• Offizieller Beitrag

    Ich habe noch ein paar alte Meinungen von mir wiedergefunden, darunter die zu diesem Buch.


    Klappentext:

    Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten nach Wakendorf II.

    Wegen der Kinder waren sie aufs Land gezogen. Hatten die Großstadt Hamburg gegen die Gemeinde Wakendorf II eingetauscht. Doch das Landleben ist nicht ganz so beschaulich, wie Liam es sich vorgestellt hat. Erst trifft er bei einem Spaziergang auf einen nackten, gefesselten Mann, dann vermeint er hinter einer Fensterscheibe eine blutige Hand zu sehen. Als Liam in der Alsterniederung einen blutigen Fund macht, überschlagen sich die Ereignisse.

    Und die Pforten der Hölle öffnen sich.



    Meine Meinung (aus dem Jahr 2014):


    Ich habe bisher alles gelesen, was von Vincent auf den Markt kam und kann an dieser Stelle schon mal sagen, dass "Faulfleisch" mein Lieblingsbuch von ihm ist. Ich finde, der Autor zeigt hier eine neue Reife was seinen Stil angeht und das bekommt dem Buch natürlich total gut.

    Bei dem Stempel "Regional-Horrorroman" war ich gespannt, wie es mir gefallen würde. Oft sind mir die Umgebungsbeschreibungen zu detailliert. Man merkt meistens, dass der Autor sein Wissen um die Gegend unbedingt voll ausschöpfen möchte. Ich mag fiktive Orte generell mehr. Der Autor hat es allerdings geschafft, dass ich mich frage, ob er in seiner Freizeit vielleicht auch Führungen durchs Moor anbietet. Das wär was!

    Das Buch hatte durchaus ein paar weniger spannende Seiten, allerdings ist der Plot so originell, dass ich am Ball bleiben musste. Ich habe schon viele Zombie-Romane gelesen, aber dieser hier ist eine spannende Abwechslung. Was mir besonders gefallen hat: Ich finde die Geschichte glaubwürdig! Die Charaktere verhalten sich zudem wie Durchschnittsmenschen in Deutschland sich nun mal verhalten. Keine Veramerikanisierung, keiner hat plötzlich Maschinengewehre in der Hand. Zudem kann sich jeder mit den (teilweise) schrulligen Charakteren identifizieren. Jeder kennt einen Hübi.

    Spätestens im letzten Drittel wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wir nähern uns dem Showdown und die Geschichte, die in der ersten Hälfte noch etwas lose daher kam, wird immer dichter. Hier werden Fäden zusammengeführt und ich war erstaunt, mit welcher Routine der Autor das schafft. Auch gab es interessante Einblicke in die Arbeit der Polizei und Rechtsmedizin, ohne dass es zu trocken oder nervig gewesen wäre.

    Drei Sachen sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: Die Traumsequenz im Kindergarten, aus der Liam schweißgebadet aufwacht. Ich wusste, dass es ein Traum sein muss, dennoch war die Szene so bedrückend und echt, dass mit ein Schauer über den Rücken lief. Das Nächste war eine Nachtszene, in der Liam wach wird und "Das Böse" spürt und daraufhin auch die Vögel verschwinden. G r o ß a r t i g.

    Als Letztes hat mir das Ende, sprich der letzte Absatz, sehr gefallen. Das kann sich mit vielen großen Autoren messen und erinnerte mich irgendwie ganz arg an die Verfilmung von Friedhof der Kuscheltiere - als der kleine Zombie-Gage auf seinen Vater zuläuft.

    Eins hat Vincent Voss allerdings auch in diesem Buch wieder geschafft: Der Hauptcharakter, Liam, ist mir egal. Ich glaube, ich mag ihn sogar nicht sonderlich. Dennoch will man wissen, wie es für ihn, Wakendorf II, Hamburg und ja, die ganze Welt wohl ausgeht. Wenn das keine Leistung beim Schreiben ist....

    Fazit: Spannender deutscher Horrorroman, der das Thema der Zombie Apokalypse neu aufgreift. Regional in Norddeutschland angesiedelt, fühlt man die Bedrohung regelrecht auf sich zuwanken.

    “A reader lives a thousand lives before he dies.” said Jojen. “The man who never reads lives only one.” - A Song of Ice and Fire (George R. R. Martin)