Füssli. Mode - Fetisch - Fantasie (Zürich)

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    Durch die Zusammenstellung von rund sechzig Werken bietet das Kunsthaus Zürich eine noch nie dagewesene Gelegenheit, den Zeichner Füssli in seiner innovativsten und aufregendsten Form zu erleben, als Autor einer faszinierenden Bilderwelt, die sich ebenso aufreizend wie abgründig ausnimmt.

    Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie – KUNSTHAUS
    Das Kunsthaus Zürich bietet eine noch nie dagewesene Gelegenheit, den Zeichner Füssli in seiner innovativsten und aufregendsten Form zu erleben, als Autor…
    www.kunsthaus.ch




    Schwarzromantische Pornographie


    Zitat

    Der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli war so viel mehr als nur schräg. Eine Schau in Zürich zeigt es: Er hatte, auch erotisch, Sinn für Fetisch und Fantasie.

    Johann Heinrich Füssli in Zürich: Die dunklen Seiten des Künstlers
    Der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli war so viel mehr als nur schräg. Eine Schau in Zürich zeigt es: Er hatte, auch erotisch, Sinn für Fetisch und…
    www.faz.net

  • Lieber Nils , uuuuuuh, hätte ich mehr Geld, Zeit und Urlaub, würde ich mir jetzt Flug / Hotel in die Schweiz buchen, das ansehen und gleich Gigers Museum mitnehmen. Verdammich ...

    Ein super spannender Beitrag, Füssli kann man gar nicht genug promoten (und durchaus auch was für den Kunstfaden, was meinst du?).


    Eine sehr coole Idee, Mode mit Erotik zu verbinden (beides liegt ja nun mal auch sehr nahe beieinander), vor allem in dieser Zeit, in der die Uhr auf Körperfeindlichkeit steht. Ich kenne Bilder von ihm aus beiden Bereichen und mir haben sie immer enorm gefallen - wie die runterladbare Vorstellung auf der Museums-Site auch sagt, sehr starke Frauen (lebensnah, nicht als überhöhtes Ideal dafür und andererseits auch nicht programmatisch). Aber auch wunderbar sinnlich. Mich erinnert der Stil teils an William Blake, den ich immer mehr lieben möchte als ich es dann schaffe. Seine Figuren haben etwas Monumentales, Unpersönliches, und genau diese Distanz hab ich bei Füssli nicht.


    Der Nachtmahr verlässt das Lager zweier schlafender Frauen von 1810 - unten in zwei Versionen, wie auch bei anderen seiner Albtraum-Motive - wird als positiver Kommentar zur weiblichen Homo- bzw. Bi-/Pansexualität gedeutet (möglicherweise steht das so in Elisabeth Bronfrens teils brillantem, teils nervig zurechtgebogenen Over Her Dead Body. Death, Femininity and the Aesthetic, dessen Cover un/zufällig auch eines von Füsslis Nachtmahrbildern ziert).

    Offensichtlich schlafen die Frauen ja nicht, wie im Titel behauptet; und die Idee ist, dass ihre Nähe / Liebe / Begehren zueinander den Albtraum vertreibt. Falls das so sein sollte, ist es eine hübsche Erweiterung des revolutionär-romantischen Konzepts der freien Liebe zu der Zeit; genau wie übrigens das Viererspiel in der Ausstellungsankündigung (sehr lustig, dass der Mann da nur anonym / gesichtslos angeschnitten wird, wie ja in den 1980ern bis 2000ern - hier nur eben frauenbezogen - sexistischer Werbung vorgeworfen wurde).

    Wenn man schon auf Füssli und Blake schaut, sollte in dieser Reihung auch der ganz wunderbare Félicien Rops (1833-1893) genannt werden, der offensichtlich von Füssli beeinflusst wurde - behaupte ich jetzt mal dreist.


    Füssli Der Nachtmahr verlässt zwei schlafende Frauen.jpg



    Félicien Rops: Le bibliothécaire (1878-81) - die etwas deutlicheren Bilder stelle ich mal nicht hier ein. Bei diesem fand ich die gestalterische Parallele zu Füsslis Albtraum-Mähre aus der berühmten Reihe cool, weil die ja auch durch die Bettvorhänge linst und auch hier so ein begleitender Kobold auftaucht, wenn auch weniger aktiv involviert.


    Rops.jpg

  • Auf Füssli bin ich in letzter Zeit immer mal wieder gestoßen. Diese Bilder kannte ich aber noch nicht. Ohne Ahnung von Kunst zu haben, erscheinen mir die Bilder enorm spannungsreiche und aufgeladen. Dazu ließe sich wunderbar ein Band mit phantastischen Geschichten machen ...

  • Ich kannte diese Bilder von Füssli auch nicht, bin aber auch sehr interessiert und begeistert. Leider ist Zürich etwas weit. Ich hatte aber mal das Glück, eine Version des Nachtmahrs (es gibt, glaube ich, ingesamt drei) im Original sehen zu können.


    der ganz wunderbare Félicien Rops (1833-1893)

    Den schätze ich auch sehr.

  • Im Theodor Storm-Haus in Husum ist ein Nachstich des "Nachtmahr" zu bewundern. Dazu Storm in "Von heut' und ehedem":


    Zitat

    Dort neben dem Ofen aber, wohin bei Tagesabschied zuerst die Schatten fielen, befand sich ein kleineres Bild, dem selbst die heiteren Augen des Großmütterchens nicht gern begegneten …


    Weitere Erwähnung findet das Bild in Storms Novelle "Das Bekenntnis":


    Zitat

    Die Hausfrau kam mir entgegen: »Da ist er, der Erwartete!« rief sie, und die junge Dame an der Hand herbeiziehend, fügte sie hinzu: »Unsere Freundin Else Füßli; wie Sie dem Namen anhören, eine Schweizerin, und was Sie interessieren wird, aus der Familie, der auch Heinrich Füßli angehörte, dem zuerst die Darstellung des Unheimlichen in der deutschen Kunst gelang; Sie sehen, ich habe genau behalten, was Sie und mein Wilm mir neulich auseinandersetzten, da wir jenen Füßlischen Nachtmahr, der dort in der Ecke hängt, vor uns auf den Teetisch genommen hatten.«