Jasper Nicolaisen: Diebesgut

  • Heute in einer Buchhandlung entdeckt:


    Jasper Nicolaisen

    Diebesgut

    18 €

    272 S., broschiert

    ISBN: 978-3-89656-342-2


    Ein schräger Schauerroman aus Berlin-Köpenick über ein geheimnisvolles Erbe, eine wilde Schatzjagd und queere Solidarität Nach dem Abitur zieht Stefan nach Berlin, um eine Ausbildung als Bankkaufmann zu beginnen, doch seine Pläne scheitern schon kurz nach der Ankunft. Der Vermieter erscheint gar nicht erst zur Schlüsselübergabe und das windschiefe Haus entpuppt sich als Bruchbude, die bewusst dem Verfall preisgegeben wird, um die letzten Mieter zu vergraulen. Der einzige Lichtblick ist die Hausgemeinschaft, die gegen alle Widerstände zusammenhält. Der Rettungsplan mithilfe eines stümperhaften Banküberfalls entwickelt sich zu einer turbulenten Schnitzeljagd quer durch Berlin.


    Verlagslink: https://www.querverlag.de/diebesgut/

  • "Diebesgut" habe ich gekauft, weil ich mir den beworbenen "schrägen Schauerroman" davon erhoffte. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht, stieß dadurch aber zugleich auf einen wunderbaren, in bester Form schrulligen, witzigen und unterhaltsamen Mix aus Gesellschafts- und Kriminalroman, der tiefer in der Gegenwart verstrickt ist und den absonderlichen Facettenreichtum des Lebens stärker feiert als so ziemlich alles, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich bin ein Buch davon entfernt, großer Nicolaisen-Fan zu werden! Deshalb mache ich jetzt direkt mit seinem "Totes Zen" weiter.

  • "Diebesgut" habe ich gekauft, weil ich mir den beworbenen "schrägen Schauerroman" davon erhoffte. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht,

    Dann lege ich dir wärmstens seine KG im Zwielicht 18 ans Herz: „Wunsch nach Freundschaft mit den Anglern“.


    Laut seiner FB-Seite war es ein erster - und soweit ich weiß leider bislang einziger - Ausflug ins Horrorgenre, ohne eben einen Genremix bzw. den Ausgleich über lustige, sozialrealistische Protas/Settings.


    Die weirde Geschichte hat mich total geflasht, sie ist aus einer Haltung heraus geschrieben, die ich immer suche und zu selten finde: Es ist ganz leiser, etwas melancholisch gefärbter Cosmic Horror - aber aus Sicht des 'Anderen'. Dabei noch: kleine Hinweise auf Dystopie und das Abandoned.

    Nicolaisen hält super die Spannung um die Unsicherheit, wohin sich die Geschichte entwickelt, was eigentlich los ist. Der Ton ist surrealistisch und es fehlt auch nicht an kleinen, aber eben sehr melancholisch-schwarzen Selbstbetrachtungen, also auch eingestreuter feinbitterer Humor. Cooler Twist am Ende, der mich überrascht hat.


    "Wunsch nach Freundschaft..." hat mir so gut gefallen, dass ich sie - mit großen Dank an Michael - in einem aktuellen Anthologie-Projekt nachdrucken werde (-> 2025).


    Ich hoffe sehr, er mag noch mal einen solchen Ausflug starten, mit seinen sonstigen Sujets kann ich bei aller Sympathie leider nichts anfangen (Humor, Familie). Aber ja, wie du sagst: Eine dezidiert eigene, vollkommen individuelle Stimme, das allein muss man schon feiern.

  • Danke für den Hinweis! Zwielicht 18 liegt leider noch nicht auf meinem SUB, wo aktuell die 20 noch darauf wartet, gelesen zu werden. Aber vielleicht besorge ich es mir noch. Denn was die schreibst, klingt tatsächlich richtig gut!


    "Totes Zen" habe ich mittlerweile gelesen. Ein formal vollkommen untypischer Fantasyroman, der statt in epischer Breite in durchnummerierten kurzen, sehr pointierten Absätzen erzählt wird, die durch die wilde Assoziationen der Hauptfigur gerne vom Kern der Geschichte abschweifen. Insgesamt wirkt dieser Roman in Häppchen auf mich wie für eine Lesebühne konzipiert oder zumindest unter dem Einfluss umfangreicher Lesebühnenerfahrung verfasst. In "Totes Zen" scheint mir, wenn auch im Fantasygewand, eigentlich schon alles vorzuliegen, was ich auch in "Diebesgut" mochte, trotzdem ist es erstaunlich zu sehen, wie sehr sich der Autor seitdem weiterentwickelt hat.


    Vermutlich schaue ich mir bald mal sein "Winteraustreiben" an. Noch bin ich aber von jeder Weihnachtsstimmung ziemlich entfernt, weshalb ich erstmal wieder fremdlesen werden.