• ...die Fortsetzungen halte ich für gut. Ab Psycho 2 gehen Film und Bücher getrennte Wege.

    Danke für die Info.

    ...das beweist schon sein erster Roman "Der Schal" (1947 dann 1966 überarbeitet), worin der Killer einen abnormen Schal Fetisch aufweist, welcher ihn zu Töten zwingt.

    Erinnert mich irgendwie an den Film "Deerskin" von Quentin Dupieux. Dort wird ein Mann durch seine Lederjacke zum Morden animiert. Die ganzen Diogenes-Bände habe ich mir nach deiner Empfehlung jetzt jedenfalls auch mal noch besorgt.

    Für das Magazin Phase X 4 habe ich mal einen (Fan) Artikel zu Bloch geschrieben.

    Den kann man nicht zufällig noch irgendwo online finden?

    Ich hab wohl ziemlich Alles was auf Deutsch erhältlich war gelesen

    Respekt. Soweit wird es bei mir wohl nicht kommen... aber wer weiß.

  • Bei der Bibliotheka Phantastika gibt es auch noch einen ganz interessanten Artikel anlässlich Blochs 25. Todestages:

    bibliotheka-phantastika.de

    Auch interessant!


    Und wie sieht es im Radio aus? Ich erinnere an diese Sendung, auf die ich damals – wie so häufig – im Lovecraft-Kontext stieß:


    https://www.deutschlandfunkkul…n-um-mitternacht-100.html


    Der Clown um Mitternacht


    Zitat

    H.P. Lovecraft, unter dessen Anleitung der 17-Jährige Robert Bloch Anfang der 30er-Jahre seine ersten Kurzgeschichten verfasste, nannte ihn Bho-Blôk, Alfred Hitchcock machte ihn 1960 durch die Verfilmung seines erschreckendsten Romans als Mr. Psycho weltbekannt: Der amerikanische Schriftsteller Robert Bloch (1917-94) zählt zu den einflussreichsten Vertretern der modernen Fantastik, mit der Figur des schizophrenen Frauenmörders Norman Bates gab er dem literarischen Horror ein zeitgenössisches und beunruhigend alltägliches Gesicht.


    Vor dem Hintergrund eines langjährigen Briefwechsels mit Robert Bloch zeichnet Thomas David in seiner Sendung aus Interviews mit Blochs Witwe, mit Freunden und Schriftstellerkollegen ein Porträt des Autors, der selbstironisch von sich behauptete:


    „Ich habe das Herz eines kleinen Jungen. Es steht in einem Glas auf meinem Schreibtisch.

  • Es gibt noch ein SF Roman auf Deutsch von Bloch, "Kein Platz auf der Erde" erschienen im Pabel Verlag Reihe Utopia.

    Liegt auch schon auf meinen kleinen Bloch-Stapel. Hatte ich aufgrund der Länge aber eher als Novelle verbucht. Wobei die deutsche Ausgabe sicherlich gekürzt sein dürfte. Bei den Utopia- Bänden leider keine Seltenheit.

    Ich erinnere an diese Sendung, auf die ich damals – wie so häufig – im Lovecraft-Kontext stieß...

    Werde ich mir mal ansehen. Zumindest das Manuskript ist ja noch online. Danke für den Hinweis.

  • Und ein weiteres Buch beendet:


    Die besten SF- Stories von Robert Bloch



    Inhalt:

    Der Band behinhaltete folgende Geschichten: Hochachtungsvoll, Jack the Ripper; Enoch; Das hungrige Haus; Mr. Steinway; Die alten Meister; Blondinen finde ich zum Anbeißen; Träume zu verkaufen; Die Stunde der Wahrheit; Zeitkapsel; Der Zug zur Hölle; Katzenjammer; Das Orakel und Filmleute.


    Meinung:

    Das schicke und dicke Buch beginnt mit einer Einleitung von Lester del Ray, in der er sich darüber beklagt, dass Bloch viel zu häufig auf "Psycho" reduziert und größtenteils auch nur als Autor von Horrorstories wahrgenommen wird – Dabei sei sein Schaffen doch wesentlich vielseitiger und enthalte auch noch unzählige Sci-Fi-, Fantasy- und Detektiv-Erzählungen. Von besagter Vielseitigkeit kann man sich in diesem Band definitiv ein recht gutes Bild machen, denn auch wenn der Titel von den besten "SF-Stories" spricht, ist die Bandbreite der enthaltenen Geschichten wesentlich größer.

    Ausgewählt wurden sie übrigens von Bloch höchstpersönlich, der sich dabei jedoch nicht nur an seinem eigenen Geschmack orientierte, sondern ebenfalls Geschichten aufnahm, die damals eben besonders beliebt und gefragt waren – Auch wenn er selbst sie eigentlich für weniger gelungen hielt. Vielleicht fällt die Storysammlung deswegen auch so durchwachsen aus.

    Ich muss gestehen, dass ich bisher noch nicht so ganz mit Blochs Schreibstil bzw. seiner Sprache warm geworden bin. Diese ist sehr simpel gehalten (in ein paar Kritiken taucht die passende Bezeichnung "easy-to-read" auf) und das geht mMn gelegentlich durchaus zulasten der Atmosphäre. Auch der Aufbau mancher Geschichten erscheint mir stellenweise recht naiv. Eventuell bin ich aber auch einfach nur etwas verwöhnt, weil ich mich gerade erst kürzlich durch das Gesamtwerk von Fritz Leiber gelesen habe – Ein Autor, der doch wesentlich komplexer und extravaganter zu Werke ging.

    Bloch sagt im Nachwort selbst, dass Tiefgang nie seine Stärke war – Er wollte immer nur unterhalten. Das ist ihm, zumindest mit diesem Buch, bei mir leider nicht immer gelungen.


    "Hochachtungsvoll, Jack the Ripper": Sicher eine der bekanntesten Geschichten von Bloch. Im Zuge seiner literarischen Karriere hat er sich danach noch öfters mit dem berühmten Serienmörder befasst – U.a. in seinem Roman "The Night of the Ripper", der bereits auf meinem Lesestapel liegt. Die Erzählung ist sicher ganz nett, leidet aber an ihrer extremen Vorhersehbarkeit. Die Schlusspoint ist (und das scheint mir häufig eine Schwäche des Autors zu sein) wirklich schon von Anfang an völlig offensichtlich.

    "Enoch": Ein Mann wird von einem Wesen, das auf seinem Kopf lebt, gezwungen Morde zu begehen. Oder ist er vielleicht einfach nur verrückt? Ebenfalls ganz nett. Beim Mörder handelt es sich jedoch um ein äußerst schlichtes Gemüt und da er hier als Erzähler fungiert, ist der Stil der Erzählung definitiv gewöhnungsbedürftig.

    "Das hungrige Haus": Eine gelungene Haunted-House-Story, die ich sehr gemocht habe. Spiegel spielen hier eine zentrale Rolle und Bloch gelingt es mit ihnen ein paar wirklich creepy Momente zu erzeugen. Besonders das Finale fällt dabei ziemlich fies und intensiv aus. Man darf sich nur nicht an diversen Logiklöschern stören. Gehört für mich jedenfalls zu den Highlights der Sammlung.

    Mit "Mr. Steinway", "Die alten Meister" und "Blondinen finde ich zum Anbeißen" folgen dann aber auch gleich drei der schwächsten Stories. "Mr. Steinway" ist eine wirklich alberne Horrorgeschichte über ein mordendes Klavier, die auch Steven King im Vollrausch nicht schlechter hätte verfassen können. "Die alten Meister" erzählt eine ziemlich lahme Sci-Fi-Story, die zudem viel zu lange ausgefallen ist. Und "Blondinen finde ich zum Anbeißen" ist eine völlig belanglose und unsinnige Erzählung über außerirdische Menschensammler.

    Danach wird es aber wieder deutlich besser. Zum Beispiel in "Träume zu verkaufen": Der Psychiater Dr. Prager wird zum Anwesen der Schauspielerin Eve gerufen. Diese hat gerade einen Nervenzusammenbruch und will ihre Hollywood-Karriere für immer beenden. Grund dafür scheint ein äußerst seltsamer Traum zu sein, der ihr ein ominöser Professor "verkauft" hat... Eine gelungene Lewis Caroll bzw. "Alice im Wunderland"-Hommage mit einem richtig gutem Ende. Für mich ein weiteres Highlight.

    "Die Stunde der Wahrheit": Beginnt extrem vielversprechend und erinnert zunächst an Joe Hills Roman "Horns" – Alle Menschen sagen plötzlich nur noch die Wahrheit und können nicht mehr lügen. Das Phänomen wird leider viel zu schnell und unspektakulär aufgelöst, dennoch ist das hier wirklich lesenswert und endet in einer philosophischen und interessanten Diskussion darüber, ob der Zustand des Nicht-Lügen-Könnens die Welt nun retten oder sie zerstören könnte.

    "Zeitkapsel": Der Psychiater Dr. Placebo bekommt von einem Pharmavertreter ein paar experimentelle Pillen überreicht, die er sogleich an sich und seinen Patienten ausprobiert – Mit überraschendem Ausgang. Aber landen sie, nachdem sie die Pillen geschluckt haben, wirklich alle in der Zukunft oder sind sie nur auf einem gewaltigen LSD-Trip hängengeblieben? Hier macht sich Bloch auf recht amüsante Art über das Thema Psychoanalyse lustig und schildert nebenbei ein Utopia, das sämtliche Probleme der Menschheit (die natürlich alle einen rein sexuellen Ursprung haben) gelöst hat. Freud spielt bei Bloch sowieso immer wieder eine Rolle (bei Leiber war es ja eher Jung). Hat mir ebenfalls richtig gut gefallen.

    "Der Zug zur Hölle": Neben "Hochachtungsvoll..." eine weitere recht bekannte Geschichte des Autors. Der Titel lässt einen unweigerlich an Stefan Grabinski denken, doch der Zug wird für die Handlung eigentlich recht schnell unwichtig. Im Kern geht es hier um einen Mann, der glaubt den Teufel ausgetrickst zu haben, am Ende seines Lebens jedoch feststellen muss, dass er sich damit eventuell geirrt haben könnte. War mir teilweise zu moralisierend, auch wenn das Ende dann wieder einiges rausgerissen hat. Bloch schien selbst nicht so richtig überzeugt gewesen zu sein. Im Nachwort schreibt er: "So sehr ich die Tatsache schätze, daß "Der Zug zur Hölle" als beste Short-Story von 1959 den Hugo erhielt, habe ich nie ganz verstanden, warum..."

    "Katzenjammer", "Ritt auf dem Besen" und "Das Orakel" gehören wieder zu den schlechteren Geschichten in diesem Band. In "Katzenjammer" geht es um einen kleinen Jungen der die Rache einer alten Frau zu spüren bekommt, in "Ritt auf dem Besen" erfahren wir, dass Hexen nicht nur wirklich existieren, sondern damals aufgrund der Verfolgungen und Prozesse in den Weltraum geflohen sind und sich dort auf einem Planenten namens Pyris ausgebreitet haben. WTF! "Das Orakel" wirkt anschließend wie eine schlechte "Black Mirror"-Folge. Der finale Twist mit dem Computer ist eher schlecht gealtert.

    Am Ende gibt es mit "Filmleute" jedoch wieder ein echtes Highlight: Jimmy Rogers ist Schauspieler und hat bereits in über 450 Filmen mitgewirkt – Allerdings immer nur als Statist. Bei Dreharbeiten lernte er einst June Logan kennen. Beide wurden ein Paar, sie kam jedoch ein paar Jahre später an einem Set ums Leben. Seitdem sieht sich Jimmy fast ununterbrochen ihre Werke an, um sie so am Leben zu halten. June taucht jedoch bald auch in Filmen auf, in denen sie gar nicht mitgespielt hat und die erst nach ihrem Tod gedreht worden sind... Man kann die Geschichte und besonders das Ende sicher extrem kitschig finden, ich fand beides einfach nur schön.


    Das abschließende Fazit zu den "besten SF- Stories von Robert Bloch" überlasse ich dem Autor einfach mal selbst. In Nachwort schreibt er: "Das Beste ist – bestenfalls – ein subjektives Etikett (...) Was ich hier zufällig ausgewählt habe, mag für die Allgemeinheit Kaviar sein, aber für die Bewunderer von Moby Dick lediglich Sardinen."

    Für mich waren hier sowohl Kaviar als auch Sardinen dabei. Einigen wir uns beim Urteil also doch einfach auf Lachs.

  • Ich muss gestehen, dass ich bisher noch nicht so ganz mit Blochs Schreibstil bzw. seiner Sprache warm geworden bin. Diese ist sehr simpel gehalten (in ein paar Kritiken taucht die passende Bezeichnung "easy-to-read" auf) und das geht mMn gelegentlich durchaus zulasten der Atmosphäre. Auch der Aufbau mancher Geschichten erscheint mir stellenweise recht naiv.

    Das fasst auch meinen Eindruck diverser Bloch-Geschichten gut zusammen. Und deine Bewertung dieses Best-Of lässt mich weiterhin mit angezogener Handbremse fahren.


    Über diese Lovecraft-"Kollaboration" rund um Haunter of the Dark kann ich allerdings nur gutes sagen, wie bereits im Fritz-Leiber-Thread geschehen. Hier ist es wirklich sinnvoll, alle 3 Stories in der Folge zu lesen, wie sie geschrieben wurden.

  • Das fasst auch meinen Eindruck diverser Bloch-Geschichten gut zusammen. Und deine Bewertung dieses Best-Of lässt mich weiterhin mit angezogener Handbremse fahren.


    Über diese Lovecraft-"Kollaboration" rund um Haunter of the Dark kann ich allerdings nur gutes sagen, wie bereits im Fritz-Leiber-Thread geschehen. Hier ist es wirklich sinnvoll, alle 3 Stories in der Folge zu lesen, wie sie geschrieben wurden.

    in welchem buch würde man die stories denn finden?

  • in welchem buch würde man die stories denn finden?

    "Hüter der Pforten - Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos" erschienen bei Bastei Lübbe.

    900 Seiten voller Geschichten von H.P. Lovecraft, Clark Asthon Smith, Robert E. Howard, Frank Belknap Long, August Derleth, Ramsey Campbell, Fritz Leiber, Robert Bloch uvm. Hatte mir das Buch gleich nach Axels Empfehlung zugelegt und freue mich schon auf die Lektüre.

    Von Bloch sind dort "Der Schlächter von den Sternen", "Der Schemen am Kirchturm" und "Das Notizbuch" enthalten.


    Aktuell lese ich übrigens gerade "Boten des Grauens" und diese Sammlung gefällt mir bisher doch deutlich besser als das Best-of.

  • Auf die Sammlung haben hier ja schon Arkham Insider Axel und Filli aufmerksam gemacht. Ich habe sie nun mal gelesen. Leider ist der Text etwas länger geworden, und muss daher auf zwei Posts aufgeteilt werden.


    Boten des Grauens



    Klappentext:

    "Boten des Grauens sind mitten unter uns, Vampire, Gespenster, Ungeheuer, Schreckgestalten aus dem Alptraumland makabrer Phantasien. Aber nicht jeder sieht sie. Denn sie zeigen sich nur dem Auserwählten in einer grauenvollen Stunde – wie in diesen Horrorstories:

    Ein Dämon jagt einen Mann in den Tod. Nichts rettet ihn vor seinem unheimlichen Verfolger – es ist sein eigener Schatten.

    Ein Vampir versetzt ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken – bis er die Männer zu einer grausamen Verzweiflungstat treibt.

    Ein wirres Hirn erzeugt eine teuflische Maschine: Sie zieht lebenden Menschen die Seele aus dem Körper..."


    Meinung:

    Der Klappentext geht eigentlich noch weiter, enthält aber tatsächlich so viele Spoiler, dass ich ihn hier etwas abgekürzt habe. Leider war man in diesem Band jedoch auch bei den deutschen Titeln der enthaltenen Geschichten äußerst "kreativ" und hat ihnen nicht nur Namen verpasst, die teilweise extrem albern klingen, sondern auch noch gleichzeitig viel zu viel über deren Ausgang verraten. Ganze Plottwist werden so vorweggenommen und man weiß häufig schon wie eine Geschichte endet, bevor man überhaupt angefangen hat sie zu lesen. Beim Autor allerdings keine Seltenheit – Auch ohne unglückliche Übersetzung.

    Davon abgesehen ist das hier aber eine ganz solide Storysammlung, die ich persönlich gelungener fand als das mittelmäßige Best-Of. Sie beginnt und endet zwar mMn mit zwei wirklich schlechten Erzählungen, dazwischen gibt es aber durchaus auch Lesenswertes zu entdecken:


    "Harrys Zeitkapsel": Jill hat eine Affäre mit ihrem Anwalt Rick. Als ihr Mann, ein älterer Wissenschaftler namens Dr. Dr. Harrison Cramer, damit beauftragt wird Gegenstände für eine Zeitkapsel auszuwählen, die anschließend für die Nachwelt vergraben werden soll, sieht sie ihre Chance gekommen und will ihn endlich verlassen.

    Mir war mal wieder von Anfang an klar, worauf das hier hinauslaufen wird. Euch sicher auch, oder? Bloch geht mit seinen Hinweisen aber auch wirklich nicht besonders subtil um. Eine völlig banale und moralinsaure Geschichte über die Rache eines betrogenen Ehemannes. Man merke sich: Wer bei Bloch vom Pfad der Tugend abweicht, hat meist nur wenig zu lachen. Wirklich mies.


    "Von einem Geist skalpiert": Orlando Crown hat Spiritisten und Medien den Kampf angesagt. Er nimmt regelmäßig an Séancen teil, um zu beweisen, dass alles nur ein großer Schwindel ist. Irgendwann landet er jedoch bei Mrs. Prinn, die tatsächlich Kontakt zum Reich der Toten herstellen kann und zieht so den Zorn des Geistes eines amerikanischen Ureinwohner auf sich.

    Die Erzählung ist ganz unterhaltsam. Wer beim Titel und der kurzen Inhaltsangabe aber sofort Schnappatmung bekommen und die PC-Glocken klingen gehört hat, dem sei gesagt, dass "Von einem Geist skalpiert" erstens von 1948 stammt und es zweitens bei spiritistischen Sitzung damals tatsächlich üblich wahr, den Geist eines "Indianers" heraufzubeschwören. Warum das so war, erklärt Bloch in dieser Geschichte: Die Ureinwohner waren einfach exotisch, ihnen ließen sich daher alle möglichen Unwahrscheinlichkeiten unterschieben und da niemand ihre Sprache verstand, konnte das Medium einfach irgendein Kauderwelsch von sich geben und klang dabei trotzdem authentisch... Nett. Das Ende ist aber leider ziemlich schwach.


    "Das Gelächter eines Irren": Die kranke Vi wird von diversen Ärzten und Spezialisten behandelt und in ihrem Zimmer gefangen gehalten. Besuch kriegt sie nur von Lucy, die behauptet dass man Vi nur einredet krank zu sein und sie bald in ein Irrenhaus abschieben will. Gemeinsam planen sie die Flucht.

    Ein nettes Verwirrspiel, bei dem die Lösung jedoch erneut recht offensichtlich ist. Dadurch will der große Tyler Durden-Moment am Ende nicht so richtig wirken. Trotzdem hat mir das Ganze ganz gut gefallen.


    "King Kong kehrt zurück": Peggy lebt in einer völlig zugemüllten und verschimmelten Wohnung, vegetiert dort vor sich hin und sieht sich den ganzen Tag nur Horrorfilme an. Doch schon bald wird sie in eine Psychiatrie eingewiesen und lobotomiert. Danach scheint es ihr tatsächlich besser zu gehen. Doch dann beginnen Fiktion und Wirklichkeit immer mehr miteinander zu verschmelzen und die Welt wird plötzlich zu einem Ort, den sie eigentlich nur aus ihren Horrorfilmen kennt.

    Das hier gehört für mich definitiv zu den besten Bloch-Stories die ich bisher gelesen habe. Die Handlung wird immer mehr zum surrealen Alptraum - Voller Anspielungen auf diverse Grusel-Klassiker (Frankenstein, Das Phantom der Oper oder die berühmte Duschszene aus Blochs "Psycho"). Man kann das Ganze sicher so interpretieren, dass sich der Autor hier über Kritiker lustig macht, die vor den Folgen von zu viel Horrorkonsum warnen – Die Rache des Eskapismus sozusagen. Man kann hier sicher auch Kritik am psychiatrischen System herauslesen, das jeden der nicht ins Muster passt, gleich als verrückt abstempelt und zwangsbehandelt. Man kann es aber auch bleiben lassen und diesen "irren" Trip einfach genießen.


    "Tod eines Vampires": Im Krieg schließt sich Graf Barsac dem Widerstand an. Zusammen mit ein paar Mitverschwörern bezieht er das Schloss seines Vorfahren, der angeblich ein Blutsauger gewesen sein soll. Um die abergläubischen Dorfbewohner fernzuhalten, schlüpft er nun jede Nacht in ein Vampirkostüm und macht die Gegend unsicher.

    Wie könnte die Geschichte wohl ausgehen? Kleiner Tipp: Wer es anhand der Inhaltsangabe noch nicht erahnt hat - Der deutsche Titel der Erzählung gibt einen dezenten Hinweis darauf. Wie sagt schon ein altes Sprichwort: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Fazit: Gähn!

  • Boten des Grauens - Teil 2:


    "Die Bestie von Barsac": Dr. Jerome besucht seinen alten Studienfreund Sebastian Barsac, in dessen Schloss (das wir schon aus der vorherigen Geschichte kennen). Dieser betreibt dort seltsame Experimente und versucht den Geist bzw. die Seele von Menschen in Tiere zu übertragen...

    Eine gelungene Mad Scientist-Story, die stellenweise wirklich atmosphärisch und unheimlich ausfällt. Das Ende ist eventuell ein bisschen albern, aber mir hat die Geschichte trotzdem gut gefallen. Sie dient übrigens auch als Vorlage für das skurrile Buchcover der Heyne-Ausgabe.


    "Boten des Grauens": In ihrer Kindheit bekam Avis jede Nacht Besuch von seltsamen Schattenwesen, die ihr bizarre Botschaften ins Ohr flüsterten und ihr groteske Träume beschwerten. Zumindest bis ihre Eltern das Fenster in ihrem Zimmer vernagelten. Jahrzehnte später beschließt sie die Bretter wieder zu entfernen. Keine gute Idee...

    Im Verlauf der Handlung entwickelt sich die Geschichte immer mehr zu einem bizarren Fiebertraum – Inklusive diverser Anspielungen auf Lovecraft bzw. dessen Cthulhu-Mythos. Es gibt sicher bessere Pastiches, aber trotzdem ist "Boten des Grauens" ganz nett. Auch wenn nicht klar wird, was für ein Interesse die Großen Alten an der jungen Frau haben sollten.


    "Der Pakt mit den Schatten": Fritz Gunther taucht kurz vor Ladenschluss in einem Drugstore auf. Völlig pleite und in billigen Klamotten kauft er dort diverse Chemikalien und unzählige Kerzen. Tage später kommt er wieder um seine Rechnung zu bezahlen. Es scheint ihm finanziell nun zwar wesentlich besser zu gehen, aber an seinem Schatten ist dafür irgendetwas äußerst merkwürdig...

    Hier wird (erstmalig?) das Buch "De Vermiss Mysteriis" erwähnt, welches eine Eigenkreation von Bloch ist. Lovecraft riet ihm nur den Titel ins Lateinische zu übersetzen, da es sich dadurch gleich viel fremdartiger und mysteriöser anhört... Die Prämisse (Pakt mit dem "Teufel") erinnert zwar etwas an "Der Zug aus der Hölle", das hier ist mMn aber deutlich stärker. Gewinnt wie alle Bloch-Geschichten sicher keinen Innovations-Preis, gehört aber definitiv zu den besseren Beiträgen in diesem Band. Danach geht es leider nur noch bergab.


    "Marsmädchen haben spitze Zähne": Ace Clawson tourt mit einer "Freakshow" durchs Land. Bei einer seiner Vorführungen taucht plötzlich ein Albinomädchen auf, das behauptet vom Mars zu kommen. Ace hält sie zwar für bekloppt, aber eine Marsfrau kann er für seine Show eigentlich ganz gut gebrauchen. Doch dann bekommt die Fremde plötzlich Hunger...

    Ebenfalls eine Geschichte bei der der deutsche Titel schon viel zu viel verrät. Generell handelt es hier um eine recht überraschungsfrei Sci-Fi-Horrorgeschichte, die man mMn nicht unbedingt gelesen haben muss und in der, wie so oft bei Bloch, das Böse am Ende die Quittung für sein sündhaftes Verhalten zahlen muss. Tageline: Er wollte sie vernaschen, doch am Ende wurde er selbst vernascht.


    "Affenliebe": Ein Pärchen stößt beim Stadtbummel auf eine seltsame Zoohandlung und ihren noch seltsameren indischen Besitzer. Als sie den Laden wieder verlassen, haben sie einen Affen gekauft, obwohl sie das eigentlich gar nicht vorhatten. Kurz danach leidet die Frau unter schrecklichen Alpträumen.

    Der Klassiker: Geheimnisvoller Laden und Kunden die nach ihrem Kauf vom Pech verfolgt werden. Hier handelt es sich ausnahmsweise mal nicht um ein verfluchtes Buch oder sonst irgendeine obskure Antiquität, sondern einfach nur um exotische Haustiere. Trotzdem ist die Story nicht besonders originell. Außerdem: Hindus, Hypnose, zwielichtige Händler... in "Von einem Geist skalpiert" kritisierte Bloch noch die rassistischen Vorurteile bezüglich fremder Kulturen – Hier bedient er sie nun selbst.


    "Wenn die schwarze Katze deinen Weg kreuzt": Der Casinobetreiber Big Pete Mosko beauftragt den Italiener Tarelli damit die Automaten zu manipulieren, um so größere Gewinne einzufahren. Irgendwann schleppt dieser eine Wage an, die angeblich die Zukunft vorhersagen kann. Als sich Mosko draufstellt nimmt das Unglück seinen Lauf...

    Belanglos, albern, stinklangweilig und voller überzeichneter Figuren und Klischees. Zudem hat man Tarelli (zumindest in der deutschen Übersetzung) einen wirklich extrem nervigen Akzent verpasst. Richtig schlecht!


    Fazit:

    Wie immer bei Bloch, recht durchwachsen. Die Geschichten lesen sich häufig wie nie gedrehte Episoden von "Tales from the Crypt" oder "Twilight Zone" (passenderweise hat Bloch auch die Romanfassung zur Filmumsetzung von "Twilight Zone" geschrieben). Soll heißen: Simpler Aufbau mit Moralkeule am Ende. Wenn Bloch mal aus diesem Muster ausbricht, gelingt ihm aber tatsächlich etwas Gutes. Zudem sind die Erzählungen in diesem Band alle nur sehr kurz und recht abwechslungsreich – So kommt zumindest kaum Langeweile auf. Kann man durchaus machen...

  • "Harrys Zeitkapsel": Jill hat eine Affäre mit ihrem Anwalt Rick. Als ihr Mann, ein älterer Wissenschaftler namens Dr. Dr. Harrison Cramer, damit beauftragt wird Gegenstände für eine Zeitkapsel auszuwählen, die anschließend für die Nachwelt vergraben werden soll, sieht sie ihre Chance gekommen und will ihn endlich verlassen.

    Mir war mal wieder von Anfang an klar, worauf das hier hinauslaufen wird. Euch sicher auch, oder? Bloch geht mit seinen Hinweisen aber auch wirklich nicht besonders subtil um. Eine völlig banale und moralinsaure Geschichte über die Rache eines betrogenen Ehemannes. Man merke sich: Wer bei Bloch vom Pfad der Tugend abweicht, hat meist nur wenig zu lachen. Wirklich mies.

    Ich wollte diesmal mithalten und habe auch mit dem Buch angefangen … Boah ey, aber gleich dieser Einstieg – und ich hatte bereits die Faxen dicke. Die Story enthält alles, was ich nicht lesen möchte. Absolute Zeitverschwendung, ich möchte meine 15 Minuten Lesezeit zurück!


    Werde mir in Ruhe deine anderen Besprechungen durchlesen Cheddar Goblin und danach auswählen …

  • Die Story enthält alles, was ich nicht lesen möchte. Absolute Zeitverschwendung...

    Ja, die Geschichte ist schrecklich. Sie ist allerdings auch die Schlechteste in der ganzen Sammlung. Großartige Meisterwerke darf man von "Boten des Grauen" zwar nicht erwarten, aber ein paar Stories fand ich doch ganz gut. Empfehlen kann ich u.a.: "King Kong kehrt zurück", "Die Bestie von Barsac", "Der Pakt mit den Schatten" und mit Abstrichen noch "Boten des Grauens"...

  • Empfehlen kann ich u.a.: "King Kong kehrt zurück", "Die Bestie von Barsac", "Der Pakt mit den Schatten" und mit Abstrichen noch "Boten des Grauens"...

    Danke für die Empfehlungen! Ich habe mir Die Bestie von Barsac vorgenommen und diese Geschichte hat mir denn schon besser gefallen.

    Eine gelungene Mad Scientist-Story, die stellenweise wirklich atmosphärisch und unheimlich ausfällt.

    Jawohl, die Story hat ihre Stärken und ist noch der klassischen Pulp-Tradition verhaftet, womit sie auch Lovecraft-Fans ansprechen dürfte. Als Quelle wird Weird Tales (1944) genannt, kommt also hin. Freilich ist Bloch bemüht, das gotische Spukschloss einzureißen, das ja hier nur noch eine operettenhafte Kulisse darstellt.


    Dieser Hang zum Karikieren stört mich allerdings ein bisschen – und steht den meisten Schreiberlingen schlecht zu Gesicht. Warum? Weil ihre Themen und Inhalte nämlich selbst altern; und im Falle Robert Bloch: nicht besonders gut. Seine schwarzhumorigen Ehetragödien und Geschichten um irgendwelche Flower Power-Vamps lesen sich mittlerweile ziemlich albern.