"Es ist wie die Deathray Bradburys singen und der Anführer der Sirius Group es prophezeit: „Es existiert ein anderer Ort.“ Karen und Celeste, Peter und viele andere sehen keinen anderen Weg. Die Verlorenen und die Traumatisierten folgen diesem Versprechen. Sechs Erzählungen berichten von ihrem Exodus."
Die zweite Veröffentlichung der Chapbook-Reihe von Whitetrain. Nachdem mir bereits Reckermanns "Das Unikat" extrem gut gefallen hatte, war ich auf dieses schmale Büchlein (93 Seiten) wirklich gespannt - Vor allem da von dem kanadischen Autor bisher noch nichts ins Deutsche übersetzt worden ist.
Laut Wikipedia hat Zelenyj einen "unclassifiable style" und tatsächlich fällt es mir schwer hier irgendein Genre zu nennen. Aber da "Tiere des Exodus" bei Whitetrain erschienen ist, kann man sich ja zumindest ungefähr denken wohin die Reise geht (zum Doppelsternsystem Sirius nämlich). Am ehesten würde ich das Ganze noch als eine Mischung aus Weird- und Transgressive-Fiction bezeichnen. Wem Letzteres nichts sagt: Es handelt sich dabei um "a genre of literature which focuses on characters who feel confined by the norms and expectations of society and who break free of those confines in unusual or illicit ways." Und damit hätten wir dann auch gleich schon die Handlung der äußerst traurigen Novelle/Storysammlung (?) abgedeckt.
In ihr stoßen wir u.a. auf Mutanten, mythologische Figuren, eine Punkband mit dem verdammt guten Namen "Deatray Bradburys", deren Mission es ist "all diejenigen zu finden, die irreparable Traumata erlitten haben, und sie fortzubringen von dem Ort des Leides [ sprich:Erde]" und die mich dezent an Sion Sonos "Suicide Club" denken ließ. Und wo wir gerade beim Thema sind: Einen Selbstmordkult, welcher deutliche Parallelen zum Peoples Temple aufweist, gibt es auch noch.
Bei mir hat "Tiere des Exodus" jedenfalls eine enorme Sogwirkung entfacht und mich extrem begeistert zurückgelassen. Auch wenn Zelenyj die anfängliche Intensität nicht immer durchgängig halten kann - Gerade das Kapitel auf der Insel war mir dann doch zu sehr 08/15-Hippiesekte und manchmal wird der Ton auch etwas zu pathetisch. Trotzdem könnte das hier mein Buch des Jahres werden. Wie immer kann man dem Whitetrain-Verlag bzw. Tobias Reckermann nur dankbar sein, dass sie solche Werke nach Deutschland holen, die ansonsten nie eine Chance gehabt und wahrscheinlich trotzdem nicht mal ansatzweise die Leserschaft finden, die sie eigentlich verdient hätten.
Bleibt am Ende nur noch zu sagen: Deathray Bradburys - Nehmt mich mit! Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
Longstride Kannst bzw. willst du schon sagen was als nächstes in der "Whitetrain Underground"-Reihe veröffentlicht wird?