Die Herren von Quarmall
(Enthält die Bücher "Schwerter im Nebel" und "Schwerter gegen Zauberei")
Klappentext:
"Fafhrd und der graue Mausling erleben auch im zweiten Band ihrer phantastischen Abenteuer auf dem Planeten Newhon wieder gar schreckliche Erlebnisse mit falschen Priestern und Zauberinnen, schrecklichen Bergwüsten und geheimnisvollen Ränkeschmieden in unterirdischen Königreichen. Und immer können sich unsere Helden mit letzter Not aus allen bedrohlichen Situationen retten. Das ihnen die mit List erbeuteten Beutestücke unter der Hand zu nichts zerrinnen, hält sie nicht davon ab, es erneut zu versuchen."
Inhalt & Meinung (Teil Eins):
Das dritte Buch "Schwerter im Nebel" beinhaltet die Kurzgeschichten "Die Wolke des Hasses", "Schwere Zeiten in Lankhmar", "Ihre Herrin, das Meer", "In Abwesenheit des Königs der Meere", "Die falsche Abzweigung" und die Novelle "Adepten-Gambit".
Zuvor gibt es aber noch eine kurze Einleitung von Raymon E. Feist – Ein Mann den ich, obwohl er schon unzählige Romane veröffentlicht hat, ehrlich gesagt erst mal googeln musste. Er bezeichnet Fafhrd und den Grauen Mausling jedenfalls als "die größten Schöpfungen der modernen Fantasy" und hebt nochmal deren Alleinstellungsmerkmal hervor. Für ihn ist Fritz Leiber in Sachen Fantasy sogar bedeutender als ein gewisser Autor der "Herr der Ringe"-Saga:
"Die meisten von uns im Genre werden heutzutage ständig mit J.R.R. Tolkien verglichen. Das ist eine Vermarktungsstrategie und hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Würde man uns fragen, würden die meisten vermutlich offen zugeben, daß Fritz Leiber unser geistiger Vater ist, und wir rackern uns ununterbrochen ab, um mit dem großen alten Mann Schritt zu halten..."
Das sind doch mal eine paar Ansagen. Ob sie wirklich haltbar sind, kann ich nicht beurteilen. Bevor ich angefangen habe, mich mit Fritz Leiber zu beschäftigen, hatte ich im Gegensatz zu Frodo & Co. von Fafhrd und dem Mausling jedoch noch nie etwas gehört. Ich bin in dem Genre aber zugegebenermaßen auch nicht besonders bewandert.
Auf das Vorwort folgt "Die Wolke des Hasses". Für mich, um schon mal etwas vorzugreifen, mit Abstand die beste Geschichte des gesamten Buches. Allein schon der pathosgeschwängerte und äußerst adjektivstarke Einstieg weiß zu gefallen: "Trommeln schlagen gedämpft einen nervenaufreibenden Rhythmus, rote Lichter flackerten hypnotisch im unterirdischen Tempel des Hasses, wo zerlumpte Gläubige knieten und sich kasteiten und inbrünstig die Stirnen gegen die kalten schmutzigen Pflastersteine drückten..."
Priester des Hasses beschwören hier ekloplasmatische Geistergase - Jeder der in diesen bizarren Nebel eintaucht, gerät in einen unstillbaren Blutrausch und richtet ein Massaker an. Gegen Ende kommen dann sogar noch ein paar Tentakel ins Spiel. Und dadurch, dass Leiber in dieser ungemein atmosphärischen Geschichte, ständig die Perspektiven und Orte wechselt, zeichnet er noch ganz beiläufig ein äußerst komplexes Bild von Lankhmar und seinen zwielichtigen Bewohnern. Großartig!
In "Schwere Zeiten" gehen die beiden Krieger dann erstmals getrennte Weg. Was zum Bruch geführt hat, wird zunächst nicht geklärt. War es ein Streit um Geld? Um eine Frau? Oder über die korrekte Aussprache von Fafhrds Namen? Leiber übt hier auf gelungene Art und Weise Religionskritik, die Erzählung ist dennoch etwas zäh geraten. Generell schreibt er bei seinen Fantasy-Stories meist in einem extrem ausschweifenden Stil, bei dem die eigentliche Handlung fast schon nebensächlich wird und sich Sätze auch gerne mal über eine halbe Seite erstrecken. Manchmal entfacht er so eine gewaltige Sogwirkung, manchmal langweilt er damit aber auch einfach nur.
"Ihre Herrin, das Meer" ist dann eine reine Filler-Story, die auch nur als Prolog für die nächste Erzählung fungiert. An einer Stelle heißt es "Die Reise verlief ereignislos", was das Problem dieser Geschichte ziemlich perfekt auf den Punkt bringt – Es passiert einfach nichts.
"In Abwesenheit des Königs der Meere" ist dann leider ebenfalls ziemlich banal. Fafhrd und der Graue Mausling befinden sich auf hoher See, um sich dort mit ein paar Meerjungfrauen zu vergnügen – That's it! Neben reiner Beutegier wird Sex sowieso immer häufiger zur Hauptmotivation der beiden Krieger. Schrieb ich in meiner Kritik zum ersten Buch, dass mir die Abenteuer immer dann am besten gefallen haben, wenn sie mal ihre Schwerter stecken ließen, gilt selbiges definitiv auch für ihre Penisse. Auch wenn Leiber hier später durchaus noch ein paar atmosphärische Unterwasserbilder auspackt.
In "Adepten-Gambit" nehmen Fafhrd und der Mausling dann gleich eine gewaltige, interdimensionale Odyssee auf sich, nur damit sie endlich mal wieder zum Zuge kommen – Aufgrund eines Fluches verwandeln sich nämlich all ihre Sexualpartnerinnen in Schweine und Schnecken und das muss schleunigst rückgängig gemacht werden. Was Lovecraft an dieser Geschichte so gefallen hat? I don't know. Ich hätte ihn jetzt nämlich nicht unbedingt für einen Connaisseur des frivolen Schenkelklopfer-Humors gehalten. Auch wenn der "Sexfluch" hier natürlich nur als Ausgangslage der Geschichte dient und ich mit meinem Urteil daher vielleicht etwas hart bin. Diese gut recherchierte Erzählung auf ihren Anfangsgag zu reduzieren, ist sicher auch höchst unfair, ich hatte nach dem misslungenen Einstieg jedoch schnell das Interesse an "Adepten-Gambit" verloren und größere Teil dann auch nur noch überflogen. Shame on me.
Im ersten Buch war der Humor ja noch auf einem angenehmen Level, hier wirken die Geschichten jedoch stellenweise fast schon wie eine reine Parodie.
Inhalt & Meinung (Teil Zwei):
Das vierte Buch "Schwerter gegen Zauberei" beinhaltet die Geschichten "Im Zelt der Hexe", "Sternenrampe", "Die zwei besten Diebe in Lankhmar" und die Novelle "Die Herren von Quarmall".
"Im Zelt" ist mit seinen 5 Seiten mal wieder nur ein Zwischenspiel - Aber ein äußerst stimmungsvolles. Besonders den körperlichen Zerfall der Hexe schildert Leiber recht eindrücklich und auch der Humor funktioniert hier ausnahmsweise mal.
Auch "Sternenrampe" beginnt ziemlich vielversprechend. Fafhrd und der Mausling besteigen dort einen zyklopischen Berg. Spoiler: Der Berg wird jedoch nicht das Einzige sein, was sie in dieser Geschichte besteigen werden. Doch zunächst: Seltsame Geräusche, ein geheimnisvolles Leuchten, Halluzinationen... irgendwann werden sie dann auch noch von unsichtbaren Flugwesen und riesigen Würmern angegriffen. Leiber erzeugt hier durchaus eine bedrohliche Atmosphäre, am Ende läuft (ich habe es, für ein unglaublich flaches Wortspiel, ja schon verraten) aber mal wieder alles nur auf Sex hinaus. Am Gipfel der Sternenrampe erwarten unsere Helden nämlich äußerst attraktive und willige Frauen, die Fafhrd und den Mausling sofort in die Kiste locken und anschließend mit schwülstigen Liebesbekundungen überhäufen. Wirkt wie eine einzige Sexphantasie.
"Die zwei Diebe" ist erneut nur ein kurzes Interlude für die Novelle "Die Herren von Quarmall". Bei dieser handelt es sich übrigens um die einzige Erzählung bei der Harry Otto Fischer, der die Figuren zusammen mit Leiber erfand, etwas geschrieben hat. Die ersten 10.000 Wörter um genau zu sein. Danach blieb "Die Herren" jedoch jahrelang unbeendet, bis Leiber sich das Fragment irgendwann wieder vornahm. Stilistisch merkt man den Wechsel nicht, es ist jedoch auffällig dass der Mausling in seiner Rolle als Magier bei Fischer deutlich stärker in Erscheinung tritt, während er bei Leiber ja meist nur zum reinen Schwertkämpfer "degradiert" wird. Dennoch gehörte "Die Herren von Quarmall" für mich zu den eher langatmigen Geschichten des Buches.
Fazit:
Deutlich schwächer als der erste Band. Während es in "Der unheilige Gral" immer wieder ein paar wirkliche Highlights gab, hat mich hier eigentlich nur "Die Wolke des Hasses" völlig überzeugt. Die meisten Erzählungen sind mMn einfach zu lang und langatmig erzählt. Zudem hat mich der immer stärker werdende Humor-Anteil gestört.