Michael Siefener - Der Teufelspakt

  • Nach einer kleinen Siefener-Pause habe ich letzte Nacht dann endlich "Der Teufelspakt" gelesen.

    Ein recht typischer Roman des Autors: Der Protagonist ist ein Schriftsteller/Alter Ego, es gibt ein geheimnisvolles Buch, einen Hexenkult, eine Femme Fatale, eine Geschichte in der Geschichte... und irgendwann verschmelzen Realität, Fiktion und Wahn immer mehr miteinander. Im Prinzip also ein bisschen "Nonnen" und ganz viel "Albert Duncel" und "Die Entdeckung der Nachtseite". Sogar die "Transformation" des Protagonisten gab es schon völlig identisch in einem anderen Siefener-Buch. Irgendwann beschlich mich daher das starke Gefühl den Roman bereits zu kennen, obwohl ich ihn nie zuvor gelesen hatte. Er ist halt nur die Variation einer Variation einer Variation. Das Ende hat es dann jedoch wieder etwas rausgerissen.

    Trotz der vielen Kritik hatte ich auch durchaus Spaß mit "Der Teufelspakt" - Etwas weniger "Copy&Paste" und Lovestory hätten der Geschichte aber sicher gut getan. Generell hätte es nicht geschadet diesen (ursprünglich 2005 erschienen) Roman vor seiner Wiederveröffentlichung etwas zu überarbeiten und zu kürzen - Ganz besonders den ersten Teil... dafür sieht das neue Hardcover aber wirklich schick aus.

  • STORY

    Das eintönige Leben des erfolglosen und zurückgezogen lebenden Schriftstellers Jan Droom nimmt eine jähe Wendung, nachdem er in einem Antiquariat aus einer untypischen Laune heraus ein unscheinbares Büchlein mit dem Titel „Der Teufelspakt“ erstanden hat. Er macht sich an die mühevolle Übertragung des in Sütterlin gedruckten Manuskripts in zeitgemäße Schrift und erkennt einigermaßen enttäuscht, dass es sich wohl um einen banalen historischen Roman handelt, der auf oberflächliche Reize baut. Ganz und gar nicht der Inhalt, den sich Jan, nicht zuletzt aufgrund des verheißungsvollen Titels, in seiner Fantasie ausgemalt hat.


    Und doch scheint diese neue Aufgabe Auswirkungen auf sein Leben zu haben. Er lernt die keusche Susanne kennen und vermeint in ihr Parallelen zu Renata, einer Figur des Buches zu erkennen. Und so sehr sich Renata in der alten Erzählung zum Bösen verändert, beginnt auch Susanne plötzlich neue Wesenszüge zu offenbaren. Jan muss sich immer öfter fragen, ob er seiner eigenen Wahrnehmung noch trauen kann. Welche Rolle spielt die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die immer wieder seinen Weg kreuzt? Und wie passen die Taten einen Serienmörders, der in Köln umgeht, in dieses mysteriöse Puzzle?


    MEINUNG

    Mit „Der Teufelspakt“ wird der Wechsel einiger bisher losen Veröffentlichung von Michael Siefener im Stolberger Atlantis Verlag zu einer wertig aufgemachten Hardcover-Reihe vollzogen. Den Beginn macht die vorliegende Wiederveröffentlichung des zuerst 2005 im Verlag Eloy Edictions erschienenen Romans.


    Vielleicht liegt es an dem kleinen Verlag, dass „Der Teufelspakt“ auch unter den Anhängern deutscher Phantastik bei seiner Ersterscheinung kein besonderes Aufsehen erregt hat. Völlig zu Unrecht, denn die Geschichte beginnt zwar mit dem Siefener-typischen Topos um den menschenscheuen Einzelgänger, der unversehens in mysteriöse Ereignisse hineingezogen wird, doch geht der Roman deutlich weiter, als es andere Geschichten des Autors tun. Jan Droom selbst wir im Lauf der bizarren Ereignisse zu einer Figur, die beinahe nichts mehr mit dem Mann zu tun hat, den der Leser zu Beginn kennen lernt.


    Dabei treibt der Protagonist zunehmend passiv durch die Handlung, ohne sein Schicksal selbst zu steuern. Alles scheint in einer Art Traumlogik vorherbestimmt; Personen tauchen unvermittelt (wieder) auf, es gibt Parallelen zum der Handlung des Buches im Buch, es erfolgen Kreisschlüsse, die rational betrachtet keinen Sinn ergeben. Identitäten, zeitliche Abläufe und die vermeintliche Realität lösen sich auf und verschwimmen zu einem traumartigen Konglomerat mit eigenen, unbekannten Regeln.


    So kann man „Der Teufelspakt“ mit Fug und Recht als Michael Siefeners „Lost Highway“ (Film von David Lynch) bezeichnen.

    Für das grandiose Covermotiv zeichnet Atlantis Hausgrafiker Timo Kümmel verantwortlich, der hiermit ein edles Reihenlayout begründet, das zumindest für den Nachfolgeband „Die magische Bibliothek“ wieder aufgegriffen und variiert wird. Auch der elegante Schriftsatz trägt zum insgesamt gediegenen Charakter der Veröffentlichung bei.


    FAZIT

    Ein faszinierendes, bizarres Puzzle, das zwar einiges an Geduld verlangt, den geneigten Leser aber mit einem stetig anschwellenden (alb)traumhaften Psychotrip belohnt.

  • Schöne Rezension, Emar. Auch wenn wir zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Für mich war "Der Teufelspakt" einfach etwas zu sehr by the numbers bzw. eine reine Variation der typischen Siefener-Themen. Das der Roman "deutlich weiter [geht] ,als es andere Geschichten des Autors tun" würde ich jedenfalls nicht unbedingt behaupten. Da war z.B "Die Stadt der unaussprechlichen Freuden" doch wesentlich experimenteller, verschachtelter und auch surrealer. (Ich hab gerade gesehen, dass ich dich in meiner damaligen Rezension sogar zitiert hatte :D).

    Interessant aber, dass du "Lost Highway" ins Spiel bringst. Den Film hatte ich in Bezug auf Siefener hier auch schon erwähnt. Allerdings bei seiner Novelle "Der Ausbruch", die ich deutlich stärker als "Der Teufelspakt" fand. Hast du das Buch gelesen?