++++

  • Stolpere ich gerade drüber. Danke für den Tipp. Ich glaube, ich hatte im alten HF damals auch Juli Zehs "Leere Herzen" besprochen, das eher ein sozialkritischer NearFiction-Roman ist, aber m.E. dennoch und gerade mit dem neuen Forum hierher passt.