Zwielicht 18

  • Hallo Allerseits,


    nachdem heute Zwielicht 18 bei vielen der Beteiligten angekommen sein sollte, mache ich mal einen eigenen Thread zu dem Band auf, es sind ja einige aus dem Forum an der Ausgabe beteiligt und vielleicht mag ja der ein oder andere Feedback zum ein oder anderen Beitrag oder zur Ausgabe abgeben:

    Zwielicht 18
    Die 18. Ausgabe des Magazins Zwielicht ist in Vorbereitung. Geplanter Veröffentlichungstermin März 2023 Hier die Vorschau auf den Inhalt: ...
    defms.blogspot.com


    Hier der Inhalt:

    Geschichten:

    Tobias Lagemann - Rot und rostig

    Christian Blum - So schreiten keine ird’schen Weiber

    Arthur Machen - Das Ritual (1937)

    Lisa-Katharina Hensel - Der Schatten

    Michael Tillmann - Reihen von Spukhäusern wie Traumlandschaften

    Algernon Blackwood - Der kleine Bengel (1919)

    Julia A. Jorges - Zweierlei Blut

    Karin Reddemann - Merkwürdig

    Laurence Kirk - Dr. Macbeth (1940)

    Erik Hauser - Der Allesschluck

    Achim Stößer - Die kleine Schwester des Todes

    Jasper Nicolaisen - Wunsch nach Freundschaft mit den Anglern

    Lennox Lethe - Die Nächste in der Reihe

    Winston K. Marks - Die Körperformer kommen! (1955)

    Edward Frederic Benson - Die Schritte (1926)

    Émile Erckmann und Alexandre Chatrian - Die Bienenkönigin (1862)

    H.G. Wells - Der graue Mann (1895)

    Artikel:

    Karin Reddemann - Oh eile, Katze, eil' herbei, und hilf mir bei der Zauberei!

    Jo Piccol - Exotik, Erotik und Exzess

  • Ich habe "Zwielicht 18" inzwischen auch*, danke, ich bin aber nicht objektiv ;-).

    *)

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  • vielleicht mag ja der ein oder andere Feedback zum ein oder anderen Beitrag oderr zur Ausgabe abgeben

    Aber hallo! [Cof]


    Wie schon gesagt: Mal wieder ein grandioses Cover mit besonders schöner, passender Schriftart.


    Bislang hab ich das Buch noch nicht, sondern kenne nur diesen einen Text, aber: Meine dringende, enthusiastische Empfehlung ist Jo Piccol s Essay "Exotik, Erotik und Exzess - Zur Ästhetik des Unheimlichen in den seltsamen Erzählungen von Hanns Heinz Ewers" und ich meine, die Anschaffung des Z18 allein deswegen wäre auf alle Fälle bereits gerechtfertigt.


    Ewers kenne ich erst aus diesem Forum bzw. kannte ich vorher nur die Bilder seiner Partnerin, Ilna Ewers-Wunderwald. Jos Essay bietet beides: gut recherchiertes Fachwissen mit vielen Details, und gleichzeitig für Unbeleckte wie mich eine Einführung in Person und Werk. Souverän und fluffig, streng sachlich wie auch leidenschaftlich verfolgt Jo den Werdegang und die Publikationsgeschichte Ewers', die nicht ohne Kontroversen, Hochs und Tiefs blieb.


    Ohne das Thema allzu 'nebenbeiig' abzuhandeln, ohne aber auch Ewers gesamtes Schaffen unter diesem Schatten zu subsummieren, beginnt Jo mit Ewers Schreiben im Nationalsozialismus - und das lief offensichtlich nicht in geraden, schnell abzuurteilenden Bahnen: Kurz gesagt, den verdammten Nazis gefiel etwas an seinem Werk, bissen dann aber einen größeren Brocken ab, als sie verdauen konnten.

    Im Folgenden verankert Jo das Werk sowohl literatur-/genregeschichtlich wie auch im Umfeld anderer Autoren und zeitgenössischer wie auch aktueller Philosophie und Psychologie. Extrem sachkundig, stets mit aktuellem Bezug (z. B. Hannibal Lecter) und mit über 30 Fußnoten / Quellen führt Jo durch Motivik und Themen, Figuren und Settings, wobei Horror bzw. das Phantastische und Wundersame, Kunst, Theater und eine freie, nicht-normierte Erotik im Vordergrund stehen.


    Als Empfehlung gerade für den deutschsprachigen Raum, der - meiner recht bescheidenen Ansicht nach - außerhalb des akademischen Umfelds immer noch keinen Unterschied macht zwischen gut recherchiertem / annotiertem Essay und nicht / schlecht recherchierter Glosse ohne jegliche Quellenangaben bzw. fast ausschließlich Website-Angaben, also einem 'opinion piece', das sich nicht selten Falschaussagen leistet, falls diese zu unterhalten wissen oder einen aktuellen Zeitgeist bedienen. Jo hält hier die Tradition des klassischen, akademischen Essays hoch, das eben durch sein Engagement und deutliche Begeisterung nicht minder unterhaltsam zu lesen ist.


    Gerade der Einstieg ist eine wunderbare Anregung, über Biographien und Schicksale von Autoren / Künstlern während der Nazizeit nachzudenken. Denn es gibt einerseits solche grausamen, letztlich aber wenig überraschenden Schicksale wie den zynischen Mord am Genie Bruno Schulz, andererseits einen satirisch-dunklen Freidenker wie Alfred Kubin (den Jo auch im Essay erwähnt), der in seinen Briefen an ausnahmslos ins Exil geflüchtete Freunde bitter scherzte, er sei der "berühmteste nicht-verfolgte 'entartete Künstler'". Oder der von mir äußerst geschätzte E. M. Cioran, der in jungen Jahren kurzzeitig die rumänischen Faschisten bewunderte, und diese Phase später selbstbewusst mit den Worten ad acta legte, "Wer in seiner Jugend nicht extremem Gedankengut anhing, hat nicht gelebt". Oder der - salopp gesagt ziemlich spinnerte - Autor, Historiker und Esoteriker Otto Rahn, der als Schwuler kein Problem hatte, in der SS zu dienen und Nazimythologie zu verherrlichen bzw. auch selbst zu kreieren, dann als Aufseher ins Dachauer Konzentrationslager 'strafversetzt' wurde und - man kann nur annehmen, nachdem er dort mit dem Horror der NS-Realität konfrontiert wurde - Suizid beging. Ewers reiht sich auf interessante Weise in diese *) sehr diverse Gruppe von Kunstschaffenden und Freidenkern ein, die - über kürzere oder längere Zeit hinweg - eine Ideologie unterstützten, die ihrer Identität eigentlich konträr gegenüberstehen sollte.

    * (Kubin selbstverständlich ausgenommen, da er stets Gegner war.)


    Danke also an Jo - und an Michael & Achim selbstverständlich - für diesen äußerst spannenden, anregenden Beitrag! :*


    Ansonsten bin ich bereits gespannt auf die Texte von Julia A. Jorges, Eric Hauser und selbstverständlich die Übersetzungen von Machen und Blackwood, für die Achim Hildebrand immer ein sehr feines Gespür und Sprachempfinden beweist.

  • Das klingt in der Tat vielversprechend, Katla.

    Freut mich, Achim - nachdem ich kurz auf deine Homepage schnuppern ging, werde ich auch deine Geschichte mit Interesse lesen, wir haben da offenbar eine gemeinsame Haltung bzw. Leidenschaft: dezidierten Realismus bzw. Antitheismus.

    Schönes Interview da! 'Weihnachtsmann', sag ich nur leise ... [Ber]

  • Freut mich, Achim - nachdem ich kurz auf deine Homepage schnuppern ging, werde ich auch deine Geschichte mit Interesse lesen, wir haben da offenbar eine gemeinsame Haltung bzw. Leidenschaft: dezidierten Realismus bzw. Antitheismus.

    Schönes Interview da! 'Weihnachtsmann', sag ich nur leise ... [Ber]

    Jetzt musste ich überlegen, welches Interview du meinst (ist ja immerhin zwanzig Jahre alt), aber jedenfalls wirst du dann die B-Story von »Die kleine Schwester des Todes« mögen ;) . Feedback würde mich freuen.

  • Genau das, hätte ich auch gern verlinkt, aber hab im Header auch bei Anclicken der Reiter nur die Homepage an sich bekommen, und der Hotlink ganz unten ist wohl inzw. erloschen, da kommt 404.

    Ups, danke für den Hinweis, ich habe den Link (zu ka-news.de) unten repariert (ka-news hat wohl die Seite in den letzten zwei Jahrzehnten irgendwann relaunched; sollte ich auch mal machen).

  • Mein Buch kam gestern (noch mal ganz lieben Dank an Jo Piccol - sogar mit Widmung! :* ) und ich hab gleich mal Julia s Geschichte eingesaugt. Hat mir sehr gut gefallen, nicht nur durch den extrem angenehmen, persönlichen aber unaufdringelichen und flüssigen Schreibstil, sondern auch wegen des Settings: Borkum, absolute Klasse, von sowas gibt es zu wenig. Triggerte auch Sylt, die Dünen, die Heide dort. Auf Borkum war ich auch schon und finde Julia hat das wunderbar einfangen, diese ganze "Windigkeit", die Leute, ich sehe die Farben vor mir (obwohl Julia die glaube ich gar nicht explizit erwähnt). Auch schöne Nebenfiguren und tolle Namen: der Museumsleiter und die Retterin. Hat alles eine schöne Dichte / Tiefe, das ist sehr 'gut gewebt' sozusagen.


    Kleiner Wermutstropfen - was aber eigentlich ein Kompliment ist! - war die lovecraftsche Storyline im Hintergrund. Das auch durch für meinen Geschmack zu frühe, zu deutliche und zu häufige Hinweise, die dann später auch vom Plot unterstützt werden (allerdings: ich neige zum anderen Extrem, meine hints bleiben oft total im Dunklen *gn*). Dabei ist dies kein Vorwurf, denn eigentlich muss dies gar keinen tatsächlichen Lovecraft-Bezug haben: entsprechende Legenden gibt es seit Jahrhunderten, wenn nicht -tausenden, quer über den Globus verteilt; und das ist ja ein Motiv, bei dem Lovecraft mal das Rad nicht neu erfand. Man kann die Geschichte eigentlich auch als modernen Folk Horror lesen ... vielleicht also meine Schuld, vielleicht auch mehr durchs Ende - das ich bissl aus dem lokalen Setting und dem Stil gefallen fand, weil doch sehr extrem, dazu ohne große Reaktion seitens der Erzählerin, denn ->

    Will sagen: Hätte ich mehr Zeit & Raum zum Rätseln gehabt, was da los ist, wären viele Szenen überraschender gewesen. So waren sie - durch Julias einfach schöne, sehr souvaräne Schreibe - dennoch spannend, und ich bin auch nicht sicher, wie man den Plot sonst hätte aufziehen sollen. Pointengeschichten mag ich jedenfalls nicht, und irgendwann muss man dann ja mit Butter bei die Fische.


    Damit will ich nicht abschließen, sondern mit etwas, das ich absolut faszinierend und 100% überzeugend geschrieben fand (sowohl inhaltlich wie haptisch und stilistisch): Absolut toll geschrieben fand ich vor allem die Sturmszene - ich fresse einen Besen, wenn das nicht erlebt oder zumindest gut recherchiert wurde. Solche total ungewöhnlichen, aber eben nicht künstlich-schrägen Details in dieser passend atemlosen, dramatischen Suchaktion war wirklich best practice. Hat totalen Spaß gemacht, war super spannend. Auch die Ortswechsel: nicht zu hektisch, aber eine wahnsinns Dynamik.

    Mir gefielen auch die Figuren, nicht zu übererklärt, nicht zu anbiedernd nett, keine 30 Zeilen Backstory / Rückblenden, sondern Charakterisierung durch die 'aktuten' Handlungen. Auch Rhena war super (gemeinerweise musste ich an eine nach einem Unfall geistig etwas beeinträchtigte Kollegin denken, die sehr ähnliche Verhaltensweisen, Sprachduktus und vllt. sogar auch Aussehen hat). Super gefiel mir der Red Herring zum 'Zustand' Rhenas, der ja eigentlich extrem geschickterweise auch von der Autorin gar nicht als Fakt behauptet wird. :thumbup: Sehr schöne Geschichte wunderbar verpackt und sauber strukturiert, tolles Pacing.


    P.S. Hättest dich ruhig trauen können, den Dialekt weiterhin in der wörtlichen Rede zu verwenden - das war gut verständlich und voll sympatisch / regional-flairig.


    -------


    Auf Phantastiknews gibt es eine Besprechung zum Band:

    [ask2] Da fehlt was ... alle Texte besprochen, nur der letzte nicht? ;( Das ist ja ganz, ganz außerordentlich schade, gerade den nur mit Autor + Titel schlicht gelistet zu sehen.

  • Welcher fehlt? Hier die letzten im Link:

    H.G. Wells: „Der graue Mann“ (1895)

    Ein bislang bei uns noch unveröffentlichtes Kapitel aus Wells’ berühmtesten Buch, „Die Zeitmaschine“, das dieser auf Verlangen seines Verlegers nachgeschoben hat.

    Nicht wirklich überzeugend, kein Wunder, dass das Kapitel in späteren Veröffentlichungen wieder gestrichen wurde.

    In dem Artikel „Oh eile, Katze, eil' herbei, und hilf mir bei der Zauberei!“ von Karin Reddemann geht es, wie der Titel andeutet, um die geheimnisvollen Vierbeiner, die Katzen, die als Gefährten von Hexen ebenso bekannt sind, wie als mysteriöse Wesen voller Geheimnisse

    Und Jo Piccol zeigt uns in „Exotik, Erotik und Exzess“ die Ästhetik des Unheimlichen im Werk von Hanns Heinz Ewers

  • Und Jo Piccol zeigt uns in „Exotik, Erotik und Exzess“ die Ästhetik des Unheimlichen im Werk von Hanns Heinz Ewers

    Mein Geflenne bezog sich darauf, dass jeder einzelne Text mit ein paar eigenen Zeilen besprochen wird - der eine Halbsatz bei Jo dort ist aber lediglich die Unterüberschrift seines Essays. Finde ich eben sehr schade, weil ein belegter, strukturierter Fachtext einen ungleich höheren Arbeitsaufwand bedeutet. Never mind me - hat auch nix damit zu tun, dass ich Jo sehr schätze oder ihn überhaupt kenne. [Gh2]


    Grad freue ich mich über meine je 40 Min, Busfahrt täglich, weil ich da Sachen lesen kann, für die ich grad eigentlich keine Zeit hätte. Anthologien sind doch so perfekte Alternativen zum aufs Handy gucken (das ich in der internetgängigen Form nicht mal habe, haha!). Einige Geschichten hab ich angeschaut oder quickgelesen, waren aber nicht so meine Tasse Kaffee (auktoriale, aber stark wertende Erzähler mit ständigen Vorgaben, wie ich was zu sehen habe; gehäufte Adjektive/Adverbien; zu bekannte Themen/Situationen, gute Prämisse aber dann viel Dialog / wenig Plot und manchmal lag es einfach daran, dass mein Geschmack ab einem gewissen Anteil Humor bzw. Person-von-nebenan nicht mehr mitgeht).


    Dann bin ich dabei, das Buch zuzuklappen und lese einen ersten Satz: "Ich sehe den Toten nicht kommen." Bäm, gleich wieder das Buch aufgeschlagen, bei sowas setze ich mich innerlich gleich mal etwas aufrechter (auf Englisch sagt man so wunderbar: Something demands attention - so war das hier.) Von dem Autor nie zuvor gehört.

    Jasper Nicolaisen: "Wunsch nach Freundschaft mit den Anglern". S. 185-194


    Und kein skurriler nonsense-Titel, wie sich am Ende zeigt. Die Geschichte hab ich mit Herzrasen (weil sie so schön geschrieben und konzipiert ist) und innerlich offenstehendem Mund gelesen. Ein Stück perfekt getimten, ich sag mal 'sanften Stream of Conciousness' (also nicht stark ausscherend in Irrelevantes, Assoziatives und mit kurzen Sätzen) oder vielleicht Rollenprosa. Eine sehr, sehr starke Erzählstimme, absolut innovative Geschichte, unvorhersehbar und in einer ganz vor allem wunderbaren, grandiosen Sprache. Ich meine, der Text käme - mit Ausnahme von Farben - nahezu gänzlich ohne Adjektive/Adverbien aus, jedenfalls fiel mir kein einziges auf. Sätze aufs Wesentliche eingedampft, extrem poetisch. Individuelle Betrachtungen / Beobachtungen, aber auch Figurenkonzeption und (trotz der

    auch Plot.


    Hier erzählt jemand, der vollkommene Kontrolle über die Sprache, den Stil, seine Motivik und Geschichte hat - und trotzdem wirkt alles leichtfüssig, unforciert, lebendig. Wirklich mit Abstand einer der besten Texte, die ich in den vergangenen Jahren (das können gern 10+ Jahre werden) las. Da hab ich fast sowas wie Herausgeberneid (;-), das wär ein schöner dritter Autor im Kriegspferd gewesen.

    Ohne, dass es da vom Stil oder Inhalt tatsächliche Deckungsgleichheit gäbe, erinnert mich die Wirkung an die von Perkampus' Erzählungen und ganz vor allem auch an die stärksten Romane von Antoine Volodine. Sein unter Lutz Bassmann verfasster We Monks & Soldiers (eine meiner meist geschätzten Fiktionen) hat einen ähnlichen Twist, der mich dort auch total begeistert hat - da ist es bissl ähnlich gelagert, aber da nicht plot-ähnlich, schreibe ich mal ohne Spoiler: Der Icherzähler bei Bassmann ist ein buddhistischer Soldat, der ein leerstehendes Haus exorzieren soll. Die Geister, die sich zeigen, sind ihm bekannt und am Ende der Szene wird er - der tatsächlich ebenfalls untot ist - von den Geistern exorziert. Solche Sachen mag ich einfach, weil sie Prämissen und Konflikte innerhalb einer schrägen, surrealistischen Welt erzählen, weil unserer Alltag damit nichts zu tun hat ... Allerdings nur auf den ersten Blick, denn die Konflikte und Probleme der Protagonisten/Erzähler sind absolut nachvollziehbar, wenn auch eben um die paar spekulativen Ecken mitgedacht.


    Wo andere längere Biografien angeben, als ich zu lesen bereit bin, setzt Jasper nicht mal einen Homepage-Link (davon gibt es wohl zwei, sehr schöne, aber vielleicht mag er die von seinen gedruckten Texten freihalten?) - zum Glück dann aber via FB fündig geworden. Als ich nachts also in seinen anderen Veröffentlichungen und der einen Homepage stöberte, fiel mir auf, dass ich die Geschichte möglicherweise 'falsch' gelesen hab: nämlich mit viel Tragik, Härte, Düsternis und sehr schwarzem/bitteren Humor (wie eben genau bei Volodine). Gemessen an den anderen Texten mag es aber sein, dass dieser viel skurril-witziger und fluffiger gemeint gewesen war. Keine Ahnung, aber es ist so oder so ein kleines Juwel. (Könnte mir gut vorstellen, dass Frank Duwald Gefallen daran finden könnte).


    Mal wieder: Ein Hoch auf Anthologien, und vor allem ihre Herausgeber Michael & Achim, die so unterschiedliche Texte aussuchen und präsentieren! :*[Cof] (Du sprachst oben vom Horroraspekt der SF, Mammut , ich finde es übrigens sehr gut, dass im Zwielicht von Vergangenheit und Zukunft erzählt wird. Erinnere mich auch an eine schöne Mutanten oder eher Cyborggeschichte (im Z15?), mit einer schönen Illustration.)


    Ach ja: Lieblingspassage

    Zitat

    Es gibt Angler, die ich aus der Ferne sehe, doch wenn ich näher komme, hat der Nebel sie weggewischt. Manchmal zappelt am Haken noch ein Fisch. Manchmal ist es etwas anderes, eine Art Stock mit Gesicht, etwas wie eine Qualle, das einen Mund oder eine Öffnung ausstülpt und mir stumm etwas zuruft. Ich verstehe es nicht. Mein Hund versteht es und knurrt und ich ziehe ihn weiter, nach Hause, wo die Schatten wandern und ich das dumpfe Gefühl bekomme, lange nicht mehr sauber gemacht zu haben.

    So geht für mich perfekte Prosa. Ich könnte mich schon allein dafür begeistern, an welchen Stellen hier ein Komma und an welchen ein und steht, im Hinblick auf den Gesamtrhythmus, das ist extrem souverän. Auch so wunderbar fies dann später die - nun wirklich alles andere als adäquate - Feststellung: "Da mich hier niemand mehr zu brauchen scheint, (...) " Gaaaaaah, man sollte nicht denken, wie viel Schauder dieser unschuldige Satz vermitteln kann.


    An den geneigten Leser: Die Angler haben im Text wirklich einen Sinn / Funktion, aber der Plot selbst dreht sich - zumindest konkret - um anderes ...

  • Mal wieder: Ein Hoch auf Anthologien, und vor allem ihre Herausgeber Michael & Achim, die so unterschiedliche Texte aussuchen und präsentieren! :*[Cof] (Du sprachst oben vom Horroraspekt der SF, Mammut , ich finde es übrigens sehr gut, dass im Zwielicht von Vergangenheit und Zukunft erzählt wird. Erinnere mich auch an eine schöne Mutanten oder eher Cyborggeschichte (im Z15?), mit einer schönen Illustration.)

    Hm, bist du sicher mit Zwielicht 15? Oder meintest du Dampfherz aus Zwielicht Classic 15?

    Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 15 (Buch)