Eduard Koelwel — Spuk im Westrich

  • Eduard Koelwel: Spuk im Westrich. Erzählungen

    Broschur, 96 Seiten. Ludwig Voggenreiter Verlag. Potsdam 1943

    Inhalt: „Der Löschhorn und der Rummelestorz“, „Der Henner von der Driesch“, „Das Zepter der Zeitlosen“, „Verwandlung“



    Eduard Koelwels Spuk im Westrich ist ein typisches Beispiel deutscher phantastischer Literatur aus der Zeit zwischen 1933 – 1945. Mit den vier Geschichten bewegt sich die Broschüre inhaltlich zwischen Sage und Phantastik. Aufgrund des gezielt lokalhistorischen Stoffs erreicht Koelwel eine Nähe zu Autoren wie Hans Watzlik oder Hans Friedrich Blunck – Vertreter einer folkloristischen Phantastik, die sich in diesem Fall auf den Westrich bezieht, eine Landschaft im Grenzgebiet der Pfalz, des Saarlandes, des Elsass’ und Lothringens.


    Zum Inhalt

    Die Wahl des Handlungsortes fällt auf einen ländlichen Schauplatz während des Mittelalters oder der Neuzeit, jedenfalls deutlich vor der Industrialisierung. Die übersinnlichen Phänomene sind altbekannt (Hexerei, Dämonie, schwarze Magie, Alchimie) und erfahren angesichts der Vorbedingungen wohl bewusst keine Neuerungen.


    Trotz dieser schwerfälligen Verhaftung in der Tradition gelingt dem Autor gelegentlich ein Wurf. Am überzeugendsten erweist sich die letzte Geschichte „Verwandlung“, in deren Zentrum der Magister Anselmus steht, ein Adept, der verzweifelt nach dem Stein der Weisen sucht. Darüber vernachlässigt er seine Frau Brigitte. Diese wendet sich einem anderen Mann zu und „verunreinigt“ so den alchimistisches Prozess. Der Treuebruch hat Folgen: Eine aus dem Ofen schlagende Stichflamme blendet Anselmus. Obendrein macht sich Brigitte mit ihrem Liebhaber aus dem Staub. Durch eine Teufelsanrufung hofft Anselmus, wieder sehend zu werden, um seine Aufgabe zu vollenden. Da erscheinen ihm die Geister seiner Frau und ihres Geliebten, die zwischenzeitlich Selbstmord begangen haben. Sie öffnen Anselmus buchstäblich die Augen und die Möglichkeit eines neuen Lebensglücks.


    Schwächer, da durch allzu betuliche Sagenmotive beeinträchtigt, fallen aus: „Der Löschhorn und der Rummelestorz“ (eine Rübezahl-Variation aus dem Pfälzerwald) und „Das Zepter der Zeitlosen“ (eine Pflanzen-Sage aus dem Bliesgau). Wiederum reizvoll ist „Der Henner von der Driesch“. Darin geht es um einen heiratswilligen aber armen Bauer, dem ein Schwarzkünstler den Tipp gibt, sich in der Walpurgisnacht aus einem Hexenritt heraus eine junge Hexe zu angeln. Das Kunststück gelingt – die wunderliche Braut bringt dem Bauer zwar materielles Glück, fremdelt jedoch mit ihm. Als noch nicht der dämonischen und nicht mehr der menschlichen Sphäre Angehörige steckt sie fest in einer Art Identitätskrise. Erst ein glücklicher Zufall bricht den Bann und ebnet ihr den Weg zurück in die menschliche Gesellschaft und erwartungsgemäß in die Arme des verliebten Bauern.


    Zum Autor

    Eduard Koelwel (1882 – 1966) war sowohl als Maler als auch als Schriftsteller tätig. Während der NS-Zeit war er Geschäftsführer der Reichsschrifttumskammer. Nach Kriegsende lebte er in der DDR, wo er an der Ost-Berliner Humboldt-Universität eine akademische Laufbahn einschlug und verschiedentlich geehrt wurde. Neben Romanen und Erzählungen veröffentlichte er selbst illustrierte Kinderbücher sowie sprachwissenschaftliche Werke.

  • Danke an Arkham Insider Axel !


    Danke für noch eine Entdeckung !


    Bei Eurobuch ist leider das Buch vergriffen.


    Wenn der Stil wie bei Watzlick ist, wird für mich eine ganz schöne Aufgabe sprachlich das Buch zu knacken.

  • Strach Bei booklooker gibt es noch Exemplare für weniger als 10 Euro.


    Der Stil ist nicht so expressiv und vom Dialekt durchzogen wie bei Watzlik. Im Gegenteil: eine einfach gehaltene, klar verständliche Sprache. Auch mit dem "Geraune", das kennzeichnend für Blunck ist, hat Koelwel wenig am Hut.


    Mit am besten gefällt mir diese Passage aus „Der Löschhorn und der Rummelestorz“, wo der garstige Waldkobold, der der Story den Namen gibt, beschrieben wird:


    Zitat

    „Als er zu dem Wicht hinsah, musste er den Kopf sogleich wieder abwenden, so entsetzlich war der Anblick der Missgestalt. Besonders widerwärtig schaute die Rindenflechte auf dem Kopf des Kobolds aus, sie schimmerte weisslich klitschig wie ein mit Milch beschmierter grindiger Ausschlag. Pfui Teufel war der Kerl ekelhaft.“