• Zur Einstimmung sei hier aber schon mal ein äußerst lesenswerter Spiegel-Artikel verlinkt:

    Toller Fund, danke für den Hinweis. Die Thomas-Mann-Anekdote ist eine Überraschung. Im Briefwechsel mit Lovecraft wird darüber nicht diskutiert, soweit ich mich erinnere, gleichwohl Lovecraft an anderer Stelle ja auch den Zauberberg und die Buddenbrooks zur Lektüre empfahl bzw. auf deren Relevanz hinwies.


    Ob Leiber den Begriff der Sword & Sorcery wirklich vorschlug, würde mich interessieren. In Zondergelds Lexikon wird keine konkrete Aussage dazu getroffen, suggeriert wird als Schöpfer aber L. Sprague de Camp, der offenbar 1963 mit einer Anthology dieses Namens auf den Plan trat.

  • Ob Leiber den Begriff der Sword & Sorcery wirklich vorschlug, würde mich interessieren. In Zondergelds Lexikon wird keine konkrete Aussage dazu getroffen...

    Auf Wiki heißt es dazu:

    American author Fritz Leiber coined the term "sword and sorcery" in 1961 in response to a letter from British author Michael Moorcock in the fanzine Amra, demanding a name for the sort of fantasy-adventure story written by Robert E. Howard. Moorcock had initially proposed the term "epic fantasy". Leiber replied in the journal Ancalagon (6 April 1961), suggesting "sword-and-sorcery as a good popular catchphrase for the field". He expanded on this in the July 1961 issue of Amra, commenting: "I feel more certain than ever that this field should be called the sword-and-sorcery story. This accurately describes the points of culture-level and supernatural element and also immediately distinguishes it from the cloak-and-sword (historical adventure) story—and (quite incidentally) from the cloak-and-dagger (international espionage) story too!"

    (Quelle: Wikipedia.org/Sword&Sorcery)

  • Ah, besten Dank. Ich hätte das wirklich nicht gewusst.


    Etwas OT: Der Eintrag im Lexikon der phantastischen Literatur zum Genre ist übrigens sehr witzig. Erst heißt es dort: "Die Grundhaltung der meisten F.-Texte ist reaktionär, häufig sogar eindeutig faschistoid." Später dann wird die aktuelle Lage bestimmt: "Unzählige Trivialautoren, mit einer höchst unerfreulichen Neigung zu endlosen Zyklen [...]" würden die F.-Literatur überschwemmen.

  • Der Eintrag im Lexikon der phantastischen Literatur zum Genre ist übrigens sehr witzig.

    :D.

    Im Hinblick auf den Urvater des Genres Robert E. Howard scheint diese Einschätzung ja aber gar nicht so falsch zu sein - Besonders was das reaktionäre und faschistoide Weltbild anbelangt. Und das im Fantasy-Genre gleich jede Geschichte zum mehrbändigen Epos aufgebläht werden muss, hat mich ebenfalls schon immer abgeschreckt. Ich stecke in der Materie aber viel zu wenig drin, um mir da wirklich ein Urteil zu erlauben.

    Vielleicht werden die Fafhrd-Stories meinen beschränkten Horizont diesbezüglich etwas erweitern. Abgesehen vom "good old sexism" hat man beim Anti-Rassist Fritz Leiber, zumindest in Sachen Faschismus, ja eher wenig zu befürchten.

  • Dear Goblin Cheddar Goblin , freut mich ja sehr, dass es mit der Bestellung geklappt hat!

    Etwas OT: Der Eintrag im Lexikon der phantastischen Literatur zum Genre ist übrigens sehr witzig. Erst heißt es dort: "Die Grundhaltung der meisten F.-Texte ist reaktionär, häufig sogar eindeutig faschistoid."

    Oh, nee nee nee ... das kann man aber so nicht durchgängig sagen. Als ich mal für ein paar Jahre in der radikalfeministischen Szene vollkommen hirngewaschen war und meinte, Phantastik, SF und Horror gingen ja gar nicht, weil total verpatriarchalisiert [skul], bin ich auf Sword & Sorcery ausgewichen. Da tummelten sich die etwas fortschrittlicheren, kritischen Frauen *) jenseits von Le Guins'scher politisch geprägter social SF, was hieß, man durfte auch mal mit relativ sinnfreien, gewalttätigen Geschichten richtig Spaß haben. Sonst waren ja in Fiktion 'verboten': "klassische" Weiblichkeit (whatever that means), Sexualität, Waffen / Kampf, männliche Protagonisten (I kid you not).

    Dabei war auch mal bisexuelles Verlagen erlaubt (was ja eigentlich gar nicht ging. weil Verrat an der Sache), oder Sozialgemeinschaften, die nicht sofort als sozialpolitische Utopie herhalten müssen. Also gab es zumindest eine Richtung im Sub-Genre, die extrem fortschrittlich und anti-dogmatisch / anti-ideologisch bzw. innovativ war.


    Ich hab damals Sword & Sorcery als eine Textversion von z.B. den Prinz Eisenherz- bzw. Das Phantom-Comix angesehen, nur eben mit weiblichen Protas. Also ein Mittelalter-SF-Mix im Sinne von Frazetta (den man in der Szene selbstverständlich auch abzulehnen hatte).

    Also als Frau vor die Wahl gestellt, ob ich Cheddar Goblin "good old sexism" (Hrhr, dagegen hab ich gar nix) oder den Radikalfeminismus vorziehe, nehme ich glatt ersteres - da muss ich nämlich weder meinen Körper noch mein sexuelles Verlangen oder meine Lesevorlieben verleugnen, und wenn man sich im RL durchsetzen kann, ist das dann die weniger problematische / einschränkende Variante.


    Oops, sorry, ich folge dem OT. Extra-Faden: "Die vielen Gesichter des Sword & Sorcery"? :S


    *) Okay, und Marion Zimmer-Bradley, die wohl die bekannteste Serie da rausbrachte. Allerdings war damals ihr kriminelles Verhalten noch nicht bekannt.

  • Mit dem ersten Buch "Schwerter und Teufelei" bin ich schon durch und muss doch sagen, dass sich der Einstieg als ziemlich zäh herausgestellt hat. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass Fantasy absolut nicht mein Genre ist und ich mich da erst noch ein bisschen einarbeiten/reinlesen muss.

    Mir persönlich hat Ill met in Lankhar sehr gut gefallen, das gewann den Nebula Award als Beste Novella

    Title: Ill Met in Lankhmar (isfdb.org)


    Ich fand manche der Geschichten über die beiden auch sehr zäh.

    Sehr zu empfehlen bei Schwert und Magie ist Kane, das ist eine sehr gute Mischung aus Fantasy und Horror, z.B. hier:

    Publication: Sohn der Nacht (isfdb.org)


    Das gleiche gilt für Die Welt des Spielers von Hugh Walker, ebenfalls eine Mischung aus Fantasy und Horror:

    https://amzn.to/3cbFf3E


    Info zum Magira Zyklus findest du hier:

    http://www.hughwalker.de/htm/6_de.html

  • Oh, nee nee nee ... das kann man aber so nicht durchgängig sagen.

    Danke für deine erhellenden Eindrücke, Katla. Das sich in diesem Genre (in dem es doch meist um harte Kerle geht, die sämtliche Konflikte mit ihrem Schwert lösen) auch viele radikale Frauen ausgetobt haben, war mir nicht bekannt. In meinem Kopf ist die S&S-Literatur wahrscheinlich einfach noch viel zu stark mit Robert E. Howard und dessen Weltbild verknüpft.

    Und sorry für den "good old sexism", auch wenn ich es natürlich höchst ironisch gemeint habe.

    Mir persönlich hat Ill met in Lankhar sehr gut gefallen, das gewann den Nebula Award als Beste Novella

    Hat mir von allen Geschichten auch am besten gefallen. Besonders das Ende.

    Info zum Magira Zyklus findest du hier...

    Danke für den Tipp, Mammut. Ich werde es mir mal ansehen.

  • In meinem Kopf ist die S&S-Literatur wahrscheinlich einfach noch viel zu stark mit Robert E. Howard und dessen Weltbild verknüpft.

    Interessant, den hab ich erst seit Kurzem durch dieses Forum ansatzweise auf dem Schirm.


    Autorinnen waren z. B. einige, die sonst auch in der SF unterwegs waren, aber eben nicht in der dogmatisch sozialpolitischen: Tanith Lee, Joanna Russ und C. J. Cherryh. Aus Frankreich Monique Wittig (okay, sehr crazy, S&S Surrealism, beeinflusst von Cixous und Irigaray) und in Deutschland Marockh (= Christian) Lautenschlag mit leider nur einem Genre-Werk, Der Araquin.

    Klar, da haben auch Frauen Probleme u.a. mit Gewalt gelöst, aber ohne wie Männer auszusehen - das war ja der Hit daran *gn*. Think: Taarna.

    So richtig 'erlaubt' war das in der Szene auch nicht, aber man konnte damit durchkommen, weil es eben Autorinnen waren (Lautenschlag hatte sich damals noch nicht als Mann zu erkennen gegeben).


    Ich muss jetzt endlich mal Leiber lesen, langsam denke ich, das wäre right down my alley. (Gegen good old sexism hab ich gar nix, das hat nichts mit mir zu tun.)

  • Interessant, den hab ich erst seit Kurzem durch dieses Forum ansatzweise auf dem Schirm.


    Autorinnen waren z. B. einige, die sonst auch in der SF unterwegs waren, aber eben nicht in der dogmatisch sozialpolitischen: Tanith Lee, Joanna Russ und C. J. Cherryh. Aus Frankreich Monique Wittig (okay, sehr crazy, S&S Surrealism, beeinflusst von Cixous und Irigaray) und in Deutschland Marockh (= Christian) Lautenschlag mit leider nur einem Genre-Werk, Der Araquin.

    Neuerdings nennen die das Low Fantasy:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Low_Fantasy


    Na, die ganzen willkürlichen Einteilungen sollte man generell in Frage stellen.

    Welche Werke von Tanith Lee würdest du denn als Schwert&Magie bezeichnen?


    Andre Norton wäre noch zu nennen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Andre_Norton


    Leigh Brackett passt da meines Erachtens auch gut:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Leigh_Brackett

  • Ja, stimmt vollkommen. Low Fantasy war sogar schon damals die gleichrangige Bezeichnung, mir gefällt Sword & Sorcery einfach nur besser. Das sind einfach die beiden Hauptbestandteile, passt doch gut.

    Welche Werke von Tanith Lee würdest du denn als Schwert&Magie bezeichnen?

    Viele ihrer KGs - z. B. in dem neueren, extrem schön aufgemachten Venus Burning: Realms, kennengelernt hatte ich sie meiner Erinnerung nach durch die Zimmer-Bradley-Reihe, die Buecher hab ich aber nicht mehr). Auf jeden Fall die Unicorn-Reihe (wovon ich nur Black Unicorn ganz gelesen hab), die Birthgrave-Reihe, und andere wie vllt. Night's Sorceries, bei denen ich mir nicht mehr sicher bin, weil bei ihr Titel so extrem generisch klingen. Ueberhaupt finde ich kaum SF von ihr, dafuer, dass sie vornehmlich als SF-Autorin gehandelt wird.


    Dark Dance fand ich so richtig gut (die beiden weiteren Teile der Blood-Opera-Trilogie waren ueberfluessig), das ist zwar Gothic Revival, hat aber durch die Figur des Malachai einen S&S-Aspekt, das ist ein eigentlich ein idealtypischer Wizard Warlord.

  • Also Tanith Lee hätte ich jetzt auch eher als Fantasyautorin wahrgenommen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tanith_Lee


    Das meiste was ich von ihr gelesen habe würde ich aber nicht als klassisches Schwert & Magie bezeichnen. Wenn man es aber nur gegen die Fürstenromane wie Feuer und Eis usw. abgrenzt, passt es natürlich.


    Unstillbares Verlangen als Schwert&Magie zu bezeichnen, ist aber arg schräg.

  • Ja, sehe ich auch so, aber welche englischsprachige Seite man anclickt, steht dort: "SF-Autorin" oder "SF und Fantasy-Autorin". Das hat mich schon immer verwirrt. Cherryh und Russ dagegen haben ja SF geschrieben, die auch ganz ohne Fantasy-Aspekte auskommt.

  • Upps, pardon. Ich wollte mit meinem zufälligen Einwurf gar keine S&S-Debatte lostreten. Ich fand bloß die Formulierungen unterhaltsam, gerade ob ihres apodiktischen Charakters, denn dass eine solche Aussage so nicht haltbar ist, habe ich für selbstverständlich erachtet. Nichtsdestotrotz ein interessanter Exkurs, Katla .

  • Back to Topic:


    Der unheilige Gral

    (Enthält die Bücher "Schwerter und Teufelei" und "Schwerter gegen den Tod")




    Klappentext:

    "Nehwon, eine "durch Zeit und fremdere Dimensionen" von uns getrennte Welt, ist die Heimat von Fafhrd und dem Grauen Mausling, den beiden größten Schwertkämpfern dieses und aller anderen Universen. Gemeinsam streifen sie durch die Welt, wo ihnen ihr legendärer Ruf stets vorauseilt, und bestehen mannigfache unerhörte Gefahren, von denen erboste Schneefrauen, mordlüsterne Pygmäenpriester, von bösen Architekten ersonnene lebende Häuser und grimmige Kurtisanen noch die geringsten sind. Viel Witz und sardonischer Humor kennzeichnen diesen Meilenstein der Fantasy, der in den USA gleichwertig neben den bedeutendsten Werken von J. R. R. Tolkien, Ursula K. Le Guin oder Robert E. Howard steht."


    Inhalt & Meinung (Teil 1):

    Das erste Buch "Schwerter und Teufelei" beinhaltet eine Einleitung von Michael Moorcock, ein Vorwort und eine Vorbemerkung von Fritz Leiber, eine kurze Einstimmung, zwei Gedichte und die drei längeren Geschichten/Novellen "Die Schneefrauen", "Der unheilige Gral" und "Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar", für die Leiber den Hugo- und Nebula Award gewonnen hat.

    In der Einleitung geht Michael Moorcock u.a. auf die Verdienste der Lektorin Cele Goldsmith ein, der Leiber eine Vielzahl seiner Veröffentlichungen zu verdanken hat und bringt seine enorme Bewunderung gegenüber dem Schriftstellers zum Ausdruck, die wohl auch viele seiner Autorenkollegen teilen. "Wir verehrten ihn. Das tun wir immer noch." Außerdem berichtet er wie ein völlig zugedröhnter Leiber ihn mal durch New York fuhr und dabei ununterbrochen "Lepanto" von G.K. Chesterton rezitierte.

    Anschließend folgen das Vorwort und die ausführlichen Vorbemerkungen von Leiber selbst. Dort erzählt er aus seinem Leben und dem Leben seines Freundes Harry Otto Fischer, mit dem er sich einst die Figuren des Fafhrd und des Grauen Mauslings ausdachte, wie stark besagte "Helden" sein eigenes Leben beeinflussten, wie seine Frau damals den Briefkontakt zu Lovecraft herstellte... und auch auf seine Alkoholsucht geht er sehr offen ein, verliert dabei aber zu keinem Zeitpunkt seinen Humor: "Ich glaubte wirklich, nach jedem Glas würde mir eines der fundamentalsten Geheimnisse des Universums enthüllt werden. So war es auch, aber ich vergaß die Geheimnisse wieder." Im Prinzip bekommen wir hier also eine kleine Autobiographie präsentiert, die für diese Veröffentlichung erstmals ins Deutsche übersetzt wurde. Allein dafür lohnt sich als Leiber-Fan mMn schon die Anschaffung dieses Buches.

    Die enthaltenen Geschichten sind ebenfalls recht umfangreich, zwei davon könnte man eventuell auch als Novellen verbuchen. Es sind jedoch nicht die ersten Erzählungen, die der Autor über Fafhrd und den Mausling geschrieben hat - Tatsächlich sind sie sogar erst in den Sechzigern und Siebzigers entstanden. Damals brachte er sämtliche Lankhmar-Stories gesammelt in mehreren Bänden auf den Markt, ordnete die Abenteuer dafür erstmals in der chronologisch richtigen Reihenfolge und füllte die Lücken mit neuen Geschichten. So entstanden auch diese drei Prequels.

    In "Die Schneefrauen" erfahren wir etwas mehr über Ursprünge des Barbaren Fafhrd. Dieser wächst in einer matriarchalischen Gesellschaft auf, in der die Männer nicht viel zu melden haben und ist alles andere als ein typischer Held: Er besitzt eine extrem hohe Falsettstimme (die seine Gesprächspartner des Öfteren irritiert), wohnt noch zuhause bei Mutti und lässt seine schwangere Freundin für eine andere Frau sitzen.

    Das es sich hier um eine späte Leiber-Erzählung handelt, merkt man allein schon an der Tatsache, dass das Thema Sex eine große Rolle spielt. Was leider auch mit einem geschmacklosen Vergewaltigungsdialog einhergeht, der zwar witzig gemeint sein soll, heutzutage aber doch eher befremdlich wirkt. Und über das gezeichnete Frauenbild kann man sicher auch diskutieren. Außerdem ist die Geschichte, dafür das recht wenig passiert, viel zu lang. Zumal Fafhrds Sozialisierung bei den Schneefrauen in späteren Geschichten kaum noch eine Rolle spielt. Ein wirklich schwacher Einstieg.

    Die Origin-Story des Grauen Mauslings fand ich da schon wesentlich unterhaltsamer. Auch bei ihm haben wir es nicht gerade mit einem archetypischen Krieger zu tun. Er ist extrem klein, besitzt eine kindliche Statur und ist Diener/Lehrling des mächtigen Magiers Glavas Rho. Als dieser brutal ermordet wird, schmiedet Maus einen gnadenlosen Racheplan, bei dem er fast seine ganze Menschlichkeit verliert. Stellenweise kommt in "Der unheilige Gral" durchaus leichtes CAS-Feeling auf.

    Die letzte und längste Geschichte des ersten Buches ist dann "Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar", in der die zwei "Helden" erstmals aufeinandertreffen. Der Anfang ist dabei ziemlich langatmig – es wird viel gesoffen und geprahlt – und generell hätte man hier durchaus etwas kürzen können, aber das extrem gnadenlose und unerwartet emotionale Ende ist schon ziemlich stark. Die "Helden" müssen dort erkennen, dass man nicht alle Probleme mit einem Schwert lösen kann und Rache niemals Trost spendet: "Ihr Wahnsinn war ebenso verflogen wie ihre Wut (...) Nur ihr Kummer blieb ihnen erhalten, kein bisschen abgeschwächt, sondern allenfalls zunehmend – und ein noch schneller zunehmender Ekel vor allem um sie herum."


    Inhalt & Meinung (Teil 2):

    Das zweite Buch "Schwerter gegen den Tod" beinhaltet zehn Kurzgeschichten, die es im Durchschnitt jeweils auf 25 Seiten bringen. Diese wären: "Der Fluch der Wiederkehr", "Edelsteine im Wald", "Haus der Diebe", "Die unwirtliche Küste", "Der heulende Turm", "Das versunkene Land", "Sie sieben schwarzen Priester", "Klauen der Nacht", "Der Preis des Vergessens" und "Basar des Bizarren".

    Insgesamt ist das zweite Buch deutlich stärker als "Schwerter und Teufelei". Es kommt den Geschichten in Sachen Tempo und Abwechslung eindeutig zu Gute, dass sich Leiber hier wesentlich kürzer fasst. Es gibt zwar auch ein paar langweilige und eher belanglose Erzählungen, aber auch diverse Highlights. Am besten gefallen haben mir "Der Fluch der Wiederkehr", "Edelsteine im Wald", "Der heulende Turm" und "Das versunkene Land".

    Erste Geschichte ist eher eine Art Einstimmung in der zusammengefasst wird, was die Helden so getrieben haben, nachdem sie die verhasste Stadt Lankhmar verlassen hatten. Am Ende ihrer jahrelangen Reise folgt jedoch die bittere Erkenntnis – "Wir haben die ganze Welt abgesucht und kein Vergessen gefunden."

    Bei "Edelsteine im Wald" handelt es sich dann um die erste Fafhrd und Mausling-Geschichte, die je veröffentlicht wurde (1939, in Unknown). Eine amüsante Schatzsuche, die irgendwann zu einer recht ungewöhnlichen Haunted-House-Story mutiert. Nur die seitenlange Kampfszene im Mittelteil hätte man weglassen können. Generell hatte ich mit den Erzählungen deutlich mehr Spaß, wenn die beiden Krieger mal ihre Schwerter in den Scheiden stecken ließen.

    "Der heulende Turm" geht dann komplett in Richtung Horror: Menschen hören in ihren Träumen ein hypnotisches, heulendes Geräusch, welches aus einem mysteriösen Turm stammt - Kurz danach sind sie spurlos verschwunden. Auch Fafhrd gerät schnell in den Bann des Gebäudes, doch als der Mausling ihn retten will, entzieht sich der Turm ihm wie Kafkas Schloss. Am Ende gibt es dann ein verdrogtes Finale voller Wahnsinn, Mord und Geisterhunde.

    "Das versunkene Land" findet man auch im Buch "Writers of the Dark", welches sämtliche Lovecraft-Pastiches von Leiber enthält. Die Geschichte spielt größtenteils auf dem Meer. Fafhrd und der Mausling sind dort auf der Suche nach Simorya, einem sagenumwobenem Land, das einst mächtige Seeungeheuer beherrschte, doch irgendwann versunken ist. Dabei begegnen sie einem völlig wahnsinnigen Käpten, der seine Mannschaft permanent mit Alkohol abfüllt, damit sie auf einem ähnlich psychotischen Niveau sind, wie er selbst. Alptraumhaft wird es dann als sie die Insel tatsächlich finden: "Die anderen mussten doch erkennen, wo sie waren. Gewiss mussten sie wissen, dass die Phosphoreszenz die des Meeres war. Natürlich mussten sie wissen, dass dies die Zuflucht der geheimnisvollen Kreaturen der Tiefe war."

    Versunkene Inseln, bizarre Fresken, Tentakelwesen, unbeschreibbares Grauen... Leiber erzählt hier sicher nichts Neues, er stellt sich dabei aber wesentlich besser an, als die meisten Lovecraft-Epigone und schafft es eine wirklich bedrohliche Atmosphäre zu kreieren. Neben HPL erinnert "Das versunkene Land" aber auch noch stark an William Hope Hodgson und Clark Ashton Smith.


    Fazit:

    Eine durchwachsene Storysammlung, die mich nicht immer überzeugt hat. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass Sword&Sorcery nicht unbedingt mein Genre ist. Der im Klappentext angepriesene Humor fällt jedoch glücklicherweise wesentlich subtiler und leiser aus, als befürchtet und findet höchstens in den Dialogen zwischen Fafhrd und dem Mausling statt. Leibers spätere Sci-Fi-Romane haben diesbezüglich deutlich mehr zu bieten. Tatsächlich sind viele der enthaltenen Geschichten eher düsterer und melancholischer Natur und beinhalten teilweise auch starke Horrorelemente. In diesen Momenten war "Der unheilige Gral" definitiv am stärksten.

  • Hier mal noch die Cover, der alten Heyne-Ausgaben, die jedoch stark gekürzt waren:



    Ansonsten habe ich mir kürzlich noch die beiden Comic-Bände von "Fafhrd und dem Grauen Mausling" zugelegt, die ich hier wohl besprechen werde, wenn ich mit den EP-Büchern durch bin. Mit "Die Herren von Quarmall" hab ich inzwischen begonnen und die erste Geschichte fand ich schon mal ziemlich gut.