Richard Gavin - Uraltes Holz und andere Geschichten

    • Offizieller Beitrag




    Richard Gavin - Uraltes Holz und andere Geschichten



    Kurzgeschichten von Richard Gavin

    Übersetzt von Michael Siefener

    165 Seiten/ Softcover


    Inhalt: Eine Novelle und zwei Kurzgeschichten von Richard Gavin, einem der neuen Meister der Weird - Fiction.

    Auch in diesen drei Erzählungen bewegt sich Gavin virtuos auf seinem Spezialgebiet: dem Grenzbereich, wo sich das Heilige mit dem Grauen verbindet...



    Der Kanadier Richard Gavin ist einer der neuzeitlichen Meister auf dem Gebiet der Weird- Fiction. Bislang sind von ihm mehrere Bände mit Kurzgeschichten sowie diverse Bücher über esoterische, okkulte Themen erschienen.


    "Richard Gavin ist einer der glänzenden neuen Stars in der zeitgenössischen Weird - Fiction. Sein reich strukturierter Stil, seine geschickte Charakterdarstellung und seine kraftvollen schrecklichen Konzepte machen jede seiner Geschichten zu einem Lesevergnügen"


    S.T. Joshi


    Quelle: https://www.wandler-verlag.com…lz-und-andere-geschichten

  • Bin auch schon durch.

    Von Gavin kannte ich bisher ja nur zwei Geschichten: "Verbannung" aus der großartigen "Next Weird"-Anthologie und "Die Verschiebung der Wirklichkeit im Traum" aus Joshis "Nightmare's Realm". Beide waren absolut fantastisch, daher habe ich mich wirklich auf dieses Buch hier gefreut. Und meine Erwartungen wurden definitiv nicht enttäuscht.


    Inhalt:

    Uraltes Holz: Frisch verlassen, bricht Neil Keller in den Urlaub auf, den er eigentlich zusammen mit seiner damaligen Freundin geplant hatte. Bei einer Wanderung durch den Wald entdeckt er irgendwann ein äußerst bizarres Idol bzw. "Kind-Ding", das seine Welt ziemlich auf den Kopf stellt.

    Ein bleicher Teufel mit Zypressenblumen: In latent suizidaler Absicht unternimmt Josef Amsel mitten im Krieg regelmäßig Spaziergänge durch den Bombenhagel. Eines Tages trifft er dabei auf den Teufel.

    Die Kapelle im Ried: Der Rentner Colin Best verläuft sich bei einer Wanderung mit seinen beiden Enkelkindern mitten im Wald und stößt dort auf eine recht gotteslästerliche Kapelle, die eigentlich gar nicht existieren sollte.


    Meine Meinung:

    Mit 80 Seiten ist "Uraltes Holz" die längste Geschichte der Sammlung. Gavin schafft es dort schon direkt am Anfang eine surreale und bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die einen sofort gefangen nimmt. Die Verschmelzung zwischen Traum und Wirklichkeit hatte er ja aber auch in der Joshi-Anthologie schon ziemlich beeindruckend hingekriegt und es dort sogar geschafft, dass man als Leser irgendwann Angst vor einem Stuhl bekam. Die Abschnitte im Wald haben mich hingegen etwas an Adam Nevilles "The Ritual" und Laird Barrons "Mysterium Tremendum" erinnert. Sowieso kann man als Fan der beiden Autoren mit dieser Storysammlung nicht viel falsch machen. Gavin kommt allerdings deutlich schneller auf den Punkt als ein Neville, es wird dafür aber nie ganz so weird und alptraumhaft wie bei den frühen Geschichten von Barron.

    "Ein bleicher Teufel mit Zypressenblumen" ist mit 20 Seiten dann ziemlich kurz geraten. "Für Hans Heinz Ewers" ist dort unter dem Titel zu lesen. Das Gavin ein Faible für deutsche Phantastik hat, erkennt man schon an der Widmung am Anfang des Buches. Dort nennt er u.a. Goethe, die Gebrüder Grimm, Hermann Hesse und E.T.A. Hoffman als Inspiration. Tatsächlich lassen sich in "Ein bleicher Teufel" auch deutliche Anklänge an die Schwarze Romantik erkennen. Gavin erzeugt dabei eine leicht märchenhafte Stimmung (auch wenn es ein sehr, sehr düsteres Märchen ist) und überrascht am Ende mit einem unterwarteten Twist. Eine nette Schauergeschichte.

    Den Abschluss bildet dann "Die Kappele im Ried" (circa 50 Seiten). Das C.G Jung-Zitat, welches der Geschichte vorweggestellt ist, gibt eventuell schon einen Hinweis darauf, dass es hier eher um seelische Zustände geht und auch das Thema Sex im Verlauf der Handlung eine gewisse Rolle spielen wird (Geht es in der Psychoanalyse nicht immer um Sex?). Jedenfalls eine äußerst verstörende und auch melancholische Erzählung, über einen alten Mann, der allmählich seinen Verstand verliert. Wobei Gavin offen lässt, ob Colin einfach nur langsam dement wird, oder ob im Wald tatsächlich etwas Böses vor sich geht. Ziemlich stark.


    Fazit:

    Eine wirklich gelungene Folk-/Biological-Horror-Sammlung, in der besonders die Natur und die Pflanzenwelt eine große Rolle spielt. Allerdings schade dass nur drei Geschichten enthalten sind und es dieses Mal auch kein Interview mit dem Autor gibt. Diesbezüglich wurde man vom Wandler Verlag bisher ja ziemlich verwöhnt. Wer sich aber etwas mehr mit Richard Gavin beschäftigen möchte, kann dies u.a. beim Phantastikon tun. Dort hat Michael Perkampus nämlich diverse Blog-Einträge von ihm übersetzt. Definitiv lesenswert. Gleiches gilt auch für dieses wirklich tolle Buch.


    Wandler23 Warum läuft der Titel eigentlich als Wandler Weird 05, obwohl es doch erst die vierte Veröffentlichung aus der Reihe ist? Und ist eventuell geplant irgendwann mal noch eine weitere Storysammlung von Gavin zu veröffentlichen? Ich wäre definitiv dabei.

  • Freut uns, wenn´s gefällt!

    Das Buch hat die Nr. 05 weil es bei Nr. 04 zu unvorhergesehenen Verzögerungen gekommen ist; die Abfolge intern aber bereits durchgeplant ist. Nr. 04 kommt aber auch bald....


    Von Gavin ist vorerst nichts weiter geplant. Erst mal abwarten wie sich das Buch verkauft...

  • Okay. Nr. 04 ist dann "Veniss Undergound" von Jeff Vandermeer, oder?

    Und da du die Verkaufszahlen ja direkt ansprichst: Bist du denn mit den Verkäufen der Wandler-Bücher bisher zufrieden?

  • Ja, Nr.04 wird VanderMeer sein :)

    Zuerst erscheint aber noch Wandler 02: Inagehi von Jack Cady.


    Die Verkäufe über die Website sind zufriedenstellend. Allerdings wird der Vertrieb erweitert werden; nur über den Shop wären die hohen Unkosten nicht aufzufangen.