Stanley Ellin: Sanfter Schrecken. 10 ruchlose Geschichten

  • Der Suhrkkamp Verlag hat in der Übersetzung von Arno Schmit ein Kurzgeschichtensammlung von Stanley Ellin in schöner Ausgabe im Pappschuber herausgebracht.


    Hier der Klappentext:

    Zitat

    Der Restaurant-Chef, der seinen Stammgästen ab und zu als Spezialität des Hauses einen der Ihren serviert; der kleine Angestellte, der für seinen mächtigen Chef einen Quälgeist aus dem Hochhausfenster fallen lässt; der schizophrene Schachspieler, der die Züge der weißen Figuren ebenso dem anderen überlässt wie den Mord an seiner Frau: scheinbar harmlose Mitbürger allesamt, deren verborgene Abgründe der amerikanische Kriminalschriftsteller Stanley Ellin in zehn Geschichten vorsichtig und fast liebevoll beleuchtet.

    Eigentlich mochte Arno Schmidt das Krimi-Genre nicht besonders, aber als ihm 1960 ein Band mit Kurzgeschichten Stanley Ellins zur Übersetzung angeboten wurde, zögerte er nicht – und urteilte ein Jahr später in seinem Essay Die 10 Kammern des Blaubart über den amerikanischen Kollegen: »Falls es ihm gelingen sollte, (und in diesen 10 Geschichten zeigen sich unverächtliche Ansätze), zum Tiefsinn seiner Fabeln und der schlechthin vorbildlich knappen Konstruktion sich auch noch eine dichterische Sprache zu erarbeiten – ja, dann könnte es sein, daß wir binnen kurzem einen neuen, wiederum amerikanischen, Poe begrüßen dürfen. Zeit wäre es.«

    Und das Feuilleton hat laut Verlagswebsite (hier: https://www.suhrkamp.de/bueche…-stanley_ellin_80430.html) nur gut Gutes dafür übrig:


    Kennt jemand von euch das Buch oder den Autor?

  • Nimm mal bitte das "g" aus der Überschrift. Er hieß Stanley Ellin.


    Ich gehe davon aus, dass die Geschichten mit der Ausgabe des Titels vom Haffmanns Verlag bzw. Haffmans bei Heyne identisch ist.

    Dann habe ich das Buch in den 1990ern gelesen. Das ich mich überhaupt noch daran erinnern kann, spricht schon einmal für die Sammlung. An genaue Stories kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern. Ich weiß aber noch, dass ich positiv überrascht war, da ich eigentlich klassische Whodunits erwartet hatte, aber sehr intensive unheimliche Kurzgeschichten bekommen habe.


    Du hast mich jetzt neugierig gemacht. Leider ist meine Ausgabe, die ich damals vom Grabbeltisch der Bahnhofsbuchhandlung erstanden habe, um auf den langen Fahrten zur Uni was zu lesen zu haben, mittlerweile nicht mehr in meinem Besitz, sonst würde ich sie jetzt in die Hand nehmen.

  • Felix

    Hat den Titel des Themas von „Stanley Elling: Sanfter Schrecken. 10 ruchlose Geschichten“ zu „Stanley Ellin: Sanfter Schrecken. 10 ruchlose Geschichten“ geändert.
  • Danke! Das klingt echt interessant und die Ausgabe sieht schick aus.


    ("g" ist entfernt. Ich hatte mal mit einem "Elling" zu tun, das muss mir gleich zweimal die Finger verdreht haben.)

  • Ich finde es frustrierend, dass Suhrkamp im Klappentext Storypointen unter die potentiellen Käufer wirft. Das ist, genaugenommen, Irrsinn. Und dumm.

    Generell ist "Speciality of the House" natürlich ein Kurzgeschichten-Klassiker. Es gibt auch ein paar hübsche Radio-Versionen davon. Friedrich Schoenfelder hat sie, glaube ich, in seiner langjährigen Grusel-/Thriller-Reihe vorgelesen (der Titel der Serie fällt mir gerade nicht ein), und in der BBC-Reihe "The Price of Fear" wurde sie als Hörspiel mit Vincent Price und Francis de Wolff inszeniert.

  • Die Geschichten aus "Sanfter Schrecken" werden in dem Buch selbst mehrmals mit Poe verglichen, allerdings wohl eher mit dessen kriminalistischem und weniger mit dem phantastischen Werk. Stets steht ein Verbrechen oder dessen Anbahnung im Zentrum, ermittelt wird aber nicht. Es handelt sich also nicht um Detektivgeschichten. Erstaunt hat mich die gesellschaftliche und emotionale Kälte, die alle Geschichten begleitet. Im Zentrum stehen vor allem Einzelgänger, die in einem Drahtseilakt zwischen gutem Leben und Verbrechen schlingern, manchmal mit mehr Zweifeln versehen, manchmal mit weniger. Vermutlich wird dieser Eindruck unterstützt durch die äußerst präzise, feingliedrige Sprache des Übersetzers Arno Schmidt, die eine reine Wohltat ist. Für Schnelleser ist dies sicherlich kein Buch, denn seine Qualität zeigt sich in den Details, nicht in großen Handlungszusammenhängen.

    Die Aufmachung ist erstklassig. Neben den Geschichtem findet sich ein Vorwort der Verleger der Originalausgabe darin, Arno Schmidts umfassende und sehr literarische Rezension der Geschichten sowie ein Nachwort, dass Schmidts Eigenheiten, seine Arbeitsweise, sein Fremdeln mit diesem Werk und seine langsam steigende Begeisterung nachvollziehen lässt.