• Jawohl, die Story hat ihre Stärken und ist noch der klassischen Pulp-Tradition verhaftet, womit sie auch Lovecraft-Fans ansprechen dürfte. Als Quelle wird Weird Tales (1944) genannt, kommt also hin. Freilich ist Bloch bemüht, das gotische Spukschloss einzureißen, das ja hier nur noch eine operettenhafte Kulisse darstellt.

    Dieser Hang zum Karikieren stört mich allerdings ein bisschen – und steht den meisten Schreiberlingen schlecht zu Gesicht. Warum? Weil ihre Themen und Inhalte nämlich selbst altern; und im Falle Robert Bloch: nicht besonders gut.

    Da gebe ich dir definitiv Recht. Viele Erzählungen von Bloch sind nicht besonders gut gealtert. Und ja, das Spukschloss in "Die Bestie von Barsac" ist reine Kulisse. Es taucht jedoch schon in der vorherigen Geschichte "Tod eines Vampires" auf und dort spielt es bzw. seine Vorgeschichte dann auch eine größere Rolle.

    Ich weiß nicht ob Bloch noch weitere Geschichten über die Mitglieder der Familie Barsac verfasst hat, aber so eine lose miteinander verknüpfte Familienchronik, rund um besagtes Schloss, fände ich eigentlich ganz reizvoll. Als Karikatur hatte ich das Ganze ehrlich gesagt auch gar nicht wahrgenommen. Wenn es mal albern wird, dann mMn eher unfreiwillig.


    Ich habe inzwischen übrigens ein weiteres Buch von Bloch beendet. Definitiv die beste Storysammlung die ich bisher von ihm gelesen habe (auch wenn er sie sich mit Bradbury teilen muss). Eine klare Empfehlung!


    Der Besucher aus dem Dunkel



    Klappentext:

    "Eine großartige Sammlung der besten Science Fiction- und Horror-Stories von Robert Bloch, dem Autor von 'Psycho' und von Ray Bradbury, dem Autor des Science Fiction-Romans 'Fahrenheit 451'."


    Meinung:

    Die Sammlung habe ich schon Ewigkeiten im Regal stehen. Gekauft hatte ich sie mir damals eigentlich wegen Bradbury. Gelesen habe ich nun aber nur die Bloch-Stories. Warum man ausgerechnet diese beiden Autoren in einem Band vereint hat, kann ich jedoch nicht sagen. Es ist mMn jedenfalls nicht unbedingt die offensichtlichste Kombination. Mir würden aus dem Stegreif diverse "literarische Paarungen" einfallen, die mehr Sinn ergeben würden. Leider fehlt auch ein Vor- oder Nachwort, das diesbezüglich etwas Erhellendes beitragen könnte. Naja.

    Der Band enthält jedenfalls 10 Geschichten, von denen 6 von Robert Bloch stammen. Dieser beginnt auch gleich mit der Titelgeschichte:


    "Der Besucher aus dem Dunkel": Edmund Fiske reist nach Providence, um dort den Tod seines Freundes Robert Harrison Blake zu untersuchen. Genau wie Fiske war er mit H.P. Lovecraft befreundet und gehörte zu dessen Zirkel. Um für eine Novelle über Schwarze Magie zu recherchieren, besuchte Blake damals eine verlassene Kirche, die einst im Besitz eines esoterischen Kults war. Kurz danach starb er dann unter äußerst mysteriösen Umständen. Fiske will das nicht auf sich beruhen lassen...

    Mit der Hauptfigur Edmund Fiske setzt Bloch seinem Freund Fritz Leiber ein Denkmal. Es war damals nicht unüblich, dass sich die Lovecraft-Gang gegenseitig in ihre Geschichten einbaute und dort dann recht grausam zur Strecke brachte. Besonders Lovecraft amüsierte sich in einem Brief an Frank Belknap Long darüber, als Bloch ihn in "The Shambler from the Stars" ("Der Schlächter von den Sternen") brutal ermordete. Er verfasste daraufhin "The Hunter of the Dark" ("Der leuchtende Trapezoeder") und "rächte" sich dort an Bloch (den er als Robert Blake auftreten ließ). Dessen Tod wird in der Fortsetzung von Bloch nun wiederum von Edmund Fiske aka. Fritz Leiber untersucht. Wie die Sache für ihn ausgehen wird, kann man sich vielleicht denken.

    Die Fertigstellung hat Lovecraft zwar nicht mehr erlebt, aber "Der Besucher" hätt ihm sicher gefallen. Bloch gibt in dieser Geschichte, die übrigens starke Parallelen zu seinem späteren Episodenroman "Cthulhus Rückkehr" aufweist, jedenfalls definitiv alles: Ein bizarrer Kult, ägyptische Grabkammern, Privatdetektive, jede Menge Meta-Spielchen und selbst das Manhattan Projekt spielt eine Rolle. Hat mir richtig, richtig gut gefallen.


    "Der grinsende Ghul": Ein Psychiater bekommt Besuch von einem Mann namens Alexander Chaupin. Dieser leidet unter schrecklichen Alpträumen, in denen er unter einem Friedhof durch labyrinthische Tunnel wandert und dort auf grauenhafte Kreaturen trifft. Um ihn von seiner Angst zu befreien, suchen die Beiden in der Nacht besagten Friedhof auf und betreten die Gruft...

    Das hier ist zwar ein ziemlich dreistes Ripp-off von Lovecrafts "Die Aussage des Randolph Carter", aber trotzdem äußerst stimmungsvoll und nicht ohne Charme. Definitiv eine gelungene Pastiche, die ich gerne gelesen habe. Andere mögen da mit ihrem Urteil aber vielleicht ungnädiger sein.


    "Männchen des Schreckens": Colin war mal Chirurg, doch seit dem Krieg leidet er an einer Schizophrenie und sitzt in einer Nervenheilanstalt fest. Dort formt er in der Beschäftigungstherapie wie besessen kleine Tonfiguren. Irgendwann fangen die Figuren an sich zu bewegen...

    Um Wahnsinn und Psychiatrie geht es bei Bloch ja häufiger – Oft sind das seine besten Geschichten (siehe z.B. "King Kong kehrt zurück" oder "Träume zu verkaufen"). Und auch "Männchen des Schreckens" stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar. Besonders Colins Ängste, das sein eigener Körper langsam zerfällt und sich auflöst oder auch das große Finale, beschreibt Bloch recht eindrücklich. Diese kleine "Frankenstein"-Geschichte hat mich stark an Philip K. Dick erinnert und ist definitiv lesenswert.


    "Die Rache des Druiden": Sir Charles Havoco bezieht das Landhaus Nedwick. Bei einem Spaziergang entdeckt er auf dem Gelände einen alten Altar, vor dem die Dorfbewohner schreckliche Angst haben. Angeblich wurden dort früher rituelle Opferungen praktiziert. Als Havoco beschließt den Altar zu entfernen, nimmt das Chaos seinen Lauf...

    Die Erzählung wurde ja schon von Filli positiv erwähnt und ich kann ihm da nur zustimmen. Sicher mal wieder nicht besonders originell, aber Bloch erzeugt hier durchaus eine beklemmende und packende Atmosphäre. Auch weil er nicht zu viel erklärt und vieles im Dunkeln lässt. Hätte definitiv auch von M.R. James oder Algernon Blackwood stammen können. Also wenn das mal kein Kompliment ist.


    "Eine Frage der Etikette": Der Erzähler arbeitet für die Regierung und besucht diverse Haushalte um eine Volkszählung durchzuführen. So landet er auch bei Lisa Lorini, die von sich behauptet vierhundertsieben Jahre alt und eine Hexe zu sein. Genervt will er ihre Wohnung verlassen, doch die Tür, durch die er eben reingekommen ist, ist plötzlich spurlos verschwunden...

    Die Hexenstories des Autors waren bisher ja immer richtig mies (siehe "Katzenjammer" und "Ritt auf dem Besen"), das hier ist aber eine wirklich amüsante Geschichte, die sich selbst nicht so ernst nimmt und mich tatsächlich zum Grinsen gebracht hat. Hier funktioniert Blochs karikaturistischer Ansatz perfekt.


    "Der Werwolf": Violet fühlt sich in letzter Zeit von einem Wolf verfolgt. Jede Nacht hört sie sein Heulen und findet am nächsten Tag Kratzspuren vor der Tür. Ihr Mann Charles behauptet jedoch davon nichts mitzukriegen und will sie zum Psychiater schicken...

    Über die Geschichte kann man schwer etwas schreiben, ohne nicht auch ein bisschen zu spoilern: Charles betreibt hier jedenfalls reines Gaslightning und will seine Frau systematisch in den Wahnsinn treiben, um mit seiner Affäre durchbrennen zu können.

    Die Prämisse mit dem untreuen Ehepartner, der für sein Verhalten am Ende die Quittung bekommt, erinnert zwar etwas an "Harrys Zeitkapsel", fällt dabei aber definitiv nicht ganz so platt, eindimensional und moralisierend aus. Außerdem ahnt man hier nicht schon von Anfang an, wie es ausgehen wird und das Ganze besitzt durchaus eine gewissen Tragik. Trotzdem ist das hier mit Abstand der schwächste Bloch-Beitrag der Sammlung und kein würdiger Abschluss für diesen ansonsten wirklich gelungenen Band. Dennoch blicke ich nach "Der Besucher aus dem Dunkel" wieder deutlich optimistischer auf meinen Bloch-Stapel.


    Arkham Insider Axel Kennst du das Buch schon?

  • Cheddar Goblin Ich brauchte einige Tage, um mich zu organisieren; dazwischen noch der neue Arkham Insiders Podcast … und nun bin ich schon wieder bei einem anderen Autor.


    Egal. Zu deiner Frage: Ich hatte bisher keine Kenntnis von dem Buch. Allerdings kenne ich die 2 Geschichten Der grinsende Ghul und Die Männchen des Schreckens/Die Männchen des Grauens aus den Horror-Bänden von Kurt Singer.


    "Der Besucher aus dem Dunkel": Edmund Fiske reist nach Providence, um dort den Tod seines Freundes Robert Harrison Blake zu untersuchen. Genau wie Fiske war er mit H.P. Lovecraft befreundet und gehörte zu dessen Zirkel. Um für eine Novelle über Schwarze Magie zu recherchieren, besuchte Blake damals eine verlassene Kirche, die einst im Besitz eines esoterischen Kults war. Kurz danach starb er dann unter äußerst mysteriösen Umständen. Fiske will das nicht auf sich beruhen lassen...

    Dass für die Figur des Edmund Fiske Fritz Leiber Pate stand, wusste ich nicht: interesting, – und macht die Story gleich noch ein bisschen sympathischer. Deinem sehr wohlwollenden Urteil schließe ich mich bedingungslos an. Es handelt sich ja, wie von dir aufgezeigt, um den 3. Teil der nun schon wiederholt erwähnten Bloch/Lovecraft-Trilogie. Originaltitel: The Shadow from the Steeple, erschienen 1950 in Weird Tales.

  • dazwischen noch der neue Arkham Insiders Podcast

    Werde ich mir die Tage mal noch anhören. Frank Belknap Longs "Das Grauen aus den Bergen" steht bei mir auch schon seit Ewigkeiten auf dem Zettel. Gibt es inzwischen leider nur noch als eBook. Du willst deine Print-Version nicht zufällig loswerden?

    Dass für die Figur des Edmund Fiske Fritz Leiber Pate stand, wusste ich nicht: interesting, – und macht die Story gleich noch ein bisschen sympathischer.

    Fiske ist Schriftsteller, mit Lovecraft befreundet und kommt aus Chicago... das war es dann aber auch schon an offensichtlichen Parallelen. Hätte ich es nicht in Uwe Sommerlads Nachwort von "Cthulhus Rückkehr" gelesen, hätte ich ihn wohl auch nicht sofort als Fritz Leiber identifiziert. Blochs Anspielung auf Lovecraft (siehe unten) war da doch wesentlich offensichtlicher.


    +++


    Bevor ich hier jetzt eine kleine Pause einlege, habe ich noch Folgendes gelesen:


    Hüter der Pforten



    Klappentext:

    "Das Kernstück des klassischen Cthulu-Mythos, erstmals ungekürzt und vollständig auf Deutsch.

    H.P. Lovecraft zählt neben Edgar Allan Poe zu den großen Klassikern der düsteren fantastischen Literatur. (...) Er verfügte testamentarisch, dass andere sein Werk fortschreiben. In dieser Anthologie lehren zahlreiche bekannte Autoren den Leser das Gruseln: Neben Lovecraft selbst, u.a. Stephen King, Robert Bloch, Robert E. Howard, Karl Edward Wagner, Brian Lumley und Ramsey Campbell."


    Meinug:

    Da ich eine der hier enthaltenen Bloch-Stories ja schon in meiner Kritik zu "Der Besucher aus dem Dunkel" erwähnt hatte, habe ich diese nun auch mal gelesen. Neben besagtem "Der Schlächter von den Sternen" enthält diese extrem umfangreiche Anthologie passenderweise auch noch gleich zwei weitere Mythos-Geschichten des Autors:


    "Der Schlächter von den Sternen":

    Ein Autor von unheimlichen Romanen erfährt von einem befreundeten Schriftsteller vom Necronomicon und Buch Eibon. Bei seiner Suche nach diesen Büchern stößt er zufällig auf ein Exemplar von "De Vernis Mysteriis". Sofort reist er nach Providence, um seinem Kollegen den Fund zu präsentieren. Dort beschwören die Beiden ein Wesen herauf, mit dem sie sich besser nicht eingelassen hätten...

    Der Erzähler dieser Geschichte ist ein Alter Ego von Bloch, sein Freund aus Providence hingegen unschwer als H.P. Lovecraft auszumachen. Auch wenn sein Name nie explizit genannt wird. Dessen Duktus kriegt Bloch in dieser Geschichte jedenfalls mMn trotzdem ganz gut hin. Besonders wenn er sich am Anfang über triviale Horrorliteratur auslässt.

    Aber auch andere Mitglieder des Zirkels werden hier indirekt erwähnt: "Im Westen lebte ein Einsiedler in den Bergen, ein Gelehrter in der Wildnis des Nordens..." heißt es an einer Stelle. Mit dem Einsiedler ist Clark Asthon Smith gemeint, der Gelehrte soll auf August Derleth anspielen.

    Bloch fragte, vor der Veröffentlichung der Geschichte, übrigens bei Lovecraft nach, ob er ihn als Figur benutzen und umbringen darf. Dieser mochte die Idee und gab ihm sofort seine Erlaubnis. Er setzte sogar ein Schreiben für den damaligen "Weird Tales"-Herausgeber Farnsworth Wright auf:

    "Hiermit bescheinige ich, daß Robert Bloch, Esq., aus Milwaukee, Wisconsin, USA – Reinkarnation des Mijnheer Ludvig Prinn, Verfasser des De Vermis Mysteriis – autorisiert ist, den Unterzeichner in der Erzählung 'The Shambler from the Stars' zu porträtieren, zu ermorden, zu vernichten, aufzulösen, zu transfigurieren, zu metamorphieren oder sonstwie zu behandeln. Gezeichnet: H.P. Lovecraft.".

    An Bloch schrieb er, "Der Schlächter von den Sternen" sei "verdammt gutes Zeug" - Und mir hat die Geschichte ebenfalls gefallen.

    Von ihr findet man auf YouTube auch eine (nicht professionelle) Hörbuch-Fassung:


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    "Der Schemen am Kirchturm":

    Hier handelt es sich um eine Übersetzung von Blochs "The Shadow from the Steeple", die hierzulande auch unter dem Namen "Der Besucher aus dem Dunkel" veröffentlicht wurde. Da ich die Geschichte ja bereits weiter oben besprochen habe, werde ich an dieser Stelle nicht mehr groß auf sie eingehen.

    Die Kurzfassung: Bei ihr handelt es sich um eine direkte Fortsetzung von Lovecrafts Erzählung "Der leuchtende Trapezoeder", die ihr in dieser Anthologie sinnigerweise auch vorangestellt ist. Wenn man beide Geschichten hintereinander liest, wirkt das Ganze wahrscheinlich nochmal besser, aber "Der Schemen/ Der Besucher" funktioniert auch als eigenständiges Werk und gehört sicher zu den besten Kurzgeschichten von Bloch. Wirkt wie eine erste Fingerübung für seinen späteren Roman "Cthulhus Rückkehr" und hat mich gut unterhalten.


    "Das Notizbuch":

    Willie Osborn wächst bei seiner Großmutter auf, die ihm schreckliche Geschichten von Hexen, Teufel, Arkham, Salem und "den Anderen" erzählt und ihn damit zutiefst verängstigt. Nach ihrem Tod zieht er zu seiner Tante und seinem Onkel in die Berge. Jener Ort vor dem ihn seine Großmutter immer gewarnt hatte...

    Bloch lässt dabei lange im Dunkeln, wer oder was die Anderen eigentlich sind. (Kleiner Spoiler: Sie haben nichts mit "Lost" oder Jean-Paul Sartre zu tun. Auch wenn sie ziemlich höllisch sind.)

    Durch das Farm-Setting (inklusive einem Brunnen voller grünem, stinkendem Wasser) muss man natürlich sofort an Lovecrafts "Die Farbe aus dem All" denken, aber Bloch geht hier schnell in eine etwas andere Richtung und liefert keine reine 1zu1 Kopie ab. Zudem baut er noch ein paar Parallelen zu seiner Geschichte "Die Rache der Druiden" ein: Der Altar, die Opferungen etc.

    Eine wirklich spannende Story, bei der Bloch mit jeder Seite immer weiter aufdreht und das Ganze schließlich in einem wahren Alptraum-Finale münden lässt.


    Danke noch mal für den Tipp Axel. Die restlichen Geschichten werde ich definitiv auch noch lesen.

  • Hüter der Pforten habe ich mir jetzt auch bestellt. Danke für den tipp.

    Hab dank des treads hier jetzt auch richtig lust auf cthulhus rückkehr und denk ich les es noch diesen, oder nächsten monat. Bin nur grad noch an niemand kommt hier lebend raus von nevill dran und morgen werd ich den dunwich reiseführer noch anfangen. Aber dann kommt cthulhus rückkehr dran.

  • Bin nur grad noch an niemand kommt hier lebend raus von nevill dran und morgen werd ich den dunwich reiseführer noch anfangen. Aber dann kommt cthulhus rückkehr dran.

    Das klingt nach einem gelungenen Leseplan. Viel Spaß mit den Büchern!

  • Du willst deine Print-Version nicht zufällig loswerden?

    Leider nicht; eines der wenigen Festa-Bücher, die ich besitze … damals ganz unspektakulär in der Mayerschen Buchhandlung zum Normalpreis aus der Auslage gekauft.

    Die restlichen Geschichten werde ich definitiv auch noch lesen.

    Der Band beinhaltet noch so manche gute Story, z. Bsp. die von Karl Edward Wagner, auch der erwähnte Frank Belknap Long ist hier mit guter Qualität vertreten. Und natürlich Fritz Leiber mit Der Schrecken aus den Tiefen (The Terror from the Depths), welche Geschichte dir ja schon im Leiber-Thread unterkam.


    "Das Notizbuch":

    Gerade diese Geschichte muss ich mir jetzt vornehmen – ich habe nämlich keine Erinnerung mehr daran … vielleicht sogar noch nie gelesen.

  • Fiske ist Schriftsteller, mit Lovecraft befreundet und kommt aus Chicago... das war es dann aber auch schon an offensichtlichen Parallelen. Hätte ich es nicht in Uwe Sommerlads Nachwort von "Cthulhus Rückkehr" gelesen, hätte ich ihn wohl auch nicht sofort als Fritz Leiber identifiziert. Blochs Anspielung auf Lovecraft (siehe unten) war da doch wesentlich offensichtlicher.

    Zum Thema Fiske ist das letzte Wort vielleicht noch nicht gesprochen. Mir kam der Name nun nämlich in einer weiteren Geschichte von Robert Bloch unter: Sabbatwein (Wine of the Sabbat). Enthalten im Bastei Lübbe-Band Grabgeflüster.



    Inhalt

    Mabel Fiske ist die Witwe eines bedeutenden Drehbuchautors. Seit seinem Tod betreibt sie in ihrer Wohnung in Laguna Beach einen abenteuerlichen Salon: Jeden Samstag treffen sich Leute aus allen Klassen und Berufen bei Mabel. Darunter Lebenskünstler, Medienschaffende, Akademiker, Geschäftsleute … aber auch Cowboys oder Piloten. Für Gesprächsstoff und interessante Bekanntschaften ist jederzeit gesorgt – für ausreichend Drinks ebenso. Nicht zu übersehen ist zudem die Anwesenheit einer Gruppe von Okkultisten. Hier liegt offenbar ein Hauptinteresse von Mabel. Den Höhepunkt bildet ihre Bekanntschaft mit dem Satanisten Doktor Voidin, der ausgerechnet in der Walpurgisnacht als prominenter Besucher auftrumpft. Im Gepäck hat der Doc einen ganz besonderen Wein, den er der Gesellschaft nun zur Verkostung vorsetzt …


    Eindruck

    Erzählt wird die kurze Story aus Sicht des erfolglosen Romanautors Bob. Auch er ist natürlich Stammgast bei Mabel – und erlebt die ganze Chose hautnah mit. Dass die Sache nicht gerade gut ausgeht, kann man sich denken. Walpurgisnacht, Okkultisten und ein berüchtigter Satanist, dessen mysteriöser Sabbatwein die Gläser füllt. Das sind die Zutaten für eine ebenso witzige wie temporeiche Story, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Horror und Humor: eine Paarung, die (für mich) oftmals nicht funktioniert. Die hier präsentierte Bohème, die bei Mabel ein und ausgeht, entfaltet jedoch einen ranzig-attraktiven Charme. Woran nicht zuletzt Alkohol und Drogen Schuld sind. Man denkt bei der Lektüre an Charles Manson, Anton LaVey oder Roky Erickson. Und wenn ein Kino nebenan wäre, liefen vielleicht Filme wie Rosemary’s Baby, Das Omen oder The Devil rides out. Doch keine Trugschlüsse: Erstmals erschien „Wine of the Sabbat“ bereits 1940 in Weird Tales. So betrachtet scheint die Geschichte bereits hellsichtig die düstere Seite der Flower Power-Bewegung vorwegzunehmen.


    Fazit

    Prima Unterhaltung für Black Magic-Fans mit einem freilich vorhersehbaren Ende. Ich vergebe 4 von 5 Daumen.

    :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

  • Leider nicht...

    Kein Problem, Axel. Ein Versuch war's wert. Dann muss ich mir halt irgendwann mal das eBook vornehmen... oder einfach weitersuchen.

    Gerade diese Geschichte muss ich mir jetzt vornehmen – ich habe nämlich keine Erinnerung mehr daran … vielleicht sogar noch nie gelesen.

    Ich bin auf deine Meinung gespannt. Mir hat sie wirklich gut gefallen. Auch wegen der ungewöhnlichen Perspektive. Mythos-Geschichten aus der Sicht von Kindern gibt es ja eher selten.

    Zum Thema Fiske ist das letzte Wort vielleicht noch nicht gesprochen. Mir kam der Name nun nämlich in einer weiteren Geschichte von Robert Bloch unter...

    Interessant. Kann, aber muss nicht unbedingt etwas bedeuten.

    Dass es sich bei Edmund Fiske um Fritz Leiber handelt, ist aber eindeutig verbrieft. Im erwähnten Nachwort aus "Cthulhus Rückkehr" von Uwe Sommerlad, wird Bloch folgendermaßen zitiert: "Ich dachte über die losen Enden und ungelösten Rätsel in beiden Stories nach ["Der Schlächter..." und "Trapezoeder"]und entschied mich, die Saga mit einer dritten Geschichte, in der (...) unser gemeinsamer Freund Fritz Leiber eine Rolle spielte, abzurunden."

    Im Buch "The Man Who Collected Psychos: Critical Essays on Robert Bloch" wird Leiber als Vorbild für Fiske noch mal bestätigt.

    Sabbatwein (Wine of the Sabbat). Enthalten im Bastei Lübbe-Band Grabgeflüster.

    Danke für die tolle Vorstellung. Ich werde mal schauen, dass ich die Story auch noch besorgt kriege. Lohnt sich der Band denn bzw. welche Geschichten sind denn sonst noch enthalten?

  • "Das Notizbuch":

    Willie Osborn wächst bei seiner Großmutter auf, die ihm schreckliche Geschichten von Hexen, Teufel, Arkham, Salem und "den Anderen" erzählt und ihn damit zutiefst verängstigt. Nach ihrem Tod zieht er zu seiner Tante und seinem Onkel in die Berge. Jener Ort vor dem ihn seine Großmutter immer gewarnt hatte...

    Bloch lässt dabei lange im Dunkeln, wer oder was die Anderen eigentlich sind. (Kleiner Spoiler: Sie haben nichts mit "Lost" oder Jean-Paul Sartre zu tun. Auch wenn sie ziemlich höllisch sind.)

    Durch das Farm-Setting (inklusive einem Brunnen voller grünem, stinkendem Wasser) muss man natürlich sofort an Lovecrafts "Die Farbe aus dem All" denken, aber Bloch geht hier schnell in eine etwas andere Richtung und liefert keine reine 1zu1 Kopie ab. Zudem baut er noch ein paar Parallelen zu seiner Geschichte "Die Rache der Druiden" ein: Der Altar, die Opferungen etc.

    Eine wirklich spannende Story, bei der Bloch mit jeder Seite immer weiter aufdreht und das Ganze schließlich in einem wahren Alptraum-Finale münden lässt.

    Zwischenzeitlich habe ich die Geschichte auch gelesen. Mir erscheint sie vor allem bemerkenswert deswegen:


    Ich bin auf deine Meinung gespannt. Mir hat sie wirklich gut gefallen. Auch wegen der ungewöhnlichen Perspektive. Mythos-Geschichten aus der Sicht von Kindern gibt es ja eher selten.

    Zu den Lovecraft-Geschichten, die hier vielleicht inspirierend wirkten, zähle ich noch hinzu: The Dunwich Horror (wegen des Berg-Settings und der gigantischen Spuren/Abdrücke) und The Whisperer in Darkness. In der Beziehung fand ich die Figur des falschen Vetters faszinierend: dieser entspricht ja ganz dem Typus des heimtückischen Agenten, der die Schnittstelle zwischen den Menschen und den Außerirdischen oder Monstern bildet. Und in der vorliegenden Story kommt dann noch der Konflikt Erwachsener-Kind hinzu. Also – auf jeden Fall eine der besseren Mythos-Geschichten.

  • Danke für die tolle Vorstellung. Ich werde mal schauen, dass ich die Story auch noch besorgt kriege. Lohnt sich der Band denn bzw. welche Geschichten sind denn sonst noch enthalten?



    Der Band lohnt sich bedingt. Die interessantesten Beiträge sind vielleicht:

    • Dino Buzzati: Das Ding
    • Fritz Leiber: Die automatische Pistole
    • Robert Bloch: Sabbatwein

    Andere Sachen hat man schon doppelt und dreifach in der Bibliothek:

    • E. A. Poe: Berenice
    • M. R. James: Der Traktat Middoth
    • Guy de Maupassant: Die Tote
    • H. P. Lovecraft: Die Ratten in der Wand

    Wieder etwas seltener sind:

    • K. H. Strobl: Der Hexenrichter
    • Robert Sheckley: Warm

    Mal ein Tipp: Falls es bei dir in der Nähe einen Comic-Shop alter Schule gibt, der auch noch Heftromane, Paperbacks etc. führt, würde ich hier nach Büchern dieser Art Ausschau halten. Ich selbst habe so einen Laden direkt vor der Haustür; hier werden solche Titel für 2 bis 3 Euronen angeboten. Just gestern habe ich mir einige Vampir-TB sowie 2 von den Heyne-Bänden (18 Geister Stories, 15 Katastrophen Stories) besorgt, letztere liegen bei 5 bis 6 Euro. Natürlich bin ich auch über weitere Bloch-Bände und Stories von ihm in Anthologien gestolpert …

  • Ich bin gerade mit cthulhus rückkehr fertig geworden und hab mich von dem episodenroman bestens unterhalten gefühlt.


    die handlung ergibt sich sozusagen aus konstruierten zufällen und dem oft wirklich unlogischen verhalten der protagonisten. Das ist kein kritikpunkt. Mich stört sowas eher weniger.

    Habe noch nie eine erzählung gelesen, die derart viele anspielungen auf lovecrafts werk enthält. Selbst derleth ist da ein witz dagegen. Bei dem buch hier tragen die aber aktiv zur handlung bei (gemälde wird geklaut, erdbeben dort wo lovecraft r lyeh vermutete, tode die den stories von lovecraft nachempfunden sind etc.)

    Somit werden die stories teil der handlung. Im roman hier war lovecraft sozusagen ein prophet, der seine visionen in phantastikgeschichten verpackt hat.


    das nachwort fand ich extrem interessant, man erfährt, etwas über die entstehung der freundschaft von lovecraft und bloch und wie diese sich gegenseitig in ihren stories umgebracht haben. Die bloch stories hierzu müssten ja in dem sammelband hüter der pforten enthalten sein, den mir Cheddar Goblin empfohlen hat, hier nochmal ein danke von meiner seite.


    der preis ist für cthulhus rückkehr ist nur etwas happig, ich hab da die ausgabe vom blitz verlag mal für nen guten preis bekommen. Muss man glück haben. Denke es kommt leider kein nachdruck

  • Der Band lohnt sich bedingt.

    Danke für die Info, Axel. Die Stories von Bloch & Leiber reichen mir eigentlich aus, um den Band für mich interessant zu machen. Hab tatsächlich auch einen Comicshop in meiner Nähe - Da werde ich mich mal umsehen.

    Ich bin gerade mit cthulhus rückkehr fertig geworden und hab mich von dem episodenroman bestens unterhalten gefühlt.

    Freut mich, dass dir das Buch gefallen hat.

  • Als kleine Urlaubslektüre und neugierig von diesem Threat habe ich mal DIE PENSION DER VERLORENEN SEELEN eingeschoben.


    Die Titelgeschichte alles andere als Horror. Richtig klamaukiger Unsinn über einen erfolglosen Schriftsteller, der als Hausdiener eines millionenschweren Exzentrikers anheuern. Zum Haushalt gehören noch ein Vampir, ein Werwolf, eine Nixe, ein Baummädchen und ein Zentaur. Neuste Errungenschaft ist der Koof einer Gorgone, der prompt alle außer dem Erzähler in Stein verwandelt. Und damit fangen die Turbulenzen erst an.


    Zunächst hat mir der hemdsärmlige Humor sehr gefallen. Doch das läuft sich tot und die ganze Story ist viel viel zu lang. Am Ende habe ich das nur noch kopfschüttelnd überflogen.


    DIE ALTEN RITTERSLEUT

    Der Erzähler (ähnliches Humorlevel wie in PENSION) überfähr fast einen Ritter samt Ross, der von Merlin in die Zukunft (und nach Amerika!) gebeamt wurde, um ein Artefakt zu finden, das in Verbindung mit dem heiligen Gral steht. Nach einigem hin und her und Schlückchen Whiskey hilft man sich gegenseitig und der Ritter kann am Ende erfolgreich heimkehren.


    Meine Güte,noch nie habe ich so viele Synonyme für Pferd und Rüstung gelesen. Bestimmt auch kein Horror aber in der Kürze ganz unterhaltsam.


    DER EIFRIGE DRACHE

    ODER

    HERMANN

    Unser Held aus RITTERSLEUT findet mir nichts dir nichts ein Drachenei in seiner Scheune. Das Baby schlüpft und entwickelt a) einen gesunden Appetit und b) ständige Feuerausbrüche. Alles nur schwer geheimzuhalten.


    Auch eher eine überflüssige Story, besonders wenn man diese Art von Humor nicht verknusen kann.

    Kostprobe gefällig?

    "Und die (zwei Männer an der Theke) dürften zu tun haben mit dem Import von Spirituosen: Jeder von den beiden importiert so etwa 'n halben Liter Whiskey durch seine Gurgel."


    Insgesamt würde ich von dem Band eher abraten.

  • Danke für die gelungene Vorstellung, Elmar. Der Vollständigkeit halber hier mal noch das Cover:



    Das Buch habe ich auch noch auf dem Stapel liegen, nach deinem recht abschreckendem Feedback ist es dort aber gerade recht weit nach unten gerutscht. Auch wenn mich deine Beschreibung der Titelgeschichte dezent an Ray Bradburys Novelle "Vom Staub kehrst du zurück" erinnert.

    Spätestens Mitte November werde ich mich aber auch endlich mal wieder dem Werk von Robert Bloch widmen. Wahrscheinlich werde ich mit seiner Storysammlung "Horror Cocktail" weitermachen...