"Die schwarzen Sphären kamen aus dem Nichts. Manchmal schwebten sie allein über den Himmel, manchmal in Gruppen, als folgten sie einem Plan. Die Toxine, die sie in die Umwelt entließen, verseuchten unsere Atmosphäre und machten alles Leben an der Erdoberfläche unmöglich. Nur einigen wenigen Menschen gelingt die Flucht in schwer bewachte unterirdische Bunkeranlagen. Doch das Überleben hat seinen Preis."
Mein erstes Buch des schwedischen Autors und Künstlers Simon Stålenhag. Der Klappentext klang zwar nicht besonders innovativ, hatte mich aber trotzdem neugierig gemacht.
In "Das Labyrinth" folgen wir der Ärztin Sigrid. Zusammen mit ihrem Bruder Matts und ihrem Sohn Charlie wird sie an die Erdoberfläche geschickt, um dort Proben zu sammeln. Da Charlie schon länger zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigt, hatte seine Therapeuten Sigrid empfohlen ihn bei der Expedition mitzunehmen, doch schnell wird sein Verhalten immer seltsamer. Irgendwann läuft er dann nur noch mit einem Kissenbezug über dem Kopf herum. Und dann fällt auch noch der Strom aus.
Auf dem Cover steht "Ein illustrierter Roman", darüber kann man aber sicher streiten. Das Buch hat 150 Seiten, davon gerade mal 40 mit Text, der wiederum manchmal nur aus wenigen Sätzen besteht. Soll heißen, mit dem Buch ist man ziemlich schnell durch. "Eine illustrierte Erzählung" hätte es mMn daher besser getroffen. Auch wenn die Zeichnungen hier klar Teil der Geschichte sind und diese eben nicht nur bebildern, sondern gleichzeitig auch weitererzählen und man das Eine daher nicht vom Anderen trennen kann. Tun wir es aber trotzdem einmal:
Der Text: In den Rückblenden kommt gelegentlich leichtes "Krieg der Welten"-Feeling auf, die Handlung in der Gegenwart erinnert hingegen dezent an "Das Ding aus einer anderen Welt" (Isolation, Forschungsstation etc.)... nur ist das hier alles leider wesentlich unspektakulärer. Und am Ende läuft es dann auch nur auf eine wirklich banale und simple Rachestory hinaus.
Seine bisherigen Veröffentlichungen waren scheinbar wesentlich fragmentarischer und haben keine durchgängige Geschichte erzählt. Vielleicht hätte sich dieser Stil auch bei "Das Labyrinth" angeboten. Denn rein auf der Handlungsebene funktioniert das hier eher mäßig. Schlimmer noch, der Text unterminiert größtenteils die fantastischen Bilder.
Die Bilder: Seine fast schon fotorealistischen Zeichnungen sind definitiv beeindruckend. Gerade wenn Sigrid die Forschungsstation verlässt und sich auf Expedition begibt. Diese Szenen werden dann auch fast ausschließlich über die Illustrationen erzählt.
Besonders die völlig verdrehten, spiralförmigen Apparaturen und bizarren Pflanzen, die einen u.a. an "Annihilation" denken lassen, erzeugen dabei eine leicht surreale und bedrohliche Stimmung, stehen halt aber auch einfach nur in der Welt rum. Teil der eigentlichen Handlung sind sie nicht. Müssen sie auch nicht sein, nur ist das was man sieht einfach wesentlich interessanter als das was man dann liest.
Das ernüchternde Fazit: Ein gelungenes Artbook, aber kein gelungener Roman.