The War of The Worlds (BBC One, 2019)



  • The War of the Worlds – Dreiteilige Miniserie, BBC One

    Regie: Craig Viveiros (Rillington Place, A. Christie: And Then There Where None, Endeavour)

    Drehbuch: Peter Harness (Wallander, Doctor Who, Jonathan Strange & Mr Norrell, McMafia)

    Produktion: Mammoth Screen / ITV (Remember Me, Ordeal by Innocence, The City & The City, Victoria, Endeavour)

    Darsteller: Eleanor Tomlinson (The White Queen), Rafe Spall (Shaun of the Dead, Black Mirror), Rupert Graves (Sherlock, Scott & Bailey), Robert Carlyle (Trainspotting, 28 Weeks Later, The Full Monty)


    Laut Presse die erste britische Verfilmung des 1897 in den letzten Jahren des Viktorianismus veröffentlichten Romans von H. G. Wells. Anstatt einen weiteren ‚modernen‘ SciFi-Film daraus zu machen, ist die Handlung in das Suffolk der Edwardischen Epoche (1901-1910) verlegt – also in das Zeitalter direkt nach dem, in dem der Roman geschrieben wurde.


    Ich finde das einen absolut genialen Schachzug, der die bekannte Story in einem neuen, aber nicht arbiträr anderen Zusammenhang erzählt; und der das Ganze auch visuell extrem spannend macht. Zumal hier der Krieg gegen die Marsianer quasi den Ersten Weltkrieg vorwegnimmt. (s. Screenshot unten)

    Durch das Setting rückt die Serie genremäßig eher in Richtung Steampunk und Parallel History, als hier eingetretene SciFi-Genrepfade zu beschreiten.


    Der Trailer gefällt mir auch sehr gut, und macht wirklich Lust auf mehr.


    Nachdem die BBC Doctor Who und einige Shakespeare-Verfilmungen zu einem Vehikel für political correctness gemacht haben, bin ich von dem Sender nicht mehr ganz so begeistert, wie ich es Anfang/Mitte der 2000er noch war.

    Allerdings erhoffe ich mir von The War of the Worlds eine ähnlich steampunkig-innovative Literaturverfilmung wie das grandiose The Crimson Petal and the White (BBC Two, 2011), oder ähnlich mutig eigenständig wie die Agatha Christie-Verfilmung, bei der der Sender endlich mal wieder Biss gezeigt und – durch die Abweichung vom Ende der Vorlage – auf Risiko gesetzt hat: Ordeal by Innocence (BBC One, 2018). Überhaupt sind bei War alle Mitwirkenden vor und hinter der Kamera vorher an Produktionen beteilgt gewesen, die ich außerordentlich schätze.


    Die Ausstrahlung ist bereits einige Male verschoben worden, soll aber nun im Spätherbst endlich was werden. Möglich, dass die Miniserie von ihrer US-amerikanischen Konkurrenz, War of the Worlds (Fox) überholt wird.


  • Nils - Schön, wenn die Serie interessiert, ich kann mir vorstellen, dass das nach deinem Geschmack ist! :)


    Felix - Ich hab das mal kurz gegoogelt, und nur einen einzigen Artikel auf deutsch gefunden (auf Serienjunkies.de), wo aber zuerst die beiden Serien verwechselt wurden. Sorry, erstmal sehe ich nix, aber es gibt mAn eh sehr wenig Marketing dafür, ich bin auch nur zufällig drüber gestolpert.

    EDIT: Sorry, Felix du schriebst deutschsprachig ... nicht 'von Deutschland aus'.

    Dazu habe ich nichts gesehen, aber falls sich etwas auftut, erwähne ich das hier gern nochmal gesondert.

  • Das war auch so ein Fall von Was kann da schon schiefgehen?, und die Antwort wäre: Einfach alles.


    Von der BBC als Dreiteiler konzipiert, lief die Miniserie bei uns in zwei 1,5-Stunden Episoden. Durch die erste hab ich mich ganz gequält, die zweite durchgeskippt und im letzten Drittel sogar das aufgegeben.


    In fast allen Kritiken wurde bemängelt, dass The War of the Worlds als reines political correctness-Vehikel konzipiert sei, man nicht einen männlichen Protagonisten/Erzähler mit einer Frau austauschen kann, die Partnerschaft der Hauptfiguren allen Raum einnimmt, den eigentlich die Aliens haben sollten. Ich fand, das klang konservativ-verbohrt (obwohl ich die gleiche Erfahrung mit BBCs Doctor Who gemacht habe), aber muss dem jetzt leider 100%ig zustimmen.


    An sich finde ich Änderungen am Original durchaus innovativ, zwei Beispiele hatte ich im Eingangsposting genannt.


    Hier kann ich mich gar nicht entscheiden, was ich am schlimmsten fand:

    - Hauptdarsteller:

    Eleanor Tomlinson kannte ich nicht, sie hatte eine winzige Rolle in The White Queen (einer BBC Serie, die mir trotz der Romantik außerordentlich gut gefiel); und wurde durch Poldark bekannt, was überhaupt nicht meine Tasse Tee ist. Sie kann nur zwei Mimiken: debil-ekstatisch grinsend und märtyrerwürdig leidvoll. Das trägt keine Hauptfigur und ging mir nach fünf Minuten echt massiv auf den Keks.



    Rafe Spall (Timothy Spalls Sohn) ist noch schlimmer. Ihn kannte ich aus dem wunderbaren Anonymous (Roland Emmerich), in dem er als dreister, intellectually challenged Möchtegern versucht, „Shakespeare“ abzuzocken. Dort hielt ich das für schauspielern, allerdings ist er hier auch nicht anders … Ein furchtbarer Waschlappen, der sich von allen beleidigen und – insbesondere seiner Partnerin – rumschubsen lässt. Hauptaufgabe: bei einem Alienangriff ungeschützt rumzustehen ohne getroffen zu werden. Und mit weinerlichem Gesicht in die Kamera zu winseln. Einen großen Teil der Serie ist er eh off screen, es geht um die Frau und ihr adoptiertes Kind (das wohl nur auftaucht, damit man eine ethnische Minderheit auf die Hauptrollenebene hieven kann, sorry, das wirkte einfach überhaupt nicht organisch).



    - Plot / Aliens:

    Ich erinnere mich noch gut an die alte s/w-Verfilmung, die wirklich spannend und gruselig war. Hier gibt es zwar globale Zerstörung, Explosionen, Ruinen und ein paar vereinzelte Shots von den Monstern und ihrer Maschinen, aber zu keinem Zeitpunkt kommt ein Gefühl der Bedrohung auf. Die zwei stehen da allen Ernstes den Kampfmaschinen im Weg und diskutieren Partnerschaftskonzepte und Scheidungspapiere!


    Die Alieninvasion ist nur Kulisse für ein Thema: die ‚skandalöse‘ i.e. moderne Beziehung der beiden Unverheirateten bzw. der Beleg, dass starke Frauen schon damals eine wichtige Rolle in der Gesellschaft hatten. (Ein löbliches Unterfangen, dann schaue ich mir aber lieber zum dritten MalThe Crimson Petal and the White an, wo das auch Hauptthema ist, aber unendlich viel charmanter und schräger). Die Beziehung scheint aus Wells eigener Biographie entlehnt zu sein, eine interessante Idee, die aber nicht intelligent genug umgestzt wurde.

    In einer Epoche, in der Zuschauer Alienfilme vor allem wegen der ‚Monster‘ sehen, wirkt der Fokus auf die Menschen peinlich unzeitgemäß. Die special effects reißen mich auch nicht vom Hocker.


    - Zusatzärgernis:

    Religionsmarketing. Hier wird so derart penetrant christliche Weltsicht (die dritte Hauptfigur ist ein gleichzeitig anarchistischer wie salbungsvoller Priester) gepusht, dass es schon wie eine Auftragsarbeit der Kirche aussieht. Läuft auch total konträr zum Feminismus-Thema.


    Fazit:

    0,5 von 10 Punkten – der halbe für’s Viktorianische Setting, das eine grandiose Idee war. Die Kostüme waren auch sehr schön.

  • Aller guten Dinge sind drei: FOX TV (file under Dinge, die die Welt nicht braucht) meint, sie müssten auch etwas dazu beitragen, als ob die anderen beiden Versuche nicht schon dusselig genug gewesen wären:


    USA / Frankreich 2019

    Drehbuch: Howard Overman (immerhin drehte der Misfits, Regie: Gilles Coulier und Richard Clark.

    Der arme Gabriel Byrne braucht offenbar Geld, ebenso: Elisabeth McGovern, Daisy Edgar Jones, Lea Drucker, Natasha Little, Guillaume Gouix, Stefane Caillard.


    Trailer Staffel 1

    Trailer Staffel 2


    Tagline: "Condemned to survive" ... So weit ist es nun gekommen, früher hieß es ja immer 'Condemned to die'. ^^

    Zusammen mit - immerhin - StudioCanals offshot Urban Myth Films drehte Fox War of the Worlds als einen Bastard aus Wells' Grundidee und The Walking Dead. Klingt mir sehr nach 'flogging a dead horse'. Ich wusste davon gar nix, hab die Serie gerade in meiner litauischen spekulativen FB-Gruppe gefunden. Dort sind die Eindrücke durchweg extrem negativ, die meisten haben nicht mal die erste Staffel fertiggeschaut.


    Ich finde ja schade, dass die eigentlich recht spannende Vorlage so in den Sand gesetzt wurde. Da liesse sich doch was draus machen, und sei es nur, die Perspektiven umzukehren, ein innovatives Aliendesign zu entwerfen oder einen Plot jenseits von Us vs Them zu versuchen (was ja letztlich bereits The Arrival tat).