Neue Reihe UNTOTE KLASSIKER

  • Ich darf Euch hiermit wie gewünscht nähere Informationen über die neue Reihe UNTOTE KLASSIKER aus unserem kleinen Jojomedia-Verlag zukommen lassen:


    Ziel ist es, wie auch aus der öffentlichen Formulierung/Metabeschreibung hervorgeht, "unentdeckte, vergessene oder vergriffene Highlights aus den Genres Horror und Unheimliche Phantastik (Weird Fiction) in neuer, zeitgemäßer und hochwertiger Aufmachung" der deutschen Leserschaft zugänglich zu machen.

    Hintergrundidee war, dass die Phantastik ja insbesondere im deutschsprachigen Raum eine durchaus große Tradition hat, und das Genre derzeit auch im Filmbereich boomt.


    Vielleicht ist ja der Wunsch Vater des Gedankens, an diese Beliebtheit im Film anzuschließen damit einen Beitrag zur Förderung des Genres auch im literarischen Bereich zu leisten, wir glauben aber, dass neben interessanten und hierzulande noch weitgehend unbekannten Texten vor allem die Ausstattung/Buchgestaltung mit spannenden Illustrationen sowie jeweils einem ausführlichem Vorwort zu Buch und Autor ein interessanter USP für bibliophile Fans sein könnte. Um für jeden Geldbeutel etwas zu bieten, gibt es die UNTOTEN KLASSIKER sowohl als exklusives Hardcover, als Paperback und auch als E-Book.


    Für Band Nummer 1 haben wir uns bewusst Hanns Heinz Ewers mit seinem Storyband "Das Grauen" ausgesucht, der ja trotz aller Umstrittenheit (oder gerade deswegen!) ein hochinteressanter Autor mit thematischer Vorlieben für das Unheimliche und Makabre war. Sein Leben allein als Dichter, Kabarettist, Übersetzer (u.a. E.A. Poe), Stummfilmpionier, Bürgerschreck, Globetrotter, Rauschkünstler, Gesellschaftstiger, NS-Propagandist uvm.) wäre schon Stoff genug für eine spannende Auseinandersetzung, aber insbesondere auch seine Kurzgeschichten haben sich bis heute ihren Reiz bewahrt und sind erstaunlich gut lesbar, wenn man sie in die NDR überführt sowie mit einem aktuellen Satz/Layout versieht.


    In der Folge wollen wir uns aber nicht auf deutsche Klassiker beschränken, sondern haben deutsche Erstveröffentlichungen von spannenden internationalen, bei uns aber kaum bekannten Autoren im Sinn. Als Folgebände haben wir unter anderem den vom Lovecraft-Biographen S.T. Joshi hochgelobten William Chambers Morrow ("The ape, the idiot and other People") sowie den französischen Meister des Makabren, Maurice Level, vorgesehen … und natürlich auch den Folgeband zu "Das Grauen" von Ewers, "Die Besessenen", mit seiner vermutlich bekanntesten phantastischen Kurzgeschichte "Die Spinne".


    Würde mich sehr freuen, von Euch zu erfahren, was Ihr von diesem Experiment haltet (von dem mir bewusst ist, dass zunächst mit Sicherheit eher als ideelles und finanzielles Investment zu sehen ist als eine Möglichkeit, damit etwas zu verdienen … ;-), und ob das in dieser Form aus Eurer Sicht eine Chance hat, angenommen zu werden … die Vision ist natürlich in der Folge da, auch zeitgenössische Texte zu veröffentlichen ...


    Lg,

    JP

  • Von Ewers kenne ich bisher nur "Alraune", würde aber durchaus mehr von ihm lesen. Da er ja anscheinend ein sehr interessantes Leben geführt hat (wusste ich bisher gar nicht), wäre eine etwas ausführlichere Biographie mit im Buch wünschenswert.

    So oder So wünsche ich euch bei der Unternehmung viel Erfolg und würde wohl das ein oder andere Buch aus dieser Reihe erwerben.

  • Ich fürchte, von der Hoffnung damit ernsthaft Geld zu verdienen, müsst ihr euch gleich von Anfang an verabschieden. Insbesondere bei der Absicht mehrere Formate herauszubringen. Reihen dieser Art - sofern sie durchhalten - bleiben im deutschsprachigen Raum ein Liebhaberprojekt.


    Ansonsten ist die Idee natürlich zu begrüßen. Es gibt ja tatsächlich einiges, auch im Klassikerbereich, dass nie den Weg in unseren Sprachraum geschafft hat.
    Ich persönlich hoffe schon seit Jahren, dass einmal jemand die beiden Erzählbände von Henrique Maximiano Coelho Neto wieder zugänglich macht.

  • Ich fürchte, von der Hoffnung damit ernsthaft Geld zu verdienen, müsst ihr euch gleich von Anfang an verabschieden. Insbesondere bei der Absicht mehrere Formate herauszubringen. Reihen dieser Art - sofern sie durchhalten - bleiben im deutschsprachigen Raum ein Liebhaberprojekt.


    Ansonsten ist die Idee natürlich zu begrüßen. Es gibt ja tatsächlich einiges, auch im Klassikerbereich, dass nie den Weg in unseren Sprachraum geschafft hat.
    Ich persönlich hoffe schon seit Jahren, dass einmal jemand die beiden Erzählbände von Henrique Maximiano Coelho Neto wieder zugänglich macht.


    herzlichen dank - und danke für den tipp mit h.n.c. Neto - wie schon gesagt, uns ist bewusst - es ist ein liebhaberprojekt, mit dem nicht ernsthaft was zu verdienen ist - aber umso mehr freut uns der zuspruch einer insider-fangemeinde! 😊👍 lg, jp

  • Von Ewers kenne ich bisher nur "Alraune", würde aber durchaus mehr von ihm lesen. Da er ja anscheinend ein sehr interessantes Leben geführt hat (wusste ich bisher gar nicht), wäre eine etwas ausführlichere Biographie mit im Buch wünschenswert.

    So oder So wünsche ich euch bei der Unternehmung viel Erfolg und würde wohl das ein oder andere Buch aus dieser Reihe erwerben.


    belcampo, vielen dank für die guten wünsche! Es gibt eine biographie von ewers („der unverantwortliche“ von wilfried kugel), die einen durchaus kritischen einblick in leben und werk gibt! (Leider nur noch antiquarisch erhältlich). Ich habe versucht, sein werk im vorwort zu „das grauen“ von einer neuen, „persönlichen“ seite zu beleuchten (ewers als angeblichen trivialautor und wegbereiter der nazis gibt es in mehreren dissertationen zuhauf ... lg, jp

  • Scheint eine großartige Reihe zu werden. Ich begrüße jeden Verlag, der es sich traut ein solches Experiment, trotz mangelnder Erfolgsaussichten, zu starten. Davon bräuchten wir viel mehr.


    Um die Ewers-Bände werde ich aber dennoch einen Bogen machen. Mir ist der Autor viel zu vorbelastet. Auch wenn sein fiktionales Werk frei von faschistoidem Gedankengut und er diesbezüglich generell eine sehr ambivalente Persönlichkeit gewesen zu sein scheint, bauen sich da bei mir einfach zu viele "innere Widerstände" auf. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden und ich möchte mit meiner Meinung niemanden vor den Kopf stoßen. Es ist halt immer wieder eine individuelle Ermessenssache ob, wann und wie weit man zwischen Werk und Autor trennen kann. Zu dem Thema gibt es hier ja auch einen eigenen Thread.


    Bei den nächsten Bänden bin ich aber definitiv dabei. Sofern diese denn kommen werden...

  • Ich find Hanns Heinz Ewers eigentlich gut, klar ist vorbelastet, weil er sich mit den Nazis angebiedert hat.

    Aber bis vor kurzem gab es auf amazon schon reichlich seine Werke zu Kaufen, ich hab den Band auch schon!

    Ansonsten finde ich die Reihe gut!

  • Eine schöne Idee, ich wünsche euch viel Glück damit! Untote Klassiker ist auch ein klasse Titel für eure Reihe.


    Und Ewers ist ein guter Auftakt, wenn ihr euch ein Profil schaffen wollt: eben weil er nicht an jeder Ecke verlegt wird, weil er ja offenbar extrem skurril und abenteuerlustig war, ein Künstler mit vielen Gegensätzen, das finde ich auf jeden Fall spannend. Den Autor hab ich auch schon ne Weile auf der Einkaufsliste. (War das nicht auch seine Frau, die so skurrile Bilder malte?)


    Mit dem Faschismus ist das offenbar differenzierter, als es erstmal klingt: Seine aktive Phase war in den 1920ern und den ersten Jahren der 30er. 1934 wurden alle Werke bis auf eines vom Markt genommen und ihm wurde Veröffentlichungsverbot erteilt. Als das auf sein jahrelanges Drängen später aufgehoben wurde, schrieb er eine (unveröffentlichte) Satire auf die NSDAP. Also, für mich ist das keine männliche Riefenstahl. Abgesehen davon ist es interessant, über Leute wie Ewers oder den durchgeknallten Otto Rahn zu lesen - Faschismus ist nicht ansteckend, und psychologisch finde ich das sehr spannend.


    Ab davon: Auch weniger 'kontroverse' Autoren sind hochspannend; und wenn ihr das noch hübsch aufmacht, verschiedene Preise für verschiedene Geldbeutel plant (sehr schön!), ist das doch super attraktiv. Mit heute wenig/nicht verlegten Phantastik-Klassikern habt ihr da vielleicht sogar eure Nische gefunden.

  • Hallo Katla, Cheddar Goblin und Martin Cell 71,


    vielen Dank für Euren Zuspruch zur Reihe!


    Zu Ewers: Tatsächlich ist es so, dass er ziemlich polarisiert - war auch schon zu seinen Lebzeiten so. Man kann ihm auf jeden Fall den Vorwurf des Opportunismus machen, was aber die wenigsten wissen ist, dass er dezidiert kein Antisemit war - im Gegenteil. Das war wohl mit ein Grund, warum er auch bei den Nazis schnell wieder in Ungnade gefallen ist - zusammen mit seiner grundsätzlich antibürgerlichen, provokativen Einstellung, die wenn man so will auch sein "Marketing-Schmäh" war … aber das ist heute ja bei vielen Künstlern aus allen Sparten nicht anders (von Hoeullebeq bis Rammstein).

    Aber wie schon von Cheddar Goblin erwähnt, es muss jeder für sich selbst entscheiden, wie weit man das Werk vom Autor trennen kann.


    Noch eine Anmerkung: Außer den Romanen gibt es von Ewers fast alles nur noch antiquarisch oder in teilweise fragmentierten Neuzusammenstellungen bzw. in Reprints. Uns ging es darum, hier die originale Sammlung "Das Grauen" wieder aufzulegen (die z.B. nicht mit der Zusammenstellung "Geschichten des Grauens" aus dem Herbig- bzw. Fischer-Verlag identisch ist …)


    Und wie gesagt, jetzt nehmen wir uns dann mit Morrow und Level in Folge mal im deutschsprachigen Raum fast gänzlich unbekannte Gefilde vor …


    Vielen Dank nochmals und lg,

    JP

  • Ich begrüße Ihre Pläne von ganzem Herzen. Meine bisherige Beobachtungen sagen mir auch ,dass die Hoffnung auf kommerziellen Erfolg fraglich ist.

    In Bezug auf die politische Ansichten von einzelnen Autoren sollte man nach meiner Meinung locker bleiben. Sonst kann man ziemlich weit gehen. Lovercraft hatte z.B. auch sehr eigenartige Ansichten , was die Juden und schwarze Rasse betrifft.

    Ewers ist eindeutig Klasse-Autor.Und dazu äußerst interessante Person. Ich habe von ihm schon alles gesammelt. Mein kleiner Vorteil besteht in meinen Russisch-Kenntnissen. In Russisch gibt es alles von Ewers (z.B. ganze Trilogie von Dr.Braun), was in Deutsch noch lange auf sich warten lässt. Strobl und Wildberg sind in der Arbeit. Ich kann stolz sein,dass mein Beitrag zur Bekanntmachung der deutschen alten Fantastik in Russland nicht ganz klein ist.

    Wenn Sie übrigens einen Übersetzer aus dem Russischen haben, haben Sie ein breites Betätigungsfeld. In den letzten 10 Jahre wurde jede Menge von völlig vergessenen und wenig bekannten Autoren im Bereich der unheimlicher Fantastik in elektronischer und kostenloser Form veröffentlicht. Das sind Schriftsteller mit gelöschten Autorenrechten.

    Ich hatte mal eine Idee über einzelne Persönlichkeiten nach und nach im Forum zu berichten . Ich habe mir aber nicht getraut aus Angst vor dem Desinteresse. Russische Sprache ist wohl von den meisten Forummitgliedern meilenweit entfernt.


    In Ihrer Reihe würde ich gern die Autoren sehen,die ganz wenig bekannt oder vollig unbekannt sind: z.B.von der Gabelentz, Busson,Watzlik,Strobl usw. Ihre Zielgruppe ist eher relativ seltene Liebhaber der alten Fantastik

  • Bin begeistert und wünsche euch mit der Reihe viel Erfolg. Eine Bereicherung. Überdies begrüße ich eure Entscheidung, neben Sammlerausgaben auch "einfache" bzw. Kindle-Versionen anzubieten. Immerhin kann nicht jeder 20-30 Euro regelmäßig entbehren. Sehr sympathisch. Möge euch der Erfolg beschieden sein.

  • Ich hatte mal eine Idee über einzelne Persönlichkeiten nach und nach im Forum zu berichten . Ich habe mir aber nicht getraut aus Angst vor dem Desinteresse. Russische Sprache ist wohl von den meisten Forummitgliedern meilenweit entfernt.

    Zumindest ich finde das eine ganz tolle Idee - denke aber, es wäre sinnvoll, wenn es von den Autoren Übersetzungen ins Deutsche oder zumindest ins Englische gäbe. Sodass die unter uns, die kein Russisch können, trotzdem was davon hätten.


    Auch wenn ich die Sprache immer noch nicht gelernt habe, ist sie auch nicht so entfernt: ich lese ausgesprochen gern Phantastik aus Russland. Und Russische (auch Ukrainische) Metalbands machen die Hauptsache dessen aus, was ich so höre.


    Mach doch einen Themen-Thread damit auf, und guck, wie das läuft. Ich wär sehr gespannt.

    Liebe Grüße, Katla

  • In der Folge wollen wir uns aber nicht auf deutsche Klassiker beschränken, sondern haben deutsche Erstveröffentlichungen von spannenden internationalen, bei uns aber kaum bekannten Autoren im Sinn.

    Für mich wären tatsächlich diese Leute spannender. Da ich antiquarisch gut mit Ewers-Büchern eingedeckt bin, reizen mich hier Neuausgaben nicht allzu sehr. Von solchen erwarte ich allerdings, dass sie etwas on top bieten: ein Nachwort (s. u.) oder auch die Illustrationen der amerikanischen Ausgabe von Mahlon Blaine (s. die Alraune-Ausgabe im Düsseldorfer Grupello Verlag, 1998).


    Nachdem Ewers vor einigen Jahren gemeinfrei wurde, sind ja einige Sachen von Kleinverlagen oder Einzelpersonen wiederveröffentlicht worden. Selbst habe ich zu dem Band Die chinesische Kreuzigung (Hrsg. Lino Wirag, 2014) ein Nachwort verfasst, das die Ewers-Rezeption von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart untersucht (Hanns Heinz Ewers und kein Ende … die Rezeption seit 1945). Also: In welchen Zusammenhängen u. Publikationen wurde und wird sein Werk gewürdigt, gelobt oder kritisch durchleuchtet. Da sieht man, dass Hanns Heinz Ewers nie wirklich "weg" gewesen ist, wobei in der Sekundärliteratur neben positiven Stimmen erwartungsgemäß auch vernichtende Urteile zu hören sind.


    Würde ich meinen Text von 2014 jetzt überarbeiten, würde ich selbstverständlich auch die Untoten-Klassiker-Ausgabe erwähnen. Ich sehe mich bestätigt, dass das Interesse an Ewers nicht erlahmt, – an ihm ist eben einfach kein Vorbeikommen, egal, wie man zu ihm stehen mag.