Guillermo Del Toro's Cabinet of Curiosities

  • Inzwischen auch gesehen.

    Unheimlich ist das Ganze wirklich nicht, eher eine reine Satire. Die Botschaft ist dabei allerdings extrem flach und die Figuren völlig überzeichnet. Ganz so katastrophal wie Filli fand ich "The Outside" dann aber trotzdem nicht, denn es gab durchaus ein paar gute Ansätze: Eine Frau, die jemand anderes sein möchte, sich mit ihrem Fernseher unterhält und immer mehr in den Wahnsinn abrutscht. Das hatte doch schon leichte "Requiem for a Dream"-Vibes, auch wenn Amirpour nie die Intensität von Darren Aronofsky erreicht.

    Und auch in Sachen Body-Horror wäre definitiv mehr drin gewesen. Man darf hier jedenfalls keine cronenberg'sche Körper-Transformation erwarten. Dafür hat mich die Verschmelzung mit der "Lotion Lady" aber dezent an das Finale von Garlands "Annihilation" erinnert.

    Generell fand ich das Ende nicht so vorhersehbar wie Filli. Ich hatte eher mit einem simplen Rache-Plot (und anschließender taxedermischer Behandlung der Opfer) gerechnet, aber es wurde dann doch etwas schräger. Zur entrückten Stimmung trägt sicher auch die Kamera bei, die den Figuren permanent mitten im Gesicht hängt. Und Kate Micucci, die man ansonsten primär nur in Comedy-Rollen sieht, liefert mMn ebenfalls eine überzeugende Performance ab.

    Wirklich gut ist das trotzdem alles nicht...


    "Cabinet of Curiosities" bleibt (nach den zwei Folgen, die ich gesehen habe) also weiterhin recht unterdurchschnittlich. Inzwischen erwarte ich da auch keine Steigerung mehr. Nur in die Episode von Panos Cosmatos setzte ich noch große Hoffnung. Heute Abend geht es bei mir aber erst mal mit der Lovecraft-Adaption "Pickman's Model" weiter. Auch wenn ich bezweifele dass man diese Geschichte wirklich gut verfilmen kann...

  • Okay, "Pickman's Model" fand ich besser als erwartet.

    Gedreht wurde die Episode von Keith Thomas. Von ihm kannte ich bisher nur seinen Debütfilm "The Vergil", der ja durchaus das Potential gehabt hätte, so etwas wie die jüdische Version von "Get Out" zu werden, am Ende dann aber doch zu sehr auf Nummer sicher ging und in der üblichen Jumpscares-Parade mündete. Bei seiner Lovecraft-Adaption macht er mMn aber gar keinen so schlechten Job.

    Die Geschichte gibt es natürlich nicht her, daraus einen 60minütigen Film zu machen, deswegen wird hier noch jede Menge dazu gedichtet. Glücklicherweise bläht man das Ganze dabei aber nicht (wie so oft) durch banale Nichtigkeiten auf, sondern ergänzt die Handlung durch weitere Horrorelemente: Pickmans Bilder lösen hier bei ihren Betrachtern starke Wahnvorstellungen aus, treiben sie systematisch in den Wahnsinn und lassen sie schließlich schreckliche Dinge tun (Selbstverstümmelung, Kannibalismus etc.). Zusätzlich legt Thomas den Fokus noch etwas stärker auf Pickmans Familiengeschichte bzw. Verbindung zu Salem.

    Das gnadenlose Ende fand ich ebenfalls ganz gut, auch wenn der Trailer hier schon zu viel vorweggenommen hat und es die letzte Einstellung nicht unbedingt gebraucht hätte. Das Finale von "Sieben" hat damals schließlich auch funktioniert, obwohl oder gerade weil man den Kopf von Gwyneth Paltrow nicht gesehen hat. Thomas hält hier stattdessen voll drauf.

    Absoluter Tiefpunkt war aber sicher das titelgebende Model/Monster, das viel zu comichaft aussah, so wirkte, als hätte man es aus Tim Burtons "Beetlejuice" geklaut und die zuvor aufgebaute Stimmung doch ziemlich unterminierte. Ganz schreckliches und unpassendes Creature-Design!

    Trotzdem war die Episode wirklich okay und auch die Beste die ich bisher gesehen habe. Es gibt sicher gelungenere Lovecraft-Verfilmungen, aber auch wesentlich schlechtere... Deine Meinung, Filli?

  • Habe sie gerade geschaut und seh es ähnlich wie du. Dass etwas dazugedichtet wurde, fand ich auch nicht so schlimm. War alles schön stimmig und durchaus sinnvoll.

    Der guhl war halt wie du schon geschrieben hast, nicht so toll gemacht. Erinnerte mich etwas an den ork könig im nebelgebirge vom hobbit film. Aber abgesehen davon ne starke folge.


    Später schaue ich mir noch träume im hexenhaus an, bin sehr gespannt auf brown jenkin. Ein extrem gruseliges wesen für mich. Und das, obwohl ich mich eig. Nicht vor ratten fürchte. Die story habe ich eh diese woche nochmal gelesen gehabt.
    ich fand bis jetzt alle folgen außer der 4. sehenswert. Da war das ende für mich so vorhersehbar, weil tierpräparation ihr hobby war, da dachte ich mir gleich sowas in der richtung.


    Die serie macht aber insgesamt schon spaß. Jetzt nichts was mich total vom hocker haut, aber einfach nett zur unterhaltung.

  • "Dreams in the Witch House" war bisher der absolute Tiefpunkt, dieser an Tiefpunkten nicht gerade besonders armen Serie. Gegen diese Episode wirkt sogar die Stuart Gordon-Verfilmung (aus "Masters of Horror") wie ein brillantes Meisterwerk des kosmischen Schreckens.

    Schon der Blick auf die IMDb-Seite der (mir bis dato unbekannten) Regisseurin Catherine Hardwicke versprach wenig Gutes. Findet man dort doch solche Einträge wie "Twilight – Biss zu Morgengrauen" und "Red Riding Hood". Diese Filme machen leider auch recht deutlich auf welchem Niveau wir uns in den kommenden 60 Minuten so bewegen.

    Mit der eigentlichen Geschichte von Lovecraft hat das Ganze fast nichts zu tun. Es gibt eine lächerlich wirkende Hexe, die zufällig Keziah Mason heißt und Brown Jenkin läuft auch ein paar Mal durch Bild... das war es dann auch schon fast mit den Parallelen.

    Apropos Jenkins: Ihn am Anfang und am Ende als Erzähler auftreten zu lassen, ist ein wirklich dämlicher Einfall. Der eigentlich nur noch durch die Tatsache übertroffen wird, dass man ihm in der deutschen Synchro die Stimme von Spongebob Schwammkopf verpasst hat (I'm not kidding!). Aber auch das ist exemplarisch für die Qualität von Hardwickes Umsetzung.

    Gilman ist hier auch kein Student der Miskatonic-Universität mehr, aus ihm wird stattdessen ein paranormaler Ermittler gemacht. Im Prinzip eine Art Fox Mulder für Arme - Inklusive "Tote Schwester"-Trauma. Und um besagte Schwester bzw. die Rettung ihrer verlorenen Seele dreht sich dann auch fast die ganze Handlung.

    Das Ergebnis ist ein unglaublich albernes Spektakel, welches zudem auch noch extrem langweilig ausfällt. Bis Gilman mal im Hexenhaus landet, vergeht locker eine halbe Stunde, in der nichts Nennenswertes passiert. Die halluzinatorischen und surrealen Fieberträume, die ihn dort bei Lovecraft dann quälen, sucht man hier auch vergebens. Sie beschränken sie darauf, dass er von der alten Gruselhexe durch einen dunklen Wald gejagt wird. Buh!

    Am Ende hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass sich Gilman und Keziah Mason unsterblich ineinander verlieben, er sich in das Buch der Schatten einträgt und sie gemeinsam, auf ihrem Besen, in den Sonnenaufgang fliegen. Es wäre jedenfalls nicht viel schwachsinniger gewesen als das, was uns Hardwicke als Finale präsentiert.

    Das Einzige was mir gefallen hat, ist der teilweise schwarze Cast, der den ollen Lovecraft sicher geärgert hätte. Auch wenn die Malerin und die Nonnen als Figuren eigentlich völlig belanglos sind und nichts zur Handlung beitragen.

  • Den Film erspare ich mir lieber

    Du verpasst absolut nichts, Katla.


    Gestern Abend habe ich dann mal "The Viewing" gesehen.

    Das Ganze ist eigentlich typische Cosmatos: Ein großartiger Synth-Score von Daniel Lopatin a.k.a. Oneothrix Point Never, 70er Jahre Reto-Optik inklusive Dauer-Farbrausch und a shitload of drugs. Ich würde allerdings lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Folge mich nicht enttäuscht hätte.

    Besonders über das Pacing kann man hier streiten. In den ersten 45 Minuten passiert nämlich fast gar nichts. Sieben Menschen sitzen in einem Raum, koksen sich die Birne voll und unterhalten sich über Kunst, Einzigartigkeit und jede Menge Bullshit. Zwar war schon Panos Cosmatos "Beyond the black Rainbow" nicht besonders handlungsgetrieben, hatte den Zuschauer dabei aber (im positiven Sinne) recht schnell eingelullt und so irgendwann eine enorme Sogwirkung entfacht. Den Effekt erzielt der Regisseur mit "The Viewing" leider nicht. Zumindest nicht bei mir.

    Aber wo wir schon beim ersten Film von Panos Cosmatos sind: Sein Beitrag zu "Cabinet of Curiosities" orientiert sich deutlich näher an seinem Debüt als an seiner letzten Mindfuck-Orgie "Mandy" - Sowohl in visueller als auch in inszenatorischer Hinsicht. Und definitiv auch was die Sperrigkeit anbelangt.

    An all dem wäre eigentlich gar nichts auszusetzen und die Folge besitzt auch zweifellos eine recht unverwechselbare Atmosphäre, wie man sie eben nur bei Cosmatos findet - Mein Problem dabei ist aber, dass hier sämtliche Figuren völlig nervige Arschgeigen sind, deren möglichst edgy und pseudo-bedeutungsschwangere Dialoge nach der Zeit doch schon stark an den Nerven zerren. Gäbe es das Wort "Cringe" noch nicht, man müsste es für diese Truppe erfinden. Kennt hier jemand zufällig den Reddit-Thread "I'm 14 And This Is Deep" - So in der Richtung darf man sich den Blödsinn vorstellen, den sie so absondern.

    Erst in den letzten 15 Minuten dreht Cosmatos dann endlich auf und liefert uns einen wirklich schrägen Trip voller Body-Horror: Schmelzende Gesichter, explodierende Köpfe, flackerndes Strobo-Licht und eine bizarren Kreatur. Das Ganze ist natürlich völliger Quatsch, aber durchaus unterhaltsam. Es ist aber auch "too little, too late". Zumal die Folge dann plötzlich einfach aufhört.

    "The Viewing" hätte durchaus das Potential gehabt, die beste Episode der Serie zu werden, und sie sticht durch ihre Andersartigkeit auch definitiv heraus, aber Panos Cosmatos kann das eigentlich besser. Viel besser.

    Verglichen mit "Dreams in the Witch House" ist das hier aber natürlich ein psychedelisches Meisterwerk. Und Peter Weller mal wieder auf der Leinwand zu sehen, war auch nett. Seit "Naked Lunch" hat er sich jedenfalls nicht mehr schöner "verwandelt".

  • Ich komme mal wieder spät zur Party ;)

    LOT 36 fand ich während des kuckens ganz ok, je länger ich aber danach darüber nachdenke immer schwächer. Genau, das Ende absolut unspektakulär und was sollte das mit der Latina-Dame? Und das Gehüpfe auf dem Video? Totaler Käse.


    Aber ich werde weiter schauen.

    Mal ehrlich ... Jordan Peeles TWILIGHT ZONE war ja auch eher so lala.

  • Ich fühlte mich von der Serie teils gut unterhalten und habe keine Meisterwerke erwartet. Die Lovecraft-Folgen haben enttäuscht vor allem „Dreams in the Witch House“.
    Im Vergleich gut gefallen hat mir „Graveyard Rats“ und „The Viewing“.
    Der Rest war eher so lala.

  • Mir hat die Staffel insgesamt ganz gut gefallen, auch wenn keine wirklich herausragenden Folgen dabei waren, und mich nichts so vom Hocker gehauen hat, wie die erste Staffel von »Love, Death + Robots«. Die Folgen punkten vor allem mit Ausstattung und Atmosphäre. Mein Highlight war »The Graveyard Rats« mit der Performance von David Hewlitt als eloquenter Tollpatsch. Schlecht fand ich keine der Folgen »The Outside« ist etwas zu lang geraten, mir hat aber die Leistung von Kate Micucci gefallen. »The Viewing« fand ich auch viel zu lang und belanglos. Style over Substance, wie schon bei Cosmatos' »Mandy«.


    Von den Lovecraft-Folgen fand ich »Pickman’s Model« besser, tolle Atmosphäre und ein super Crispin Clover. Jennifer Kents »The Murmuring« ist eigentlich ein gutes Drama über Verlust und Trauer, die Gruselelemente sind mir aber zu offensichtlich und klischeehaft geraten. Da hätte die Episode auch gut drauf verzichten können. »The Autopsy« glänzt durch F. Murray Abraham und die Atmosphäre der Location, ist aber etwas zu geschwätzig geraten.


    Ich hoffe, dass es eine zweite Staffel geben wird.

  • Bin auch durch. So ne richtige bombenfolge war jetzt nicht dabei, aber alles in allem doch unterhaltsam.



    Die ersten 3 folgen fand ich ganz gut. Über folge 4 hab ich mich ja schon ausgelassen. Pickmans model war auch ne solide verfilmung, aber träume im hexenhaus ein griff ins klo. Es dauert schon mal bis ca. Zur hälfte, bis walter gilman im hexenhaus ist, er ist auch kein student mit forschungsdrang, sondern jemand, der seine schwester aus dem jenseits befreien will. Soll wohl mehr dramatik reinbringen, tuts aber nicht. Die träume selbst werden durch drogen ausgelöst, nicht durch das hexenhaus. Das ist klar am thema vorbei. Gut umgesetzt fand ich die träume auch nicht. Rein optisch ist brown jenkin gut getroffen, aber etwas zu klein. Der synchrosprecher ist der gleiche wie der von spongebob schwammkopf, was natürlich total unpassend ist... was denkt man sich dabei?


    Folge 7 war mir zu langatmig, weil ne dreiviertelstunde lang auf drogen herumphilosophiert wurde bis dann mal was passierte. Das ende entschädigt auch nicht für das vorangegangene geschwafel. Aber ich mochte diesen retroflair bei der folge.

    Die letzte folge war mir bisschen zu viel drama, hätte mehr horror sein dürfen.


    Das klingt jetzt alles garnicht mal so positiv, aber ich bereue es nicht die serie geschaut zu haben.
    geschmäcker sind ja auch verschieden und dank der abwechslung ist sicher für jeden was dabei.

  • Ich durfte mir gestern The Graveyard Rats und Pickman's Model ansehen.


    Ich fürchte, ich bin für solche Formate hoffnungslos lost. Die historischen Inszenierungen finde ich einfach nur kitschig, woran die CGI-Technik nicht wenig Anteil hat. Nervig fand ich in dem Zusammenhang die Riesenratte in der erstgenannten Story; muss aber auch sagen, dass ich Ratten generell nicht besonders abstoßend oder gruselig finde. Gelungen waren die Szenen in den Gängen – schön klaustrophobisch – sowie die schwarze Kirche unter der Erde. Auch halte ich dieser Adaption zugute, dass sie mit 37 Minuten erträglich kurz war.


    Pickman's Model: Ganz schlimm. Die Geschichte wird nicht nur sinnlos, sondern sinnentstellend erweitert. Was soll der Blödsinn — kein Mensch hat sich nach einer Familie, einer Frau ohne Augen und einem Kind im Ofen gesehnt. Dass sich Pickman auch noch an Thurbers Familie heranzeckt und bei Ehemann und Vater Eifersuchtsgefühle weckt, erscheint wie der blanke Hohn. Die Zeichnungen und Gemälde, die zu sehen sind, gäben sehr gute Titelbilder für Gespenster-Krimi oder John Sinclair ab, sind jedoch nicht vergleichbar mit dem von Lovecraft angestrebten Effekt. Sehr bedauerlich, dass Lovecrafts originelle Idee, dass die U-Bahn-Tunnel möglicherweise ein Einfallstor für die Monster der Unterwelt sein könnten, völlig ignoriert wurde. Stattdessen schwelgt man auch hier wieder in kitschüberfrachteten Interieurs und nostalgischer Villenarchitektur. Dass Lovecraft mit Pickman's Model nicht zuletzt eine Reverenz an das alte und koloniale Boston verfasst hat — was soll's.


    Namentlich in dem herzlosen Digitalästhetizismus der beiden Filmchen wird die Handschrift del Toros deutlich, der in dieser Hinsicht keine Grenzen kennt. Es wäre ja mal spannend gewesen, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die eben ganz bewusst eine andere Bildsprache pflegen, um irgendeine Form wohltuender, dynamischer Reibung zu erzeugen.


    Na ja. Jetzt wurde mir noch eine Serie namens Black Mirror als heilsames Gegenmittel empfohlen. Aber ich muss erst einmal Zeit verstreichen lassen, bevor ich mich wieder vor die Glotze hocke.

  • The Autopsy“ (nach Michael Shea; Regie: David Prior)

    „The Murmuring“ (Story: del Toro; Regie: Jennifer Kent)

    „The Outside“ (nach der Comic-Story von Emily Carroll; Regie: Ana Lily Amirpour)


    Diese drei Folgen fand ich stark, mit eigener Handschrift. Nett und stimmungsvoll waren die "historischen" Folgen im LC-Universum, aber ich fand sie schnell schlechter und vor allem beliebiger werdend.