Caprimulgus von Patty Plain

  • Bei Yellow King Productions erscheint dieser Tage das Debut von Patty Plain mit dem Titel "Caprimulgus", welches wohl 53 Seiten umfasst. Fans von HPL mit Interesse an Ornithologie dürfen also aufhorchen.

    „Überdies haben die Einheimischen auch tödliche Furcht vor den Ziegenmelkern, die ihren Ruf an lauen Abenden hören lassen.“

    H.P. Lovecraft: Das Grauen von Dunwich.

    Der junge Ornithologe Lino Troll findet bei einem Forschungsaufenthalt in Philadelphia durch Zufall zwei Kisten mit Tonbandaufnahmen im Keller der Academy of Natural Sciences. Er vermutet, dass diese von dem renommierten Vogelkundler James Bond stammen.

    Während Troll tagsüber in einem Naturkundemuseum seiner Arbeit als Präparator nachgeht, widmet er sich nachts dem mysteriösen Vogelstimmenarchiv, von dem außer ihm niemand weiß.

    Eines Tages wird er beauftragt, einen Ziegenmelker, Caprimulgus Europaeus, zu präparieren und sieht darin einen unheilvollen Zusammenhang mit Bonds Vermächtnis.

    Die passionierte Tierbiologin Zelda, die ebenfalls im Museum arbeitet, hat ein ambivalentes Verhältnis zu ausgestopften Vögeln und kommt Troll unfreiwillig in die Quere. Und im Hintergrund treibt Dr. Fahrtmann, der Chef der beiden, sein zwielichtiges Spiel.

    Alle stehen plötzlich im Bann des unheimlichen Vogels, dessen seltsam mechanischer Ruf ihnen in den Ohren schnarrt. Sein Kreischen – so ein alter Aberglaube – ist zu hören, wenn er die Seelen der Sterbenden jagt.


    Patty Plain lebt und arbeitet in der Oberpfalz. Ihr Schreiben ist von Naturphänomenen jeglicher Spielart inspiriert. Die Erzählung „Caprimulgus“ ist ihre erste literarische Veröffentlichung.


    https://www.yellow-king-produc…effentlichung/caprimulgus


  • Die Kurzgeschichte auf effektiv 38 Seiten kreist um einen geheimnisumwitterten Ziegenmelker. Aus verschiedenen Blickwinkeln wird die Begegnung zwischen den Protagonisten und dem Vogel geschildert. Vom fundierten Naturbezug und dem Nachwort her erinnert es mich lose an Alexander Blumentritts «Die verschwiegene Schlucht». Die einzelnen Perspektiven sind interessant erzählt. Die Idee wäre eigentlich geeignet ein längeres Stück daraus zu machen. Die Auflösung der Perspektiven am Schluss ist recht abrupt und irgendwie nicht so recht passend zu den vorherigen Abschnitten. Da habe ich eine «phantastischeres» Ende erwartet.


    Ich finde deutschsprachige Debuts immer sehr erfreulich. Hoffe die Autorin nimmt das Ornitholgiethema nochmals in Romanform auf.


    7 von 10 Putzkrallen

  • Hast Du ein Vorabexemplar erhalten, ralphomat? Oder ist das Buch entgegen dem bei YKP genannten Erstveröffentlichungsdatum—01.04.—doch schon (in-)offiziell erhältlich?


    Ich finde leider keine anderweitigen Informationen … sondern nur den starken Drang, das Buch zu lesen ;) —womit ich, wie es scheint, bei weitem nicht alleine bin: Bei großen Online-Händlern ist es schon als Suchvorschlag verhanden … nur halt leider ohne Ergebnis :D

  • Da ralphomat hier vorprescht, schließe ich mich mal an.


    Die Geschichte wird in 3 Kapiteln aus 3 unterschiedlichen Perspektiven und einem Epilog erzählt, wobei sich die Ereignisse teils kurz überschneiden. Das macht die Autorin in meinen Augen sehr gut, ihr Schreibstil lässt sich angenehm lesen und wie Ralphomat schon anmerkte, es hätte gerne etwas länger sein dürfen. Auch ich fand das Ende etwas überraschend, irgendwie ist es für mich nicht ganz rund, da fehlt mir etwas der Bezug zur Geschichte (auch wenn im ersten Kapitel schon etwas angedeutet wird). Insgesamt ereignen sich eine Anspielungen, aber es bleibt viel im Dunkeln, wo ich persönlich mir Auflösung erhofft hätte, wie die Dinge im Zusammenhang stehen. So wie im Buch geschehen passt es für mich nicht oder ich habe es nicht verstanden.


    Positiv möchte ich hervorheben, dass mit Metempsychose, Traum und Zeitebenen gespielt wird, was einem längeren Abschnitt des Buches einen David Lynch-Touch verpasst hat, der mir sehr gefiel.


    An Blumtritts verschwiegene Schlucht habe ich mich allerdings nicht erinnert gefühlt, da fehlte mir der gemeinsame Bezug. Die kurze Abhandlung über den Ornithologen Naumann ließ mich ein wenig ratlos zurück. Gut, er hat das Bild für das Cover gemacht, aber für den Exkurs am Ende sehe ich irgendwie keinen Grund.


    Insgesamt ist Caprimulgus ein Debut, das Lust auf mehr macht und es ist schön, eine neue Autorin entdeckt zu haben. :)

    Daher hoffe ich, dass wir uns auf weitere Werke von ihr freuen können. Wer Yellow King Productions kennt, weiß, dass die dort veröffentlichten Bücher mit Herzblut geschrieben sind (im übertragenen Sinne ;) ) und wird auch bei dieser Veröffentlichung nicht enttäuscht. Für mich war es nach "Insomnie" von Ross Sanders und "Die verschwiegene Schlucht" Alexander Blumtritt bereits das dritte wirklich gut gelungene deutschsprachige Debut innerhalb nicht mal eines Jahres.


    Auf die gedruckte Ausgabe bin ich wirklich gespannt, vielleicht fallen mir bei einem zweiten Lesen dann auch Dinge auf, die mir entgangen sind und das Ende erschließt sich mir.