Georg von der Gabelentz - Tief im Dunkeln

  • Ein neuer Privatdruck von Robert N. Bloch


    Georg von der Gabelentz

    Tief im Dunkeln

    Unheimliche Geschichten




    Herausgegeben von Robert N. Bloch

    Mit sechs Bildbeigaben von Heiner Stiller


    Von seltsamen Menschen und absonderlichen Dingen, von Spiritismus, Hypnose, Suggestion und Alpträumen, von der Nachtseite der physischen Erscheinungen, aus der Sphäre des Geheimnisvollen und Entsetzlichen weiß Georg von der Gabelentz mit suggestiver Kraft zu erzählen. Er wählt mit Vorliebe mysteriöse Stoffe zu seinen Novellen. Ihn reizen Vorgänge, die abseits vom alltäglichen Erlebnis geschehen, die etwas Fremdartiges, Spukhaftes, Unheimliches in sich tragen und der simplen Deutung durch kühle Vernunft widerstreben.


    Erste Buchausgabe von Georg von der Gabelentz nach 1945!

    Inhalt: Das weiße Tier, Das Bild Abbotts, Jener andere, Der Jäger, Der silberne Zwerg, Der gehobene Vorhang.


    Limitierte Auflage von 90 Exemplaren

    Illustrierte Broschur mit 145 Seiten

    Erste Ausgabe


    Preis: Euro 19,-

    Versand: Euro 2,20

    Versand (EU): Euro 7,00

  • "Das weiße Tier" gefällt mir sehr gut. (Obwohl die Bezeichnung und damit der Titel etwas irreführend ist, zumindest aus heutiger Sicht.)


    Sehe ich das richtig, dass diese Zusammenstellung neu ist, also kein Reprint?

  • Das ist eine Originalzusammenstellung von Gabelelentz‘ ziemlich besten Erzählungen.

    Der Band sollte (umfangreicher) bereits vor über zehn Jahren herauskommen, hat aber irgendwie nie geklappt. Sind wirklich schöne Geschichten enthalten, wie ich beim Korrekturlesen feststellen konnte.

    [skul] Dance to the beat of the living dead [skul]

  • Wie immer lautet das Motto: Nicht nur (an)sammeln, sondern auch lesen. Und gelegentlich darüber schreiben. Hier mein Eindruck von dem Band:


    Das weiße Tier

    Eine fatale spiritistische Verbindung kettet den Peiniger an sein Opfer. Bis letzteres sich durch einen Befreiungsschlag zur Wehr setzt, – der Quälgeist ist tot. Doch sinnt der Bösewicht über das Grab hinaus auf Vergeltung. Zum fürchterlichen Werkzeug seiner Rache wird „das weiße Tier“, dessen wahre Natur hier nicht verraten sei. Eindruck: Die als „Nachtstück“ untertitelte Geschichte lehrt, „was es heißt, Furcht [zu] haben, feige, nerventötende Furcht.“


    Das Bild Abbotts

    Der Maler James Abbott stellt auf einer Pariser Kunstausstellung ein Gemälde aus: es zeigt eine junge Frau mit geisterhaft blassem Teint und einem Blick, von dem sich keiner lösen kann. Betitelt ist das rätselhafte Werk schlicht als „Phantasie“. Jahre später begegnet der Erzähler – ein Künstlerkollege – Abbott auf der Insel Wight wieder. Doch wie ist der Maler gealtert! Kette rauchend und unter hoher Nervosität leidend erzählt er die Geschichte des auf Leinwand gebannten Frauenantlitzes. Eindruck: Das beliebte Thema des phantastischen Bildwerks (das hier gleich doppelt auftritt), eingebettet in ein historisch verbürgtes Mysterium. Die Geschichte ist nicht allein rätselhaft und unheimlich, sondern setzt mit einer Hinrichtungsszene auch ein grausiges Highlight.


    Jener andere

    Was wie eine Liebeserklärung an den Zauber der Nacht beginnt, endet in einem paranoiden Alptraum. Effektiv verquickt der Autor das Doppelgänger-Motiv mit der Beschreibung wahnhafter Ereignisse und Vorahnungen. Eindruck: Eine beklemmende psychologische Studie.


    Der Jäger

    Ein weiterer Ableger der „Wilden Jagd“ oder des „Freitschütz“, sprich: Waidwerk, Wald und Wild sind einmal mehr die Zutaten für eine schaurige Mär. Zurückgezogen lebt Baron Eberhard von Kiensberg in einem Alpenschloss und frönt seiner großen Leidenschaft – der Jagd. Da zerreißen Schüsse die nächtliche Stille; ein Wilderer im Revier des Barons? Es beginnt eine fieberhafte Suche nach dem unbekannten und unsichtbaren Schützen. Dieser ist dem Jagdherrn freilich näher, als ihm lieb sein könnte … Eindruck: Jagdliche Passion und stimmungsvolle Waldbilder prägen diese Story, die erst einer falschen Fährte folgt, um schließlich in einem tödlichen Schusswechsel zu enden.


    Der silberne Zwerg

    Das verrückte, sinnlose Verlangen eines missgestalteten Hofnarren nach seiner Schlossherrin – kann das gut gehen? Natürlich nicht, alldieweil dem Unglücklichen „der Teufel ein Feuer im Herzen anblies.“ Zum Gegenstand der Eifersucht wird ein Rittmeister, der mit einigen Kameraden Quartier im Schloss der verwitweten Gräfin nimmt und dieser mehr als nur freundschaftlich zugetan ist. Da erscheint auch ihm der Zwerg und funkelt ihn böse an. Im vertrauten Gespräch erfährt der Rittmeister von seiner Herzensdame, was es mit der Erscheinung auf sich hat. Eindruck: Zeitgeschichte und Lokalkolorit – wir befinden uns während des 1. Weltkriegs in den Karpaten – rahmen diese Liebestragödie ein, vor der das „Ringen der Völker“ für einen Moment verblasst.


    Der gehobene Vorhang

    Ein faustischer Drang lässt Professor Reboredo einen Fernseher konstruieren, mit dem er in die Vergangenheit blicken kann. Dass er damit zum Zuschauer seines eigenen Unglücks wird, war natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Eindruck: Eine Spekulation über technische Möglichkeiten, eine Romanze – und ein schöner, melancholisch getönter Abschluss des Bandes.


    Fazit

    Georg von der Gabelentz zeigt sich als weltgewandter Erzähler mit einer Vorliebe für geschichtlich interessante Begebenheiten. Die Abenteuerlust seiner Protagonisten – ebenso ihre Leidenschaften – wachsen sich regelmäßig zu Obsessionen aus. Die sich daraus entwickelnden nervlichen Dramen überragen letztendlich die recht klassisch gehaltenen Gespensterphänomene. Ähnlich wie Bodo Wildberg erhielt v. d. Gabelentz in der Vergangenheit vielleicht nicht ganz die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich zustünde. Dem hilft das vorliegende Buch ab. Vier von fünf Daumen.

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