Adam Hülseweh: Klunga und die Ghule von Köln

  • Zitat von der Homepage zum Buch-Projekt:


    Klunga

    Ein zweitausend Jahre alter Ghul – eine Art untoter Hybrid aus Dr. Who und Inspektor Columbo – ringt unbemerkt hinter den Kulissen um das Wohl der Stadt: Chicago am Rhein trifft auf Ankh Morpork zu einem „Örben-Fäntasie-Verzällcher“.


    In der jungen Colonia Claudia Ara Agrippinensium verwandeln sich die Mitglieder eines geheimen Mithras-Kultes mithilfe eines blutigen Rituals und eines eigens von Sklavenhändlern im Orient gefangenen Ghuls in Vampire, übernehmen fast zwei Jahrtausende die verdeckte Herrschaft der Stadt, bis sie 1955 beim Bau der Kölner Oper von den unterdrückten, nichtmenschlichen Kreaturen in einer gemeinsamen Verschwörung in die Fundamente des Baus einbetoniert werden. Seitdem „regieren“ die Ghule die Stadt auf ihre eigene Weise – nicht von ungefähr leitet sich aus dem Namen des ältesten Ghuls „Klunga“ der kölsche Begriff des „Klüngels“ ab. Als es zur Diskussion und kulturpolitischen Auseinandersetzung über den Abriss des Riphahn-Ensembles kommt, rumort es unter den nichtmenschlichen Bewohnern der Stadt, denn eine Befreiung der nach Rache dürstenden, überaus gefährlichen Blutsauger muss um jeden Preis verhindert werden. Selbst wenn dies bedeutet, Menschen einen Einblick in die Welt der Ghule, Trolle und Troglodyten zu gewähren, jenem verborgenen Teil der Stadt, der schon immer da war und doch nur von wenigen bemerkt wird. Aber wem wäre in einer schwülwarmen Sommernacht in Köln nicht schon einmal der Gedanke gekommen, dass diese verrückten Schreihälse, Murmler und apokalyptischen Propheten unmöglich alle ganz normale Menschen sein können?

  • Habe es gelesen und bin schlicht begeistert:


    Auf knapp 350 Seiten erfahren wir sehr viel von den Umständen, wie aus Menschen Ghule werden, in den letzten 2000 Jahren. Der titelgebende Haupt-Ghul, Klunga, ist seit dem späten Römischen Reich Ghul. Er wurde als Sklave von einem besonderen Sklavenhändler, wie sich herausstellt, einem Troll, in die germanische Provinz des Römischen Reiches, nach dem Ort, der heute Köln heißt, verschleppt worden. Anfänglich war er noch Mensch, aber in der Schlacht gestorben und doch wieder aufgestanden: Da stimmt doch was nicht…

    Der Käufer in Köln, ein römischer Bürger, brauchte genau so ein besonderes Geschöpf, um selbst eines zu werde, aber ein anderes.

    Neben Klunga und seinem neuen Herrn, Gaius, sind es weitere Figuren, die „der“ Autor vorstellt, Leute, die zu Ghulen wurden. Der Roman verwebt die Entstehungs-Episoden (1288 / 1803, 1813 / 1804, 1844 / 1945 / 1948) mit einer Haupthandlung, die ihrerseits in zwei Zeitebenen spielt und sich um ein Gebäude in Köln dreht. Die nach dem 2. Weltkrieg, von dem Architekten Wilhelm Riphahn entworfene und 1954 gebaute Kölner Oper soll so um 2009 abgerissen werden. Der Abriss fand übrigens nicht statt, und wenn man dem Roman folgen darf, ist das ganz gut so. Der Architekt kommt im Roman übrigens auch vor, so nebenbei auch ein anderer berühmter Kölner: Konrad Adenauer.

    Köln ist eine Stadt der Vampire, zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Neben den Ghulen sind es noch andere Unterwelt-Wesen, die die Stadt Köln auf ihre ganz besondere Art bereichern: Troglodyten – Höhlenbewohner. Ein wenig erinnert der Plot an die „Underworld“-Filmreihe, ist aber raffinierter und unblutiger – also, bis auf ein paar Ausnahmen, z.B. gleich zu Beginn, als sich ein amerikanischer Vampir – ein Rockstar – nach Köln verirrt. Hätte er lieber bleiben lassen sollen…

    Die Haupthandlungsebenen und in den Rückblicken lassen die Autoren nicht nur literarisches Geschick und einfach großartige Erzählkunst, sondern auch sehr viel historisches Kolorit und Detailwissen erkennen. So macht Lektüre Spaß! Das alles auf 350 Seiten? Ja, geht, wenn man so dicht und spanend und abwechslungsreich erzählt wie Ina (ich denke mal, sie hat die Literatur zu verantworten) und so auf den Punkt genau historische Ereignisse Revue passieren lässt wie der benannte Historiker. Da stimmte einfach alles. Klingt übertrieben? Nein, ich gebe hier schon mal satte 10 von 10 Punkte.

  • Danke für den Hinweis, Shadowman.

    Ich bin auch noch auf den Roman „Sie nannten mich den Mann mit den Goldenen Schuhen” gestoßen. Scheinbar eine moderne Version von E.T.A. Hoffmanns "Die Elixiere des Teufels", verlegt ins Schlager-Business. Ist der irgendwo erschienen/ erhältlich?

    • Offizieller Beitrag

    Und hier die Antwort der netten Dame, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung in diesem Tread.


    Zitat
    „Sie nannten mich den Mann mit den Goldenen Schuhen“, eine fiktive Autobiografie aus Sicht des Schlagersängers Theo Medardus, ist eine neuzeitliche Fassung von E.T.A. Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ und eine Verbeugung vor Leben und Werk des „Gespenster-Hoffmanns“. Es ist mir aber bislang leider nicht gelungen, dafür einen Verlag zu finden. Ein paar Mal war es fast so weit, aber eben nur fast. 😉 Aber ich liebe dieses schräge und verrückte Projekt von allen meinen Geschichten am meisten. Vielleicht wird es ja doch eines Tages noch etwas...
  • Danke für die Mühe und das posten der Antwort. Vielleicht findet sich ja hier im Forum auch zufällig ein Verleger, der Interesse an diesem Projekt hat. Ich würde es mir jedenfalls definitiv kaufen! Die Verbindung "Teufel" und "Schlager" fand ich schon bei Tobias Reckermann interessant ("Teufelsmusik" in "Rumors Fährte") und E.T.A. Hoffmann geht sowieso immer.

  • Ich habe ihn jetzt auch gelesen und fand ihn ebenso wie Shadowman. Gut und kurzweilig, eigene Sprache und eine gute Geschichte. Dazu bringt er einem Köln näher und widmet sich den eher stiefmütterlich behandelten Ghulen.


    Allerdings lande ich nicht bei 10 Punkten, dafür versucht der Roman für mich zu viel. Hier noch loveinteresst, hier noch was Komödiantisches. Letztlich zehrte das bei mir am Lesefluss und in der Mitte langeweilte es mich sogar etwas. Dafür zieht es zum Ende hin noch mal richtig an.


    .Mit Klunga ist aber eindeutig eine bemerkenswert charismatische Figur entstanden, die gewiss noch viel erzählen könnte. Mal sehen, vielleicht sorgt


    Zitat

    der Dibuk



    für eine Fortsetzung.


    Ich lande bei 8,75 in Kloake treibenden Tampons