Michael Shea - Demiurg

  • Ich habe heute den 6. Band aus der Lovecraft Limited Reihe erhalten und bin nach einigen Stunden leider sehr ernüchtert.

    Am Ausgangsmaterial, respektive dem Autor, liegt es allerdings nicht.


    Die Übersetzung, welche mit ziemlicher Sicherheit mit einem Programm erstellt wurde und vom, Übersetzer, Manfred Sanders (wer ist das?) im besten Falle vereinzelt optimiert wurde, ist schlichtweg eine Frechheit.


    Es fehlt nahezu jegliches Verständnis für Sinnhaftigkeit, Wortklang und Kontext. Es wurde so gut wie immer „direkt“ übersetzt.

    Die vielen Grammatikfehler (ich habe nur 120 Seiten gelesen) völlig außer Acht gelassen. Für fast 40€ ist das inakzeptabel.


    Ein paar Beispiele:


    „Sie antwortete in gutnachbarlicher Breite.“


    „Lockenbärtige Gestalten“


    „Auch wenn sie warmherzig anerkannten…“


    „Die fleischigen, phlegmatischen Gesichter der unförmigen Tierfänger, die aussahen als würde die Unruhe der Tiere sie nichts angehen, fügten diesem Spektakel noch das letzte i-Tüpfelchen von Slapstik hinzu.“


    „Meine Lieben, wie geht ein Shoggothen-Lord auf Brautwerbung? Ihr ahnt nicht einmal genug, um diese Frage zu stellen! Deshalb lasst sie für euch gefragt und beantwortet sein.“


    Wer mir jetzt Kleinlichkeit vorwirft: Die genannten Beispiele befinden sind auf den ersten 20 Seiten.

  • Die Übersetzung, welche mit ziemlicher Sicherheit mit einem Programm erstellt wurde und vom, Übersetzer, Manfred Sanders (wer ist das?) im besten Falle vereinzelt optimiert wurde, ist schlichtweg eine Frechheit.

    Übersetzungen von Manfred Sanders findet man hier:

    Bibliographie deutschsprachiger SF-Stories und Bücher: Manfred Sanders - Bücher


    Deine Beispiele klingen ja schräg.

  • Das liest sich wirklich schauderhaft.

    Von einigen billigen Print-on-demand Büchern kannte ich das ja bereits.

    Aber von Festa hätte ich bessere Qualität erwartet.

    Da lass ich mein Exemplar am besten in der Folie.

  • Leider ist mir das bereits bei mehreren Büchern aus dem FESTA Verlag passiert, weswegen ich für mich beschlossen habe, die Bücher, die mich interessiern, nur noch im Original zu lesen.

    A Head Full Of Ghosts damals habe ich genau deswegen abgebrochen und habe daher fast Paul Tremblay verpasst, der inzwischen im Original zu meinen liebsten Autoren zählt -- auch und vor allem A Head Full of Ghosts (ich konnte dort die Stellen ausmachen, die wirklich wortwörtlich einfach eingedeutsch wurden, obwohl das in unserer Sprache so nicht existiert und funktioniert). Bei Chuck Palahniuk ist mir das eben auch stark aufgefallen. ich finde das sehr schade und möchte das auf jeden Fall nicht dem Verlag per se in die Schuhe schieben. Aber ich denke, die Rückmeldung an Frank Festa -- der hier ja wahrscheinlich mitliest --, dass einige seiner Übersetzungen echt im Argen liegen, ist wichtig. Er kann ja nicht alle Bücher selbst kontrollieren und lesen. Aber so hat er zumindest die Option, sich das persönlich anzusehen und zu entscheiden, ob er das auch so sieht.

  • Leider ist mir das bereits bei mehreren Büchern aus dem FESTA Verlag passiert, weswegen ich für mich beschlossen habe, die Bücher, die mich interessiern, nur noch im Original zu lesen.

    A Head Full Of Ghosts damals habe ich genau deswegen abgebrochen und habe daher fast Paul Tremblay verpasst, der inzwischen im Original zu meinen liebsten Autoren zählt -- auch und vor allem A Head Full of Ghosts (ich konnte dort die Stellen ausmachen, die wirklich wortwörtlich einfach eingedeutsch wurden, obwohl das in unserer Sprache so nicht existiert und funktioniert). Bei Chuck Palahniuk ist mir das eben auch stark aufgefallen. ich finde das sehr schade und möchte das auf jeden Fall nicht dem Verlag per se in die Schuhe schieben. Aber ich denke, die Rückmeldung an Frank Festa -- der hier ja wahrscheinlich mitliest --, dass einige seiner Übersetzungen echt im Argen liegen, ist wichtig. Er kann ja nicht alle Bücher selbst kontrollieren und lesen. Aber so hat er zumindest die Option, sich das persönlich anzusehen und zu entscheiden, ob er das auch so sieht.

    Völlig richtig.

    Ich habe bspw. alle Bände der regulären „HPL - Bibliothek des Schreckens“ Reihe, deren Übersetzungen sich durchgehend auf einem sehr ordentlichen Niveau befinden.

    Umso trauriger ist es dann natürlich, solche Beispiele vorzufinden, bei einem vergleichsweise, doch recht hohen Preis.

  • Bevor man diesen guten Übersetzer runtermacht, sogar echte Rufschädigung betreibt, sollte man doch mal bitte ins Original schauen:


    „Sie antwortete in gutnachbarlicher Breite.“

    answered with neighborly amplitude:


    „Lockenbärtige Gestalten“
    curly-bearded figures


    „Die fleischigen, phlegmatischen Gesichter der unförmigen Tierfänger, die aussahen als würde die Unruhe der Tiere sie nichts angehen, fügten diesem Spektakel noch das letzte i-Tüpfelchen von Slapstik hinzu.“

    The misshapen captors’ fleshy, stolid faces, as if oblivious to the thrashings of the beasts, added that last note of slapstick to the spectacle.


    „Meine Lieben, wie geht ein Shoggothen-Lord auf Brautwerbung? Ihr ahnt nicht einmal genug, um diese Frage zu stellen! Deshalb lasst sie für euch gefragt und beantwortet sein.“

    Dear Girls: How does a Shoggoth Lord go wooing? You do not even guess enough to ask! Then let it be asked and answered

    for you.


    Und Grammatikfehler finde ich auch nicht. Da bitte ich um Beispiele.


    Michael Shea hatte nun mal einen ungewöhnlichen, teilweise abgedrehten und durchaus anspruchsvollen Stil.


    Der Übersetzer hat mir geantwortet:

    Es stimmt, ich versuche, bei den Übersetzungen möglichst eng dem Original zu folgen, aber es als "wortwörtliches" Übersetzen zu bezeichnen, ist reichlich übertrieben. Die im ersten Post des Threads aufgeführten Zitate stammen alle aus der Geschichte "Fat Face", die durchgängig von einer eigentümlichen Stimmung beherrscht wird (wie die anderen Geschichten von Shea im Übrigen auch), was ich durch eine entsprechende Wortwahl festzuhalten versucht habe. Zu den anderen aufgeführten Büchern (A Head Full of Ghosts, Chuck Palahniuk) kann ich ohne konkrete Beispiele nichts sagen.

  • Sämtliche deiner genannten Beispiele stützen eigentlich meine Kritik.

    Wie bereits erwähnt, ergibt es im Englischen nämlich durchaus Sinn.

    Ansonsten kannst dir mir aber gerne die Duden-Einträge zu „lockenbärtig“ und „nachbarschaftliche Breite“ zeigen.


    Zu den Rechtschreibfehlern:

    Auf Seite 21 steht zb. „Diese Großmut und Güte“.

    Auf vielen Seiten finden finden sich unübliche Interpunktionen, Kommata, die so im Englischen üblicher sind.

    Fällt mir sehr schwer zu glauben, dass dieses Buch manuell übersetzt wurde.


    Und wie gesagt, ist es nicht so, dass ich diese Beispiele lange suchen musste. Im Gegenteil. Es findet sich fast keine Seite, die einem nicht zumindest bizarr vorkommt.


    Deine Reaktion auf diese Kritik hat mich darin bekräftigt, das Abonnement der Reihe zu beenden.


    Ansonsten steht es ja jedem frei, sich ein eigenes Bild zu machen. Es würde mich sehr wundern, wenn ich mit der Kritik alleine da stehe.

  • Ansonsten kannst dir mir aber gerne die Duden-Einträge zu „lockenbärtig“ und „nachbarschaftliche Breite“ zeigen.

    Die gibt es ja nicht - weil der Autor auf eigene Art formuliert hat und der Übersetzer das auch so übertragen hat.


    Also keine Grammatikfehler, sondern Rechtschreibfehler?

    "Auf Seite 21 steht zb. „Diese Großmut und Güte“." Das sehe ich aber nicht als falsch an.


    Weil ich mich, bzw. den Übersetzer, rechtfertige und Deine vernichtenden Aussagen mal "auf den Boden der Tatsachen hole" möchtest Du Dein Abo kündigen?

  • Schau, Frank, es geht hier nicht um Desavouierung von irgendeinem Übersetzer, nichts läge mir ferner. Ich würde auch nie behaupten, dass hier irgendetwas Unredliches vorgefallen wäre. Aber als Leser zu sagen: ich finde diese Übersetzungen nicht gut gemacht, hat auch nichts mit Rufschädigung zu tun.

    Über A Head Full of Ghosts und Palahniuk haben wir damals auf Facebook gesprochen, und da hast Du ähnlich reagiert und mir erklärt, dass unter anderem die wortwörtliche Übersetzung von "instanteneous" auf das deutsche Wort "instantan" gebräuchlich und von Tremblay so intentioniert sei (eine Überstzung, die ich mir in ihrer -- für mich -- Abstrusität bis heute gemerkt habe). Sonst kann ich nichts dagegen sagen, Du weißt sicher, wovon Du sprichst. was ich Dir allerdings sagen kann, ist das ich als Leser des deutschen Buches von Seite zu Seite gestolpert bin und mir oft gedacht habe, dass die Übersetzung eines Buches, auf das ich mich sehr gefreut hatte, sich mir soweit versperrt, dass ich es nach ein paar Dutzend Seiten abgebrochen habe. Als ich etliche Jahre später im Original gelesen habe, ist die Prosa geflossen und ich bin über solche Stellen wie diesen instantanen Schrei eben nicht gestolpert. Das ist der Vergleich den ich als Leser habe. Nachdem Du und der Übersetzer sonst offenbar nur gute Rückmeldungen von anderen Leser*innen bekommen haben, wirst Du Deine eigenen Rückschlüsse aus diesem Thread ziehen.

    Aber hier gleich mit Rufschädigung in den Ring zu steigen ist schon etwas starker Tobak.

    "Lockenbärtig" finde ich übrigens probat.

    "In gutnachbarlicher Breite" für "neighbourly amplitude" aber weniger.


    Nachtrag: Unredliche Hilfmsittel bei der Übersetzung zu unterstellen, finde ich allerdings jetzt übrigens auch nicht so toll.

  • Nun, hier wurde behauptet, dass der Übersetzer mit einem Programm hat übersetzen lassen! Wenn das keine Rufschädigung ist, der für den Mann jeden neuen Auftrag vernichten kann, was ist es dann?

    Mal abgesehen davon, wie der Festa Verlag dargestellt wird! Als würden wir den letzten Schrott veröffentlichen.

  • Ich habe das oben nachgefügt: den Vorwurf mit dem Programm finde ich auch nicht okay.

    Und ich zumindest habe niemals über Festa als Verlag gesprochen oder würde irgendetwas von dem behaupten, was du da in den Raum stellst, sondern tausche mich spezifisch über Bücher aus, die ich gelesen habe. Aber ich ziehe mich hier aus dem Gespräch zurück, ehe es noch höhere Wogen schlägt.

    Nur eins noch: Festa ist doch in Deutschland der größte Genre-Verlag, ist als als Unternehmen erfolgreich. Das mit dem "nur Schrott" wäre also aus der sicht von vielen Deiner Leser*innen sowieso nicht stützbar. Dass manche dazwischen einzelne Bücher nicht so gut finden und darüber sprechen, ist auch eine legitime Sache.


    Nachtrag: Ich muss mich selbst korrigieren, ich habe oben über "mehrere Bücher aus dem Festa-Verlag" gesprochen. Das sollte nicht heißen ALLE oder auch nur VIELE. Es betrifft ganz konkret drei.

  • Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn Kritik geübt wird. Meine Güte, dann müsste ich ja den Beruf wechseln. Aber diese Art war mir dann doch zu heftig.

    Damit soll es auch gut sein, zumindest von meiner Seite. Ich habe fertig. 😏

  • Da du die Korrespondenz mit dem Übersetzer hier angeführt hast und seine/deine Ausführungen für mich glaubhaft klingen, nehme ich den Vorwurf des Übersetzungsprogramms gerne zurück.

    Wenngleich dies, in dem Fall, kein Kompliment ist.


    Die Übersetzung ist und bleibt sehr unbefriedigend.


    Wenn auf Seite 32 steht „Sie lachte viel, aber die Fröhlichkeit war sehr dünn“, fällt es einem nunmal schwer nachzuvollziehen, wie derartige Stellen einem professionellen Übersetzer, in der Masse, passieren können.


    Seite 34:


    „Sie trödelte über ihrem Kaffee und trat schließlich widerwillig hinaus in die bunt schillernde Pracht des Tages.

    Denn siehe, die ganze Welt und all ihre Kinder bewegten sich unter der brutalen, endlosen Offenbarung des grellen Sonnenlichts.“


    WHAT?


    Ich habe erwähnt, dass ich sehr viele euer HPL Bücher besitze und deren Qualität in dem Kontext sehr schätze. Außerdem habe ich auf deiner Seite andere Bücher sehr positiv bewertet.

    Als Verleger hierauf mit einem „als ob wir nur Schrott veröffentlichen!“ zu kontern, ist nicht sehr professionell.


    Ich kann mir dennoch nicht vorstellen, wenn du die ersten 30 Seiten liest, du gänzlich konträrer Auffassung sein kannst, was meine Kritik betrifft.

    Alles in allem, dennoch löblich, dass du dich der Kritik stellst.

  • Ich möchte in den Zusammenhang darauf hinweisen, dass meine Buchkritik beim Festa Verlag, bei der ich zwei Sterne vergab, mittlerweile gelöscht wurde.

    (Ich habe darin das Thema Übersetzungssoftware explizit nicht erwähnt).


    Soviel zum Thema Umgang mit Kritik.