Sir Arthur Conan Doyle – Der Zauber des geschriebenen Wortes

  • Sir Arthur Conan Doyle: Der Zauber des geschriebenen Wortes. Die Schätze der englischen Prosa

    Broschur, 283 Seiten. Hrsg.: Olaf R. Spittel, Nils Gampert. Übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Nils Gampert

    Verlag 28 Eichen. Barnstorf 2021



    Auf den Verlag 28 Eichen und seine (zum jetzigen Zeitpunkt) auf 46 Bände angewachsene Arthur Conan Doyle-Werkausgabe wurde ich zuerst in Arcana Nr. 13 aufmerksam. Erwartungsgemäß findet sich in dieser Edition ein gewichtiger Sherlock Holmes-Block (Bd. 17 – 25). Freilich dient das Projekt vor allem dazu, das übrige, hierzulande unbekannte Werk des britischen Autors vorzustellen.


    Ich möchte den Blick auf den jüngst erschienenen Band 46 richten, welcher den vielversprechenden Titel Der Zauber des geschriebenen Wortes trägt, untertitelt: Die Schätze der englischen Prosa. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Zeitungsartikeln (Originaltitel: Through the Magic Door), in denen Conan Doyle diverse „Lieblinge“ seiner Bibliothek präsentiert. Übersetzt und kommentiert wurden diese charmanten, doch speziellen Plaudereien von unserem umtriebigen Mitglied Nils Gampert. Dazu gleich mehr.


    Inhalt

    Das Buch gliedert sich in 12 Kapitel und wird abgerundet von Nils’ Nachwort, einem Personenverzeichnis sowie den der Kommentierung zugrundeliegenden Quellenangaben. Was dürfen wir inhaltlich erwarten? Conan Doyles Hauptaugenmerk liegt auf der englischen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Er ist glühender Anhänger von Leuten wie James Boswell, Edward Gibbon oder Walter Scott. Seine eh schon vorhandene Sympathie steigert sich regelmäßig zum Enthusiasmus, angefeuert durch allerlei Anekdoten, gelegentlich bis zur Übertreibung reichend. Er liebt das Abenteuer und feiert Eigenschaften wie Mut, Ausdauer und Tatendrang – im geistigen wie im praktischen Leben. Kapitel 12 widmet sich der maritimen Literatur, Kapitel 9 ist Ausdruck von Conan Doyles ambivalenter Napoleon-Verehrung. Die Vorzüge der Kurzgeschichte werden in Kapitel 6 betont; hier fallen Namen wie: Stevenson, Kipling, Poe, Hawthorne, Bierce und Maupassant; Bulwer-Lyttons Story „The Haunted and the Haunters“ wird als „die beste Geistergeschichte, die ich kenne“ geehrt.


    Ein Hoch auf die Fußnote!

    Das Plus der vorliegenden Ausgabe liegt in dem Rahmen, den Nils ihr gibt. Dieser Rahmen besteht zum einen aus dem kundigen Nachwort (ebenso als Vorwort zu lesen) und einer minutiösen Kommentierung der Ausführungen Conan Doyles. Der Fußnotenanteil ist auf vielen Seiten dem Haupttext ebenbürtig, auf einigen Seiten dominiert er sogar. Diese zwei Textebenen ergänzen sich – und zwar schon fast notwendig. Denn wer nicht gerade mit dem britischen Geistesleben der betreffenden Zeit innig vertraut ist, wird dem ungezwungen dahinfließenden Gedankenstrom Conan Doyles nicht ohne weiteres hinterherkommen. So erfolgt erst einmal eine historische Einordnung. Gerade dort aber, wo der Autor die Zügel zu sehr schießen lässt, greift Nils durch seine Anmerkungen bisweilen auch korrigierend ein. Das tut er versiert und auf eine Art, die sich – wie die Übersetzung selbst – sehr gut liest.


    Fazit

    Zitat

    „Ratgeberliteratur zu jedweder Form der Selbstoptimierung ist in unseren Breiten omnipräsent, der aus Zwanglosigkeit, Müßiggang und der Lust am Nutzlosen geborene Erkundungsgang geistiger Welten jedoch hat es schwer.“

    Diese im Nachwort getätigte Feststellung umreißt das Programm des Buchs treffend. Conan Doyle hält sich zwar an eine gewisse Reihenfolge, doch muss man ihm – der selbst immer wieder abschweift – hierbei nicht pedantisch folgen. Das Personenverzeichnis erleichtert den Einstieg je nach Präferenzen und offenbart die Fülle der kulturellen und politischen Ankerpunkte, zwischen denen sich Der Zauber des geschriebenen Wortes bewegt. Kurzum: ein ebenso lehrreiches wie unterhaltsames Lesevergnügen, das den Mann hinter Figuren wie Sherlock Holmes, Dr. Watson oder Professor Challenger in einem neuartigen Licht erscheinen lässt.

  • Vielen Dank für diese erstklassige Vorstellung, Arkham Insider Axel ! Eine höheres Lob kann ich mir kaum wünschen.


    Doyle liegt eigentlich gar nicht in meinem Interessensbereich, aber unter den gegebenen Umständen bin ich selbstverständlich begeistert und werde mir das zulegen.

    Das freut mich natürlich sehr! :)