Alexej Tolstoi, Nikolai Leskow, Leonid Andrejew: Das Gespenst in der Ingenieurburg: Drei mörderische Geschichten aus dem Zarenreich

  • Das Gespenst in der Ingenieurburg: Drei mörderische Geschichten aus dem Zarenreich


    Der Band enthält folgende drei Geschichten:

    • Alexej Tolstoi: Graf Cagliostro (1921)
    • Nikolai Leskow: Gespenst in der Ingenieurburg (1884)
    • Leonid Andrejew: Der Gedanke (1902)

    Herausgeberin/Übersetzerin: Aljonna Möckel

    Verlag‏: ‎ EDITION digital; 1. Edition (10. Mai 2021)

    Taschenbuch: ‎ 152 Seiten

    ISBN-10: ‎ 396521439X

    ISBN-13: ‎ 978-3965214392



    Klappentext

    Die in diesem Büchlein vereinten drei Erzählungen entstanden in den letzten Jahrzehnten der Zarenzeit und wurden von der bekannten Übersetzerin Aljonna Möckel aus dem Russischen ins Deutsche übertragen. Da die Sammlungen, in denen sie einst erschienen sind, nur noch in irgendwelchen Antiquariaten schlummern, feiern die Texte eine kleine Auferstehung. Sie sind spannend, spritzig-abenteuerlich, böse, voller Fantasie und Überraschungen. Sie verdienen es, wiedergelesen zu werden.

    Eine der drei Geschichten, „Der Gedanke“ von Leonid Andrejew, handelt von einem Mord, dessen minutiöse Planung und mitleidlose Ausführung der Täter, ein Arzt, selbst beschreibt. Es ist das Psychogramm eines eiskalten Mörders. Die anderen sind fesselnde Gespenstergeschichten voller Grusel und unerwarteter Einfälle. Alle drei Autoren treiben auf ihre Weise mit dem Entsetzen Scherz. Bei Alexej Tolstoi ist es der berüchtigte „Graf Cagliostro“, ein italienischer Abenteurer und Hochstapler, der im 18. Jahrhundert die europäischen Königshöfe unsicher machte und hier einen russischen Gutsherrn heimsucht. Er nutzt den Liebeswahn seines Opfers aus, der sich in ein Frauenbildnis vergangener Zeit verliebt hat, und setzt dämonische, zerstörerische Kräfte frei. Nikolai Leskow schließlich, der älteste der drei Autoren, geht im „Gespenst in der Ingenieurburg“ den Gerüchten um überirdische Vorgänge in einer zaristischen Kadettenanstalt nach. Petersburger Kadetten, noch halbe Kinder, spotten über die gespenstischen Erscheinungen in ihrer Burg und geraten selbst in den wilden Strudel des scheinbar Unerklärlichen.

    Ein ungewöhnliches Buch, packend und herausfordernd, versehen mit einem Vorwort der Übersetzerin.


    Verlagslink: https://edition-digital.de/Moe…a/Gespenst/?r=Demoversion


    Der Band erhält drei ursprünglich russische Geschichten, die die Herausgeberin bereits in den 1980er Jahren für den Verlag Volk & Welt übersetzt hat. Sie haben wenig miteinander zu tun, außer dass Sie alle rund um dieselbe Jahrundertwende verfasst wurden. Die ersten beiden lassen sich der Phantastik zuordnen. Die letzte ("Der Gedanke") ist ein nicht-phantastisches Psychogramm eines Mörders, der versucht, einen Mord aus Eifersucht zu begehen und ihn unter dem Deckmantel geistiger Erkrankung zu vertuschen, um nicht bestraft zu werden. In der Geschichte, die als schriftliches Geständnis verfasst ist, kommt er dem Wahnsinn allerdings ein Stück zu nahe. Das ist so gut geschrieben, dass ich mich mal nach mehr Literatur von Leonid Andrejew umsehen werde. Das Tielgebende "Gespenst in der Ingenieurburg", das zugleich auch die kürzeste Geschichte ist, konnte ich mich nicht erreichen. Gut gefallen hat mir dafür "Graf Cagliostro", das ist in der Übersetzung zwar etwas brav daherkommt, aber eigentlich einw underbare Grundlage für ein schauriges Gruselkabinett-Hörspiel bieten würde. Es geht, wie so häufig, um Liebe, das Begehren eines Gegenstandes mit dem Konterfei einer Frau, der Möglichkeit, der diabolischen Erweckung, einen obskuren, okkultischen Schurken und ganz viel schlechte Laune. Das ist gut vermengt, stilsicher erzählt, lässt aber leider manche Gelegenheiten schauerlicher Atmosphäre ungenutzt. Diese Geschichte hätte auch in einer der aktuelle Bloch-Herausgaben ihren Platz gefunden und ist für deren Freunde eine Empfehlung. Auch nach Alexej Tolstoi werde ich mich mal deshalb weiter umschauen. Ich habe gerade sowieso mal wieder mehr Lust auf osteuropäische Literatur.