Wenn die Gondeln Trauer tragen

  • Zitat

    Das englische Künstler-Ehepaar Laura und John verliert durch einen tragischen Unfall seine Tochter. Während eines Aufenthalts in Venedig, wo John eine Kirche restauriert, lernt Laura zwei Schwestern kennen, die behaupten, in Kontakt mit der verstorbenen Tochter zu stehen. - Nicolas Roegs Mystery-Thriller (1973) ist längst zum Kultfilm avanciert.


    https://www.arte.tv/de/videos/…ie-gondeln-trauer-tragen/

    • Offizieller Beitrag

    Boah, hab ich mich damals gegruselt... Da war ich allerdings auch erst 12 oder so, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. :D

    Willkommen im Club, war bei mir ähnlich... :D Eltern waren aus und die ältere Schwester sollte aufpassen. Hat mich aber nicht daran gehindert den Film heimlich zu schauen...%X

  • Ich habe mir den Streifen gestern Abend noch angeschaut – er ist ja nun wieder entfernt (geblieben ist der Trailer).


    Ich gucke mir sehr gerne Filme an, aber meistens tue ich es nicht. Es sei denn, ich habe einen festen Plan. Und wie es der Zufall wollte, bin ich im Januar mehrfach nach Düsseldorf ins Kino gefahren. Dort stand der Monat im Zeichen der Farbe Gelb, sprich: Giallo. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich in ersten, groben Zügen mit dem Genre und speziell mit dem Werk von Dario Argento vertraut zu machen. Und siehe da – zwischen diesem und Wenn die Gondeln Trauer tragen gibt es ja durchaus Parallelen, wenn nicht sogar Überschneidungen.


    Mir gefällt hier fast alles: Der Einsatz der Signalfarbe Rot, der sich konsequent bis zum blutigen Finale durchzieht. Sehr eingenommen bin ich auch von den beiden Hauptdarsteller:innen, wobei es vor allem an Donald Sutherland kein Vorbeikommen gibt – ein cooler Typ, der mit seinem blauen Mantel und dem bunten Schal weitere farbliche Akzente setzt.


    Die Szene, wie er in der Kirche fast abstürzt, ist ja nervenaufreibend. Etwas überflüssig erschien mir aber die Sex-Szene, wobei ich immerhin die Montage-Technik gut fand. Später las ich, dass gerade diese Szene dem Film viel Aufmerksamkeit verschaffte. Verfolgungsjagden in dunklen Gassen, tönende Schritte auf dem Asphalt, flatternde Taubenschwärme, ein Hieb mit dem Hackmesser, die Farbe Rot … das alles hat an meine Argento-Impressionen angeschlossen und mir einige lehrreiche Momente in puncto Horrorfilm verschafft.


    Unvergesslich, wie Baxter/Sutherland seine Frau im Trauerkostüm vorbeiziehen sieht (die doch eigentlich in England sein sollte) – das Vorgesicht seines eigenen Trauerzugs … großartig! Nun heißt es, die literarische Vorlage – die ich vor Jahr und Tag schon einmal las – wieder hervorzuholen.

  • Ich habe den Film zum ersten Mal als junger Spund gesehen und fand ihn, die vorherrschende beklemmende Atmosphäre ausgenommen, langweilig. Wenn der Film jedoch im Fernsehen präsentiert wurde, dann konnte ich nicht anders und ich musste ihn mir, wie unter einem Zauber stehend, immer wieder ansehen. Zunächst begeisterten mich die eindringlichen, plakativen Filmszenen, als z. B. John in der Kirche beinahe abgestürzt wäre oder seine Ermordung von dem Zwerg im roten Mantel am Filmende. Aber bei jedem erneuten ansehen erblickte ich neue befremdliche Details: die alptraumhafte Eröffnungsszene, als John seine ertrunkene Tochter aus dem Teich herausholt, das zerlaufende Dia und Johns erste Vorahnung, das etwas schreckliches Geschehen ist, seine unangenehmen/feindseligen Begegnungen mit der blinden Seherin, die Vorahnung von seinem eigenen Begräbnis, das blinde umherirren in den Gassen von Venedig als womögliche Metapher für sein Innenleben, seine Tochter ist im Teich ertrunken, so wie Venedig in der Adria ertrinken wird ... Hätte er seinen Tod verhindern können, wenn er die Tatsache, in die Zukunft sehen zu können, akzeptiert hätte? War sein Tod unvermeidlich, sein Schicksal vorherbestimmt: Schuld und Sühne? Warum wollte er die offensichtliche Warnung mittels der roten Farbe nicht erkennen? Warum hat er die Warnrufe seiner Frau am Filmende nicht gehört? Wo doch blinde Menschen, John ist immerhin "blind" gegenüber seinen übernatürlichen Fähigkeiten, ein geschärftes Hörvermögen besitzen. Fragen über Fragen, die auch beim erneuten Ansehen nicht beantwortet werden. By the way, das ist der einzige Film, den ich als DVD besitze.

  • ausgenommen, langweilig

    Kann ich nachvollziehen, wäre mir vor 30 Jahren oder so wohl nicht anders gegangen. Wenn man eben mit dem Horror-Kino der 80er Jahre aufwächst …


    Wie mein Podcast-Kollege Mirko immer sagt: Einen Film zum zweiten Mal sehen, heißt: ihn zum ersten Mal sehen. Bei mir wird es auch nicht die letzte Sichtung gewesen sein.


    das ist der einzige Film, den ich als DVD besitze.


    Das ist bei mir The Wicker Man – oder doch der einzige Film, den ich mir ganz gezielt zugelegt habe. Ich könnte mir vorstellen, diese exklusive Sammlung um Wenn die Gondeln Trauer tragen zu erweitern …

  • Hallo zusammen,

    ich hatte mir die ARTE-Ausstrahlung aufgezeichnet und letzte Woche endlich angesehen, da das m.E. ein Film ist, für den man auch in passender Stimmung sein muss.


    Gesehen habe ich den wohl mal zum Teil, doch vieles war mit nicht mehr präsent. Von dem Zwerg wusste ich, das gehört ja fast zur Allgemeinbildung, wenn man sich mit phantastischen Filmen beschäftigt und da der bis kurz vor Ende noch nicht aufgetaucht ist, war für mich klar, wie der Streifen ausgeht. Ich traue es mich fast nicht zu sagen, doch war das für mich, trotz des gelungenen und schockierenden Überraschungseffekts, der Schwachpunkt des Films, da sich der Moment für mich "leer" angefühlt hat und der Zwerg völlig unvermittelt als Deus Ex Machina daherkommt. Von daher war mein Gesamteindruck nicht so stark, wie erwartet. Auch eine tatsächliche Beklemmung und Bedrohung wollte sich bei mir nicht einstellen.


    Dafür gebe ich dem Film viele andere Dinge, besonders auf technischer Ebene. Der Schnitt ist ungewöhnlich und großartig und - genau Arkham Insider Axel - findet seinen Höhepunkt in der fantastisch montierten Liebesszene. Und wie genial ist denn bitte das "John's Theme" von Pino Donaggio in eben dieser Szene?

    Das ganze Vorschattieren ist auch klasse. Die gesamte Anfangsszene, bis zu Christines Tod, fasst die nachfolgenden Ereignisse schon zusammen. Dazu muss man den Film allerdings mehr als einmal sehen.


    Julie Christie hat mich auch positiv überrascht aber das liegt an mir. Ich hatte sie immer als etwas dürre und verletzliche Figur, wie etwa Mia Farrow in "Rosemary's Baby" in Erinnerung. Glücklicherweise hat sich das nicht bestätigt.


    Insgesamt doch ein großartiger Film, allerdings hat ausgerechnet das Ende bei mir absolut nicht gezündet.

  • Ich hatte mir den Film neulich auch per Aufzeichnung angesehen. Anders als für die meisten hier war es für mich das erste Mal. Hier geäußerte Kritikpunkte kann ich durchaus nachvollziehen, ich sehe mich allerdings aufgrund einer ausgeprägten, romantisch-symbolisch verklärten Venedig-Vorliebe außerstande, hier sezierend zu Werke zu gehen. Für mich war der Film daher - durchaus natürlich im Zusammenspiel mit dem großartigen Score und der suggestiven Machart - schlicht ein visuelles Erlebnis.