Comics für Einsteiger

  • Was wären denn so empfehlenswerte Horror/-Gruselcomics für Einsteiger? Und lassen die sich ebenfalls noch kategorisieren? Gibt es zum Beispiel so etwas wie "Schauercomics", die subtilen Horror aufbauen? Wie werden die überhaupt unterteilt?

  • Sehr interessante Frage, Vincent Voss , dazu könnte man wohl 10 Seiten schreiben und es mag sein, dass du doch was anderes suchtest. Ich gehe davon aus, dass dein Zielpublikum Erwachsene sind? Oder zumindest Teens?


    Ideal finde ich das Magazin Heavy Metal (original Metal Hurlante und es gab auch mal ein Schwermetall mit übersetzten Beiträgen); sowohl die antiquarischen Ausgaben seit den 80ern und die aktuellen.

    Da gibt es verschiedene Genres: Hard SF, Fantasy, Sword & Sorcery, Erotik, Humor / Satire, auch Horror. Es kann blutig werden, aber das ist nicht garantiert.

    Es werden tolle Künstler vorgestellt, ganz verschiedene Stile, Stories, s/w und farbig. Da wird man schnell merken, was für Vorlieben man hat (bei mir war das: Richard Corben / bunt, überzeichnet, grob = no-go und auf der anderen Seite als Plus Moebius oder Gonzales, die feiner zeichnen und verrücktere Geschichten / Perspektiven haben.


    Ich hab - hier im Forum sogar? - mal gelesen, dass jemand fragte, wie man Comix lese. Also: erst das Bild, erst den Text. Es gibt in der Sprachwissenschaft Studien, die gezeigt haben, dass man instinktiv zuerst ein Bild ansieht / decodiert, auch, wenn Schrift vorhanden ist. Wenn ein 'Einsteiger' meint, das könne zu chaotisch für ihn sein, viellicht lieber ein Graphic Novel nehmen, dessen Geschichte sich erstmal allein aus den Bildern erfassen lässt und dann kann man im Nachhinein die Texte für die Details lesen.


    Da fiele mir außer Heavy Metal ein (die ersten beiden waren jetzt auch meine Einsteiger als Kind / Teen):

    - Vampirella (Warren Publ. / Classics)


    - Guido Crepax: u.a. Valentina in Stiefeln (s/w Federzeichnungen, Surrealismus = subtiler Grusel, so gut wie keine Texte = da lernt man, sich Comix rein über Bilder zu erschließen)


    - Enki Bilal: Nikopol - Trilogie (sehr kühl, extrem komplexe Geschichten, die sich oft nicht auf den ersten Blick / beim ersten Lesen vollkommen erschließen, bedrückend/bedrohlich - vielleicht für die Anfrage hier nicht genug Horror?)


    - Jon J. Muth: Havoc vs Wolverine: Meltdown - Serie (wunderbare Aquarelle, Story, die Super(Anti)Helden mit SF und Dystopie / Horror sowie Noir Detective verbindet. Recht brutal, blutig.

    - Wenn du den gegengestzten Weg zu Crepax gehen und den Text üerwiegen lassen willst, nimm von Muth: Dracula. Fast mehr illustriertes Buch als Comic, aber die Zeichungen funktionieren ohne Lesen.


    - Sebastian Grenier: Arawn. Fantasy / Sword & Sorcery, aber auch mit einigem Splatter bzw. Gewalt. Sehr opulent, extrem unterhaltsam, ein Augenschmaus und dazu ist die Story gar nicht unanspruchsvoll. Nach einer Walisischen Sage.


    - David McKean: Black Orchid (Texte von Gaiman, die fand ich öde und hab nur die Bilder verfolgt). Eher so melancholisch-bedrohlich-traumwelthaft, aber ich würde das durchaus hier listen.


    Einsteigern würde ich abraten von Graphic Novels, bei denen die Texte redundant sind und nur das sagen, was man auch sieht, ohne eine eigene Story zu erzählen bzw. eine zweite Verständnisebene zu öffnen. Das strengt nämlich wahnsinnig an, seltsamerweise, und nervt extrem. Kann mir vorstellen, dass jemandem da gleich wieder die Lust am Comic vergeht. Als Antitipp z.B. Hernan Rodriguez: Black Fire und Ales Kot / Piotr Kowalski: Bloodborne.

  • Habe mal ins Regal geschaut:


    The Crow von J. O´Barr ist wirklich gut, zumal O´Barr mit verschiedenen Zeichenstilen arbeitet. Die grobe Handlung sollte aus dem (eher mäßigen) Film bekannt sein.


    Death Dealer von Glenn Danzig (bester Misfits Sänger ever :D ) und wechselnden Zeichnern sind imho sehr gute Sword and Sorcery Comics.


    Brian Yuznas Horrorrama beinhaltet eine Reihe ganz netter Kurzcomics, von denen zumindest einer auch in der Masters of Horror Filmreihe umgesetzt wurde.


    Pandämonium von Christofe Bec und Stefano Raffaele ist handfester Horror und spielt in einem wirklich existierenden Sanatorium für Tuberkulosekranke (nimm das, Thomas Mann!!!)


    Die "Hino Horror" Reihe bestehend aus 4 Mangabänden vom großen Hideshi Hino ist auch absolut empfehlenswert.


    Die Bruderschaft der Krabbe von Matthieu Gallié und Jean Baptiste Andreae ist wunderschön gezeichnet und erzählt die Geschichte von 4 (?) Jungen in einem Krankenhaus, die herausfinden, dass der Grund für ihren Aufenthalt dort eine in ihnen lebende Krabbe ist, die sie von innen auffrisst...


    Der Schweizer Künstler Thomas Ott ist sehr zu empfehlen und zwar alles von ihm. Ott hat einen Zeichenstil, der eher an Holz- oder Linoleumschnitte denken lässt, kommt ohne Worte aus und erzählt bitterböse Geschichten.


    Ansonsten Hellboy als Klassiker, bei Batman gibt es auch einige sehr düstere Bände. Wenn es denn Superhelden sein sollen.

    Wenn es nicht unbedingt Horror sein muss aber dystopisch sein darf, kann ich nur wärmstens Frank Millers Sin City empfehlen, ebenso wie Katsuhiro Otomos Akira (beide übrigens sehr ordentlich verfilmt).

  • Gerade du machst mich noch arm.

    =O *Heiligenschein-Smiley* Ich kann auch schon nicht mehr überblicken, an wie vielen Türmen un-unterbringbarer Bücher in meiner Bude dieses Forum schuld ist ... WSKY


    Du kannst es natürlich auch noch anders angehen (zusätzlich zu dem Druckwerk): Es gibt eine ganz wunderbare Doku, Moebius Redux - A Life in Pictures, die die Geschichte und die Zeichner des Metal Hurlante vorstellt, sowie das, was sich aus der Szene entwickelte: Moebius/Giraud, Drouillard, Jodorowsky, Giger. Von Avanti Media, Berlin. Steht auf YT im OriginalFrz/Engl. mit Engl. UT, aber die DVD (sorry! Was sag ich da?!) hat mit Sicherheit auch die Option deutsch / dt UT und außerdem noch Bonusmaterial.

    Das ist sehr interessant, wie das alles eben mit den Erwachsenencomix entstand, vielleicht auch ein guter Zugang, so parallel?


    Es gibt auch einige Heavy Metal-Durchblätter/Vorstell-Videos, ganz nett für einen ersten Eindruck ist dies, von den vorgestellten Ausgaben aus den 80ern hab ich auch einiges damals gelesen / nachgekauft (die einzelen Hefte können sehr unterschiedlich sein).

  • Kennst du DIE UNHEIMLICHEN von Carlsen ?

    Klassische und moderne Schauergeschichten, neu interpretiert als Comic.

    Dort findest du die unterschiedlichsten Zeichenstiele und Geschichten.

    Antigone, Der Fremde, Berenice in der Otaku Szene, oder Frankenstein von Ralf König


    https://www.carlsen.de/reihe/die-unheimlichen





    Das Gegenteil von subtilem Horror, aber meiner Meinung nach auch zu empfehlen,

    Horrorschocker aus dem Hause Weissblech.


    https://weissblechcomics.com/onlineshop/horrorschocker/

    "Ich schreibe so lange, bis der Leser davon überzeugt ist, in der Hand eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein". ... `Stephen King´

  • Ich empfehle „Creepy“ von Bernie Wrightson, erhältlich beim Splitter- Verlag.
    Von Richard Corben den schönen Sammelband „Der Schatten auf dem Grab“ vom All-Verlag.
    Sehr gelungene, werkgetreue Manga-Umsetzungen von Lovecrafts Geschichten gibts bei Carlsen-Comics vom Autoren und Zeichner Gou Tanabe.

    Von Alan Moore empfehle ich „ Swamp Thing“, „ From Hell“, „ Providence“ und „ Neonomicon“.

    Von Garth Ennis „Preacher“ ( Herausragend gut), Hellblazer und wenn es sehr deftig sein darf „Crossed“.

  • Es gibt eine ganz wunderbare Doku, Moebius Redux - A Life in Pictures, die die Geschichte und die Zeichner des Metal Hurlante vorstellt, sowie das, was sich aus der Szene entwickelte: Moebius/Giraud, Drouillard, Jodorowsky, Giger. Von Avanti Media, Berlin. Steht auf YT im OriginalFrz/Engl. mit Engl. UT, aber die DVD (sorry! Was sag ich da?!) hat mit Sicherheit auch die Option deutsch / dt UT und außerdem noch Bonusmaterial.

    Führt weiter vom Thema weg, aber wenn du schon eine Doku empfiehlst, will ich eine Empfehlung ähnlicher Art nachschieben:


    https://en.wikipedia.org/wiki/Comic_Book_Confidential

  • Leider ist wenig über den stationären Buchhandel verfügbar, daher habe ich jetzt Anfragen laufen zu:


    Richard Corven - Creepy

    Die Bruderschaft der Krabbe von Matthieu Gallié und Jean Baptiste Andreae (das will ich glaube ich haben!)

    Valentina in Stiefeln

    Garth Ennis "Preacher" und reinschnuppern werde ich bei "Die Unheimlichen" und habe mir "Der Schatten" geordert.

  • "Ich schreibe so lange, bis der Leser davon überzeugt ist, in der Hand eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein". ... `Stephen King´

  • "Der Schatten" von Aike Arndt nach Hans Christian Andersen war für mich seit langem ein total gelungener Einstieg in Comics. Kurzweilig, modern und zeichnerisch in meinen Augen klasse umgesetzt. Textaffin mochte ich natürlich auch die begleitenden Worte von Jens Balzer zur eigentlichen Erzählung und zur Umsetzung. Da ich zu wenig Erfahrung bisher habe, vergebe ich noch keine Punkte.