Jeff VanderMeer - VENISS UNDERGROUND

    • Offizieller Beitrag



    230 Seiten/ Paperback


    Deutsch von Eva Bauche-Eppers


    Veniss Underground ist eine düstere Science-Fiction Dystopie; unheimlich, bizarr, erschreckend; dabei voller kurioser Einfälle und origineller Ideen.

    Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel dreier Individuen und wie deren jeweilige Suche sie alle zusammen führt...im unterirdischen Teil der Stadt Veniss.


    Nominiert für den World-Fantasy-Award!




    Jeff VanderMeer gehört zu den besten Verfassern phantastischer Literatur überhaupt. Zudem ist er ein kenntnisreicher Herausgeber von Anthologien und Förderer talentierter Nachwuchsschriftsteller/ Schriftstellerinnen. Seine Southern-Reach-Trilogie wurde verfilmt; weitere Kino - und TV-Projekte sind in Arbeit.




    Quelle: https://www.wandler-verlag.com…round-von-jeff-vandermeer

  • Ich bin begeistert.

    Dito.

    Hoffe auch dass sich das Buch gut verkauft und wir evtl. noch Übersetzungen von "Dead Astronauts","Hummingbird Salamander" und "A Peculiar Peril" bekommen. Auch wenn ich mir das kaum vorstellen kann.

    “It is sometimes an appropriate response to reality to go insane.” (Philip K. Dick)

  • Inzwischen beendet...


    Vorab:

    Man kann dem Wandler Verlag gar nicht genügend dafür danken, dass er sich (neben Whitetrain) darum bemüht moderne Weird-Fiction nach Deutschland zu holen und Werke veröffentlicht, die hierzulande ansonsten nie eine Chance gehabt hätten. Damit dass ich irgendwann mal eine übersetzte Version von Vandermeers Romandebüt "Veniss Underground" in den Händen halten würde, hätte ich wirklich nie gerechnet.


    Über das Buch -"Ich möchte dir von der Stadt erzählen" :

    Präsentiert wird diese surreale Geschichte aus der Perspektive von drei Personen – Nicolas, Nicola & Shadrach:


    Nicolas: Der erste und auch kürzeste Teil. Nicolas entwirft lebende Kunst und macht sich auf die Suche nach Quin - dem Prinzen der genetischen Erneuerung - um von ihm ein Erdmännchen zu kaufen. Quin ist so etwas wie der Herrscher/Schöpfer/Gott der Stadt Veniss, doch gesehen hat er ihn noch nie. Schon bald wird er sich wünschen, das wäre auch so geblieben: "Selbstportrait des Künstlers als ein Quader aus Fleisch, Farbgebung gelblich-braun, ähnlich einem Hauttransplantat, bevor es einheilt, und mit Augen gepickt – blinzelnden Augen und nicht blinzelnden Augen, Augen, die zwinkerten und alle starrten mich an, der ich sie anstarrte." Danach ist er spurlos verschwunden.

    Aufgrund der Sprache, die Nicolas selbst kreiert hat und "Slangjockey" nennt, ist der Einstieg zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und anstrengend, aber wenn man mal drin ist, entfacht das Ganze eine enorme Sogwirkung. Sowieso steigert sich die Geschichte von Kapitel zu Kapitel...


    Nicola: Hier folgen wir Nicolas Zwillingsschwester, die sich nun auf die Suche nach ihrem verschollenen Bruder macht. Der Abschnitt ist in der Du-Form verfasst und die Sprache wesentlich poetischer als noch im ersten Teil. Hier finden sich auch leichte Elemente eines Detektivromans - Wenn Nicola den "Wald" erreicht, wird ihre Suche aber schnell zum reinen Horror: "Ihr seid nicht die Herren der Welt. Denn was Quin's Shanghai Menagerie bedeutet, ist das; die Auslöschung der Menschheit. Die Menschen an denen du auf dem Heimweg vorbeikommst, diese Lenkenden und Gelenkten – wissen sie schon, dass man sie vom Thron gestoßen hat? Dass sie am Ende sind? Wie lange, bis sie begreifen?"

    Die lebenden Kunstwerke, die sich systematisch zerfleischen, haben mich zudem stark an Cronenberg (besonders dessen "Crimes of the Future") erinnert. Außerdem hat der Nicola-Part ein wirklich grandioses Ende. Danach wird man Erdmännchen garantiert nie mehr mit den gleichen Augen sehen!


    Shadrach: Letzter und längster Teil. Shadrach ist der ehemalige Geliebte von Nicola und versucht herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Er begibt sich dafür in den Untergrund von Veniss und wühlt sich dort durch Berge von verfaulendem Leben und stinkenden Kadavern. Dort unten erwartet ihn seine ganz persönliche Hölle und je tiefer er kommt, desto grausamer und perverser wird es.

    Ein extrem düsterer, intensiver und absolut hoffnungsloser Alptraumtrip, für den man bisweilen auch einen starken Magen braucht – Zum Beispiel wenn Shadrach die "Kathedrale des Blutes" erreicht: "Hinter diesem Tor – Fleisch, ungeheure Massen an totem Fleisch, menschliches Aas. Lebende Gestalten krochen darauf herum wie Fliegen, wie Maden, Kinder taten unaussprechliche Dinge mit zerstückelten Körpern. Sie gruben die Augen aus den Köpfen, die zwischen Metallstreben der Torflügel steckten..."

    Erinnert anfangs an Dantes "Inferno", entwickelt sich aber irgendwann zur wirklich schrägen Rachestoty. Mit dem Gollux, der von sich nur in der dritten Person spricht, kommt gegen Ende dann sogar noch eine Prise Humor dazu ("Der Gollux ist ein makelhafter Befinde-Ort, nicht ein makelhafter Gollux."). Eine Figur die auch aus Hensons "Labyrinth" stammen könnte und die ich sofort in mein Herz geschlossen habe.


    Fazit:

    Experimentell, weird, surreal, anspruchsvoll, unglaublich intensiv, spannend, witzig und auch teilweise außerordentlich brutal. Mich hat Vandermeers Romandebüt ziemlich weggeblasen und ich konnte das Buch kaum auf der Hand legen.

    Die extrem nihilistische Welt die er entwirft, könnte auch aus einem Anton Volodin-Roman stammen. An William Hope Hodgsons "Nachtlande" musste ich gelegentlich auch denken. Und Cronenberg-/Bodyhorror-Fans kommen bei der Lektüre sicher ebenfalls auf ihre Kosten. Was sich Vandermeer an Kreaturen/ Deformationen/ Mutationen ausgedacht hat, lässt jedenfalls selbst den Crawler aus "Annihilation" wie ein Schoßhündchen wirken. Eine wahre Symphonie der Fäulnis und Körpertransformation. Was den Ekel angeht, braucht sich das hier definitiv nicht vor Flavius Ardeleans "Der Heilige mit der roten Schnur" zu verstecken

    Natürlich ist der Roman recht speziell und auch nicht für jeden geeignet, wer aber mit oben genannten Autoren/Künstlern etwas anfangen kann und/oder sämtliche Whitetrain-Veröffentlichungen und "Southern Reach"-Bände im Regal stehen hat, sollten hier definitiv zugreifen. In meinen Augen ist "Veniss Underground" ein absolutes Meisterwerk in Sachen Surrealismus und New-Weird! Und neben Alexander Zelenyjs "Tiere des Exodus" das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Man kann nur hoffen, dass das Buch nicht die letzte Vandermeer-Übersetzung aus dem Wandler-Verlag bleiben wird. (10/10)

    “It is sometimes an appropriate response to reality to go insane.” (Philip K. Dick)

    2 Mal editiert, zuletzt von Cheddar Goblin ()

  • Gerade fertig geworden.


    Gefiel mir nicht besonders. Die Handlung eher bescheiden - garniert mit jeder Menge Grässlichkeiten in allen erdenklichen Ausprägungen und stilistisch opulent aufgeputzt. Nicht mein Ding.


    Da hat VanderMeer später deutlich bessere Sachen geschrieben, z.B. Shriek und die Southern Reach Trilogie.

  • Mein erster Vandermeer. Im Kern ein Liebesroman, jedoch ein skurriler, grausam-grässlich und düsterer. Er erinnert in seinen Motiven an den Body-Horror Cronenbergs, an Clive Barkers „Fleisch- Horror“ oder an Gemälde von H. Bosch. Wer es abgefahren, anspruchsvoll und grotesk mag, sollte einen Blick auf dieses Werk werfen.
    Schön, dass der Wandler-Verlag dieses Buch veröffentlicht hat.


    Ich vergebe 8 von 10 Facettenaugen.

  • Freut mich, dass dir das Buch (im Gegensatz zu Susanne) gefallen hat.

    Ich kann dir Vandermeers "Southern-Reach"-Trilogie ("Auslöschung", "Autorität" & "Akzeptanz") nur wärmstens empfehlen.

    “It is sometimes an appropriate response to reality to go insane.” (Philip K. Dick)

  • Danke für die Empfehlungen. Die Trilogie steht auch auf dem persönlichen, gedanklichen Leseplan (aktuell jedoch weit entfernt). Ich hatte es im Frühling mal mit „Stadt der Heiligen und Verrückten“ versucht, jedoch ziemlich schnell wieder abgebrochen. Da will ich auch nochmal einen Anlauf nehmen.

  • Ja, „Stadt der Heiligen und Verrückten“ ist schon ziemlich speziell. Seine "Southern Reach"-Trilogie ist mMn aber ein absolutes Meisterwerk! Die Bücher hatten mich damals ziemlich weggeblasen...

    “It is sometimes an appropriate response to reality to go insane.” (Philip K. Dick)

  • Die Trilogie steht auch auf dem persönlichen, gedanklichen Leseplan (aktuell jedoch weit entfernt). Ich hatte es im Frühling mal mit „Stadt der Heiligen und Verrückten“ versucht, jedoch ziemlich schnell wieder abgebrochen. Da will ich auch nochmal einen Anlauf nehmen.


    "Stadt der Heiligen und Verrückten" habe ich zweimal angefangen und jedes mal nicht zu Ende gelesen. "Shriek" hingegen gefiel mir sehr. Das könnte ich mal wieder lesen, das ist lange her, dass ich den Roman gelesen haben.


    "Borne" habe ich auch sehr gerne gelesen - sogar zweimal.


    Und die "Southern Reach Trilogie" ist super. Der mittlere Band etwas schwächer. Die anderen beiden super. Die Figur der Biologin/Ghostbird hat mich total fasziniert. Wenn ich eine literarische weibliche Lieblingsgestalt nennen müsste, dann wäre es die Biologin/Ghostbird.

  • Gerade fertig geworden.


    Gefiel mir nicht besonders. Die Handlung eher bescheiden - garniert mit jeder Menge Grässlichkeiten in allen erdenklichen Ausprägungen und stilistisch opulent aufgeputzt. Nicht mein Ding.


    Da hat VanderMeer später deutlich bessere Sachen geschrieben, z.B. Shriek und die Southern Reach Trilogie.

    Ich habe es nicht bis zum Ende durchgehalten. Das las sich ansatzweise alles auch irgendwie interessant, aber das war mir zu... keine Ahnung. Ungewöhnlich? Erzählung aus der zweiten Person? Mich hat es nicht gepackt und irgendwann habe ich abgebrochen. Das war leider nicht meins.