Die Nacht der reitenden Leichen

  • Bei Weissblech Comics ist kürzlich eine Comic-Adaption des spanischen Horror-Klassikers Die Nacht der reitenden Leichen erschienen.

    Übrigens eine lizensierte Veröffentlichung aus Spanien, also (bis auf das Cover und Backcover) nicht von einem der Weissblech-Stammzeichner.


    Ich habe mich über die Ankündigung und das Heft natürlich sehr gefreut, da ich den Film für sehr gelungen halte (die Vergewaltigung, die als Kavaliersdelikt hingestellt wird, einmal ausgenommen). Zumindest in meiner Wahrnehmung wird dem Streifen zwar allgemein ein Klassiker-Status anerkannt, doch scheint mir das nie sehr ernst gemeint, bzw. wird der Film stets auch etwas belächelt.

    Mir gefällt dagegen die Verbindung der Hammer-Vibes mit teils moderneren Settings (die Schaufensterpuppenwerkstatt), die Reiter in Slow Motion sind echt unheimlich und das Ende ist ebenfalls überraschend wirkungsvoll.


    Vom Comic bin ich einigermaßen ernüchtert. Auf 52 Seiten wird die Handlung durchgepügelt, wie eine 10-Minuten Super 8-Fassung des Films. Würde man den nicht kennen, hätte man gar keine Chance, der Handlung zu folgen. Damit ist das Ganze auch atmosphärisch leider ein Ausfall.


  • Hallo Elmar ,

    oh, das ging völlig an mir vorbei, lieben Dank für die Rezension. [shnt]


    Den Film (bzw. die Reihe, obwohl der Rest hinter dem ersten etwas abfällt) mag ich auch sehr und finde es auch nicht angemessen, da ausschließlich Kult-Trash drin zu sehen. Einfach eine tolle Atmosphäre und grandiose Figuren / Maske / SFX.


    Würde man den nicht kennen, hätte man gar keine Chance, der Handlung zu folgen. Damit ist das Ganze auch atmosphärisch leider ein Ausfall.

    Wääh, das ist ja eine ziemlich vepatzte Chance. Sind die s/w Bilder hier unten auf der Seite aus dem Heft? Die sehen so isoliert imA sehr gut aus. (Was selbstverständlich nix über die Storyline aussagt, die du kritisierst.)


    Dann ist Marc Gras der Innenkünstler - was hat denn Kurio illustriert? Die Außencover? Dessen sonstigen Zeichnungen gefallen mir nicht, die sind arg grob und sehen eher humorig aus.


    Willst du das Heft loswerden? Dann könnten wir reden. [Cof]


    Beim Googeln hab ich grad eine Reihe frecher (aber teils sehr schöner) Imitate / Referenzen gefunden, u.a. hier.


  • Dann ist Marc Gras der Innenkünstler - was hat denn Kurio illustriert? Die Außencover? Dessen sonstigen Zeichnungen gefallen mir nicht, die sind arg grob und sehen eher humorig aus.

    Genau. Marc Gras hat die Adaption gemacht und das Heft gezeichnet. Der Stil geht schon klar. Gras arbeitet sehr viel mit Flächen und weniger mit filigranen Linien. Auch scheint mir die Optik etwas uneinheitlich.

    Von Levin Kurio sind das Covermotiv, das Innencover (die Impressungsseite) und das Backcover.

  • So, dank Elmar habe ich das Magazin jetzt auch gelesen. Insgesamt finde ich, es ist ein hübsches Fan-Stück, das teils ein nostalgisches Gefühl weckt.


    Mein Lob / Kritik sieht etwas anders aus: Ich mag die Zeichnungen wirklich, finde, dass sie gut zur Filmreihe passt, auch einen kleinen Crime Noir-Touch da reinbringt. Der Aufbau gefällt mir auch: einige ganzseitige Zeichungen, einige mittelgroße und kleinere Bildformate, das gibt eine schöne Dynamik und vermittelt soagr was von einem Kamerazoom. Soweit alles wunderbar und viel besser als ich erwartete.


    Ganz schlimm finde ich die Dialoge. Krass banal. Das mag den Filmen geschuldet sein, daran erinnere ich mich nicht mehr, aber da hätte man entweder bissl frickeln können oder - meine Präferenz - fast komplett weglassen. Bei guten Zeichungen benötigt man eh keine Sprechblasen, die kann man sich dann für speziell wichtige / schöne Sätze aufheben (die Erklärung der Historie z.B. hielte ich für nötig, all das Geschwätz übers Flirten / Daten und ob die Ruinen verlassen sind ist imA verzichtbar).


    Wie ihr schon erwähnt habt, gestaltet sich auch der Plot nicht so toll, auch wenn das bei den Filmen sicher etwas ähnlich ist (da aber wegen den schönen Reitern untergeht). Im Grunde sind es 5 oder 6 Intros und dann kommt das Ende, es ist keine richtige Plotline.


    Verzichten können hätte ich auch auf die sehr häufigen Geräusch-Worte IN GROSSBUCHSTABEN ÜBERALL über den Bildern. Das zerstört für mich das Bild/Wort-Gefüge zu Ungunsten des Bildes. Es sagt auch nix aus, was man nicht schon in der Illustration sieht.


    Alles in allem fällt mein Urteil nicht so negativ aus wie euers. Ich freue mich sehr, dass ich zugegriffen habe. [CTHu]

  • Beim Googeln hab ich grad eine Reihe frecher (aber teils sehr schöner) Imitate / Referenzen gefunden, u.a. hier.

    Zu diesem Behufe kann man gerade auch die Bahnhofsbuchhandlung aufsuchen: aktueller Gespenster-Krimi, Nr. 84: Angriff der Nebelreiter. — Das scheint in eine ähnliche Richtung zu gehen.


    Zum Film gibt es noch folgendes zu sagen: Der Regisseur Amando de Ossorio ließ sich hier von einer der sogenannten Leyendas (Wikipedia-Link) von Gustavo Adolfo Bécquer inspirieren: El monte de las ánimas (1861).


    Dieses habe ich kürzlich in einem umfassenden Beitrag von Christoph Seelinger gelesen: Das Blutgericht des Amando de Ossorio. Von Geisterschiffen, Seemöwen und Templern ohne Augen, enthalten in der absolut empfehlenswerten Filmzeitschrift 70 Millimeter, einem Ableger der nicht minder empfehlenswerten Zeitschrift 35 Millimeter, s. hier:


    35mm – Das Retro-Filmmagazin

  • Dieses habe ich kürzlich in einem umfassenden Beitrag von Christoph Seelinger gelesen: Das Blutgericht des Amando de Ossorio. Von Geisterschiffen, Seemöwen und Templern ohne Augen,

    Oha, sehr spannend - war das die Nullnummer der 70 Millimeter? Es sieht so aus, als gäbe es nur noch die #1 und dort hat der Autor ein anderes Thema bearbeitet. (Danke für den Tipp generell, das Magazin kannte ich noch nicht, sieht sehr gut aus!)