• Zitat

    Auf einer idyllischen, verlassenen Berghütte: Eine ungenannte Erzählerin (Martina Gedeck) findet sich eines Morgens komplett isoliert vom Rest der Welt wieder – abgetrennt durch eine unsichtbare, undurchdringliche, plötzlich auftauchende Wand. So schlägt sich die Protagonistin mit ein paar Tieren durch den einsamen Überlebenskampf. - Nach Marlen Haushofers Roman "Die Wand".


    https://www.arte.tv/de/videos/041337-000-A/die-wand/

  • Nils (Sherlock Holgersson? [Cof])


    Ganz lieben Dank für den Link - zu meinem größten Erstaunen war das mal ein ARTE Spielfilm, auf dem kein Länderblocker war, und den hab ich gleich mal angeschaut. An das Buch erinnere ich mich nur noch schemenhaft, obwohl es mir gut gefiel. Rein fuzzy logic-mässig hat der Film eine völlig andere Thematik: das Buch beschreibt für mich das immer stärkere in-sich-verschlossen-sein in einer theoretisch offenstehenden Welt, der Film zeigt den Weg in die (mentale) Freiheit in einer abgeschlossenen Welt. Vllt. hab ich das Buch aber nur falsch in Erinnerung.


    Jedenfalls hat mich der Film sehr beeindruckt. Was für eine Landschaft, wunderbare ruhige Kamera, Farben, und Gedecke kann das wunderbar tragen, auch noch mit ihrer schönen Stimme, die nie zu viel Pathos oder Drama hat und trotzdem berührt. Von dieser Sache gen Ende ... naja.

    ... das kam für mich auch vollkommen aus dem Nichts. (Ist Entsprechendes im Buch?)


    Was ich ausgesprochen faszinierend fand: Die Beziehung zw. Hund und Gedecke. ich hab mich echt gefragt, ob das ihr Hund ist bzw. der in der Zeit des Drehs (durch die Jahreszeiten muss das ja ne Weile gewesen sein) bei ihr wohnte. In jedem einzigen Film mit einem Hund kann man sehen, dass der nicht auf die Schauspieler achtet, sondern den Trainer im Off, der ein Leckerlie oder Spielzeug hochhält - dahin, wohin der Hund gucken soll. Die Körpersprache stimmt dabei nie mit der intendierten Szene überein. Hier war das vollkommen harmonisch und der Hund guckt nie nach außerhalb des Frames. Einmal döst er im Sitzen weg, als sie ihn steichelt, das hab ich noch nie gesehen. Allein deshalb ist es der Film wert, angeschaut zu werden.


    Was mir auch gefallen hat: der Film wirkt gleichermaßen phantastisch wie unphantastisch.

    Und ein paar schöne Gedanken am Ende, die ich genau so teile - zu Mensch, Natur und seinem Verhältnis zur Sterblichkeit.


    Cool, dank sehr!

  • Cool, dank sehr!

    Oh, das freut mich ja! Ich wollte den Film erst gar nicht hier posten.


    Ich gestehe, ich musste gestern erstmal abbrechen nach etwa 20 Minuten (kurz, nachdem die Protagonistin die Wand entdeckt). Tempo und Stil passten gestern nicht zu meiner Stimmung, ich werde den Film zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Danke aber schon mal für deine Kritik. Ich kenne den Roman nicht, habe aber mal etwas darüber im Radio gehört und glaube, rein vom Handlungsablauf her hält sich der Film an die Vorlage.

  • ... das kam für mich auch vollkommen aus dem Nichts. (Ist Entsprechendes im Buch?)


    Habe ich dich richtig verstanden und du hältst die Wand im Buch für nicht real?

  • Ich gestehe, ich musste gestern erstmal abbrechen nach etwa 20 Minuten (kurz, nachdem die Protagonistin die Wand entdeckt).

    Haha ja, siehst du, ich hab den Anfang ziemlich durchgeskippt (also alle 5 Min mal geschaut und weiter) und ab dort richtig geschaut, als das Ganze schon etabliert war. Vllt. tatsächlich nach den ersten 20 Minuten. [Ber]

    Habe ich dich richtig verstanden und du hältst die Wand im Buch für nicht real?

    Nein, sorry, da muss ich mich unklar ausgedrückt haben. Ich sehe an euren Rückmeldungen, dass ich das Buch noch schlechter - nämlich wirklich so gut wie gar nicht - erinnere.


    Ich las Gilmans Die gelbe Tapete als Teenie und dann noch zwei, drei Mal so mit Mitte 20. Und zu der Zeit - also jetzt vor 25 Jahren - betrachtete eine Freundin in ihrer Magisterarbeit die gelbe Tapete vergleichend mit der Wand und ich hab die Arbeit betagelesen. Bzw. eben dafür auch Haushofers Buch, und da muss ich einiges im Nachhinein vermischt bzw. vllt. mehr ähnliche Szenen / Symbolik erinnert haben als da waren. Fazit: Ich scheine inzwischen keinen Plan mehr von Haushofer zu haben. =O Ich weiß aber noch, dass es mir nur teilweise gefiel, was da aber am Stil lag.

  • Das Buch war so großartig und wichtig für mich, dass ich mich an die Verfilmung nie rangewagt habe. Und das Schicksal des Hundes -- obwohl beinahe vom Anfang des Buches an vorausgesagt -- kaum auszuhalten. Das Buch wird übrigens als eines der großen feministischen Werke gehandelt. Überhaupt halte ich Marlen Haushofer für eine große Schriftstellerin, die nicht den Platz einnimmt, der ihr gebührt. Wobei ich "Himmel, der nirgendwo endet" noch besser fand. Aber alles von ihr ist gut, wenn auch weniger phantastisch als "Die Wand" .

  • Das Buch wird übrigens als eines der großen feministischen Werke gehandelt.

    Ja, ganz sicherlich, das war auch der Dreh- und Angelpunkt der Magisterarbeit damals. Wie gesagt, inzw. etwas funzzy logic, aber ich bin einfach kein Fan von sehr programmatischen Romanen - auch nicht, wenn ich dem Thema zustimme. Gilmans Gelbe Tapete mochte ich immer sehr gern (ganz anders als ihre Herlands), weil ich die Novelle ungewöhnlich sinister fand. Wie gesagt, ich kann nur meine Gedanken dazu vorkramen, ich hab keine halbwegs objektive Erinnerung an Haushofer.


    Der Film hat jedenfalls ganz wunderbare Bilder (Landschaft, vielleicht schon Landschaft als Protagonist) und Gedecke kann das auch allein alles tragen.

  • Das Buch war so großartig und wichtig für mich, dass ich mich an die Verfilmung nie rangewagt habe. Und das Schicksal des Hundes -- obwohl beinahe vom Anfang des Buches an vorausgesagt -- kaum auszuhalten. Das Buch wird übrigens als eines der großen feministischen Werke gehandelt. Überhaupt halte ich Marlen Haushofer für eine große Schriftstellerin, die nicht den Platz einnimmt, der ihr gebührt. Wobei ich "Himmel, der nirgendwo endet" noch besser fand. Aber alles von ihr ist gut, wenn auch weniger phantastisch als "Die Wand" .


    Das ist lange lange her, dass ich das Buch (mehrmals) gelesen habe. Als der Hund erschossen wurde habe ich geweint - eines der wenigen Male, dass mich ein Buch zum Weinen gebracht hat.


    Was ist an dem Roman feministisch? Vielleicht konnte man das damals, als das Buch erschien so ansehen. Aber heute nicht mehr.


    Ich werde mir diesen Film nicht anschauen. Bitte keine fremden Bilder in meinem Kopf.


    "Himmel, der nirgendwo endet" kenne ich nicht. Werde ich mir merken.

  • Zitat

    Was ist an dem Roman feministisch? Vielleicht konnte man das damals, als das Buch erschien so ansehen. Aber heute nicht mehr.

    Das aggressive Eindringen des Mannes in das autark geführte Leben der Frau und die Zerstörung, die er bringt, wurde so gedeutet. Ja, heute ist es diesbezüglich etwas in Vergessenheit geraten.


    Zitat

    Bitte keine fremden Bilder in meinem Kopf.

    Dito.