Ernst Molden: Austreiben (1999)


  • Here I am and here I stay. Do you remember me, pretty woman?






    Ernst Molden:
    Austreiben - Vampirroman

    Deuticke, 1999, 238 Seiten




    Ernst Molden kennt man in Österreich mittlerweile in erster Linie als umtriebigen Dialekt-Liedermacher und vielleicht noch als (Ex-)Kolumnisten. Dass er auch von Ende der 90er bis in die frühen 00er-Jahre eine Reihe Romane geschrieben hat scheint heute fast völlig vergessen. Allen Qualitäten zum Trotz. Das ein oder andere seiner Werke dürfte ob seiner phantastischen bzw. grotesken Art auch für User dieses Forums von Interesse sein. Allen voran Austreiben, erschienen 1999.



    Die Au ist immer in Mimis Nähe. Noch denkt Mimi nicht, dass die Au böse ist. Aber ein gewisses Stück tiefer in ihrem Bewusstsein spürt sie es doch.



    Eine unheimliche Macht geht um in den urigen Auwäldern Wiens und wirft ihren verderblichen Schatten über die ganze Stadt. Alles beginnt damit, dass ein berühmt-berüchtigter, spitzzüngiger Radiomoderator in seiner mitternächtlichen Sendung intimste Details über die Elite des Landes verbreitet, die er unmöglich kennen kann. Zudem häufen sich bald makabre, brutale Morde, die die Behörden vor ein Rätsel stellen. Die bisher unscheinbare Kommissarin Mimi Sommer steht plötzlich im Zentrum dieser seltsamen Vorgänge und sucht sich letztlich ungewöhnlichen Beistand, um das drohende Unheil doch noch eindämmen zu können.



    Liebe Magister Sommer, Sie werden schon recht haben damit, dass die Leute in Ihrem Bereich übler sind als sonst, aber schieben Sie's doch bitte auf die Gelsen. Denken Sie einfach, wir haben die Zeit der Vampire.







    Der Untertitel Vampirroman täuscht. Hier geht kein spitzzahniger Blutsauger um, der sich zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang an arglosen Wienern delektiert. Das Grauen ist ein schwerer fassbareres, urtümlicheres. Molden hantiert mit Motiven des Folk Horrors und vermengt sie geschickt mit satirischen Elementen zu einer in einem Krimiszenario eingebetteten Geschichte. Diese Mischung mag auf den ersten Blick vielleicht krude wirken, funktioniert aber ausgesprochen gut. Wozu Moldens eigenständiger Stil erheblich beiträgt. Wie aus seinen Liedern bekannt, schürft der Autor - tief im heimatlichen Idiom verwurzelt - einen Lokalkolorit hervor, der sich nicht bloß in der Nennung bekannter Straßen und Plätze erschöpft, sondern tief in die Wiener Seele blicken lässt. Die ist bekanntlich abgründig und hinterfotzig, aber ungemein charmant und nicht ohne Humor.




    Der Arzt macht eine Pause. Müller stutzt.

    „Sie scheinen mir immer an den Fäden Gottes zu hängen.“
    „Sie glauben an Gott?“, fragt Müller.

    „Ich kenne keinen alten Mann, der nicht in der einen oder anderen Form an Gott zu glauben beginnt. Aber je später man es tut, umso hartherziger wird Gottes Angesicht.“

  • Die Startauflage dürfte wirklich nicht sehr hoch und das Buch offenbar kein sonderlicher Erfolg gewesen sein. Wie vermutlich alle seine Romane. Keiner hat eine zweite Auflage (oder Neuausgabe) erhalten. Es wird auch schon seinen Grund haben, dass er irgendwann komplett auf die Musik umgesattelt hat. Schade!


    Arkham Insider Axel

    Teil doch bitte deinen Eindruck mit, wenn du das Buch gelesen hast.

  • Falls es mir noch irgendwo über den Weg torkelt (was ich nicht versprechen kann), soll ich es für irgendjemanden hier beschaffen? Eingedenk der Tatsache, dass Porto in dieser Größe zwischen den Ländern wohl um die zehn bis zwölf Euro kosten würde. Aber falls ich weiß, dass es jemand um den Preis noch möchte, würde ich es mitnehmen, falls ich es wo in einem Laden oder auf einem Markt stehen sehe.