Der erste Schultag ist immer grausam, aber für Idaho Winter ist er noch grausamer. Er ist bei allen, Mitschülern und Lehrern und selbst bei seinen eigenen Eltern, verhasst und der Feindseligkeit schutzlos ausgeliefert. Selbst die Schülerlotsin fordert die Autos auf, loszufahren, sobald er den Zebrastreifen betritt. Aber an diesem Tag ist alles anders. Denn Idaho Winter macht zwei Entdeckungen, die sein Leben und den Lauf dieser Geschichte radikal verändern. Er begegnet dem ersten Menschen, der ihn wirklich mag: dem freundlichen Mädchen Madison. Mit ihr verlebt er am Fluss einen raren Moment der vollkommenen Harmonie, fernab der aufgehetzten Bluthunde. An diesem Punkt erlebt der Roman einen fundamentalen Twist: Denn plötzlich findet Idaho zu der Macht, sich zu wehren und alles zu verändern respektive zu zerstören. Sogar der Erzähler des Romans muss sich Idahos überbordender, grotesker Phantasie geschlagen geben. Eine abgefahrene Hommage ans Geschichtenerzählen – selbst Lewis Carroll und Roald Dahl können da einpacken!

Tony Burgess - Idaho Winter
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Sehr abgedrehtes und irres Buch, mit einigen irrwitzigen Ideen.
Es ist unterhaltsam und kurz, das ist gut so, denn irgendwie ist
das nicht mein Ding, kann es nicht anders schreiben!
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Irgendwie stimmte mich das letzte Drittel um, gefiel mr dann doch!
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Sehr abgedrehtes und irres Buch, mit einigen irrwitzigen Ideen.
Genau so ist es! Dabei beginnt alles ganz klassisch, geradlinig und tief in der Gegenwart verwurzelt an, wenn auch in einer sehr boshaften Version der Gegenwart. In dem Moment, in dem sich diese Boshaftigkeit in einer Kleinstadt in Gewalt auflöst, tritt der Erzähler in die erzählte Welt ein und ab da steht alles kopf. Das geht so weit, dass der Erzähler selbst irgendwann keinen Ausweg kennt, was zwar auf Ideenebene ein wunderbarer Kniff ist, aber doch recht symptomatisch für Idaho Winter ist. Durch den Kopfstand von Erzählweise und Welt wird leider auch die starke Figurenbindung aufgehoben, sodass dem Roman zwischenzeitlich jede Leitschnur, an der ich mich entlanghangeln konnte, verloren ging und es doch etwas Zeit und Aufmerksamkeit bedurfte, sie wiederzufinden.
Nur wie soll ich das Buch jetzt einordnen? Für mich passt es weniger in den Festa Verlag als in die Underground-Reihe bei Whitetrain, nur dass es dafür etwas lang ist und dass dort – möglicherweise aufgrund der größeren Kompaktheit – gelungenere Experimente erschienen sind, die mich etwas mehr mitgenommen haben. Trotzdem finde ich es toll, dass Wagenbach einen solchen Roman bringt, der ziemlich konsequent mit den Konventionen bricht und eigene Wege sucht. Für den maßgeschneiderten Bestsellermarkt taugt diese Publikation nun wirklich nicht, für mein Regal aber unbedingt. Gerne mehr davon!