Welche Comics lest ihr gerade?

  • Hab die Tage mal wieder ein paar aktuelle Comics gelesen:




    The Many Deaths Of Laila Starr - Ram V & Filipe Andrade

    "Angesiedelt in Mumbai, erzählen die Macher von der Göttin des Todes, welche in der jüngst verstorbenen Laila Starr wiedergeboren wird und auf der Suche nach einem Jungen ist, welcher der Menschheit die Unsterblichkeit bringen soll. Für eine Göttin des Todes sicher kein so attraktives Unterfangen." (bizzaroworlcomics.de)

    Ram V wird ja gerade ziemlich gehypt, bisher hatten mich seine Veröffentlichungen aber nicht immer abgeholt - Mit "The Many Deaths of Laila Starr" ist ihm aber definitiv eine absolute Comic-Perle gelungen, die völlig zu recht diverse Preise abgeräumt hat und am Ende des Jahres sehr wahrscheinlich auch in meiner Top10 landen wird. Eine wirklich berührende Geschichte über das Leben und den Tod, für die sich ganz sicher auch bald auch ein deutscher Verlag finden wird.

    Während des Lesens musst ich immer wieder an Neil Gaiman denken (besonders an sein "American Gods") und das ist sicher nicht die schlechteste Referenz. Aber auch die Zeichnungen sind gelungen und durch die bunte Kolorierung kommt noch eine leicht psychedelische Stimmung in Spiel. Stark!



    The Crows - Anders Fager & Peter Bergting

    "When Kim inherits an old family house in rural Sweden, there are notes posted everywhere. On the walls, the doors, even the ceiling. Reminders. And drawings. Of the monsters that still haunt this house and the land on which it sits. But the monsters aren’t just outside; they’re in Kim’s head, in the traumatic memories of an upbringing as different, other, alone."

    Ich kannte weder Autor noch Zeichner, doch als ich "The Crows" bei den Dark Horse-Solicitations entdeckte, hatte der Band sofort mein Interesse geweckt. Als ich das Teil dann das erste Mal aufschlug, stellte ich jedoch überrascht fest, dass "The Crows" gar kein Comic ist (auch wenn der Klappentext dies behauptet), sondern eine illustrierte Geschichte.

    Interessant ist dabei vor allem dass die Zeichnungen von Bergting vor dem Text entstanden sind. Gerade diese empfand ich in Sachen Qualität aber leider ziemlich schwankend: Mal extrem detailliert und stimmungsvoll, dann recht skizzenhaft und unspektakulär. Der ständige (Stil)Wechsel hat mich jedenfalls immer wieder herausgerissen. Hier merkt man doch sehr deutlich, dass die Bilder eigentlich mal Einzelstücke waren, die dann erst nachträglich zu einer zusammenhängenden Geschichte geformt wurden. Das macht Fager, der wohl ein schwedischer Horrorautor ist, aber zweifellos ziemlich gut. Familiäre Traumata, mysteriöse Vogelmenschen, ein Haus voller Post-Its... nur das völlig antiklimaktische Ende fand ich etwas enttäuschend. Trotzdem ziemlich gut.



    Cinema Purgatorio - Alan Moore und Kevin O’Neill

    "Willkommen im Fegefeuer, willkommen im Kino. Alan Moore und Kevin O’Neill wundern sich, warum es uns immer wieder in einen dunklen Raum zieht, in dem uns Geschichten und Bilder gezeigt werden (...). In Cinema Purgatorio gehen [sie] der Sache auf den Grund. Dabei tauchen sie ein in die an Skandalen und Tragödien nicht eben arme Geschichte Hollywoods und beleuchten anspielungsreich Konventionen und Klischees des Erzählkinos. Wiederholung und Variation … bis die Grenze zwischen Leinwand und Zuschauerraum verschwimmt."

    Nachdem die deutsche Veröffentlichung von "Cinema Purgatorio" immer wieder verschoben wurde, ist sie nun endlich da. Und ich bin wirklich froh, dass ich so lange gewartet habe und mir in der Zwischenzeit nicht einfach das US-Trade geholt habe - Der Dantes Verlag hat hier wirklich enorm viel Arbeit reingesteckt.

    Wie immer bei Moore wird hier ein enormes Referenz-Feuerwerk abgefeuert - Soll heißen: In jedem Panel und in jeder Sprechblase stecken mindesten 5 Anspielungen auf Filme, Serien, Schauspieler etc. In der deutschen Ausgabe, die fast doppelt so dick ist wie das englischsprachige Pendant, werden diese (nach jedem Kapitel) äußerst ausführlich erläutert, damit einem beim Lesen auch wirklich nichts entgeht.

    Ansonsten ist das hier (wie oft bei Moore) natürlich keine leichte Kost und mMn ähnlich wie beim Finale der Liga mitunter auch etwas überfrachtet. Definitiv ein anstrengendes Lesevergnügen - Aber ein Vergnügen. Am Besten genießt man die 18 Kapitel jedenfalls häppchenweise und liest sie nicht am Stück. Genau so war das Ganze ja ursprünglich auch mal gedacht.

    Zusammen mit dem letzten Teil der "Extraordinary Gentlemen" stellt dieser Band übrigens die finale Comic-Arbeit von Alan Moore da. Man darf und sollte dabei kein neues "Watchmen", "From Hell" oder "V wie Vendetta" erwarten, aber "Cinema Purgatorio" ist fraglos eine lohnenswerte Angelegenheit. Besonders in der fantastischen deutschsprachigen Version.

  • Yuval Noah Harari – Sapiens: Der Aufstieg


    Der Klappentext:

    Yuval Noah Harari ist seit einigen Jahren der erfolgreichste Sachbuchautor der Welt. Von seiner "Kurzen Geschichte der Menschheit" wurden in Deutschland über eine Millionen Exemplare verkauft. Jetzt erscheint der Weltbestseller in vier Teilen als Graphic Novel. Den Anfang macht "Sapiens. Der Aufstieg". Harari noch zugänglicher, noch unterhaltsamer, aber genauso intelligent und lehrreich - ein Muss nicht nur für seine Fans.

    Vor Millionen von Jahren war der Mensch bloß ein relativ unbedeutender Vertreter der Tierwelt. Wenn die Erde ein Königreich gewesen wäre, hätten andere Tiere auf dem Thron gesessen - Löwen vielleicht oder Elefanten. Heute besitzen die Menschen Kräfte, derentwegen sie den anderen Tieren wie Götter vorkommen müssen. Wie konnte ein körperlich relativ schwacher Affe sich zum Herrn der Welt aufschwingen? Und was musste er tun, um sich die Erde untertan zu machen? In "Sapiens", der Graphic Novel, tritt Yuval Noah Harari selber auf. Gemeinsam mit seiner Nichte Zoe und anderen geht er diesem Rätsel auf den Grund. Sie erkunden das Schicksal der Neandertaler, schauen sich die Gameshow «Evolution» an und verfolgen die Abenteuer von "Prehistorik Bill". Schon bevor die Menschen sesshaft wurden, waren sie die Könige der Welt. Wie es dazu kommen konnte, zeigt dieses Buch mit viel Witz, unwiderstehlichem Charme und einer Menge an schrägen Ideen. Wer sich bisher dem Bann von Hararis Büchern hat entziehen können, der wird jetzt kapitulieren.


    Es ist die Comicumsetzunge eines Sachbuchs zur Frühgeschichte der Menschheit. 248 Seiten dick, damit ein ziemlicher Klopper, und trotzdem nur Band 1. Das Sachbuch hätte ich vermutlich nie gelesen, obwohl das Thema sehr interessant ist und ich nur wenig darüber weiß. Der Comic lachte mich nun aber in verschiedenen Bahnhofsbuchhandlungen so sehr an, dass ich zugriff. Wie für ein Sachbuch typisch gibt es keine Spannungskurve. Dafür ist das Tempo (oft) hoch, die Informationen sind vor mit viel Witz angereichert und es wird mit Darstellungsformen experimentiert. Das hat mir gefallen. Zumal das Thema hochaktuell ist. Vor allem die Passagen, in denen es darum geht, wie die Menschheit schon vor der neolithischen Revolution damit angefangen hat, weltweit Ökosysteme zu stören und die Megafauna auszurotten. Der Mensch war halt schon immer einfach Mensch. Das ist einfach erschreckend, auch in Comicform.

    Zu Band 2 werde ich trotzdem nicht so schnell greifen, dafür bin ich wohl einfach zu wenig Leser populärer Sachbücher.

  • Heute gelesen:




    Department of Truth Vol.3 - Free Country - James Tynion IV & Martin Simmonds

    "Cole Turner hat sein Leben damit verbracht, Verschwörungstheorien zu studieren und als FBI-Ausbilder eine Karriere daraus gemacht, Wahrheit von Unwahrheit zu trennen. Doch auf einer Flat-Earth-Convention lernt Cole die Wahrheit hinter der Wahrheit kennen: Kubrick hat die Mondlandung inszeniert, die Erde ist eine Scheibe, an deren Rand eine riesige Eismauer wartet, und die Regierung wird seit langem von Echsenmenschen unterwandert. Das sind Fakten. Oder könnten es werden, denn eine streng geheime Organisation stemmt sich gegen das Einsickern der alternativen Realität: das Department of Truth. Und Cole soll ihr neuester Agent werden…" (Klappentext zum ersten Band bei Splitter)

    Ich hab "Department of Truth" hier ja schon als eine der besten Image-Serien bezeichnet, die man momentan lesen kann - Das hat sich auch mit Volume 3 nicht im Geringsten geändert. Auch wenn hier diverse Gastzeichner am Werk sind, die mit den brillanten Bildern von Martin Simmonds nicht mithalten können und in "Free Country" auch strenggenommen nur die Backstory von Lee Harvey Oswald erzählt wird und die Haupthandlung dafür erst einmal pausiert wird. Trotzdem gibt es hier wieder jede Menge Input: Der Fall von Rom und die "Erfindung" von Karl dem Großen, die Entstehung des Hexenglaubens und die katholische Kirche als das Urböse, Aleister Crowley und L Ron Hubbard, die zusammen eine "Göttin" heraufbeschwören, Kiffer-Paranoia, MKUltra. Aluhut-Träger, UFOs und Hitlers geheime Bibliothek...

    Der erste deutschsprachige Band von "Department of Truth" ist übrigens gerade bei Splitter erschienen. Egal in welcher Form oder auf welcher Sprache - Die Serie ist eine absolute Empfehlung!



    Batman vs Bigby! A Wolf In Gotham - Bill Willingham & Brian Level

    "After a series of murders that leave Batman stumped, the streets of Gotham are buzzing with the rumors of a werewolf. Batman finds himself left with no choice but to face off against the famed Fables wolf in Batman Vs. Bigby! A Wolf in Gotham."

    Ich bin ja nicht der größte Crossover-Fan, aber wenn Willingham circa 7 Jahre nach dem Ende wieder zu seiner großartigen Vertigo-Serie "Fables" zurückkehrt, weckt das schon mein Interesse - Selbst wenn dies nur für einen Batman-Band für das Black Label bei DC passiert. Wie der Titel schon andeutet beschränkt er sich dabei aber leider nur auf den großen bösen Wolf bzw. Bigby. Ansonsten darf noch Cinderella für ein paar Panel auftauchen und das wars dann auch schon mit den Märchengestalten. Alles Andere hätte aber vielleicht auch nicht zur düsteren und brutalen Stimmung gepasst.

    Generell geht die Handlung deutlich in die "Crime Noir"-Richtung der Videospielumsetzung "A Wolf Among Us" und ist eher eine typische Batman- als eine Fables-Story. Der Fledermaus-Mann agiert allerdings permanent out of character und bewegt sich dabei oft an der Grenze zur Parodie. Die eigentliche Geschichte ist auch nichts Besonderes und mit ihren 6 Heften zudem deutlich zu lang. Der beste Gag ist noch dass hier eine Schädlingsbekämpfungsfirma namens Kafka auftaucht... der Rest ist nicht der Rede wert. Erst recht nicht für "Fables"-Fans.

  • Infinite Frontier – Joshua Williamson & Xermanico



    Meine Meinung:

    Okay, ich hab hier zwar schon zwei Batman-Comics vorgestellt und lese mich gerade mit großer Begeisterung durch den genialen "X-Men"-Run von Jonathan Hickman, aber zu Superheldencomics greife ich trotzdem eher selten. "Infinite Frontier" habe ich mir aber geholt, weil die Geschichte u.a. stark auf Jack Kirby "Fourth World"-Epos und Grant Morrisons "Multiversity" und "Final Crisis" aufbaut.

    Ersteres hatte es damals völlig zu Recht in die Liste der 100 besten Comic aller Zeiten geschafft. In der Begründung (von Cord Wiljes) hieß es: "Das Werk ist durchzogen von einer tiefgreifenden Symbolik, deren Interpretation ganze Doktorarbeiten füllen würde." Wenn also irgendwo die New Gods auftauchen, bin ich zumindest vorsichtig interessiert.

    Und die "Final Crisis" war damals auch ein kleines Meisterwerk, oder um mal Marc-Oliver-Frisch von Comicgate.de zu zitieren: "Leidenschaftlicher und aufsässiger, ambitionierter und dringlicher als in Final Crisis waren Superhelden-Comics nie - auch bei Alan Moore nicht."

    Nachdem Snyder (Scott nicht Zack) sich zuletzt an den erwähnten Werken versucht hatte und dabei mMn eine ziemlich unlesbare, überfrachtete und pseudo-komplexe Sauce namens "Metal" und "Death Metal" fabrizierte, darf jetzt also Joshua Willamson ran. Und gleich vorweg: Er stellt sich wesentlich besser an. Eine morrison'eske Mindfuck-Orgie darf man aber nicht erwarten. Und ein neuer Kirby wird aus ihm sicher auch nicht.

    Doch worum geht's eigentlich? Die Menschheit ist sich neuerdings bewusst, dass es ein Multiversum gibt und steht deshalb kurz vor einer kollektiven Panikattacke. (Auch wenn ein paar das Ganze als reine Verschwörungstheorie oder Massenhalluzination abtun.) Der Gott Darkseid (bekannt aus Fourth World) verspricht den Verängstigten, die einfach nur wollen dass ihr Universum so bleibt wie es ist und es zu keinerlei Durchmischung kommt, nun eine Mauer Lösung. Als Gegenzug sollen sie ihn nur ein paar Metawesen beschaffen, damit er ihr Adrenochrom aberneten kann...

    Okay, Letzteres hab ich erfunden, aber im Prinzip ist Darkseid hier so eine Art Donald Trump, der einen wütenden und verunsicherten Mob um sich schart, um so die absolute Macht zu erlangen. Da passt es auch ganz gut, dass das Heldenteam, welches u.a. aus einem sprechenden Hasen besteht, von einem PoC-Superman angeführt wird, der zufällig auch noch Präsident der Vereinigten Staaten ist. I love it!


    Fazit:

    Um mich kurz zu fassen: Ich hatte meinen Spaß mit dem Teil. Man sollte allerdings wissen, dass "Infinite Frontier" nur die Vorgeschichte zur bald startenden "Dark Crisis" ist und dazwischen auch noch "Justice Incarnate" kommt (Beides ebenfalls von Williamson).

    Und um hier wirklich komplett durchzusteigen, sollte man nicht nur sämtliche oben erwähnten Werke kennen, sondern auch noch mindestens irgendwann mal "Crisis on Infinite Earths" und "Infinite Crisis" gelesen haben...

    Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Superheldencomics nicht nur häufig eine recht alberne, sondern auch genauso häufig eine albern elitäre Angelegenheit sind? Ich bin trotzdem gespannt wie es weitergeht und kämpfe mich bis dahin durch Hickmans Mutantenepos...

  • Primordial - Jeff Lemire & Andrea Sorrentino



    "1957. Das »Space Race« zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion nimmt Fahrt auf, und Russland erreicht einen Meilenstein, indem es die Hündin Laika an Bord der Sputnik 2 in den Erdorbit schickt. Zwei Jahre später ziehen die USA mit zwei Affen, Able und Baker, nach. Keins der Tiere kehrt zur Erde zurück. Aber anders als geplant, sterben sie nicht im Weltraum. Sie werden entführt." (Klappentext von Splitter)

    Mal wieder ein paar Comics gelesen. Und mal wieder ist Jeff Lemire dabei. Diesmal mit seiner neuen 6-teiligen Miniserie für Image, die übrigens schon in wenigen Wochen für Deutschleser bei Splitter erscheinen wird. Lemire erzählt hier eine wirklich weirde und rührende Geschichte (besonders für Hundeliebhaber), die weitaus weniger trashig ist, als man anhand der Prämisse vielleicht glauben könnte. Ganz im Gegenteil sogar: Der düstere Handlungsstrang auf der Erde erinnert fast schon an einen Brubaker-Thriller ("Criminal", "Kill or be Killed"), die Laika-Abschnitte ließen mich hingegen häufig an Morriosns "WE3" denken.

    Passenderweise sehen Sorrentinos Zeichnungen dort dann auch ein bisschen nach Frank Quitely aus. Und wo wir gerade beim Thema sind: Sorrentino darf sich hier mal wieder richtig austoben, mit Panel-Grenzen experimentieren und jede Menge surreale Bilder aufs Papier zaubern, die dem Ende von "2001: Odyssee im Weltall" in nichts nachstehen. Zudem arbeitet er mit zwei unterschiedlichen Zeichenstilen: Wenn die Handlung aus Sicht der Menschen erzählt wird, sind die Illustrationen eher grob und dunkel, wenn die Tiere im Fokus stehen, wird es extrem hell und wesentlich detaillierter. Lemire bietet Sorrentino glücklicherweise auch genügend Raum für seine Experimente, denn "Primordial" ist keine sehr textlastige Erzählung geworden. Das ändert aber nichts an der enormen Qualität des Ganzen. Zu Recht für den Eisner Award nominiert und jetzt schon eins meiner Jahreshighlights. Richtig, richtig stark!


    Beyond The Breach - Ed Brisson & Damian Couceiro



    Neue Aftershock-Serie von Ed Brisson. Dessen Prepper-Variante von "Herr der Fliegen" namens "Sheltered" hatte mir damals gut gefallen. Zudem hatte er vor nicht allzu langer Zeit "Old Man Logan" von Lemire übernommen und dabei eine ganz nette Arbeit abgeliefert.

    Doch worum geht es diesmal? Auf der Erde öffnet sich plötzlich ein Portal, welches u.a. lovecraft'sche Kreaturen, Menschen aus einem anderen Universum und jede Menge Leichen von bizarren Riesen beherbergt. Im Zentrum der Geschichte steht Vanessa, die (zusammen mit einem kleinen Kind und einem Alien) versucht dieser Hölle zu entkommen.

    Im Vorwort verkauft uns Brisson die Geschichte als Horror, dem würde ich jedoch nur bedingt zustimmen, denn die Tentakelwesen spielen nach dem anfänglichen Massaker (inkl. leichtem "Krieg der Welten"-Feeling) schnell nur noch eine sehr, sehr kleine Rolle. "Beyond the Breach" ist viel eher eine Sci-Fi/Fantasy-Mischung über einen Wanderer, der sich auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte durch diverse Universen bewegt und dabei von einer futuristischen High-Tech-Armee gejagt wird. Klingt bekloppt und ist es auch, erinnert zudem gelegentlich an BKVs "Paper Girls" oder Matt Kindts "Ether", erreicht aber nie deren Qualität.

    Ganz unterhaltsam, aber nichts was man unbedingt gelesen haben muss. Ein Fazit, das leider auf die meisten Aftershock-Serien zutrifft.

  • Birthright, beinahe am Ende. Wird zum schluss hin leider etwas verwässert durch dieses ewige Hin und Her, wiederholt sich außerdem. Trotzdem unterhaltsam.


    Descender, Band 3. macht bisher alles richtig. Und die analogen Aquarelle, su denen es besteht, sind phänomenal.

  • "Birthright" hab ich nie gelesen, weil Fantasy einfach nicht so mein Ding ist. Williamson ist aber durchaus ein solider Autor.

    Hab jedoch gerade gesehen, dass es von der Serie insgesamt 10 Bände gibt. Das hält mich dann doch etwas davon ab da mal reinzulesen. Gerade auch aufgrund deines eher durchwachsenen Fazits.

    "Decender", dessen Handlung übrigens nahtlos in der Folgeserie "Ascender" weitererzählt und beendet wird, bleibt aber bis zum Schluss großartig. Da hast du noch viel Spaß vor dir, Erik.

  • Das klingt richtig, richtig gut.

    Ist es auch.


    Wahnsinn auch was Lemire für einen Output hat. Allein im nächsten Monat erscheinen 4 Sammelbände (!) von ihm: Seine Graphic-Novel "Mazebook", die er auch wieder selbst gezeichnet hat; "The Passageway" (die erste Serie seines "Bone Orchard Mythos"); der zweite Teil von "Black Hammer: Reborn" und dann noch der Abschlussband von "Snow Angels". Daneben kommen dieses Jahr noch Volume 1 seiner neuen Image-Serie "Little Monsters" und zwei Mainstream-Projekte, die er für DC realisiert hat ("Swamp Thing: Green Hell" und "Batman & Robin")... und wahrscheinlich noch zwei, drei Sachen, die ich übersehen habe.

    Beeindruckend ist auch dass die Qualität dabei relativ hoch bleibt. Die Zeiten wo wirklich jeder neue Comicband von Lemire gleich ein kleines Meisterwerk war, sind zwar vorbei, aber trotzdem schreibt er auf einem konstant hohen Niveau (mit nur ganz wenigen Ausreißern).

  • Batman: Reptilian - Garth Ennis & Liam Sharp



    Und schon wieder Batman. In letzter Zeit dürfen sich aber auch wirklich ein paar interessante Autoren am Fledermausmann austoben. Nach Warren Ellis und Bill Willingham ist nun also Garth Ennis an der Reihe. Der Ire, der mit "Preacher" eine der großartigsten Vertigo-Comics aller Zeiten geschaffen hat, ist ja bekannt dafür dass er Superhelden abgrundtief hasst – Siehe u.a. seine Serie "The Boys". Dort durfte Batman in Form von Tek-Knight übrigens auch schon mal auftreten. Im Band "Der Glorreiche Fünfjahresplan" wurde er recht unheldenhaft von einer Leiter erschlagen, während er davon träumte einen riesigen Kometen zu penetrieren, der gerade dabei war auf die Erde zu stürzen.

    Auch in diesem Band für das DC Black-Label erzählt Ennis seine Geschichte mit jeder Menge Ironie. Gerade die Dialoge zwischen Bruce und Alfred haben mich immer wieder an den Ellis-Band denken lassen. In der ersten Hälfte bleibt die Handlung aber trotzdem überwiegend düster und ernst und weckt sogar leichte Erinnerungen an Morrisons "Arkham Asylum". Passenderweise scheint sich auch Liam Sharp bei seinen Zeichnungen deutlich an Dave McKean orientiert zu haben. An Ben Templesmith und Bill Sienkiewicz musste ich aber auch denken. Optisch ist "Reptilian" jedenfalls eine absolute Wucht. (Interessanterweise hat mein Comichändler mich aber genau vor den Zeichnungen gewarnt: Ich solle vor dem Kauf lieber erst mal reinblättern, die meisten Kunden hätten den Band danach wieder ins Regal zurückgestellt.)



    Inhaltlich hat mich das Ganze gegen Ende dann aber leider doch eher verloren. Der Hermaphroditen-Reptilien-Plot war mir einfach zu quatschig und hätte mMn besser zur erwähnten Superheldensatire "The Boys" gepasst. Aber das ist sicher Geschmackssache.

    (Auf Deutsch erscheint die Miniserie übrigens bei Panini. Dort hat man das Ganze allerdings unnötigerweise auf zwei Bände verteilt. Teil Eins ist schon erschienen, Teil Zwei kommt am 21.Juni.)


    The Silver Coin Vol. 2 - Diverse



    Die Fortsetzung der Horror-Anthologieserie von Image Comics in der sich alles um eine verfluchte Münze dreht. Das Konzept erinnert deutlich an "Tales from the Crypt" ist aber nicht ganz reizlos. Pro Heft darf ein anderer Autor ran und kann dabei quasi erzählen was er will – Nur besagte Silver Coin muss in der Story immer auftauchen.

    Nachdem im ersten Band u.a. Chip Zdasky ("Stillwater"), Jeff Lemire ("Gideon Falls") und Ed Brisson ("Sheltered") Geschichten beigesteuert haben, sind dieses Mal Ram V, Joshua Williamson, Matthew Rosenberg, Vita Ayala und Michael Walsh an der Reihe. Die Serie bleibt aber, trotzt einiger talentierter Autoren, leider weiterhin äußerst mittelmäßig.

    Am besten haben mir in Volume 2 noch "High Score" und "Covenant: Abomination" gefallen. Erstere ist eine ultrabrutale Slasher-Hommage inklusive jeder Menge Comicanspielungen, in der die verfluchte Münze in einen Beat 'Em Up-Automaten geworfen und dadurch aus dem Spiel plötzlich blutiger Ernst wird. In letzter Erzählung versuchen dann ein paar Teenager, den Geist in der Münze durch einen Exorzismus zu befreien. Das Ritual geht allerdings gewaltig schlief und auch hier endet mal wieder alles im Blutbad.

    Wirklich gut ist das aber alles nicht und wie man anhand der Beschreibungen vielleicht merkt größtenteils auch ziemlich banal. Dem nächsten Trade werde ich noch eine Chance geben (auch weil dort James Tynion IV beteiligt sein wird), sollte die Serie aber nicht besser werden, bin ich wohl bald raus.