Ich habe zwar keine Erfahrung mit fremdsprachlichen SP-ern, aber viel mit fremdsprachigem Murks. Wenn ich Zeit habe, korrigiere ich das für die deutsche Fassung bei meinen eigenen Übersetzungen - aber ich werde den Übersetzer/die Übersetzerin hier dezidiert nicht kritisieren, und zwar aus drei Gründen, mit denen alle Übersetzer*innen zurechtkommen müssen
Genau, ich wollte auch keinesfalls die Übersetzung kritisieren, sondern das Original. Selbstverständlich gibt es Übersetzungen, die stilistisch wesentlich besser sind als das Original, ohne dieses eingreifend verändert zu haben. Diese mag ja dazugehören.
Mein Paradebeispiel wäre William H. Hallahan: Das Stilett (Gisela Geisler für Goldmann, 1975). Spannend, subtil, elegant und angenehm schnörkellos. Das Original, The Search for Joseph Tully, ist - obwohl wirklich faktisch derselbe Roman - eine fürchterlich trockene Schnarchnummer. Oder Suhrkamps Lovecraft-Bände, die besser sind als viele englische Ramschausgaben der 80er, weil das Reprints der teils entstellend editierten, alten Magazinveröffentlichungen waren (das hat sich nun mit Joshis Rekonstruktionen selbstverständlich geändert).
und die allgemeine Erschöpfung, die irgendwann einsetzt, wenn man ein eher bescheidenes Werkchen schon viele Tage und Wochen in gutes Deutsch gebracht hat und der Rest des Originalwerks einfach nicht besser wird. Billy Wilders Bemerkung über das, was man für einen guten Film braucht, gilt auch für Übersetzungen: Ein gutes Buch, ein gutes Buch, ein gutes Buch. (Hier natürlich gemeint: Originalwerk.)
Absolut!
Wenn man also über die Qualität eines Buches referiert sollte man nicht vergessen, gerade wenn es sprachlich ein wenig einfacher ist, der Inhalt aber genügend interessant (Hollywood in Buchform), gibt es eine nicht unerheblich große Menge an Lesern.
Ja, aber es hat auch Gründe, warum ich Jahrzehnte lang bis zu drei Mal wöchentlich im Kino war und nach Hellboy II im Grunde aufhörte, Hollywoodfilme zu schauen. Bzw. sich meine Kinobesuche allgemein auf eine Handvoll pro Jahr beschränken, und das sind dann Dokus oder Festivals.
SP orientiert sich rein am Markt (sonst ergäbe das ja auch null Sinn, v.a. wenn Leute mit mehreren Tausend Euro in Vorleistung getreten sind), d.h. es werden Themen & Motive & Plots & Figurenkonzepte genauso wiedergekäut und totgeritten, wie eben Hollywood es tut. Zielgruppen repräsentieren - check, streamlinen, damit auch ja keiner nachdenken muss - check, simple Leichtsprache - check ... und Innovation, Anspruch, Ausprobieren, Abseitiges, (nicht-kalkuliertes) Transgressives - nope. Weil das ja niemand kauft. Es ist die 'Marvelisation of Cinema' = entropische Erzählstrukturen, jetzt auch auf dem Buchmarkt.
Man könnte auch mal überlegen, ob wirklich nur die Publikumsverlage mit ihren gekauften Werbeflächen und Mega-Marketingbudgets den innovativen Genremarkt kaputtmachen, oder auch die SPler, die nämlich genau die Leserschaft abgreifen, die sonst Produktionen kleinerer (Nischen)Verlage gekauft hätte.
(Diese Kritik bezieht sich wie gesagt nur aufs Original, ausdrücklich nicht auf die Festa-VÖ.)