One Lane Bridge - TVNZ



  • One Lane Bridge

    Neuseeland TVNZ, 2020 -

    Spekulativ-paranormale Krimiserie; bislang zwei Staffeln à 5 bzw. 6 Episoden. 3. Staffel freigegeben.

    Produktion / Drehbuch: Pip Hall, Regie: Peter Burger und Danny Mulheron

    Mit u.a. Dominic Ona-Ariki, Joel Tobeck, Alison Bruce

    Trailer

    Lief in Deutschland auf ARTE/ZDF im Sept, 2021, auf Amazon Prime wohl nur in UK und eine DVD gibt es - soweit ich gesehen hab - nur als Import.


    Detective Ariki Davis kommt an seine neue Arbeitsstelle in der Nähe von Queenstown. Die Begrüßung seines Vorgesetzten Steven Tremaine ist - unerklärt - frostig, feindselig. Noch bevor man etwas über den akuellen Fall erfährt, wird gezeigt, dass Ariki in der Nähe und beim Überqueren einer Autobrücke seltsame Visionen hat: von der Brücke hängt eine Unzahl von Leichen, einige treiben im Wasser, auf der Fahrbahn sieht es aus wie nach einer Massenkarambolage (oder einer Zombiepokalypse : D). Auch verändern er wie auch andere in der Nähe der Brücke ihre Persönlichkeit, werden plötzlich hochaggressiv, gewalttätig. Arikis Visionen überlagern die Realität und benötigen Implus von außen, um beendet zu werden.

    Es stellt sich heraus, dass es auf der Brücke eine Serie unerklärter Todesfälle gab, die nun von der Polizei ermittelt werden - die Ermittlungen gehen schleppend voran, es werden ebenso viele Geheimnisse entdeckt wie sie gelüftet werden.


    Zentral dabei die "Gabe" Arikis, die angelehnt sein soll an Māori-Mythen (bes. 'Matakite' - eine göttliche Gabe, Equivalent zum zweiten Gesicht). Spannungsmoment dabei ist, ob und wie Ariki diese Gabe erkennt, annimmt und ggfs. damit arbeitet.


    Vor fast 30 Jahren sah ich (mehrmals) Once Were Warriors / Die letzte Kriegerin im Kino und hatte den Eindruck, er hätte den Spielfilm revolutioniert: eine neue Bildsprache (meiner Erinnerung nach das erste Mal, dass der obere Teil des Himmels unnatürlich - siena/orange - eingefärbt wurde, danach sehr häufig v.a. in Fantasy und SF Filmen verwendet); eine neue Art, von häuslicher Gewalt, Selbstbestimmung, Armut und Unterdrückung zu erzählen; und eine Subkultur und Musik, die in Europa bislang wenig bekannt war. Zudem: durchweg absolut exzellente Cast. *)

    Damals hab ich sehr viel über Māori-Kultur gelesen, versucht, mir selbst die Sprache beizubringen und wollte sogar mit meiner Mutter nach Neuseeland auswandern. Wenn ich bei einer Neuseeländischen TV-Serie mit einem Māori-Hauptdarsteller nach der dritten Episode erst mal genervt eine Pause einlege, muss es wirklich schlimm sein.


    Im ersten Moment dachte ich, die Serie sei vielleicht ähnlich der französischen Wiedergängerserie Le Revenants (im Deutschen auf WDR als The Returned), weil auch dort eine Autobrücke bzw. Damm den Übergang zwischen zwei Welten symbolisiert und einen paranormalen Zustand auslöst, auch ist in beiden Serien ein Unfall der Auslöser. Selbst, wenn es in One Lane Bridge keine Untoten gibt, sind die Visionen von Toten bzw. Geistern zentraler Aspekt der Erzählungen.


    Das Ganze dümpelt aber recht platt vor sich hin, es gibt kaum interessante Dialoge jenseits von Klischee-Sprüchen und vor allem wirken sämtliche Haupt- und viele Nebendarsteller super unmotiviert. Die unerklärliche aggressive Ablehnung, die der (weiße) Vorgesetzte seinem Māori Detective entgegenbringt, ist erstmal nicht offensichtlich auf Rassismus zurückzuführen, sondern soll wohl den Spannungsmoment 'Ermittlerpaar funktioniert nicht zusammen, nachdem einer neu in eine geschlossene Ortsgemeinschaft eindringt' bedienen. Ich kenn mich dort nicht aus, empfinde aber die extrem schroffe Haltung der Einwohner / Kollegen als total überzogen und als eine solche Front unglaubwürdig.


    Dann wirken selbst Gewaltszenen oder Spannungsmomente klinisch, kalt und blutleer. Es heißt, dies sei die Neuseeländische Antwort auf Nordic Noir, aber falls das geplant war, hat man das mit der 'nordischen Zurückhaltung' irgendwie falsch verstanden. Zumindest für mich als leidenschaftliche Nordic Noir-Zuschauerin passt es null.


    Auch wird mit den Halluzinationen bzw. Visionen sehr dick aufgetragen, viel Overacting wenn ausnahmsweise mal Zurückhaltung und Subtilität angesagt wäre. Die Verbindung von Paranormalem und Realität wird mit sehr dicken Pinselstrichen aufgetragen, dabei wäre es selbst für Nicht-Phantastikbegeisterte möglich gewesen, die 'Geisterlogik' hier zu schlucken.

    Wie in einer Rezension auf Stuffgelesen, zeigt die Serie "tight-lipped, charmless, one-dimensional people", die fast ausnahmslos mit unmotiviertem Hass, Missgunst und Verachtung gegenüber allem und jedem - incl. sich selbst - durch die Szenen stapfen. Selbst der sehr gewalttätige Once Were Warriors hat ambivalente Figuren und komplexe Motivationen, so übertrieben erreicht die Serie bei mir zumindest nur das Gegenteil.


    Mein Fazit: Es muss nicht alles 'national' gelöst werden, zu sehen, wie in anderen Ländern / Kulturen gedreht und erzählt wird, ist sicher ein extrem wichtiger Impuls für jede Art von Kunst oder Unterhaltung, aber hier hätte man mal auf die Errungenschaften des eigenen Landes schauen können und diese Bilder/Sprache für's Jetzt neu umzusetzen versucht.


    Mal gucken, wann oder ob ich mir den Rest gebe - die Serie läuft gerade im finnischen TV.


    Dieses Bild vermittelt imA schon gut die spröde Leidenschaftslosigkeit, die die Serie durchzieht (zumindest in den ersten drei Episoden)


    *) Und eine ganz wunderbare Romavorlage: mit gleichlautendem Titel von Alan Duff, etwas anders gewichtet als der Film. Es gab zwei Fortsetzungen: What Becomes of the Broken Hearted? (1996, verfilmt 1999) und Jake's Long Shadow (2002, noch ohne Adaption).

  • Ist Staffel 1 nicht vielleicht noch in der ARTE Mediathek? Dort lief Staffel 1.

    Hallo Elmar, nee leider nicht - das mag an den Rechten liegen, internationale Serien geben meist nur Sendelizenzen für gwisse Mediathek-Zeiten (1 Woche bis 3 Monate meist) oder aber die Sendungen müssen direkt geschaut werden und stehen gar nicht in Mediatheken.

    Auf ARTE gibt es nur diese Seite, ich hatte erst auf ARTE geschaut, um euch das zu verlinken, sah dann aber, dass dort weniger Infos stehen als auf der anderen deutschen Site.


    Ich würde nicht unbedingt Bron | Broen (The Bridge) vergleichen, weil das doch extrem komplexe Fälle waren, auch mit mehr Dynamik und einer anderen Bildsprache, sondern eher Forbrydelsen / The Killing oder Fortitude ... die ich beide auch nicht mag *gn*.


    Würde dich / euch ja durchs Anmeldeprogramm des finnischen Privatsenders mtv leiten, wo die Serie in der Originalsprache auf English zu sehen ist, aber Anmeldung und Einwahl ist nur aus Finnland möglich, sorry, ich habs grad zur Probe durchgeclickt.