KLAPPENTEXT
Aus dem Russischen von Andreas Tretner. Ein Roman über die menschliche Suche nach dem verlorenen Paradies. Im zeitgenössischen Moskau ist eine geheimnisvolle Sekte auf der jagd nach Menschen, die ein "lebendiges Herz" besitzen. Nur diejenigen ihrer gekidnappten Opfer überleben, deren Herz zu sprechen beginnt, nachdem es mit einem Eishammer getroffen wurde. Schnell stellen diese fest, nach der ekstatischen Erfahrung des Herzkontakts kein normales Leben mehr führen zu können - im Vergleich sind alle anderen Empfindungen schal. Sie gehören nun zu einer geheimen Bruderschaft, die ihre spirituelle Kraft aus dem urzeitlichen Eis des sibirischen Tunguska-Meteoriten schöpft.
https://www.perlentaucher.de/b…sorokin/ljod-das-eis.html
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Das erste erzählt vom Erwachen derjenigen, die ein "lebendiges Herz" besitzen und welche Phasen sie durchlaufen. Dabei wird viel redundanz erzählt, es wiederholt sich zum Teil sehr.
Im zweiten Teil begleiten wir eine Russin vom Erwachen durch die Zeitgeschichte Russlands/UDSSR und über ihr Leben in dieser Sekte und wie sie weitere Erwachte um sich scharren.
Im dritten - kürzeren - Teil wird durch ein "modernes Spiel" names Ljod der Rest der 23000 Erwachten rekrutiert und aus verschiedenen Augenzeugen berichten die Versammlung und das Licht beschrieben.
Im vierten - sehr kurzen - Teil geht es um einen Jungen und wie er mit dem Eis spielt. Dieser Art Epilog habe ich echt nicht verstanden.
Insgesamt eine, trotz vieler Wiederholungen, spannend erzählte Geschichte, die sehr körperlich daher kommt. Ob es die Darmwinde sind oder tägliche Urin oder Kotausscheidungen, das scheint dem Autor sehr wichtig. Auch die Darstellungen der Sexualität, die es vor allem im ersten Teil recht häufig gibt, später gar nicht mehr, sind sehr körperlich beschrieben.
Der ganze Hintergrund mit der Sekte, den toten Fleischwesen (also alle Menschen, die nicht erwacht sind) etc., ist zwar sehr intensiv, aber insgesamt doch weder besonders originell und wiederholt sich unzählige Male.
Ich fand den Roman eher durchschnittlich.