Kennt ihr Oliver Susami? Ich bin mittlerweile ein Fan seiner Geschichten, und das letzte Buch, das ich während meines Sommerurlaubs gelesen habe, hat mich wieder total begeistert.
"Alles über Frau Dohle" erzählt die unglaubliche Geschichte von Maria Holtzmacher, die aber geradezu unerträglich spießig beginnt. Maria führt ein eher langweiliges, ereignisloses Leben als Ehefrau eines cholerischen, reichen Unternehmers mit Hang zum Alkoholismus und Mutter von Katharina und Tom. Eines Tages rettet sie eine junge Dohle vor einer Katze. Das verletzte Jungtier überlebt, doch es lernt nie zu fliegen, und so lebt Herr Klostermayer, wie sie den Vogel tauft, fortan bei ihr und verleiht ihr den Spitznamen Frau Dohle.
Alles ändert sich, als Marias exzentrischer Sohn Tom, ein begabter Künstler, bei einem Autounfall ums Leben kommt. Als sie in seinem Haus, das voll von Toms Kunstwerken ist, nach dem Rechten sehen will, entdeckt sie in einem versteckten Raum ein fast verhungertes Mädchen in einem Käfig. Soll Tom, ihr zwar eigensinniger, aber sensibler, ganz sicher harmloser Sohn, etwa ein psychopathischer Entführer und Vergewaltiger gewesen sein? Für Maria Holtzmacher und ihre Familie beginnt ein Albtraum aus Medienschlammschlacht, Shitstorm und Spießrutenlauf, doch trotz aller Widrigkeiten steht für Maria fest: Ihr Sohn war unschuldig, und sie wird es beweisen.
Es ist nicht nur die haarsträubend spannende Geschichte, die mich in ihren Bann geschlagen hat und die garantiert so manchen Leser bis zum Ende an der Nase herumführen wird (bei mir hat es funktioniert). Es liegt vor allem am wunderbaren Stil von Susami: auf eine Weise sehr schlicht, passend zu Maria Holtzmachers eher schlicht-naivem Gemüt, auf eine andere Weise aber auch sehr abgründig, direkt, brutal und dabei so bildhaft, dass mein Kopfkino die ganze Zeit mitlief - in Farbe und 3D!