Yuggoth – Ein Reiseführer (Jörg Kleudgen) EDITION ARKHAM

  • Hübsch!

    Wird der Band wieder limitiert? Gibt es wieder eine coole Beilage dazu?

    Der Band ist auf 150 Exemplare laut innenseitigem Vorblatt limitiert. Die Beilage innerhalb der folierten Verpackung ist ein Blöckchen mit Klebezetteln, jeweils mit einem schön gestaltetem „Wasserzeichen“ einer gewissen Universität versehen … Auch durch die wie immer sehr stimmungsvollen Illustrationen von Jörg Kleudgen (dieses Mal fast klassische gegenständliche s/w-Zeichnungen, passend zum jeweiligen Text) hält der Leser wieder etwas Bibliophiles in der Hand … und Rainer Zuch steuert die Erzählung „Der Ruf des Wanderers“ bei, laut Vorwort von Jörg Kleudgen eine erneute Beschäftigung mit der „Geographie“ Yuggoths nach seinem „Planet des dunklen Horizonts“ …

    Was, bitte, will man mehr?

  • Bin inzwischen durch. Meine Meinung:


    Peter Stohl – Der Arrandak-Horror I & II

    Peter Stohl darf mit seiner zweigeteilten Geschichte den Reiseführer beginnen und beenden. Ich war bisher ja kein großer Fan des Autors und daran hat auch "Arrandak-Horror" nichts geändert. Das Hauptproblem: Der Mann besitzt mMn absolut keine eigene Stimme und imitiert immer nur andere Schriftsteller und deren Stil. Im Falle von Lovecraft und seiner adjektivgeschwängerten Sprache kann das leider ganz schnell albern werden... Zudem ist die Geschichte wirklich extrem belanglos und unkreativ. Solche Pastiches gibt es einfach mehr als man zählen kann und sie langweilen mich nur noch zu Tode. Eine äußerst schwacher Auftakt und schwaches Ende.


    Charles D. Exeter und Jörg Kleudgen – Rückkehr nach Yuggoth

    Ein erstes Highlight des Buches. Der Anfang ließ mich etwas an Kafka denken. Im Sinne von: Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Mi-go verwandelt... aber auch Ligottis "Sekte des Idioten", Jeffrey Thomas Mythos-Stories und natürlich Lovecrafts "Schatten aus der Zeit" würden mir als Referenz einfallen... es geht aber schnell in eine andere/eigene Richtung und wird immer bekloppter. Der Twist am Ende hat mir auch gefallen.


    Felix Woitkowski – Gesang von einem dunklen Planeten

    Die erste wirkliche Sci-Fi-Horror-Geschichte des Bandes (zumindest die erste, die nicht auf der Erde spielt) und neben "Rückkehr nach Yuggoth" mein zweites Highlight des Reiseführers. Nach dem surrealen Fiebertraum-Einstieg, schafft es Woitkowski sofort eine äußerst beklemmende Atmosphäre zu kreieren und diese auch bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Richtig stark. Einziges Manko: Hätte gerne länger sein können.


    Rainer Zuch – Der Ruf des Wanderers

    Seine Kurzgeschichten und drei Novellen ("Thronos", "Nosferatus Schatten", "Planet des dunklen Horizonts") fand ich absolut großartig und ich bin prinzipiell auch immer froh, wenn Zuch etwas Neues schreibt, aber hier hat er mich so gar nicht gekriegt. Eine kurde und überfrachtete Mischung aus Fantasy, Sci-Fi und Horror, die für mich am Ende überhaupt nicht aufging. Besonders die Abschnitte über die Schamanin fand ich misslungen. Insgesamt ist "Der Ruf des Wanderers" zwar kein völliger Totalausfall, aber leider auch nicht wirklich gut und definitiv das Schwächste was Zuch bisher geschrieben hat.


    K. R. Sanders – Der zeitlose Beobachter

    Seine Zusammenarbeit mit Kleudgen ("Die Klinge von Umao Mo") habe ich sehr gemocht, sein GoblinPress-Debüt "Insomnie" fand ich hingegen etwas repititiv und langatmig. "Der zeitlose Beobachter" hat mich aber wirklich gut unterhalten. Die Geschichte steckt voller Anspielungen auf Lovecraft und Sanders Werk und bietet zudem noch etwas Humor, der stellenweise sogar leichte "Sternentagebücher"-Vibes versprüht hat. Nur das Ende war etwas 08/15. Da hätte ich mir mehr Wahnsinn gewünscht.


    Jörg Kleudgen – Griff nach der Unendlichkeit

    Die ersten Sätze ließen mich direkt an den "Tränen im Regen"-Monolog aus Blade Runner denken. Mit Androiden hat "Griff nach der Unendlichkeit" aber nichts zu tun. Stattdessen präsentiert Kleudgen uns hier eine packende Alptraumreise durchs All, die schließlich in einem brutalen Blutbad endet und etwas an William Hope Hodgsons "Haus an der Grenze" und "Der Schweinefürst" erinnert - Nur nicht ganz so verdrogt und abgedreht – Und gänzlich ohne Schweinewesen. Trotzdem richtig gut.


    Fazit

    Trotz kleinerer Schwächen, eine wirklich tolle Anthologie. "Yuggoth" hat mir jedenfalls deutlich besser gefallen als der letzte Reiseführer oder das thematisch vergleichbare (aber nicht wirklich lesenswerte) "Biomechanomicon".

  • Danke für deine Eindrücke!

    Highlight

    Wow, das freut mich sehr! Wirklich! [Nerdine]

    Dass die Geschichte hätte länger sein können, habe ich jetzt ein zweites Mal gehört und überlegt, ob das möglich gewesen wäre. Ich glaube, ich hätte dann konkreter werden müssen mit dem, was lauert (ich bleib hier aus Spoiler-Gründen mal möglichst diffus), und ich vermute, dass das eher etwas zerstört, als etwas bewirkt hätte. Deshalb nehme ich deinen Wunsch als Kompliment. Und wenn das nicht reicht: Längers von mir steht nach langer Zeit mal wieder in den Startlöchern.