• Spiegelwelt



    Klappentext:

    "Eine Sammlung von Storys, die sich mit den dunklen, unausgesprochenen Ängsten der Menschheit befassen; schwarze Juwelen eines Meisters des Phantastischen..."


    Inhalt & Meinung:


    Inhalt:

    Die Spiegelwelt": Giles Nefendar hat sich fast völlig vor der Außenwelt abgeschottet und lebt ein ruhiges und unspektakuläres Leben. Eines Nachts macht er in seinem Spiegel jedoch eine seltsame Entdeckung, die ihn an eine flüchtige Bekanntschaft erinnert, die sich vor 10 Jahren das Leben genommen hat.

    "Die Geschöpfe von Cleveland Depths": Genau wie Fay, lebt ein Großteil der Menschheit inzwischen unter der Erde. An der Oberfläche besucht er jedoch regelmäßig einen befreundeten Schriftsteller, um sich bei ihm Inspiration für seine neuesten Erfindungen zu holen. Sein neustes Projekt – Ein Vormerker. Im Prinzip nichts anderes, als ein sprachgesteuerter Terminkalender. Doch durch permanente Upgrades wird aus diesem harmlosen Spielzeug eine tödliche Bedrohung.

    "Nachhutgefechte": Max behauptet ein gestrandeter Zeitreisender zu sein, doch seine Freunde wollen ihm nicht glauben und machen sich permanent über ihn lustig. Das Lachen vergeht ihnen jedoch recht schnell, als plötzlich eine seltsame Bestie auftaucht, die es auf Max abgesehen hat.

    "Auf der Suche nach Jeff": Martin Bellows macht in einer Bar eine Bekanntschaft, die sein Leben für immer verändern wird. Aber warum kann außer ihm nur der Barkeeper die geheimnisvolle Frau, mit der Narbe im Gesicht, wahrnehmen, während sie für den Rest der Welt völlig unsichtbar zu sein scheint?

    "Begegnung mit der Schattenwelt": Ein paar Freunde (Sci-Fi-Schriftsteller, Schauspieler & Psychiater) sind unterwegs zum Rim House, um seltsamen Phänomenen auf den Grund zu gehen. Dort angekommen erwartet sie das absolute kosmische Grauen.

    "Der schwarze Gondoliere": Ein verschrobener Mann namens Daloway lebt umgeben von Ölfeldern und Bohrtürmen in einem kleinen Wohnwagen. Schnell fängt er an zu glauben, dass das Öl um ihn herum ein Bewusstsein hat. Zudem leidet er plötzlich unter bizarren Alpträumen, in denen er in einer schwarzen Gondel, durch ein Meer aus Öl fährt...


    Meinung:

    In "Begegnung mit der Schattenwelt" unterhalten sich die Protagonisten über Horrorgeschichten und kommen dabei zu einem ähnlichen Ergebnis wie schon Mary Shelley in ihrem Essay "Über Geister": "Heute ist es wohl nicht mehr möglich eine wirklich packende Geschichte übernatürlichen Horrors zu schreiben (...) Wir sind zu schlau, klug und erfahren geworden (...) Die Erde ist ziemlich gründlich erforscht, so daß man keine verlorene Welten im dunkesten Afrika oder im Gebirge des Wahnsinns beim Südpol vermuten kann." Wer eine Horrorgeschichte so beginnt, muss am Ende natürlich liefern – Und Leiber liefert in dieser Storysammlung definitiv.

    Die kleine Lovecraft-Anspielung gibt auch schon mal einen guten Eindruck auf das, was die Freunde bei ihrer Ankunft im Rim House erwartet – Ein ziemlicher Trip, der mich neben Mister Providence noch stark an "The House on the Borderlands" von William Hope Hodgson erinnert hat und sicher zu den besten Haunted House-Stories gehört, die ich je gelesen habe! In der Geschichte gibt es zudem auch noch ein paar interessante Parallelen zu Leibers späterem Roman "Herrin der Dunkelheit": Eine fast identische Künstlerclique, eine Handlung, die überwiegend nur über Dialoge erzählt wird... und genau wie in seinem späten Meisterwerk zitiert er hier aus "Suspira de Profundis".


    Sicher ein Highlight dieser Storysammlung, daneben hat "Spiegelwelt" jedoch noch jede Menge andere großartige Geschichten zu bieten. Z.B. "Der schwarze Gondoliere": Leiber kreiert dort eine wirklich beeindruckende und surreale Alptraumwelt, mit einer äußerst ungewöhnlichen und interessanten Prämisse: "Erschaffen aus der üppigen Vegetation und den Tierfetten der Karbon- und benachbarter Zeiten, in sich die die schwarze Essenz allen Lebens enthaltend, das je bestanden hatte, in Wirklichkeit ein großer, tiefer Friedhof der gesamten unheimlichen Vergangenheit, mit schwärzesten Gespenstern, habe das Öl Hunderte von Jahrmillionen gewartet (...) bis auf der Oberfläche sich ein Wesen entwickelte, mit dem es symbiontisch leben und durch das es sich verwirklichen und ausdehnen konnte." Thomas Ligotti hätte das nicht besser hingekriegt!

    Aber auch die Titelgeschichte fand ich wirklich gelungen: Hier erzeugt Leiber eine unheimliche Atmosphäre, die zunächst etwas an Algernon Blackwood oder M.R. James erinnert: "Da sich ein zweiter Spiegel hinter ihm befand, war, was er im ersten sah, nicht ein einzelnes Spiegelbild von ihm, sondern viele (...) im achten Spiegelbild war sein Haar wild zerzaust, sein Gesicht bleiern grün, mit hängendem Unterkiefer und entsetzt hervorquellenden Augen. Außerdem war sein achtes Spiegelbild nicht allein." Statt in Panik zu verfallen, nähert sich Giles der Sache jedoch mit wissenschaftlicher Faszination. Man ahnt die ganze Zeit über, wie die Sache schlussendlich ausgehen wird, wird am Ende dann aber doch überrascht.

    "Auf der Suche nach Jeff" ist eine eher klassische Rachegeist-Geschichte. Sicher nichts weltbewegendes, aber dennoch nett.


    Und mit "Die Geschöpfe von Cleveland Depths" und "Nachhutgefechte" sind dann noch zwei Sci-Fi-Stories enthalten. Obwohl Genregrenzen bei Leiber ja meist sehr fließend sind und in beiden Fällen eine große Portion Horror mit ins Spiel kommt.

    Der "Zeitreisender im Weltkrieg"-Plot aus "Nachhutgefechte" lässt einen natürlich sofort an Kurt Vonneguts "Schlachthof Fünf" denken, nach dem Einstieg entwickelt sich die Erzählung aber eher in Richtung Lovecrafts "Der Hund". "Da war etwas einen halben Meter vor dem Fenster – ein Gesicht, eine Maske oder Schnauze von schimmernderem Schwarz als die Dunkelheit ringsherum. Das Gesicht war gleichzeitig das Gesicht eines Hundes, eines Panthers, einer Riesenfledermaus und eines Mannes – zwischen diesen vier. Ein gnadenloses, hoffnungsloses Mensch-Tier-Gesicht, lebendig, bewußt, aber tot, in seiner ungeheuren Melancholie und grenzenlosen Bösartigkeit." Für den Alptraum hätte es den Sci-Fi-Rahmen eigentlich nicht zwingend gebraucht und ein bisschen wirkt es so, als hätte Leiber hier zwei Geschichten zu einer kombiniert, das Ergebnis fällt aber ungemein faszinierend aus – Gerade aufgrund des wilden Mixes.

    "Die Geschöpfe" ist die längst Erzählung in diesem Band (50 Seiten). Eigentliche eine, für die Entstehungszeit, recht typische Paranoiageschichte, die jedoch nichts an Aktualität verloren hat. Ganz im Gegenteil sogar. Man denke nur an Elon Musk, Alexa, Smombies etc. Und auch hier überrascht Leiber mit einem originellen Ende und beschwört im Finale ein Szenario herauf, das durchaus an die Höllengemälde eines Hieronymus Bosch erinnert.

    Im Original heißt diese Sammlung übrigens "Night Monsters". Definitiv der passendere Name.


    Fazit:

    Ich habe das Buch ja antiquarisch erworben. Der oder die Vorbesitzer*in ist, abgesehen von einem Eintrag mit Bleistift, wirklich sehr pfleglich mit "Spiegelwelt" umgegangen, gemocht wurden die Geschichten anscheinend aber nicht. Unter dem Inhaltsverzeichnis wurde das Ganze jedenfalls mit einem großen "Naja!" kommentiert.

    Zum Glück sind Geschmäcker aber verschieden, denn mich hat diese Storysammlung wirklich völlig weggeblasen. Das "Best-of" war schon richtig gut, das hier ist jedoch nochmal deutlich stärker. Gerade wenn man in die Welt von Fritz Leiber eintauchen will, findet man hier mMn einen gelungenen Start, denn die Geschichten versammeln fast alles was ihn als phantastischen Autor auszeichnet und so besonders macht. Naja, my ass!


    Arkham Insider Axel Solltest du dir "Herrin der Dunkelheit" zulegen, würde ich "Spiegelwelt" gleich auch noch in den Einkaufswagen legen. Besonders deine Meinung zu den letzten beiden Geschichten würde mich wirklich interessieren. Sie müssten dir jedenfalls zusagen. Große Empfehlung von mir!

  • Cheddar Goblin Herrin der Dunkelheit besitze ich schon; deine letzte Besprechung hört sich auch verlockend an … Ich bin jetzt erst mal vom Gegebenen ausgegangen und habe nach weiteren Leiber-Stories gesucht und bin auf „Die automatische Pistole“ („The Automatic Pistol“) gestoßen, veröffentlicht in der Mai-Ausgabe 1940 von Weird Tales. Ich habe sie gelesen in: Grabgeflüster. Unheimliche Geschichten (Gespensterbuch 2), 1984 in der Reihe Phantastische Literatur bei Bastei Lübbe erschienen, herausgegeben von Michael Görden (eine Gabe von Nils , der meine Vorliebe für Anthologien tatkräftig unterstützt) . Weitere bibliografische Angaben finden sich hier: http://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?41637


    Inhalt

    Es geht um eine automatische Pistole, die eine Bande von Alkoholschmugglern während der Prohibition auf Trab hält. Ihr Eigentümer macht um sie ein geheimnisvolles Gewese und hat sie so manipuliert, dass sie äußerst leicht losgeht. Der Boss der Bande ist scharf auf die Waffe, killt ihren Besitzer und eignet sich das Ding skrupellos an. Mit der Gun im Gepäck taucht er bei zwei weiteren Ganoven auf, wovon einer der Erzähler ist, um sich bei ihnen vor den Cops zu verstecken. Auch hier sorgt die schwarze Knarre für Nervosität… bis sie schließlich losgeht und ihre tödliche Ladung gnadenlos verballert.


    Eindruck

    Auf packende Art wird hier die Idee der magischen Waffe behandelt. Leiber deklariert eine Pistole zur Begleiterscheinung des Teufels und kommt noch einmal – wie später in Hexenvolk (Conjure Wife) – auf den Hexenglauben im technisierten 20. Jahrhundert zu sprechen. Verpackt ist das Ganze als schnörkellose Gangstergeschichte nach bestem Pulp-Zuschnitt. Hat Spaß gemacht, die Story bei sommerlichen Temperaturen am Badesee und bei einem gepflegten Longdrink zu lesen!

  • Herrin der Dunkelheit besitze ich schon

    Okay, dann hatte ich das falsch in Erinnerung. Trotzdem große Empfehlung bezüglich "Die Spiegelwelt".

    Ich bin jetzt erst mal vom Gegebenen ausgegangen und habe nach weiteren Leiber-Stories gesucht und bin auf „Die automatische Pistole“ („The Automatic Pistol“) gestoßen (...) Hat Spaß gemacht, die Story bei sommerlichen Temperaturen am Badesee und bei einem gepflegten Longdrink zu lesen!

    Klingt gut. Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Ich setz' mir die Anthologie mal auf die Liste.


    +++


    Ich selbst hab heute mein inzwischen zehntes Leiber-Buch beendet - Ich würde sagen, es läuft bei mir. Ermüdungserscheinungen sind auch noch keine zu erkennen. Ganz im Gegenteil: Mit Besorgnis wandert mein Blick täglich auf den immer kleiner werdenden Stapel, auf meinem Nachttisch.

    Nach der fantastischen Storysammlung "Die Spiegelwelt", war "Das grüne Millennium" jedenfalls ebenfalls ziemlich großartig.


    Das grüne Millennium



    Klappentext:

    "Die Welt, in der Phil Gish sein Leben fristet, ist keine schöne Welt. Er wohn eingepfercht in einem Wohnsilo, der irgendwo in einer häßlchen emporgewucherten Vorstadt steht, umgeben von Beton und mehrstöckigen Hochstraßen, von Lärm und Langeweile.

    Phil Gish ist arbeitslos und deprimiert, und um die Zeit totzuschlagen, wird er zuweilen zum Fenstergucker, zum Voyeur. Doch sein Leben ändert sich an dem Tag, an dem plötzlich eine grüne Katze bei ihm auftaucht und er kurz darauf durchs Fenster ein Mädchen beobachtet, das über die Maßen behaart ist und ihre satyrhaften Bockhufen geschickt in hohen Plateausohlen verbirgt. Hat er es mit modischen Mutanten zu tun? Leidet er an Halluzinationen? Wo rührt die prächtige Stimmung her, die ihn mit einemmal erfüllt?

    Phil Gish traut seinen Sinnen nicht und sucht einen Psychiater auf. Und als er berichtet, daß er glaubt, eine grüne Katze gesehen zu haben, wird es um ihn plötzlich recht munter, und er hat den Eindruck, in ein Tollhaus geraten zu sein."


    Inhalt & Meinung:

    Kurz dachte ich das hier könnte in Richtung Blackwoods "... à cause du sommeil et à cause des chats" gehen, doch damit lag ich gehörig daneben. Die Geschichte nimmt sich von Seite 1 an, nämlich keine Sekunde lang ernst: Statt weißer Mäuse, sieht Phil eine grüne Katze und wird durch sie sofort in einen Zustand der grenzenlosen Euphorie versetzt. "Wenn sich Wahnsinn so äußert, dann ein dreifaches Hoch auf den Verfolgungswahn." Zum Psychiater geht er trotzdem und erlebt dort eine ziemlich außergewöhnliche und witzige Therapiesitzung. Sowieso macht sich Leiber in "Das grüne Millennnium" so ziemlich über alles lustig: Psychoanalyse, Gurus, diverse Sci-Fi- und Crime-Noir-Klischees... u.a. indem er die damals typischen (Geschlechter)Rollen der zwei Genres einfach auf den Kopf stellt. Unser Held wird nämlich ständig von Frauen aus seinen Notlagen gerettet.

    Und die Frauenfiguren in diesem Roman sind durchaus interessant – und auch recht speziell. Da wäre zum Beispiel Mitzie Romadka, die Tochter des Psychoanalytikers: Durchgeknallt, hochgradig kriminell und immer on fire. (Interessensgebiete: Sex und Gewalt)... Oder die riesengroße Wrestlerin Juno, die im Ring haufenweise Männer verprügelt, aber trotzdem sehr unglücklich mit einem von ihnen verheiratet ist. (Interessensgebiet: Whisky und Kaninchen.)

    Das Ganze spielt auch in einer knallbunten, hyperaktiven Welt, die sich kurz vor der totalen Reizüberflutung befindet und mit Rubbel-Robotern, Ballonanzügen, schreiender Vokalreklame und Kleidern aus der Sprühdose vollgestopft ist. Der reinste PKD-Alptraum. Apropos, wenn Phil sich minutenlang mit einer Wand darüber unterhält, ob er an ihr vorbeigehen darf, erinnert das ziemlich stark an das Gespräch aus "Ubik", welches Joe Chip dort mit einer sprechenden Tür führt, die ihn nicht durchlassen will.

    Und wo wir eben beim Thema Reizüberflutung waren - Eine solche befällt einem zwangsläufig auch beim Lesen von "Das grüne Millenium": Enormes Tempo, ständig neue Figure, neue Handlungsorte, neue Twists and turns. Und dazwischen hält der betrunkene US-Präsident immer wieder wirre Reden im Fernsehen: "Bürger! Es herrschen seltsame Mächte, kranke Gedanken und Geister aus höheren Regionen. Wie damals im alten Babylon wird unser Denken beeinflußt." Wäre das Buch nicht 1953 geschrieben worden, könnte man ihn glatt für eine Donald Trump-Parodie halten.

    Daneben gibt es auch hier mal wieder diverse Verbindungen zu anderen Leiber-Werken. Einen Weltraum-Satyr gab es z.B. schon in "Eine große Zeit" zu bewundern und die seltsamen Ringkämpfe zwischen Frauen und Männern kennt man aus der Kurzgeschichte "Die Nacht, in der er weinte".

    Die eigentliche Handlung ist dabei völlig albern, aber auch völlig egal: Phil jagt der grünen Katze hinterher – That's it! An seiner Seite: Soviet-Agenten, Politiker, Mafiosi/Gangster, Psychiater, Wissenschaftler, Wrestler und Kultisten, die den Kater für einen wiedergeborenen ägyptischen Gott halten, der gekommen ist um "ein Zeitalter der Liebe und des Verständnis einzuleiten."

    In der Nähe der Katze schweben nämlich plötzlich alle auf Wolke Sieben und sind miteinander connected – Im Prinzip wie bei einem MDMA-Trip: "Und was Phil anbelangte, so schwammen seine Gefühle in der goldenen See (...) er glaubte zu spüren, wie sein Herz von sanften Strahlen umgeben wurde, die von den fünf Menschen im Raum ausströmten."

    Dabei wird die Verfolgungsjagd mit jedem Kapitel immer absurder. Und wenn man glaubt der Schwachsinn hätte seinen Höhepunkt erreicht, setzt Leiber noch einen drauf. Mich hat er damit auf jeden Fall ziemlich begeistern können und ich war irgendwann selbst auf einem gewaltigen Katzen-Trip. Vielleicht lag mein leicht deliriöser Zustand aber auch einfach nur an meiner Covid-Infektion :D. "Das grüne Millennium" hatte jedenfalls, in mehr als einer Hinsicht, eine heilsame Wirkung auf mich. Was will man mehr?


    Fazit:

    Leiber war ja starker Alkoholiker - "Das grüne Millennium" wirkt so als hätte er es komplett im Vollrausch geschrieben. Eine völlig durchgeknallte Sci-Fi/Crime-Noir-Satire, die mit jedem Satz immer bekloppter wird. Das Buch gehört sicher zu den spezielleren Werken des Autors, ich fand es jedoch absolut großartig und wirklich extrem amüsant.

    Bleibt mir am Ende nur noch zu sagen: Zip-Zap-Zug! Bringt mir die Katze! Ich glaube wir brauchen sie dringender als je zuvor!

  • Hat Spaß gemacht, die Story bei sommerlichen Temperaturen am Badesee und bei einem gepflegten Longdrink zu lesen!

    Das lobt man sich!



    Ich würde sagen, es läuft bei mir.

    Ich würde auch sagen: das kann man sagen. [Skl]



    Erneuten dank für die Besprechungen. Das Cover des grünen Milleniums sieht super aus und die Vorstellung lässt das Buch für mich als Burroughs-Leser zu einem Muss werden. Und dabei hatte ich mir gestern schon Die Spiegelwelt besorgt... argh! %X

  • Erneuten dank für die Besprechungen.

    Kein Ding. Ich freue mich, dass den Quatsch überhaupt jemand liest.

    Ebenso freut es mich, dass ich dich scheinbar zum Kauf von "Die Spiegelwelt" und "Das grüne Millennium" inspiriert habe. Bin gespannt, was du zu den Büchern sagen wirst.

  • Ich freue mich, dass den Quatsch überhaupt jemand liest.

    [skul] Hier! Ich bin eine stille Mitleserin, sehr fesselnd, euer Faden (Leiber sagte mir bis dahin nix). Das mit der aufgesexten Geschichte ist ja auch eine schräge ... äh, Geschichte. Da schaue ich vielleicht irgendwann mal rein, Erotik + Horror gibt es ja gar nicht so übermässig viel, nur schade, dass das offenbar so reingegrätscht kommt.


    Würdet ihr die Erzählungen dem Pulp zurechnen? Ich hatte mal kurz in eine englische Geschichte geclickt, und das klang ziemlich so (wobei ich das Genre eher wenig kenne und der Eindruck falsch sein mag).

  • Würdet ihr die Erzählungen dem Pulp zurechnen? Ich hatte mal kurz in eine englische Geschichte geclickt, und das klang ziemlich so (wobei ich das Genre eher wenig kenne und der Eindruck falsch sein mag).

    Ich bin, glaube ich, auch der falsche Ansprechpartner bzw. kein Experte. Es kommt natürlich auch stark darauf an, was man genau unter Pulp versteht - Schundliteratur? Geschichten mit einem gewissen Stil? Einer leicht trashigen Note? Oder generell sämtliche Stories, die damals eben in den Pulp-Magazinen veröffentlicht wurden?

    Seine Horrorstorys (wie z.B. "Herrin der Finsternis", "Begegnung mit der Schattenwelt" oder "Der schwarze Gondoliere") würde ich jedenfalls definitiv nicht als Pulp bezeichnen. Seine Sci-Fi-Geschichten vielleicht schon eher (zumindest ein Teil seiner frühen Kurzgeschichten), wobei Leiber auch da wirklich keine Trivialliteratur abliefert und es im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nie an Anspruch und Komplexität missen lässt. Also eigentlich auch kein Pulp, oder doch?

  • Es kommt natürlich auch stark darauf an, was man genau unter Pulp versteht - Schundliteratur? Oder einfach nur Stories, die damals eben in Pulp-Magazinen veröffentlicht wurden?

    Ja, ich meinte eher letzteres, keinen Schund. Ich hab da einen Tonfall im Kopf, der oft in Krimis oder Action aus den 40ern bis 70ern vorkommt, Horror-meets-Hardboiled, so in der Art. Man kann Pulp aber wohl nicht so einfach über einen Kamm scheren.


    Genial jedenfalls, was du dir da für eine Sammlung angelegt hast! Das Cover der Herrin der Dunkelheit sieht auch total schön aus, ist schon sehr verlockend ...

  • Ich hab da einen Tonfall im Kopf, der oft in Krimis oder Action aus den 40ern bis 70ern vorkommt, Horror-meets-Hardboiled, so in der Art.

    Das deckt sich auch in etwa mit meiner Definition einer Pulp-Story. Wie gesagt, in seinen frühen Sci-Fi-Kurzgeschichten findet man gelegentlich schon solche Elemente. In "Das Grüne Millennium" wird dieser Stil aber z.B. ganz bewusst parodiert.

    Das Cover der Herrin der Finsternis sieht auch total schön aus, ist schon sehr verlockend ...

    Finde ich auch. Es passt auch perfekt zum Inhalt.

  • Würdet ihr die Erzählungen dem Pulp zurechnen? Ich hatte mal kurz in eine englische Geschichte geclickt, und das klang ziemlich so (wobei ich das Genre eher wenig kenne und der Eindruck falsch sein mag).

    Du meinst sowas wie HPL mit dem Pulp?

    Fritz Leiber ist einer der Autoren, die vor allem von anderen Autoren geliebt werden. Der hat bestimmt auch einfachere Geschichten geschrieben, ist aber eher einer der anspruchsvolleren Autoren.


    Hier mal die Auszeichungen, die er so im Laufe der Jahre erhielt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Leiber#Auszeichnungen


    Fritz Leiber erhielt viele Auszeichnungen und Ehrungen, darunter Hugo-, Nebula-, Locus- und World Fantasy Awards:

    Hugo Award

    • 1958: Bester Roman für The Big Time
    • 1965: Bester Roman für The Wanderer
    • 1968: Beste Novelette für Gonna Roll the Bones
    • 1970: Beste Novelette für Ship of Shadows
    • 1971: Beste Novelle für Ill Met in Lankhmar
    • 1976: Beste Kurzgeschichte für Catch That Zeppelin!
    • 2019: Retro-Hugo Bester Roman 1944 für Conjure Wife (Spielball der Hexen)

    Nebula Award

    • 1967: Beste Novelette für Gonna Roll The Bones
    • 1970: Beste Novelle für Ill Met in Lankhmar
    • 1975: Beste Kurzgeschichte für Catch the Zeppelin!

    Locus Award

    • 1975: Beste Sammlung für The Best of Fritz Leiber
    • 1985: Beste Sammlung für The Ghost Light
    • 2011: Beste Sammlung (kürzerer Werke) für Fritz Leiber: Selected Stories

    World Fantasy Award

    • 1976: Beste Kurzgeschichte für Belsen Express
    • 1976: für sein Lebenswerk
    • 1978: Bester Roman für Our Lady of Darkness

    Weitere Auszeichnungen:


    Gonna Roll The Bones und Ill Met in Lankhmar sind großartige Geschichten. Gonna Roll The Bones ist in Harlan Ellisons aufsehenserregender Anthologie Dangerous Vision erschienen:

    Publication: Dangerous Visions (isfdb.org)

  • Fritz Leiber ist einer der Autoren, die vor allem von anderen Autoren geliebt werden. Der hat bestimmt auch einfacherer Geschichten geschrieben, ist aber eher einer der anspruchsvolleren Autoren.

    So sieht's aus.


    Zur Zeit lese ich übrigens "Die programmierten Musen", danach ist dann "Wanderer im Universum" dran. Gilt ja als einer seiner bedeutendsten Romane und hat (wie man auf deiner Liste sieht) sogar den Hugo-Award gewonnen. Das muss allerdings nicht immer etwas heißen - Siehe Leibers "Eine große Zeit". Mal abwarten...

    "Die programmierten Musen" ist bisher jedenfalls ziemlich unterhaltsam und vielleicht sogar noch bekloppter als "Das grüne Millennium".

  • So sieht's aus.


    Zur Zeit lese ich übrigens "Die programmierten Musen", danach ist dann "Wanderer im Universum" dran. Gilt ja als einer seiner bedeutendsten Romane und hat (wie man auf deiner Liste sieht) sogar den Hugo-Award gewonnen. Das muss allerdings nicht immer etwas heißen - Siehe Leibers "Eine große Zeit". Mal abwarten...

    "Die programmierten Musen" ist bisher jedenfalls ziemlich unterhaltsam und vielleicht sogar noch bekloppter als "Das grüne Millennium".

    Die längeren Geschichten, die ich bisher gelesen habe, haben mich jetzt auch nicht umgehauen. Ich kann mich schon gar nicht mehr an die Titel erinnern.

  • Die längeren Geschichten, die ich bisher gelesen habe, haben mich jetzt auch nicht umgehauen.

    MMn hat Leiber schon ein paar wirklich großartige Romane geschrieben... aber das ist natürlich Geschmackssache.

  • ...und versuche mal einen weiteren.

    Ein lohnenswertes Vorhaben. Dieses Buch hier kannst du dir aber mMn sparen...


    Die programmierten Musen



    Klappentext:

    "Schriftsteller der Zukunft. Gaspard de la Nuit, der menschliche Literat, der mit Vorliebe seinen Wortcomputer ölt – Zane Gort, ein Roboter-Poet, der für andere Roboter schreibt und unsterblich verliebt ist in Miß Blushes, eine etwas hysterische und prüde junge Roboterdame. Die Verleger: geschäftstüchtige, menschliche Unternehmer, die eine grandiose Idee hatten, um ihr Verlagsprogramm noch besser, noch reichhaltiger und vor allem noch gewinnbringender zu gestalten.... Eine Satire auf den Literaturbetrieb unserer Zeit.


    Inhalt & Meinung:

    Wie so oft bei Leiber ist der Protagonist mal wieder ein Schriftsteller. Und wie schon in "Das grüne Millennium" geht es hier eher humorvoll zu. Doch ist das Buch wirklich witzig oder nur eine Lachnummer?

    Zumindest die eigentliche Prämisse und der Einstieg sind schon mal grandios: Gaspard de la Nuit ist Autor. Ein Job der in der Zukunft jedoch nichts mehr mit Kreativität zu tun hat, sondern ein reiner Handwerksberuf geworden ist. Sogenannte Wortmaschinen schreiben die Romane nämlich von ganz allein, fabrizieren dabei aber nur "Wortschmalz" – Ein verworrenes Kauderwelsch, welches einem beim Lesen völlig einlullt und in einen tranceähnlichen Zustand versetzt. Die Bücher verkaufen sich aber wie verrückt.

    Als Autor ist man eigentlich nur dafür zuständig die Maschinen regelmäßig zu warten und zu ölen und ein möglichst exotisches Bild nach außen zu tragen, um so das Kundeninteresse zu wecken. Gaspard ist z.B. vertraglich dazu verpflichtet Pfeife zu rauchen. Es hätte ihn aber deutlich schlimmer treffen können: "Er hatte auch einen armen Schreibteufel gekannt, dem gewerkschaftliche Spaßmacher einen Passus in den Vertrag geschmuggelt hatten, wonach er sich als Babylonier zu kleiden und stets drei Steinplatten und einen Meißel bei sich zu tragen hatte."

    Zu Beginn des Buches erleben wir nun einen Aufstand der Schriftsteller, die sich den ganzen Quatsch nicht mehr gefallen lassen wollen. Sie wollen eigene Ideen umsetzen und endlich etwas von Bedeutung schaffen. Doch nachdem sie sämtliche Wortmaschinen in die Luft gesprengt haben, merken sie schnell, dass sie eigentlich gar keine eigenen Ideen haben und auch gar nicht wissen, wie man einen richtigen Roman überhaupt schreibt.

    Um die Ausgangsfrage zu beantworten: Ja, das ist alles schon ganz witzig, der Witz trägt aber definitiv keine 200 Seiten. Nachdem die (Autoren)Welt vorgestellt und sämtliche Wortmaschinen gesprengt sind (was ungefähr auf Seite 20 der Fall ist), passiert hier nämlich nicht mehr viel.

    Zwei beziehungsweise eineinhalb nette Ideen hat Leiber dann aber doch noch:

    1) Er nutzt die Roboter gelungen, um Rassismuskritik zu üben, denn diese stehen hier recht deutlich für PoC. Gaspard ist mit einem von ihnen befreundet und hält nicht viel von den Anti-Roboter-Gesetzen, doch ansonsten werden sie überall nur diskriminiert und als Bürger zweiter Klasse behandelt. Die ständigen Kabbeleien zwischen den Beiden sind auch noch ganz amüsant und erinnert etwas an Asimovs "Die Stahlhöhlen".

    Apropos Asimov: Die Roboter halten sich in "Die programmierten Musen" durchaus an dessen berühmte Gesetze. Deswegen verprügeln sie auch keine Menschen, sondern "bestrafen sie nur auf heilsame Art und Weise".

    2) Nachdem die Wortmaschinen zerstört sind, greifen die Verleger notgedrungen auf Gehirne alter Schriftsteller zurückgreifen, die vor 200 Jahren von einem Wissenschaftler in eiförmigen Behältern konserviert wurden (Im Original heißt der Roman "The Silver Eggheads"). Die Idee mit den unsterblichen Köpfen erinnert etwas an "Futurama", doch ihr Schöpfer hat sie aus der H.P. Lovecraft-Geschichte "Der Zauberer in der Dunkelheit" geklaut.

    Wer jetzt aber glaubt, Leiber würde die "Eierköpfe" dazu nutzen, um sich über sich selbst und andere Genreautoren lustig zu machen, dürfte schnell enttäuscht sein. Diese wollen nämlich alle anonym bleiben und so erfährt man nie, welche Schriftsteller sich eigentlich in den Behältern befinden. Eine ziemlich vertane Chance.

    Und ansonsten hat der Roman, der mMn besser eine Kurzgeschichte geworden wäre, leider nicht mehr viel zu bieten: Leiber füllt wirklich unzählige Seiten mit absoluten Nichtigkeiten, jeder Menge Wortschmalz und langatmigen und langweiligen Dialogen, die oft nicht so witzig sind, wie es wohl beabsichtigt war. Zudem fangen seine Sexbesessenheit und Kinkiness, die sich seit "Die Sündhaften" durch sein Werk ziehen, doch langsam an mich etwas zu nerven. Brüste, Brüste, Brüste... alle Frauen sind nymphoman veranlagt und selbst die Roboter sind hier dauergeil.

    Mit Heloise und Rosa haben wir es auch wieder mit den eher anstrengenderen und hysterischeren Frauenfiguren von Leiber zu tun. Das hatte er "In das grüne Millennium" irgendwie besser hingekriegt. Mitzie Romadka und Juno wurden dort zwar auch stark fetischisiert und waren teilweise reine Männer bzw. Leiberphantasien, besaßen dabei aber immerhin noch so etwas wie Tiefgang. Die ständigen (S)Exkurse tragen jedenfalls nichts zur extrem dünnen "Handlung" bei, sondern ziehen diese nur unnötig in die länge.


    Fazit:

    Nach einem fulminanten Start (bei dem Leiber u.a. mit dem Verlagswesen, seelenlosen Vielschreibern und Möchtegern-Genies abrechnet) plätschert der Roman schnell völlig ziellos vor sich hin und verliert sich dabei in unzähligen unlustigen Abschweifungen. Zeitweise wirkt es so als hätte Leiber selbst nicht mehr gewusst, wo er mit der Geschichte eigentlich hin will.

    Vielleicht ist ihm beim Schreiben aber auch einfach nur seine Wortmaschine kaputtgegangen.