Auswendiglernen: Sinnvoll oder nicht?
Ist Auswendiglernen geistlos? Oder das Gegenteil, nämlich ein gutes Training für den Verstand?
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Zu #693, Sofi Oksanen: Putins Krieg gegen die Frauen
Ich warte eigentlich nur auf die englische Übersetzung, die es anscheinend noch nicht gibt (häh?). Ein bisschen schade, dass im Beitrag so wenig dieses spezielle Buch besprochen wird, sondern eher ein Überblick über ihre Themen & Motive versucht wird. Auch, wenn ich über jeden positiven Beitrag / Werbung zu Oksanen froh bin und auch, wenn ich nicht davon ausgehe, dass die Journalistinnen für einen knapp 8-Minutenbeitrag mehrere Bücher tatsächlich lesen, ist das eine - aus meiner Sicht - leider etwas reduzierte und ggfs. verfälschende Besprechung. (Und sie wird nicht "Soofi Oksahnen" ausgesprochen, sondern wie es eben geschrieben ist. *gn* Das war bissl quälend zu hören.)
Übrigens nicht ihr erstes Sachbuch, sie hat zusammen mit der wunderbaren estnischen Autorin/Filmemacherin Imbi Paju einen - leider noch unübersetzten - dicken Wälzer zu stalinistischem Terror im besetzten Estland herausgegeben und mitgeschrieben: Kaiken takana oli pelko (Hinter allem war die Angst). Imbi Paju schrieb / drehte ihre eigene traumatische Familiengschichte, in der es um Mutter und Tante (Zwillingsschwestern) geht, die unschuldig verhaftet und gefoltert wurden: Memories Denied / Verleugnete Erinnerungen - mein Einstieg zum Thema, das mich seitdem nicht mehr loslässt. 2007 auf den Lübecker Nordischen Filmtagen gesehen und im selben Jahr das Okkupationsmuseum in Tallinn besucht - das auch einen extrem üblen Aspekt deutscher Historie offenlegt (nämlich die deutsche Nazi-Besatzung Estlands vor der durch die Sowjets).
Es ist sicher so, dass Oksanen von Frauen aus Osteuropa bzw. dem Baltikum und speziell von der Geschichte und den aktuellen Folgen der sowjetischen Besatzung Estlands erzählt. Sie war auch eine der ersten, die sich gut sichtbar zum zweiten Angriff auf die Ukraine positionierte und schon länger über das Land schreibt. Aber ihr geht es auch stark darum, was Okkupationen und Terror mit der Psyche, der Persönlichkeit machen, und so sind viele ihrer Protagonistinnen ambivalent oder werden zu (Mit-)Täterinnen. In Hundepark ist ein Strang aus der gefühlskalten Sicht einer modernen Sklavenhändlerin (Ukrainische Leihmütter für den reichen Westen, hier Finnland) erzählt.
Sicher sind die Täterinnen auch Opfer, aber durchaus solche, die das lange oder vollständig verleugnen und vom Elend anderer profitieren - sei es finanziell oder emotional. Siehe auch den absolut grandiosen Roman Fegefeuer (eigentlich: Säuberung). Nicht alle der Protagonistinnen sind sympathisch, andererseits so konzipiert, dass man sich auch nicht moralisch über sie erheben kann. Sondern nicht sagen könnte, wie man selbst in solchen Umständen handeln / denken würde. Und genau das macht Oksanens Bücher so anders, komplex, facettenreich und wichtig.
Putins Krieg gegen die Frauen hätte ein wunderbares Pendant zu Victoria Amelinas erstem Sachbuch War and Justice Diary: Looking at Women Looking at War abgegeben, an dem sie arbeitete, als sie am Anfang Juli 2023 bei einem russischen Raketenangriff auf eine Shopping Mall getötet wurde. Es gibt Andeutungen, dass das auch im Original auf englisch geschriebene Buch posthum veröffentlicht werden soll (Stand Mitte 2023). Ich denke mal: Alles davon ein must read.
Und wie schon gesagt sind ja Sofi Oksanen und Victoria Amelina auch Phantastikautorinnen, also keineswegs OT hier.
Der Krieg mit den Molchen von Karel Čapek (Rundfunk der DDR, 1981)
Kapitän van Toch zivilisiert die entdeckten Molche und lässt sie Perlen fischen, die er gewinnbringend verkauft. Als van Toch stirbt, wittern seine Geschäftspartner in den Tieren ein Riesengeschäft. Doch bald erkennen die Tiere, dass sie als billige Arbeitskräfte missbraucht werden und rebellieren gegen ihre Ausbeuter. Ein Krieg um die Weltherrschaft beginnt.
WDR 3
Teil 1 am 13.07.2024 von 19.04 bis 20.00 Uhr
Teil 2 am 20.07.2024 von 19.04 bis 20.00 Uhr
https://kurzlinks.de/lp09