Carl Jonas Love Almqvist: Die Mühle von Skällnora

  • Carl Jonas Love Almqvist

    Die Mühle von Skällnora

    Novelle

    Aus dem Schwedischen von Lutz Rühling

    ISBN: 978-3-948114-08-4

    Hardcover, 18,00€

    Edition A · B · Fischer


    Klappentext:

    Almqvists Novelle erzählt von merkwürdigen und unheimlichen Ereignissen in der Mühle des Landgutes Skällnora, nahe Stockholm. Dort plant der zwielichtige Bauer Jan Carlson einen Anschlag auf die Magd Brita, um sie zu einer Falschaussage zu zwingen. Er will ihr und ihrem Dienstherrn einen Mord unterschieben, um an eine stattliche Erbschaft zu kommen. Im Spiel sind seltsame Drogen und mysteriöse Vorkommnisse, die in einem schaurigen Mordanschlag auf Brita gipfeln...

    Almqvists Schauernovelle erscheint hier erstmals in deutscher Sprache.

    Verlagslink: https://www.edition-abfischer.…uehle-von-skaellnora.html


    Die Novelle "Die Mühle von Skällnora" des mir bisher unbekannten schwedischen Autors Carl Jonas Love Alqvist behandelt das seltsame Erlebnis eines namenlosen Wanderers, der eher zufällig auf die namensgebende Mühle trifft. Im Klappentext wird von einer Schauernovelle gesprochen, das sehr lesenwerte Nachwort von Lutz Rühling, der die Novelle auch erstmals ins Deutsche übertragen hat, wird aber darauf hingewiesen, dass sich der Text eigentlich nicht entscheiden kann, ob er Schauernovelle oder Kriminalstück sein will. Dies trifft es viel eher. In der Tradition der Ersteren stellt sich der Text hauptsächlich durch die Stimmung, welche die vor allem in einer Nacht und zum Teil sogar ganz im Dunkeln spielende Handlung erzeugt, sowie verschiedene Andeutungen und kleinere Seltsamkeiten, denen die Hauptfigur nicht nachgehen will oder kann. Dabei geht aber auch stets um ein angebliches oder tatsächliches Verbrecher, das erst Stück für Stück aufgedeckt wird, nur um dadurch immer weitere Fragen aufzuwerfen. Für eine Novelle aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts liest Die Mühle von Skällnorasich erstaunlich flüssig und flott, ist sauber durchkomponiert, stimmungsvoll und mit lebendigen Figuren bevölkert. Kein großer Klassiker, aber eine lesenswerte Entdeckung in ansprechender Aufmachung.

  • Vielen Dank für diese Vorstellung, das hört sich genau nach meiner Tasse Tee an.


    Bitte nur einmal den Autor-Namen zu korrigieren: Almqvist


    Ich selbst besitze seit langer Zeit ein Reclam-Buch von ihm, noch aus der DDR, das ich bis jetzt freilich noch nicht gelesen habe: Die Nacht des Dichters — Romantische Erzählungen.

  • Felix

    Hat den Titel des Themas von „Carl Jonas Love Alqvist: Die Mühle von Skällnora“ zu „Carl Jonas Love Almqvist: Die Mühle von Skällnora“ geändert.
  • :*  Felix *horch auf*

    Arkham Insider Axel Den Tee trinke ich mit! [Cof]


    Das muss ja ein sehr interessanter Autor gewesen sein, kannte ich auch noch nicht.

    Hab folgendes Spannende gefunden: Geboren 1793 in Stockholm, war er ein radikaler Sozialreformer, der sich u.a. für gender equality einsetzte, von Rousseau beeinflusst eine Land-Kommune gründen wollte und an einer 'experimentellen' Schule als Lehrer / Rektor arbeitete. Eigentlich Pfarrer von Beruf, fand er in diesem Metier nie eine Anstellung und gab entsprechende Bemühungen ganz auf, nachdem 1839 sein Debütroman Det går an herauskam. Darin greift er die Institution der Ehe an, schenkt seinem verpartnerten Protagonistenpaar ein Happy End und betont die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Daraufhin nannte ihn sowohl die Kirche wie auch der Staat einen "gefährlichen Revolutionär". Das Buch kostete ihn seine Stellung als Rektor. Anders als Matthew Lewis (1775-1818), der nach der Veröffentlichung seines Debüts The Monk die politische Karriere und letztlich das Schreiben aufgeben musste, veröffentlichte Almqvist auch als Journalist mit Erfolg weiter, ohne sich einzuschränken. Britannica.com sagt: "[A] writer whose vast literary output, ranging from bizarre romanticism to bold realism, greatly influenced the development of Swedish literature."

    Sein Leben nahm noch einige filmreife dramatische Wendungen, bis er 1866 in Bremen starb.


    Sein in Schweden beliebtestes Werk ist Drottningens juvelsmycke (wörtl. Der Juwelenschmuck der Königin, ins Englische übersetzt als The Queen's Tiara), worin die pansexuelle Nichtbinäre Azouras Lazuli Tintomara romantische Abenteuer erlebt (ebenfalls ohne jemanden zu ehelichen). Von dem, was ich mit schnellem Blick online gefunden hab, soll Tintomara durch die Epochen hinweg zu Schwedens beliebtesten fiktionalen Figuren gehören.

    Die Erzählung wird immer noch häufig als Oper oder Theaterstück aufgeführt (auch mit aktuellem Bezug) und wurde 1970 in dänisch-schwedischer Coproduktion als Tintomaraverfilmt, u.a. mit Pia Grønning aus den SF-Fantasyfilmen Enkila / Enkila II; sowie Britt Ekland aus Wicker Man, als Bond Girl in The Man With the Golden Gun). Es wird verglichen mit Shakespeares A Midsummer Night's Dream.


    Skandalöserweise haben unsere Stadtbibliotheken kein Buch von ihm. [shnt]Du möchtest deines nicht zufällig loswerden?

  • Arkham Insider Axel Den Tee trinke ich mit! [Cof]

    Allright!



    Sein Leben nahm noch einige filmreife dramatische Wendungen, bis er 1866 in Bremen starb.

    Danke für diesen biografischen Rundumschlag, sehr spannend. Und Bremen: Die Stadt scheint mir in der Phantastikforschung noch nicht ausrechend gewürdigt worden zu sein! Ich habe dort übrigens rund 1 1/2 Jahre gewohnt – allerdings zu einer Zeit, in welcher Phantastische Literatur keine große Rolle bei mir spielte.

  • Im selben Verlag ist jetzt auch die Novelle "Der Palast" erschienen: https://www.edition-abfischer.…hprogramm/der-palast.html


    Von der Website


    Zur Einordnung muss gesagt werden, dass die eigentliche Novelle lediglich etwas mehr als 2/3 der wenigen Seiten einnimmt, der Rest vor allem durch das erneut sehr informative Nachwort gefüllt wird. Dieses zeigt nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen des Textes auf, die vor allem in der Darstellung der Kultur Japans liegen. Dieser Punkt lässt sich aus meiner Perspektive verschmerzen, habe ich die Geschichte doch nicht gelesen, um mich über einen anderen Kulturkreis zu einer anderen Zeit zu bilden. So recht verstehe ich nicht, warum laut Verlag Almqvist als der schwedische Poe gelten soll. Wenn es schon einen Vergleich braucht, würde ich das Garn, das er strickt, doch eher einem Doyle oder einem Stevenson zuschreiben. Aber gut, das sind Vermarktungsdetails. Die Novelle selbst hat mir wirklich gut gelesen, sie basiert auf einer wunderbar kuriosen Idee, steckt voller Seltsamkeiten, führt in ein sonderbar, man könnte fast meinen verwunschenes Schloss voller Spiegel und schließt mit einer Auflösung, die zwar nicht phantastisch, aber in einer der Phantastik nah verwandten Fremdheit begründet liegt.