Neil Gaiman - Unheilige Bräute der grausigen Sklaven im düstren Haus der Nacht des finstren Verlangens


  • Tintenschwarze Nacht liegt über dem einsamen Herrenhaus, in dessen Eingeweiden der Autor seine Prosa mit hastender Feder aufs Pergament zu bannen sucht. Hohe Literatur ist es, wonach er strebt, realistisch und wahrhaftig. Die Geschichte von einer Jungfrau in weißem Gewand, von Monstren, die im Dunkeln lauern, von uralter Erbschuld und riskanter Liebe... Doch die Alltäglichkeiten des Lebens – sprechende Raben, sein verschollener Zwilling und Duelle bis zum Tod – unterbrechen den wack‘ren Schreiber Mal ums Mal. Sollte er sich doch lieber der Phantastik zuwenden?

    Diese Kurzgeschichte von Neil Gaiman, einem der größten phantastischen Erzähler unserer Zeit, wirft einen augenzwinkernden Blick auf sein eigenes Schaffen. Shane Oakleys von Mignola und Wrightson inspiriertes Artwork setzt gekonnt einen Kontrapunkt zu Gaimans Humor und verleiht dieser Horror-Satire einen unwiderstehlich düsteren Sog.

    (Quelle: https://www.splitter-verlag.de/unheilige-braeute-gaiman.html)

  • Auch ganz ohne die Skandalmeldungen, über die ich aber viel zu wenig weiß, um etwas dazu sagen zu können, ist dieser Band keine lohenswerte Anschaffung und wohl eher etwas für Komplettisten des Gaiman'schen Werkes. Denn so stimmungsvoll die Zeichnungen auch durchaus sein mögen, handelt es sich doch um eine auffallend kurze (unter 40 Seiten) Umsetzung einer Kurzgeschichte, die wohl eher ein Sketch ist und so gut wie keine Handlung, Spannung und Figurenzeichnung aufweist. Das Ziel war es wohl, auf kürzestem Platz so viele Klischees aus klassischen Gruselfilmen zusammenzutragen wie eben möglich. Das hat geklappt. Nur ist das erzählerisch halt so gut wie nicht ausgestaltet und gipfelt in einer recht ausgelutschten Pointe. Dreimal so lang und Gaiman hätte seine Qualitäten zeigen können.

  • Autsch, der Titel ist angesichts der derzeitigen Skandalmeldungen um Neil Gaiman nicht gut gealtert …

    Würde mich auch interessieren, was das für Skandalmeldungen waren. Das ging komplett an mir vorbei. Mag jetzt ehrlich gesagt auch nicht googeln und suchen. Es gibt ja genug schlechte Meldungen. Trump hat scheinbar die Leute, die das Capitol gestürmt haben, begnadigt. Mir platzt gleich die Birne ... <X

  • Ich kenne Amanda, Neils Ex-Frau seit längerem online (persönlich per Zoom) und ich hatte schon während der Pandemie, als all das passierte, das Gefühl, dass es ihr schlecht geht. Da waren sie in Waiheke in Neuseeland. Zu der Zeit soll Neil deren Kindermädchen (sehr jung und psychisch labil) missbraucht haben. Als sie nun Anzeige erstattet hat, kamen auch noch einige andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen und scheinbar war das schon rundherum bekannt, aber alle hockten aufs Maul weil er halt *der* Neil Gaiman war, dem man eh nichts übelnehmen kann.


    Es gab hierzu einen sehr detaillierten Artikel und es ist echt übel, weil es auch in Richtung BDSM geht aber ohne Contract / Safewords / Consent oder sonstige Vereinbarungen. Üble, üble Geschichte.


    Wie gesagt, wird das jetzt gerichtlich aufgedröselt und Amanda kann wegen dem Sorgerechtsstreit um ihren Sohn auch aktuell nicht viel dazu sagen. Neil selbst hat auch nichts wertiges dazu gesagt.

  • Letzten Sommer gab es schon einen vierteiligen Podcast bei Tortoise Media, in dem drei Frauen zu Wort kamen, die von Gaiman missbraucht wurden. War alles schon sehr detailliert, und allein das, was Gaiman zugegeben hat, hinterließ von ihm schon kein gutes Bild.


    Letzte Woche erschien bei Vulture ein langer und sehr gründlich recherchierter Artikel (für die meisten aber hinter einer Bezahlsschranke), in dem es insgesamt um acht Frauen geht, die Gaiman inzwischen Missbrauch und Vergewaltigung vorwerfen. Die Vorwürfe beziehen sich auf vier Jahrzehnte und es geht um jeweils sehr lange Zeiträume und sehr perfide Methoden Gaimans. Die Vorwürfe sind erdrückend und sehr glaubhaft.

  • Letzten Sommer gab es schon einen vierteiligen Podcast bei Tortoise Media, in dem drei Frauen zu Wort kamen, die von Gaiman missbraucht wurden. War alles schon sehr detailliert, und allein das, was Gaiman zugegeben hat, hinterließ von ihm schon kein gutes Bild.


    Letzte Woche erschien bei Vulture ein langer und sehr gründlich recherchierter Artikel (für die meisten aber hinter einer Bezahlsschranke), in dem es insgesamt um acht Frauen geht, die Gaiman inzwischen Missbrauch und Vergewaltigung vorwerfen. Die Vorwürfe beziehen sich auf vier Jahrzehnte und es geht um jeweils sehr lange Zeiträume und sehr perfide Methoden Gaimans. Die Vorwürfe sind erdrückend und sehr glaubhaft.

    Ja, es ist sehr glaubhaft und eben deshalb auch so erschreckend, weil man eben davon ausging, dass er zwar ziemlich schräg, aber eigentlich voll in Ordnung ist.


    Mir tut auch Amanda leid, der man im Vulture Artikel und auch online im Diskurs teilweise eine Mittäterschaft / Mitwisserschaft unterstellt. Da spielen so viele Ebenen von fehlender Traumabewältigung und Machtmissbrauch hinein.


    Es ist auf so vielen Ebenen so traurig.

  • Vielen Dank für die Informationen, von denen ich bisher nur zum Teil Kenntnis hatte. Nun stellt sich natürlich, wie immer, die Frage, wie man damit umgeht und welche Konsequenzen man daraus zieht. Habt ihr persönlich schon eine Antwort darauf gefunden?

  • Nein. Nicht abschliessend.


    Wir schreiben edgy Geschichten. Für manche sind es Fantasien, für manche Traumabewältigung und manche sind vielleicht selbst Täter. Wenn Nische Mainstream geht, kommen auch Normalos und vulnerable Menschen auf einen zu und dann liegt es an den Künstlern Verantwortung zu tragen. Und diese Verantwortung hat Neil Gaiman nicht übernommen. Ich weiss nicht mal, ob er sich jeglicher Schuld bewusst ist.


    Kann man Werk und Autor trennen? Man liest das Werk mit anderen Augen, weniger Unschuld, aber alle Menschen sind fehlbar und viele unter uns sind keine Engel. Wer das Düstere und das Feuer liebt, darf die Flammen nicht scheuen. Er hatte seine Dämonen nicht im Griff und dafür muss er nun gerade stehen. Es erinnert uns Leser*innen auch daran, unsere Idole als Menschen mit Fehlern zu sehen und sie nicht zu erhöhen.

  • Vielen Dank für die Informationen, von denen ich bisher nur zum Teil Kenntnis hatte. Nun stellt sich natürlich, wie immer, die Frage, wie man damit umgeht und welche Konsequenzen man daraus zieht. Habt ihr persönlich schon eine Antwort darauf gefunden?

    Ausgehend vom Fall Gaiman hatte ich letzen Sommmer bei Tor Online einen Artikel dazu geschrieben: Wir müssen aufhören, Menschen auf ein Podest zu stellen.


    Ich habe da keine allgemeine Vorgehensweise und entscheide immer im Einzelfall. Marylin Manson, Rammstein oder Die Antwoord höre ich z. B. nicht mehr, wegen der Dinge, die sie getan haben, obwohl ich die Musik eigentlich immer noch mag. David Bowie aber durchaus noch.


    Was Gaiman angeht, war ich im letzten Jahr gerade dabei, die Sandman-Comics zu lesen, genau an dem Tag, als der Podcast rauskam, wollte ich mir Band 4 bestellen. Das werde ich jetzt nicht mehr machen. Gaiman sieht von mir keinen Cent mehr. Ein großer Fan seiner Werke war ich sowieso nicht. Mochte aber "Neverwhere" ganz gerne und auch einige der Verfilmungen.

  • Puh, das ist überraschend finster. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass man Kunst und Künstler nicht gänzlich trennen kann. Aber ich stelle immer wieder fest, dass ich doch so einiges toleriere, während andere Künstler total unten durch sind. Für mich ist eines der zentralen Elemente diesbezüglich, ob sich ein Künstler mittels seiner Kunst rechtfertigen will. Das geht mal gar nicht. Dahingegen habe ich z.B. mit Tom Cruise, seinem Sekten-Blödsinn und der daraus resultierenden bescheuerten Äusserungen keine Probleme, weil er in seinen Filmen halt wirklich eine Rolle spielt, die nichts mit seinem Leben zu tun haben. Schwieriges Thema, aber wichtig, dass darüber gesprochen wird.

  • Ja, der Buchtitel ist wirklich massiv ungünstig ... gelinde gesagt.

    Nun stellt sich natürlich, wie immer, die Frage, wie man damit umgeht und welche Konsequenzen man daraus zieht. Habt ihr persönlich schon eine Antwort darauf gefunden?

    Ich hab in diesem Fall das Glück, dass ich Gaiman nie mochte - hatte es vor wohl 30 Jahren versucht und bin auch seitdem mit Haltung & Stil nie warmgeworden. Daher ignoriere ich ihn einfach wie gehabt.


    In anderen Fällen entscheide ich wie Pogopuschel mehr nach Gefühl, zumal ich es wichtig finde, auch Anzeigen (bei der Polizei, nicht TikTok) und Verurteilungen abzuwarten. Selbst wenn man das in den USA durch deren spezielle Art Anwälte einzusetzen, nicht unbedingt irre viel aussagt.


    Rammstein würde ich noch hören (das ist in den letzten Jahrzehnten eh recht selten geworden, mag auch eher die alten Sachen aus Zeiten, in denen ich noch sehr gern auf deren Konzerte ging), allerdings schaffe ich inzwischen nicht mehr richtig gut, den 'Serbia' Song von Arkona zu ignorieren und somit liegen die wie andere russische Zaunreiter für unbestimmte Zeit auf Eis. Lukianenko würde ich wegen seiner unfassbaren Aussagen nicht mehr mit der Kneifzange anfassen, da kann ich nicht mehr trennen.


    Mir platzt gleich die Birne ...

    Same here. Ich versuche, die USA-Politik auszublenden, soweit sie nicht mit der Ukraine zu tun hat - gestern nur was zu Gojira & Architektur auf reddit nachschlagen wollen ... Oberstes Foto auf der Startseite: Musk. Nazi Salut. Und das ist erst Tag 1.

  • Ausgehend vom Fall Gaiman hatte ich letzen Sommmer bei Tor Onlinen einen Artikel dazu geschrieben: Wir müssen aufhören, Menschen auf ein Podest zu stellen.

    Kannst Du den Artikel bitte nochmals verlinken?


    Ich mag Sandman sehr, aber mir Coraline und American Gods konnte ich wenig anfangen.