Auguste Hauschner: Der Tod des Löwen

  • Der kleine Homunculus Verlag hat ein sehr interessanten Prag-Roman ausgegraben, scheut nicht den Vergleich mit Meyerinks "Golem" und hat der schönen Ausgabe auch die Originalillustrationen der Erstausgabe von 1916 beigegeben. Das Buch habe ich gerade in einer Buchhandlung entdeckt und sofort mitgenommen.


    Der Klappentext:

    Zitat

    Das frühe 17. Jahrhundert. Prag ist in Aufruhr. Wie ein böses Vorzeichen hängt ein blutroter Meteor über der Stadt. Der böhmische König Rudolf II. leidet unter Verfolgungswahn und fürchtet um seinen Thron. Er beauftragt Alchemisten und Astronomen, seine Macht zu sichern. Als diese keine Lösung finden, zwingt er Rabbi Löw, den Erschaffer des Golems, ihn in die Geheimnisse der Kabbala einzuweihen – und ihm dazu die Kammer von dessen schöner, schwer kranker Tochter zu öffnen. Doch sein Handeln bringt nicht nur das Mädchen an den Rand des Todes, sondern treibt auch einen Keil zwischen die Glaubensgemeinschaften Prags. Während im Judenviertel die ersten Häuser brennen, beginnt das Lieblingstier des Königs, ein mächtiger Berberlöwe, in seinem Käfig zu rasen.

    Ein historischer Roman voller Mystik und schwarzer Romantik. Das magische Prag entwickelt hier wie in Meyrinks Golem ein bedrohliches Eigenleben: Der Hradschin und die Altstädter Rathausuhr, die verqualmten Labore der Alchemisten und die finstere Judenstadt …

    Prag ist in Der Tod des Löwen, erstmals 1916 erschienen, nicht nur Schauplatz der Handlung, sondern ihr (un)heimlicher Protagonist. Die Figur Rudolfs II. erinnert dabei mit ihrer Ignoranz gegenüber Fakten und ihrer Politik des Aufwiegelns auf erschreckende Weise an die Populisten des 21. Jahrhunderts.


    Auf der Verlagswebsite finden sich auch Fotos von dem Buch und den Illustrationen: https://homunculus-verlag.de/p…hauschner-tod-des-loewen/

  • Gern geschehen. Ich bin im Moment eine Woche beruflich in Münster, wo ich studiert und mehrere Jahre gelebt habe. Den Besuch nutze ich, um durch verschiedene Buchhandlungen zu stöbern, die halt nicht nur den Beststeller-Mainstream bedienen. Buchhandlungen, die Überraschungen parat haben, sind ja leider zu einer Rarität geworden, können aber eine echte Wohltat sein!

  • Ich bin heute Morgen auch auf der Homepage des Verlags gewesen, weil mich eine Besprechung des Buches neugierig gemacht hat. Nachdem ich jetzt eine Zeitlang gerätselt habe, wie ich darauf kam, ist es mir endlich eingefallen - wahrscheinlich brauche ich doch bald Thai-Ginseng oder so etwas in der Art.


    Wer also eine Rezension zu dem Buch lesen mag, möge bitte in der aktuellen Ausgabe der Online-Zeitschrift Literaturkritik.de Rolf Löchels Besprechung lesen: https://literaturkritik.de/hau…ne-des-kometen,25916.html

  • Vielen Dank für den Hinweis! Schön zu sehen, dass dieser Titel aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Die Neuveröffentlichung ist auch deswegen sinnvoll, weil antiquarische Ausgaben (mit den signierten Grafiken von Steiner-Prag) zu märchenhaften Preisen gehandelt werden …


    Ich habe noch einen Rest-Gutschein, ebenfalls von einer kleinen, sympathischen Buchhandlung vor Ort, – und ich denke, hier wird er zum Einsatz kommen.

  • In der Buchhandlung Scheuermann (Duisburg) hatten sie das Buch parat. So konnte ich es sofort einsacken. Und da ich kein Freund des „SuB“ bin, habe ich sofort mit dem Lesen angefangen.


    Im ersten Kapitel schreckt Kaiser Rudolf II. aus finsteren Träumen empor: Er wird von Verfolgungswahn geplagt und lässt seinen Oberkämmerer sowie den Leibarzt antreten. Das nagende Misstrauen des Regenten bestimmt die Szene; dazu gesellt sich die Furcht vor dem Kometen, der seit Tagen über dem Prager Himmel zu beobachten ist. Die Atmosphäre aus Angst und Irrsinn kulminiert in einer erbitterten Schlussepisode im privaten Raubtiergehege des Kaisers. Dessen Kernstück bildet Mehmet Ali – ein Berberlöwe, von dessen Verderb und Gedeih angeblich auch das Leben Rudolf II. abhängt …


    Mittlerweile bin ich beim 4. Kapitel angelangt. Sprachlich sehr reizvoll, bisweilen recht sinnlich. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen luziden Schilderungen und traumartigen Visionen. Dadurch wird wie selbstverständlich ein berückend-magisches Element verortet.


    Eine schöne Lektüre!:thumbup:

  • Im Grunde ist es nicht weiter tragisch: Wenn ich das Buch aufklappe, dann beginnt das Buch mit der letzten Seite und die folgenden Seiten stehen allesamt auf dem Kopf. Da es anscheinend nicht so gewollt ist, muß ich es wieder zurückbringen und mir ein anderes Exemplar zukommen lassen.